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17.10.2020 | (rsn) - Mit einem weiteren herausragenden Auftritt in seiner Spezialdisziplin hat Filippo Ganna (Ineos Grenadiers) auch das zweite Zeitfahren des 103. Giro d’Italia gewonnen und damit bereits seinen dritten Tagessieg gefeiert. Für sein Team war es sogar schon der vierte in den vergangenen beiden Wochen.
Der 24-jährige Italiener setzte sich auf der 14. Etappe über 34,1 Kilometer von Conegliano nach Valdobbiadene in der Zeit von 42:40 Minuten mit 26 Sekunden Vorsprung auf seinen australischen Teamkollegen Rohan Dennis durch. Dritter wurde der US-Amerikaner Brandon McNulty (UAE - Team Emirates / +1:09), der im Gesamtklassement gleich sieben Positionen gut machte und neuer Vierter ist.
“Jeder Sieg ist wichtig für mich und in diesem Giro haben wir ein wirklich starkes Team. Wir sind sehr glücklich“, sagte Ganna im Sieger-Interview, in dem er auch eingestand, dass ihn der frühe, bis zu 19 Prozent steile erste Anstieg des Tages zunächst zweifeln ließ. “Beim Start dachte ich noch: ‘Okay, wir haben einen ein Kilometer langen Berg, das sind doch fünf Minuten klettern und das ist nicht wirklich einfach‘. Nach dem Anstieg waren die Beine aber sehr gut und sie wurden danach immer besser“, so der GrandTour-Debütant.
Ganna bietet sich nun sogar noch die Chance auf einen vierten Etappensieg, so der Giro bis nach Mailand kommt, wo er am 25. Oktober mit einem weiteren Zeitfahren enden soll. “Ich will jetzt Kraft sparen für das Zeitfahren in Mailand und in der Kälte nicht zu viel Energie vergeuden. Ich habe noch ein Ziel in diesem Rennen, aber erst mal muss ich über die Berge kommen", fügte er an.
Almeida erneut ohne Schwäche
Das Ziel von Joao Almeida (Deceuninck - Quick-Step) könnte mittlerweile tatsächlich Gesamtsieg lauten. Mit einem starken Auftritt verteidigte der 22jährige Portugiese als Etappensechster (+1:31) hinter dem Belgier Thomas De Gendt (Lotto Soudal / +1:11) und dem Tschechen Josef Cerny (CCC / +1:16) nicht nur sein Rosa Trikot, sondern baute seine Führung im Gesamtklassement gegenüber dem Niederländer Wilco Kelderman (Sunweb), der Rang neun belegte, auf nunmehr 56 Sekunden aus. Gesamtdritter bleibt der Spanier Pello Bilbao (Bahrain - McLaren), der allerdings nun bereits 2:11 Minuten Rückstand aufweist.
“Morgen ist eine schwere Bergetappe, ein langer Anstieg. Davor habe ich Respekt. Jetzt freue ich mich erst einmal über das Ergebnis beim Zeitfahren. Wie ich schon früher gesagt habe: Ich nehme diesen Giro Tag für Tag, ich freue mich über das, was ich hier erleben darf“, kommentierte Almeida im italienischen TV seine erneut beeindruckende Vorstellung, nach der er aber auch an seine verletzten Teamkollegen Remco Evenepoel und Fabio Jacobsen dachte: “Sie sind in meinen Gedanken immer dabei, und das gibt Kraft und Motivation.“
Hinter McNulty (+2:23) behauptete Vincenzo Nibali (Trek - Segafredo / +2:30) Rang fünf und ist damit nun bester Italiener. Der Pole Rafal Majka (Bora - hansgrohe / +2:33) machte zwei Positionen gut und ist neuer Sechster, wogegen sein österreichischer Teamkollege Patrick Konrad (+3:17) vom sechsten auf den neunten Platz zurückfiel. Zwischen den beiden Bora-Profis liegen noch die Italiener Domenico Pozzovivo (NTT / +2:33) und Fausto Masnada (Deceuninck - Quick-Step / +3:11).
Arnaud Démare (Groupama - FDJ) führt weiter die Punktewertung an, Almeida baute seine Führung auch in der Nachwuchswertung aus, Ruben Guerreiro (EF) bleibt im Bergtrikot. Ineos Grenadiers festigte seine Spitzenposition in der Teamwertung.
So lief das Rennen:
Zahlreiche Spezialisten hatten sich für einen frühen Start entschieden, darunter Matthias Brändle, Alex Dowsett (Israel Start-Up Nation) und Stundenweltrekordler Victor Campenaerts (NTT). Zwar erzielte der Belgier auf trockenen Straßen auch erwartungsgemäß zunächst Bestzeit (44:46), die aber nicht lange hielt. Es war der schon zum Auftakt überraschend starke Tscheche Josef Cerny (CCC), der gleich 50 Sekunden schneller war als Campenaerts, was letztlich zu Rang fünf reichen sollte.
Doch auch Cerny wurde gleich wieder vom “hot seat“ verdrängt, und zwar vom ehemaligen Zeitfahrweltmeister Dennis, der für den Parcours durch die Prosecco-Weinberge 43:06 Minuten benötigte. Der 25 Minuten nach seinem australischen Teamkollegen gestartete Ganna war am ersten Messpunkt nach 7,4 Kilometern am Ende der gut einen Kilometer langen, aber bis zu 19 Prozent steilen Muro di Ca’ del Poggio zwar nur gut eine Sekunde schneller als Dennis.
Auf der danach folgenden Rollerpassage jedoch baute der 1,90 große Modellathlet seinen Vorsprung bis zum zweiten Messpunkt bei Kilometer 17,1 auf fünf Sekunden aus, den er an der dritten Zeitnahme bei Kilometer 25,1 bis auf knapp 18 Sekunden ausgebaut hatte. Nicht weniger als fünf vor ihm gestartete Fahrer überholte Ganna auf seiner imponierenden Jagd, um die Zeit von Dennis um deutliche 26 Sekunden zu unterbieten und damit als einziger der 142 Teilnehmer unter der Marke von 43 Minuten zu bleiben.
Im Schatten des überragenden Zeitfahrweltmeisters zeigten präsentierten sich De Gendt (43:51 / 4.), Tanel Kangert (EF / 44:13 / 7.), Jonathan Castroviejo (Ineos Greandiers / 44:23 / 8.) und Jan Tratnik (Bahrain - McLaren / 44:40 /10.) in Top-Ten-Verfassung.
Im “Rennen der Klassementfahrer“ setzte McNulty an der ersten Zwischenzeit mit nur fünf Sekunden Rückstand gegenüber Ganna ein dickes Ausrufezeichen und war der Muro sogar zwei Sekunden schneller als Almeida. Der Träger des Maglia Rosa jedoch machte hier schon 14 Sekunden gegenüber Kelderman gut und hielt diesen Vorsprung bis ins Ziel.
Hier waren Almeida, der bereits im Auftaktzeitfahren Rang zwei hinter Ganna belegt hatte, und Kelderman, die einzigen Fahrer aus den Top Ten des Gesamtklassements, die sich auch in der Tageswertung unter den bestem Zehn landeten. Während Majka (+2:37) als Sechzehnter Boden gut machen konnte und Bilbao (22. / +2:53), Nibali (23. / +2:54), Masnada (26. / +3:00) und Pozzovivo (27. / +3:01) im Rahmen ihrer Möglichkeiten blieben, waren Jakob Fuglsang (Astana / 29. / +3:13), Konrad (33. / +3:31) und Jay Hindley (Sunweb / 34. / +3:39) die Verlierer des Tages.
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