Auch auf Ventoux-Etappe im Zeitlimit geblieben

Cavendish kämpft sich durch die schwerste Tour seines Lebens

Von Peter Maurer

Foto zu dem Text "Cavendish kämpft sich durch die schwerste Tour seines Lebens"
Mark Cavendish (Deceuninck - Quick-Step) quält sich den Mont Ventoux hinauf. | Foto: Cor Vos

07.07.2021  |  (rsn) – Halbzeit in Frankreich und nach den ersten elf von 21 Etappen der 108. Tour de France sieht es ganz danach aus, als könnte Mark Cavendish (Deceuninck – Quick Step) zum zweiten Mal in seiner Karriere das Grüne Trikot nach Paris bringen. Davon trennen ihn zwar noch zehn Etappen, aber bislang sieht es sehr gut aus. Mit seinen drei Tagessiegen hat er deutlich gemacht, dass er der schnellste Mann im Peloton ist. Doch zwei Dinge hat Cavendish noch zu befürchten: zum einen die Berge und das jeweilige Zeitlimit und zum anderen die Sprintkontrahenten.

Mit der doppelten Überquerung des Mont Ventoux war auch die 11. Etappe eine derjenigen, die bei Deceuninck – Quick Step die Alarmglocken läuten ließen. Zunächst war der Zwischensprint erneut in einem hügeligen Abschnitt eingebettet und angesichts des “doppelten Ventoux“ war auch die Karenzzeit wieder ein Thema für Cavendish. Ursprünglich als Ersatz für den Iren Sam Bennett, im letzten Jahr Sieger der Punktewertung, nachnominiert, macht der Brite eine hervorragende Figur und jagt den Rekord von Eddy Merckx.

34 Etappensiege hatte der Belgier in seiner Karriere in Frankreich gefeiert, eine Marke für die Ewigkeit, wie viele dachten. Dann jedoch kam Cavendish und sammelte bis 2016 nicht weniger 30 Siege. Danach musste er fünf Jahre warten, ehe die nächsten drei Erfolge kamen. Zwischenzeitlich stand sogar schon ein Karriereende im Raum, doch der frühere Weltmeister fand ausgerechnet bei der Tour zurück in die Erfolgsspur.

"Dass ich schon ein paar Mal gewonnen habe, bedeutet nicht, dass ich das so einfach wiederholen kann", warf Cavendish in Malaucene einen Blick auf den 12. Tagesabschnitt, der in Nimes endet, wo er 2008 bereits einmal jubeln konnte. Gelingt Cavendish in Nimes das gleiche Kunststück wie in Fougeres, Chateauroux und Valence, wo er in diesem Jahr frühere Tour-Erfolgserlebnisse wiederholen konnte?

Ehrerbietung gegenüber Simpson

Doch vor dem nächsten Sprint Royal musste Cavendish mit seinen Teamkollegen die zweifache Bergprüfung am Ventoux bestehen. Und das gelang dem 36-Jährigen. Sieben Minuten vor Ablauf der Karenzzeit erreichte er an der Seite von gleich vier Helfern das Ziel: "Wir wussten schon, dass wir die heutige Etappe wie am Sonntag nahe am Zeitlimit beenden würden. Deshalb mussten wir den ganzen Tag konzentriert bleiben. Alle in der Mannschaft haben mir geholfen, die Anstiege hoch und wieder runter zu kommen."

Die Angst, wie zuletzt 2018, die Tour vorzeitig wegen Überschreiten des Zeitlimits zu verlassen ist dennoch groß. "Ich habe schon mehrfach an der Tour de France teilgenommen, aber ich bin sicher, das ist die schwerste. Ich habe mit Christian Prudhomme am Vorabend der Tour gesprochen und ihm gesagt, wie sehr ich dieses Rennen liebe. Ich kann nur sagen: Ich steige nicht aus. Ich werde so lange weitermachen wie ich kann", gab er sich kämpferisch.

Am Weg hinauf zum Mont Ventoux erinnerte Cavendish übrigens mit einer Geste an Tom Simpson. Sein Landsmann war bei der Tour de France 1967 am Riesen der Provence zusammengebrochen und gestorben. Ein Mix aus Amphetaminen, Alkohol und Erschöpfung sorgte für den tödlichen Kollaps. Eine Tafel unweit des Gipfels erinnert an das tragische Ereignis. Als Cavendish daran vorbeifuhr, nahm er seinen Helm ab zum Gruß. Simpson ist neben Cavendish der einzige Straßenweltmeister Großbritanniens.

Nächste Prüfung: 2.000 Höhenmeter durch das Ardeche-Tal

Schon morgen wird der Mann in Grün wieder gefordert sein, allerdings nicht vom Zeitlimit, sondern von seinen Kontrahenten. Denn die konnten am Mittwoch nur wenige Punkte aufholen. Am besten gelang das Jasper Philipsen (Alpecin – Fenix), der neun Zähler beim Zwischensprint holte. Für Sonny Colbrelli (Bahrain Victorious) gab es nur zwei, Michael Matthews (BikeExchange) eroberte gar nur einen. Deshalb geht Cavendish am Donnerstag mit einem Vorsprung von 58 Punkten in die mit 2.000 Höhenmeter gespickte, 160 Kilometer lange 12. Etappe durch das Ardeche-Tal.

Die Teams seiner Gegner werden versuchen, ihm das Leben schwer zu machen. Cavendish hingegen kann auf seine starken Begleiter zählen und vielleicht auf eine größere Fluchtgruppe hoffen, in der sich keiner seiner Kontrahenten befindet. Falls das Feld geschlossen in das Finale geht, dann hat der Brite wieder alle Trümpfe in seiner Hand.

Mehr Informationen zu diesem Thema

09.12.2021Frau mit “Allez Opi – Omi“-Schild zu einer Geldstrafe verurteilt

(rsn) - Zu einer Geldstrafe von 1200 Euro wurde die Zuschauerin verurteilt, die mit dem Schild "Allez Opi – Omi" bei der vergangenen Tour de France einen Massensturz verursacht hatte. Ein Gericht in

13.10.2021Verursacherin des Tour-Massensturzes vor Gericht

(rsn) – Während am Donnerstag in Paris die Strecke der Tour de France 2022 vorgestellt wird, beginnt in Brest der Strafprozess gegen die junge Frau, die auf der 1. Etappe der diesjährigen Frankrei

23.07.2021Zimmermann kämpfte sich mit Kahnbeinfraktur durch die Tour

(rsn) - Georg Zimmermann (Intermarché - Wanty - Gobert) ist seine erste Tour de France mit einem Kahnbeinbruch zu Ende gefahren, den er sich bereits bei einem Sturz auf der 1. Etappe zugezogen hatte.

21.07.2021Verstärkt Soler ab 2022 die Helferriege von Tour-Sieger Pogacar?

(rsn) - Nach seinem Sturz zum Auftakt der Tour de France, bei dem er sich Frakturen in beiden Ellbogen zuzog, erholt sich Marc Soler nur langsam von den Folgen. “Ich trainiere schon seiteiniger Zeit

21.07.2021Highlight-Video der 108. Tour de France

(rsn) - Vom Grand Départ am 26. Juni in Brest bis zum großen Finale am 18. Juli auf den Champs Élysées: Das Highlight-Video zur 108. Tour de France liefert einen Rückblick auf die 21 Etappen des

20.07.2021Pogacar und UAE Team Emirates auch in Geldranglisten vorn

(rsn) - Tadej Pogacar und sein UAE Team Emirates sind die Großverdiener der 108. Tour de France. Nach seinen Galavorstellungen vor allem in der letzten der drei Wochen kommt der Titelverteidiger auf

19.07.2021Martinez mit Corona infiziert: Olympiastart abgesagt

(rsn) – Wie das kolumbianische Portal Mundo Ciclístico berichtet, hat sich Daniel Martinez mit dem Coronavirus infiziert und wird deshalb nicht wie vorgesehen am Olympischen Straßenrennen am 24.

19.07.2021Krebs, Herzprobleme: Brailsford denkt an Rücktritt

(rsn) – Dave Brailsford, Gründer und Team-Manager von Ineos Grenadiers, hat in einem Interview mit der Tageszeitung The Guardian erklärt, dass ihn massive gesundheitliche Probleme zum Rücktritt

19.07.2021Konrad: “Wir haben zwei von drei Zielen erreicht“

(rsn) – Zum dritten Mal stand Patrick Konrad (Bora – hansgrohe) am Start der Tour de France. Mit seinem grandios herausgefahrenen Sieg auf der 16. Etappe von El Pas de la Casa nach Saint-Gaudens s

19.07.2021Cavendish verpasst alleinigen Rekord und ist dennoch glücklich

(rsn) - Obwohl sein Team Deceuninck - Quick-Step nochmals alles gab, konnte Mark Cavendish eine bis dahin für ihn perfekt verlaufene Tour de France nicht mit dem fünften Etappensieg krönen. Nachdem

19.07.2021Politt jubelte, Rutsch überraschte, Buchmann half

(rsn) - Nach der 108. Tour de France ziehen wir Bilanz von den Vorstellungen der insgesamt zwölf deutschen Starter, von denen nach drei schweren Wochen acht in Paris das Ziel auf den Champs Élysée

19.07.2021Auf den Champs Élysées pokerte Greipel etwas zu lange

(rsn) - In den Jahren 2015 und 2016 holte sich André Greipel zum Abschluss der Tour de France auf den Champs Élysées den jeweils letzten Etappensieg, 2017 musste er sich nur Dylan Groenewegen gesch

Weitere Radsportnachrichten

04.05.2024Arensman und Bardet müssen schon sehr früh Federn lassen

(rsn) – Riesig groß waren die Abstände unter den besten Kletterern des Giro d´Italia auf der 1. Etappe rund um Turin nicht. Und doch dürfte das Thema ´Podium in Rom´ für vier interessante Pro

04.05.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morg

04.05.2024Pogacar verpasst Rosa, setzt aber trotzdem eine erste Duftmarke

(rsn) – Tadej Pogacar hat mit seinem UAE Team Emirates alles getan, um schon am ersten Tag des 107. Giro d´Italia das Maglia Rosa zu übernehmen. Die Männer in Weiß arbeiteten den ganzen Tag rund

04.05.2024Erste Bergankunft im Zeichen von Pantani

(rsn / ProCycling) – Wie bereits der gestrige Auftakt ist auch diese 2. Etappe verhältnismäßig kurz. Im Gegensatz zu den Vorjahren entschied sich der Veranstalter RCS in der ersten Hälfte der Ru

04.05.2024Highlight-Video der 1. Etappe des Giro d´Italia

(rsn) – Jhonatan Narvaez (Ineos Grenadiers) hat mit seinem Sieg zum Auftakt des 107. Giro d’Italia das erste Rosa Trikot erobert. Der 27-jährige Ecuadorianer setzte auf der 1. Etappe über 140 Ki

04.05.2024Zocker Schachmann eröffnet den Giro mit Bravour

(rsn) - Im Ziel in Turin war Maximilian Schachmann (Bora – hansgrohe) von den Emotionen überwältigt. Natürlich war er sauer, dass er zum Auftakt des Giro d’Italia so knapp am Rosa Trikot vorbei

04.05.2024Gasparotto: “Max hat das heute clever gemacht“

(rsn) – Viel fehlte nicht und Maximilian Schachmann (Bora – hansgrohe) hätte zum Auftakt des 107. Giro d’Italia für eine dicke Überraschung gesorgt. Der 30-jährige Deutsche musste sich auf d

04.05.2024Nur Narvaez zum Giro-Auftakt schneller als Schachmann

(rsn) – Maximilian Schachmann (Bora – hansgrohe) hat denkbar knapp einen perfekten Einstieg in den 107. Giro d’Italia verpasst. Der zweimalige Deutsche Meister belegte auf der 1. Etappe über 14

04.05.2024Bénin: Zeitbonifikation kostet Bike Aid den Gesamtsieg

(rsn) - Große Enttäuschung beim Team Bike Aid zum Finale der Tour du Bénin (2.2). Der marokkanische Nationalfahrer Achraf Ed Doghmy gewann die 154 Kilometer lange Schlussetappe nach Cotonou im Spr

04.05.2024Vos vollendet auf Windkantenetappe die Vorarbeit ihres Teams

(rsn) – Marianne Vos (Jumbo – Visma) hat sich bei der 10. Vuelta Femenina ihren zweiten Tagessieg gesichert. Die 36-jährige Niederländerin entschied die 7. Etappe über 138,6 Kilometer von San E

04.05.2024Tiberi verlängert bei Bahrain Victorious

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Profiradsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder RÃ

04.05.2024Bardet will jeden Giro-Tag wie einen Klassiker angehen

(rsn) – Romain Bardet (dsm-firmenich – PostNL) kommt in Top-Form zum 107. Giro d´Italia. Daran besteht spätestens seit seinem zweiten Platz hinter Überflieger Tadej Pogacar (UAE Team Emirates)

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)