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29.01.2021 | (rsn) - Ganz im Zeichen des Kampfs der Titanen steht das Männerrennen der 72. Cross-Weltmeisterschaften in Oostende. Der Belgier Wout Van Aert und der Niederländer Mathieu van der Poel waren in den vergangenen sechs Jahren die beiden dominierenden Figuren der Querfeldeinszene, stehen beide bei jeweils drei WM-Titeln und greifen am Sonntag nach dem vierten.
Vor neun Jahren lieferten sich die beiden in Koksijde ein aufregendes WM-Rennen bei den Junioren. Damals rückte das Duell der beiden Überflieger erstmals in das Blickfeld der Radsportfans. Van der Poel setzte sich um acht Sekunden durch, war vor allem in der zweiten Rennhälfte stärker als Van Aert, der seinen Konkurrenten vom Start weg versuchte, unter Druck zu setzen.
"Es war nicht unser erstes Duell damals, wir fahren schon gegeneinander, seit wir zehn Jahre alt waren. Wir kannten uns schon gut, damals fehlte mir noch die Kraft, um ihn wirklich ärgern zu können“, erinnerte sich Van Aert in Oostende im Gespräch mit radsport-news.com. Seit Koksijde sind nicht nur neun Jahre vergangen, die beiden tragen ihre Duelle mittlerweile auch auf der Straße aus.
Bisheriger Gipfel war dabei im Oktober der spannende Sprint um den Sieg bei der Flandern-Rundfahrt, den van der Poel für sich entschied. Auch im Straßensport haben sich die beiden Crossspezialisten längst einen Namen gemacht und zählen auch dort zu den absolut Weltbesten.
In der aktuellen Cross-Saison steht es zwischen den beiden unentschieden. Zwei Rennen gewann Van Aert, zwei gingen an van der Poel. Und der jeweilige Kontrahent landete auf dem zweiten Rang – ein klares Unentschieden vor den Titelkämpfen also.
"Wenn das Rennen so läuft wie in den vergangenen Wochen, dann wird es ein Duell zwischen Mathieu und mir um den Sieg werden. Ich erwarte nicht, dass andere Fahrer lange an unseren Hinterrädern bleiben“, blickte der Belgier voraus, nahm dann aber noch Teamkollegen Laurens Sweeck und den britischen Allrounder Thomas Pidcock in den Kreis der Medaillenanwärter mit auf: "Sie können sicher mithalten, aber am Ende wird es auf das Duell zwischen mir und Mathieu hinauslaufen"
Vorzüge für Van der Poel als auch Van Aert am Kurs von Oostende
Für zusätzliche Spannung sorgt der sehr spezielle Kurs in der belgischen Hafenstadt. Denn auf der Pferderennbahn ist eine flache Wiesenpassage angesiedelt, die van der Poel entgegenkommen sollte. Der lange Sandabschnitt am Atlantikstrand hingegen spielt Van Aert in die Karten. "Auf jeden Fall ist es ein Kurs, auf dem wir beide unser Ding durchziehen können“, erklärte van der Poel nach der Streckenbesichtigung gegenüber Sporza.
Als Schlüsselstelle machte er, wie übrigens auch sein belgischer Kontrahent, den Strand von Oostende aus, der sich am Freitag im Training als extrem windig präsentierte: "Es ist möglich schnell einen Vorsprung von 20 Sekunden herauszufahren, aber auch genauso 20 Sekunden zu verlieren. Ich denke, man muss für den Sonntag lange zurückhaltend agieren", so van der Poel.
Für beide ist das WM-Rennen das Highlight der Crosssaison. "Mein Fokus lag immer auf den Weltmeisterschaften. Ich bin gut vorbereitet und hoffe auf einen guten Tag. Dann sollte viel möglich sein“, erklärte der 25-jährige van der Poel, der gerne seinen vierten Titelgewinn nach 2015, 2016 und 2020 feiern würde. Die bisherigen Ergebnisse spielen im Hinblick auf die Favoritenrolle für ihn aber keine Rolle: "Wir hatten noch keinen Sandcross in diesem Jahr, deshalb kann man kein Rennen mit dem WM-Kurs vergleichen“, sagte der Titelverteidiger, der letztes Jahr in Dübendorf souverän ins Regenbogentrikot fuhr.
Damals kämpfte Van Aert aber noch mit den Folgen seines schweren Sturzes bei der Tour de France 2019. Mit seinen starken Auftritten und den Siegen bei der Tour, Strade Bianche oder Mailand-San Remo stellte der Belgier aber im vergangenen Jahr eindrucksvoll unter Beweis, dass er nicht nur zurück ist, sondern stärker als zuvor.
"Auch wenn wir es nicht wahrhaben wollen, es ist einfach die Realität, dass sie in einer eigenen Welt fahren“, erzählte van Aerts Landsmann Sweeck. Er gilt als Sandspezialist und ist wohl der aussichtsreichste Außenseiter im Kampf um das Regenbogentrikot: "Die beiden werden aber wohl nicht auf einmal um zwei Minuten langsamer werden. Aus der Vergangenheit wissen wir ja, dass sie bei Großveranstaltungen noch besser und stärker sind.“
Noch ein Dreifachweltmeister mischt im WM-Rennen mit
Mit den Palmares des führenden Crossduos kann zumindest ein Fahrer im Feld mithalten. Denn mit dem Tschechen Zdenek Stybar steht ein weiterer Dreifachweltmeister auf der Startliste. Zwar liegen seine erfolgreichsten Crosszeiten schon etwas zurück, doch an der belgischen Nordseeküste will der Profi von Deceuninck – Quick-Step es noch einmal wissen.
Sein erfolgreicher Wechsel auf die Straße, wo Stybar zu den Topfahrern bei Kopfsteinpflasterrennen zählt, war auch für die Karrieren von Van Aert und van der Poel richtungsweisend. Denn seitdem orientierten sich die beiden Crossspezialisten nach dem Winter immer mehr in Richtung Straßenrennen.
Es ist ein Weg, auf dem sich auch Pidcock befindet. Der Brite war 2020 auf fast allen Terrains erfolgreich, holte in Dübendorf hinter van der Poel die Silbermedaille, und das im Alter von 20 Jahren. Auch auf der Straße wusste Pidcock schon zu überzeugen, gewann mit einer extrem starken Vorstellung den Babygiro der Kategorie U23 und wurde in Saalfelden-Leogang Weltmeister im Cross-Country-Rennen der U23. Im aktuellen Cross-Weltcup wurde er dreimal Dritter.
In der Zukunft wird der Allrounder aus Leeds sicherlich eine gewichtige Rolle im Crosssport einnehmen, eine (Bronze)-Medaille in Oostende ist in Reichweite. Davon wagen die deutschsprachigen Vertreter gar nichterst zu träumen, obwohl mit dem Schweizer Kevin Kuhn ein großes Talent in der Elite seine Premiere feiern wird. In der Weltcupsaison platzierte er sich in allen drei Rennen in den Top 16 und schloss die Gesamtwertung als Zehnter ab. Neben Pidcock ist Kuhn übrigens der einzige Fahrer in den Top Ten, der nicht aus Belgiern oder den Niederlanden stammt.
Während auch seinem Landsmann Timon Ruegg ein gutes Resultat zuzutrauen ist, werden der dritte Schweizer im WM-Rennen, Gilles Mottiez, der Deutsche Sascha Weber und der Österreicher Philipp Heigl am Sonntag ihre Mühe haben, eine Überrundung abzuwehren. Das gilt auch für Heinrich Haussler, der für Australien ins Rennen geht. Der Straßenprofi will hat bei seinem WM-Debüt aber schon die Eröffnung der belgischen Klassikersaison Ende Februar im Auge.
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