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29.01.2021 | (rsn) - Cross ist Boss. Dieser Satz wird im internationalen Radsport immer prominenter, seitdem die Asse Mathieu van der Poel und Wout Van Aert den Straßenzirkus aufmischen. Das britische Team Ineos Grenadiers wird in dieser Saison Tom Pidcock in die WorldTour einführen, und in Deutschland trägt mit Marcel Meisen momentan ein Crosser das nationale Meistertrikot auf der Straße.
Trotzdem fristet der Querfeldeinsport hierzulande seit Jahren ein Schattendasein. Obwohl im Freizeit-Sektor Gravelbikes und das Fahren im Gelände boomen, ist der Leistungssport 'Cross' in Deutschland alles andere als Boss.
Die Zeiten, als Rolf Wolfshohl, Klaus-Peter Thaler und Mike Kluge in den 1960er, 80er und 90er Jahren Weltmeister waren, oder als Hanka Kupfernagel in den 2000er Jahren die Szene mit vier WM-Titeln dominierte und Philipp Walsleben 2009 U23-Weltmeister wurde, sind längst vorbei. Dass Deutschland im ewigen Medaillenspiegel der Cross-Weltmeisterschaften hinter Belgien, der Niederlande und Frankreich noch immer Vierter ist: ein Relikt der Vergangenheit.
Richtig deutlich wird das am kommenden Wochenende wieder, wenn im belgischen Oostende die Cross-Weltmeisterschaften ausgetragen werden und in vier Rennen nur zwei Deutsche starten: Elisabeth Brandau bei den Elite-Frauen und Sascha Weber bei den Elite-Männern. Der Deutsche Meister Meisen hat mangels Form auf seinen Start verzichtet. Und sonst ist dem Bund Deutscher Radfahrer niemand stark genug, um in Oostende das Nationaltrikot tragen zu dürfen.
Nur zwei statt der möglichen zehn Starter in der Elite
"Wir sind der Meinung, dass eine gewisse Leistungsfähigkeit beziehungsweise Qualität gegeben sein sollte, wenn man Deutschland vertritt", erklärte BDR-Sportdirektor Patrick Moster gegenüber radsport-news.com, warum man nicht die volle Zahl von je fünf Startplätzen für die Eliterennen der Frauen und Männer ausgeschöpft hat.
Hart getroffen hat diese Entscheidung in der vergangenen Woche die Hannoveranerin Stefanie Paul. Die Nummer 102 der Frauen-Weltrangliste machte sich über die Saison hinweg Hoffnungen auf ihren zweiten WM-Start nach 2017 und war auch bei den Europameisterschaften sowie einigen Weltcups im Einsatz. Zur WM aber, auf die ihr Formaufbau zielte, darf sie nicht. Und nun ist die Szene in Aufruhr.
"Stefanie Paul erhielt die WM-Nominierung nicht, obgleich sie mit einem Engagement in dieser Zeit für eine Teilnahme gekämpft hat, das seinesgleichen sucht. Dass sie durch den BDR nun final derart abgestraft wird, dafür fehlen mir fast die Worte", urteilte der ehemalige Deutsche Cross-Meister Jens Schwedler, langjähriger Sportlicher Leiter des Stevens Racing Teams, für das auch Paul fährt, auf seiner Website. Dazu muss man wissen: EM- und Weltcup-Starts, der ganze Cross-Winter, das ist für Fahrerinnen wie Paul, die kein Profi ist, ein Investment.
Geld nicht der Grund für dünne Nominierung
Denn, so schilderte ihr Mann Felix Paul gegenüber radsport-news.com, die Reisekosten für sich selbst und auch ihre Betreuer, tragen die Crosser selbst - auch für die WM in Oostende sei das so besprochen gewesen, da der BDR dort dieses Jahr keine eigene Delegation hinschickt. Paul und die Deutsche Meisterin Brandau hätten deshalb vor der Ausbootung der Hannoveranerin bereits geplant gehabt, wie ihre beiden Betreuer sich zwischen Startbereich und Material-Depot gegenseitig aushelfen könnten.
"Für derartige Details, um Wettkämpfe optimal bestreiten zu können, herrscht in der BDR-Spitze nur Desinteresse vor. Weder bei der EM noch bei den Weltcups hat der BDR irgendeine Form der Logistik beziehungsweise Personen vor Ort gestellt. Alle Formalitäten, Unterkunft und Logistik haben die Sportler selbst vor Ort zu erledigen. Einzig die Erlaubnis oder das Verbot von Starts spricht der BDR aus", kritisierte Felix Paul. Den Anspruch auf unendliche Unterstützung habe man gar nicht, lediglich den Wunsch, grünes Licht für einen Start zu bekommen, wenn man doch alles selbst stemme.
Zu hohe Kosten für den Verband - ein unter Umständen naheliegender Gedanke, weil Cross keine olympische Disziplin ist und daher weniger gefördert wird - sind also nicht der Grund dafür, dass die BDR-Startplätze unbesetzt bleiben. "Geld spielt bei der Entscheidung keine Rolle. Darum darf es bei WM-Nominierungen auch nie gehen", betonte auch Moster und ergänzte scherzhaft: "Wir wollen ja auch die Startplätze nicht verkaufen, sonst könnten wir damit am Ende noch verdienen."
Lieber gar nicht antreten, als hinten zu landen?
Paul habe bei der EM und ihren Weltcup-Einsätzen die Chance gehabt, internationale Konkurrenzfähigkeit nachzuweisen. Das sei ihr aber leider nicht gelungen, so Moster über die 35-Jährige, die bei ihren Weltcup-Starts in Tabor, Namur und Dendermonde in diesem Winter auf den Plätzen 40, 53 und 39 gelandet war und bei den Europameisterschaften in einem 26-köpfigen Feld als Vorletzte gewertet wurde.
Handfeste Qualifikationskriterien für eine WM-Nominierung durch den BDR in Form von zu erreichenden Platzierungen gab es in der durch das Coronavirus arg reduzierten Saison nicht. Die Entscheidung fiel aufgrund der Einschätzungen von Cross-Nationaltrainer Wolfgang Ruser und Sportdirektor Moster.
"Wir haben die Kriterien der Vergangenheit unterstützend herangezogen. Und, was man auch sagen muss: In der Vergangenheit haben wir auch schon Sportler mitgenommen, die wenigstens knapp dran waren an diesen Kriterien. Aber in diesem Fall ist der Abstand einfach zu groß", erklärte Moster nun radsport-news.com. Erschwerend kam wohl hinzu, dass Paul mit 35 Jahren kein aufstrebendes Talent mehr ist, dass in Oostende wertvolle Erfahrungen für die Zukunft hätte sammeln können.
Das Selbstverständnis des BDR ist klar: Als Spitzenverband braucht man Spitzenleistungen und Spitzenergebnisse - in internationaler Hinsicht. Es reicht nicht, zu den zwei oder drei besten Deutschen zu gehören. "Jeder Sportler, der bei einer WM startet, repräsentiert das Land. Und es tut uns (dem BDR, Anm. d. Red.) nicht gut, wenn wir fünf Sportler zu einer Weltmeisterschaft schicken, die dann Achtletzter, Fünftletzter, Viertletzter, Drittletzter und Vorletzter werden", so Moster deutlich.
Lieber gar nicht antreten, als hinten zu landen: Sähen das alle so, gäbe es irgendwann wohl keine sportlichen Wettkämpfe mehr.
Corona-Pandemie: "Es geht auch um die Verantwortung des Verbandes"
Moster erklärte außerdem, dass bei der Nominierung auch die Corona-Pandemie eine Rolle gespielt habe. Schließlich sei auch auf Nominierungen für die U23-Klassen verzichtet worden, um junge Sportler nicht dem Risiko auszusetzen, womöglich durch eine Corona-Infektion langfristig ihre Lungenfunktion zu beeinträchtigen.
"Es geht in jedem Fall auch immer um unsere Verantwortung", so Moster. "In diesem speziellen Jahr stellt sich die Frage, ob es sinnvoll ist, wenn jemand ohne Chance auf ein Top-Ergebnis zu einer Weltmeisterschaft nach Belgien reist. Wenn derjenige Berufssportler ist, kann man es ihm als Verband nicht verwehren. Dann trägt er das Risiko."
Das Virus ist als gewichtiges Argument nicht wegzudiskutieren und hat durchaus die Kraft, die Diskussion im Keim zu ersticken. Dagegen kann man kaum etwas sagen. Trotzdem führt der Weltverband die WM aber durch, und insgesamt 18 Landesverbände schicken am Wochenende Sportler nach Oostende - und nur ein Bruchteil davon sind Profis. Deutschland hingegen verzichtet auf den Großteil seiner Startplätze und legt seinen Sportlern damit für die Zukunft indirekt Steine in den Weg.
Besondere Bedeutung der WM 2021
Gerade in diesem Jahr wäre ein WM-Start nämlich auch für Nicht-Profis besonders wichtig gewesen: Die Weltrangliste wird aufgrund des coronabedingt dünnen Cross-Winters im Februar genullt. Einzig die WM-Resultate sind somit für Startaufstellungen und Antrittsgelder bei den nächsten Rennen ausschlaggebend. Schon ein 25. Platz im WM-Rennen von Oostende wäre da ein solider Grundstock für die kommende Saison.
Man darf gespannt sein, wie der BDR in zwölf Monaten nominiert, wenn die Weltmeisterschaften in Fayetteville im US-Bundesstaat Arkansas ausgetragen werden und Corona hoffentlich nicht mehr alles überlagert. Hält man am Credo fest, nur Sportler mit Aussichten auf ein Spitzenresultat zu nominieren, dürfte sich wohl an der Zahl der deutschen Starter wenig ändern. Denn international konkurrenzfähige Crosser sind in Deutschland weiterhin rar und dürften das mangels Förderung wohl auch bleiben.
Und da liegt wohl das eigentliche Problem, dass sich in der Nominierungsdebatte um Oostende widerspiegelt: Das schwache Standing des Cross-Sports in Deutschland allgemein.
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