Gigantenduell am Strand von Oostende

Van der Poel oder Van Aert – wer holt vierten WM-Titel?

Von Peter Maurer aus Oostende

Foto zu dem Text "Van der Poel oder Van Aert – wer holt vierten WM-Titel?"
Konkurrenten auch bei der Cross-WM in Oostende: Mathieu van der Poel (li,) und Wout Van Aert | Foto: Cor Vos

29.01.2021  |  (rsn) - Ganz im Zeichen des Kampfs der Titanen steht das Männerrennen der 72. Cross-Weltmeisterschaften in Oostende. Der Belgier Wout Van Aert und der Niederländer Mathieu van der Poel waren in den vergangenen sechs Jahren die beiden dominierenden Figuren der Querfeldeinszene, stehen beide bei jeweils drei WM-Titeln und greifen am Sonntag nach dem vierten.

Vor neun Jahren lieferten sich die beiden in Koksijde ein aufregendes WM-Rennen bei den Junioren. Damals rückte das Duell der beiden Überflieger erstmals in das Blickfeld der Radsportfans. Van der Poel setzte sich um acht Sekunden durch, war vor allem in der zweiten Rennhälfte stärker als Van Aert, der seinen Konkurrenten vom Start weg versuchte, unter Druck zu setzen.

"Es war nicht unser erstes Duell damals, wir fahren schon gegeneinander, seit wir zehn Jahre alt waren. Wir kannten uns schon gut, damals fehlte mir noch die Kraft, um ihn wirklich ärgern zu können“, erinnerte sich Van Aert in Oostende im Gespräch mit radsport-news.com. Seit Koksijde sind nicht nur neun Jahre vergangen, die beiden tragen ihre Duelle mittlerweile auch auf der Straße aus.

Bisheriger Gipfel war dabei im Oktober der spannende Sprint um den Sieg bei der Flandern-Rundfahrt, den van der Poel für sich entschied. Auch im Straßensport haben sich die beiden Crossspezialisten längst einen Namen gemacht und zählen auch dort zu den absolut Weltbesten.

In der aktuellen Cross-Saison steht es zwischen den beiden unentschieden. Zwei Rennen gewann Van Aert, zwei gingen an van der Poel. Und der jeweilige Kontrahent landete auf dem zweiten Rang – ein klares Unentschieden vor den Titelkämpfen also.

"Wenn das Rennen so läuft wie in den vergangenen Wochen, dann wird es ein Duell zwischen Mathieu und mir um den Sieg werden. Ich erwarte nicht, dass andere Fahrer lange an unseren Hinterrädern bleiben“, blickte der Belgier voraus, nahm dann aber noch Teamkollegen Laurens Sweeck und den britischen Allrounder Thomas Pidcock in den Kreis der Medaillenanwärter mit auf: "Sie können sicher mithalten, aber am Ende wird es auf das Duell zwischen mir und Mathieu hinauslaufen"

Vorzüge für Van der Poel als auch Van Aert am Kurs von Oostende

Für zusätzliche Spannung sorgt der sehr spezielle Kurs in der belgischen Hafenstadt. Denn auf der Pferderennbahn ist eine flache Wiesenpassage angesiedelt, die van der Poel entgegenkommen sollte. Der lange Sandabschnitt am Atlantikstrand hingegen spielt Van Aert in die Karten. "Auf jeden Fall ist es ein Kurs, auf dem wir beide unser Ding durchziehen können“, erklärte van der Poel nach der Streckenbesichtigung gegenüber Sporza.

Als Schlüsselstelle machte er, wie übrigens auch sein belgischer Kontrahent, den Strand von Oostende aus, der sich am Freitag im Training als extrem windig präsentierte: "Es ist möglich schnell einen Vorsprung von 20 Sekunden herauszufahren, aber auch genauso 20 Sekunden zu verlieren. Ich denke, man muss für den Sonntag lange zurückhaltend agieren", so van der Poel.

Für beide ist das WM-Rennen das Highlight der Crosssaison. "Mein Fokus lag immer auf den Weltmeisterschaften. Ich bin gut vorbereitet und hoffe auf einen guten Tag. Dann sollte viel möglich sein“, erklärte der 25-jährige van der Poel, der gerne seinen vierten Titelgewinn nach 2015, 2016 und 2020 feiern würde. Die bisherigen Ergebnisse spielen im Hinblick auf die Favoritenrolle für ihn aber keine Rolle: "Wir hatten noch keinen Sandcross in diesem Jahr, deshalb kann man kein Rennen mit dem WM-Kurs vergleichen“, sagte der Titelverteidiger, der letztes Jahr in Dübendorf souverän ins Regenbogentrikot fuhr.

Damals kämpfte Van Aert aber noch mit den Folgen seines schweren Sturzes bei der Tour de France 2019. Mit seinen starken Auftritten und den Siegen bei der Tour, Strade Bianche oder Mailand-San Remo stellte der Belgier aber im vergangenen Jahr eindrucksvoll unter Beweis, dass er nicht nur zurück ist, sondern stärker als zuvor.

"Auch wenn wir es nicht wahrhaben wollen, es ist einfach die Realität, dass sie in einer eigenen Welt fahren“, erzählte van Aerts Landsmann Sweeck. Er gilt als Sandspezialist und ist wohl der aussichtsreichste Außenseiter im Kampf um das Regenbogentrikot: "Die beiden werden aber wohl nicht auf einmal um zwei Minuten langsamer werden. Aus der Vergangenheit wissen wir ja, dass sie bei Großveranstaltungen noch besser und stärker sind.“

Noch ein Dreifachweltmeister mischt im WM-Rennen mit

Mit den Palmares des führenden Crossduos kann zumindest ein Fahrer im Feld mithalten. Denn mit dem Tschechen Zdenek Stybar steht ein weiterer Dreifachweltmeister auf der Startliste. Zwar liegen seine erfolgreichsten Crosszeiten schon etwas zurück, doch an der belgischen Nordseeküste will der Profi von Deceuninck – Quick-Step es noch einmal wissen.

Sein erfolgreicher Wechsel auf die Straße, wo Stybar zu den Topfahrern bei Kopfsteinpflasterrennen zählt, war auch für die Karrieren von Van Aert und van der Poel richtungsweisend. Denn seitdem orientierten sich die beiden Crossspezialisten nach dem Winter immer mehr in Richtung Straßenrennen.

Es ist ein Weg, auf dem sich auch Pidcock befindet. Der Brite war 2020 auf fast allen Terrains erfolgreich, holte in Dübendorf hinter van der Poel die Silbermedaille, und das im Alter von 20 Jahren. Auch auf der Straße wusste Pidcock schon zu überzeugen, gewann mit einer extrem starken Vorstellung den Babygiro der Kategorie U23 und wurde in Saalfelden-Leogang Weltmeister im Cross-Country-Rennen der U23. Im aktuellen Cross-Weltcup wurde er dreimal Dritter.

In der Zukunft wird der Allrounder aus Leeds sicherlich eine gewichtige Rolle im Crosssport einnehmen, eine (Bronze)-Medaille in Oostende ist in Reichweite. Davon wagen die deutschsprachigen Vertreter gar nichterst  zu träumen, obwohl mit dem Schweizer Kevin Kuhn ein großes Talent in der Elite seine Premiere feiern wird. In der Weltcupsaison platzierte er sich in allen drei Rennen in den Top 16 und schloss die Gesamtwertung als Zehnter ab. Neben Pidcock ist Kuhn übrigens der einzige Fahrer in den Top Ten, der nicht aus Belgiern oder den Niederlanden stammt.

Während auch seinem Landsmann Timon Ruegg ein gutes Resultat zuzutrauen ist, werden der dritte Schweizer im WM-Rennen, Gilles Mottiez, der Deutsche Sascha Weber und der Österreicher Philipp Heigl am Sonntag ihre Mühe haben, eine Überrundung abzuwehren. Das gilt auch für Heinrich Haussler, der für Australien ins Rennen geht. Der Straßenprofi will hat bei seinem WM-Debüt aber schon die Eröffnung der belgischen Klassikersaison Ende Februar im Auge.

Mehr Informationen zu diesem Thema

21.12.2024Vandeputte mit Start-Ziel-Sieg zum ersten Weltcuperfolg

(rsn) – Dank einer technischen Glanzleistung hat Niels Vandeputte (Alpecin – Deceuninck) in Hulst nicht nur einen Start-Ziel-Sieg, sondern auch seinen ersten Weltcup-Erfolg gefeiert. Der Belgier w

21.12.2024Schreiber startet am schnellsten und bleibt bis zum Schluss vorn

(rsn) – Schnellstarterin Marie Schreiber (SD Worx – Protime) hat den Cross-Weltcup in Hulst mit einem Start-Ziel-Sieg für sich entschieden. Lucinda Brand (Baloise – Trek Lions) baute als Zweite

17.12.2024Pidcock verzichtet in diesem Winter auf Crossrennen

(rsn) – Tom Pidcock wird in diesem Winter auf Einsätze im Gelände verzichten. Das teilte der 25-jährige Brite auf Instagram mit. “Am Sonntag habe ich mir meinen ersten Cyclocross dieser Saison

15.12.2024Vanthourenhout gewinnt Weltcup-Spektakelcross in Namur

(rsn) – Beim Weltcup in Namur sorgten der schwere Kurs und der Regen für ein spektakuläres Rennen mit vielen Stürzen, Chaos und konstant neuen Situationen. Michael Vanthourenhout (Pauwels Sauzen

15.12.2024Alvarado rettet sich beim Weltcup in Namur vor Brand ins Ziel

(rsn) - Ceylin del Carmen Alvarado (Fenix – Deceuninck) hat in Namur bei nassen Bedingungen den dritten Weltcup der Saison gewonnen. Lucinda Brand (Baloise – Trek Lions) fuhr nach schwachem Start

14.12.2024Vanthourenhout ist im Matsch von Herentals der König

(rsn) - Michael Vanthourenhout (Pauwels Sauzen – Bingoal) hat die X2O Badkamers Trofee in Herentals für sich entschieden und damit die Siegesserie seiner Mannschaft verlängert, die durch ihn und E

14.12.2024Van Empel revanchiert sich in Herentals für Dublin-Niederlage

(rsn) - Fem van Empel (Visma – Lease a Bike) hat den dritten Lauf der X2O Trofee gewonnen. In Herentals profitierte sie allerdings von Stürzen ihrer größten Konkurrentinnen Lucinda Brand (Balois

13.12.2024Van der Poels Cross-Programm: elf Rennen, aber nur ein Ziel

(rsn) – Knapp eine Woche nach Wout van Aert (Jumbo – Visma) hat nun auch Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) sein Cross-Programm 2024/25 veröffentlicht. Der sechsmalige Weltmeister wird

13.12.2024HLN: van Aert verzichtet auch diesmal auf Cross-WM

(rsn) – Zuletzt hatten mehrere Experten darüber diskutiert, ob Wout van Aert (Visma – Lease a Bike) sein Cross-Programm 2024/25, das aus nur sechs Rennen bestehen wird, nicht doch noch um die Wel

12.12.2024Treten van Aert und van der Poel in Loenhout gegeneinander an?

(rsn) – Treffen Wout van Aert (Jumbo – Visma) und Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) beim Azencross am 27. Dezember aufeinander? Darauf deutet ein Beitrag von Cafe Koers hin. In dem Pod

08.12.2024Cross-Weltcup auf Sardinien abgesagt

(rsn) – Der für heute geplante Cross-Weltcup in Cabras auf Sardinien kann nicht ausgetragen werden. Ein Mistralsturm wehte in der Nacht von Samstag auf Sonntag viele Banden um oder sogar weg. Auch

07.12.2024Velo d´Or für Pogacar und Kopecky

(rsn) – Zum zweiten Mal nach 2021 hält Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) das Velo d'Or in den Händen. Der Slowene wurde von einer aus Journalisten bestehenden Jury zum besten Radsportler des Jahre

Weitere Radsportnachrichten

21.12.2024Schöne Highlights und ein sehr starker August

(rsn) – 22 Jahre ist Fabio Christen (Q36.5 Pro Cycling) alt, und der Schweizer kommt aus einer wahren Radsportfamilie. Schon sein Großvater gehörte zu den besten Straßensportlern und auch sein Va

21.12.2024Red-Bull-Sportchef Aldag über die Transfers von Lazkano und Co.

(rsn) – Es war abzusehen, dass Red Bull – Bora – hansgrohe auch in diesem Winter wieder allerhand Veränderungen am Kader für die neue Saison vornehmen würde. Neun Profis stoßen 2025 zum Team

21.12.2024Vandeputte mit Start-Ziel-Sieg zum ersten Weltcuperfolg

(rsn) – Dank einer technischen Glanzleistung hat Niels Vandeputte (Alpecin – Deceuninck) in Hulst nicht nur einen Start-Ziel-Sieg, sondern auch seinen ersten Weltcup-Erfolg gefeiert. Der Belgier w

21.12.2024Schreiber startet am schnellsten und bleibt bis zum Schluss vorn

(rsn) – Schnellstarterin Marie Schreiber (SD Worx – Protime) hat den Cross-Weltcup in Hulst mit einem Start-Ziel-Sieg für sich entschieden. Lucinda Brand (Baloise – Trek Lions) baute als Zweite

21.12.2024Knolle, Groß, John und Zemke zu rad-net - Rembe - Sauerland

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

21.12.2024Vom Niemandsland nach Alpe d’Huez in wenigen Monaten

(rsn) – Als Ruderin stand Valentina Cavallar schon bei den Olympischen Spielen am Start und ihr Einstieg in den Radsport kam dann doch sehr überraschend. Erst im April fand sie einen Platz bei der

21.12.2024“Riesige Erleichterung“: Auf dem Weg zurück zu alter Stärke

(rsn) – Er war noch nicht ganz wieder der Alte, doch nach zwei krankheitsbedingt schwarzen Saisons hat Maximilian Schachmann 2024 endlich erneut aufblitzen lassen können, wozu er fähig ist. Das ge

21.12.2024Van Empel muss Cross-Wochenende auslassen

(rsn) - Wegen eines Trainingssturzes muss Weltmeisterin Fem van Empel (Visma – Lease a Bike) die beiden Cross-Weltcups in Hulst und Zonhoven an diesem Wochenende auslassen. Wie die Niederländerin a

21.12.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste 2024

(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem

20.12.2024Meisterschaftsdoppel versöhnte nach Olympia-Enttäuschung

(rsn) – Die Olympischen Spiele in Paris hatten die Österreicherin Anna Kiesenhofer (Roland) wieder in den Fokus der medialen Aufmerksamkeit zurückgeholt. Immer wieder wurde ihre Sensationsfahrt v

20.12.2024Van Aert kehrt in Mol zu seiner ersten Liebe zurück

(rsn) - Viel Zeit zur Vorbereitung konnte sich Wout van Aert (30) nicht gönnen. Nach nur drei Tagen im Cross-Training will der Belgier am Montag beim Superprestige in Mol starten. Der Cross-Vizeweltm

20.12.2024Van Schip wegen Drohungen und Beleidigungen gesperrt

(rsn) - Wegen "Beleidigungen, Drohungen und unangemessenem Verhalten“ bei der Bahn-WM in Ballerup (Dänemark) hat die UCI den Niederländer Jan-Willem van Schip vom 27. Dezember 2024 bis zum 1. Febr

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine