Über die Bahn-WM nach Tokio?

Bötticher warnt vor dem “Loch“ im Berliner Velodrom

Von Manfred Hönel

Foto zu dem Text "Bötticher warnt vor dem “Loch“ im Berliner Velodrom"
Stefan Bötticher hat bei der Bahn-WM 2019 in Polen die Bronzemedaille im Keirin gewonnen. | Foto: Cor Vos

11.02.2020  |  (rsn) -  Stefan Bötticher weiß, wie man weltmeisterliche Trikots trägt. Schon 2013 durfte er sich das Regenbogentrikot als Sprintweltmeister und ein Jahr später als Champion im Keirin überstreifen. Danach stagnierten die Leistungen des Bundespolizisten. Der Mann mit dem stets freundlichen Lächeln quälte sich mit einer Muskelerkrankung und konnte lange nicht voll in die Pedale treten.

"Für die WM in Berlin habe ich mir eine Medaille vorgenommen. Wer in Berlin auf dem Podest steht, ist so gut wie sicher auch bei den Olympischen Spielen im Sommer in Tokio dabei“, gab sich der 28 Jahre alte Thüringer zuversichtlich.

Bötticher stieg beim TSV Breitenworbis zum ersten Mal auf ein Rennrad. Beim Straßentraining kletterte die Trainingsgruppe gelegentlich durch das Ohmgebirge im Eichsfeld-Kreis. Später schwang er sich in der Sportschule Erfurt auf den Rennsattel, da hatte er sich aber längst für den Bahnsprint entschieden. Inzwischen wohnt Bötticher seit sechs Jahren in Chemnitz und will dort auch nicht weg. Deshalb erscheint ihm das niederländische System der Leistungsförderung nicht ganz so sympathisch.

"Bei den Niederländern wohnen die Nationalkader alle an einem Ort und trainieren auch gemeinsam. Ich habe mich in Chemnitz eingelebt und habe dort gute Trainer und beste Trainingsbedingungen. Mir würde es echt schwerfallen, jetzt nach Frankfurt/Oder, Berlin oder Dudenhofen zu ziehen“, gab Bötticher zu. Die Niederländer beherrschen allerdings den Bahnradsport nach allen Regeln der Kunst. Dennoch war Bötticher überzeugt: "Ich denke, wir schaffen es auch mit unserer dezentralen Methode, wieder an die Spitze zu kommen.“

Besonderheit der Berliner Bahn

Das muss er bei der WM ab 26. Februar im Berliner Velodrom beweisen. Mit seinen 91 Kilogramm Körpergewicht lebt der Ex-Weltmeister von der Kraft. "Ich fahre aber nicht die riesigen Gänge von 66:12 wie manche Konkurrenten. Ich lasse 56 Zähne vorn und 12 hinten als Übersetzung auflegen. Ich muss nicht in die extremen Kraftbereiche gehen. Durch meine natürlichen Anlagen bin ich auch so ziemlich schnell“, erklärte der Edelsprinter.

Was das Berliner Oval betrifft, hat Bötticher einige Besonderheiten ausgemacht: "Wir trainieren jetzt auf der Holzbahn in der Oderland-Halle von in Frankfurt. Trotzdem ist es wichtig, vor der WM noch einige Tage auf der Piste in Berlin zu trainieren.“ Er sagte auch warum: "Die meisten Bahnen haben lange Geraden und enge Kurven. Berlin bildet eine Ausnahme. Wenn man da beim Zeitfahren in der Kurve antritt, hat man das Gefühl in ein Loch zu fallen. Diese Eigenheit weist nur die Berliner Bahn auf. An der Stelle darfst du nicht zucken, denn drei oder vier Hundertstel können ein Abrutschen von fünf bis sechs Plätzen bedeuten. An diese Besonderheit muss man sich gewöhnen.“

Zwei Wochen vor dem WM-Start fühlt Bötticher sich in Topform: "Den letzten Schliff hole ich mir jetzt in Frankfurt.“ Neben dem Solosprint hält Bötticher das Abschneiden im Teamsprint mit Blick auf Olympia für besonders wichtig: "Da muss gleich der erste Start sitzen. Wir müssen im Zeitfahren unter den ersten acht Teams einlaufen, dann dürfen wir bei Olympia antreten, denn in Tokio sind nur acht Teams zugelassen. Die WM ist die Qualifikation dafür.“

Der Ex-Weltmeister, der sich als harten Arbeiter sieht, hofft, die Zuschauer bei den WM-Sprintentscheidungen am 29. Februar und 1. März nicht zu enttäuschen.

Mehr Informationen zu diesem Thema

20.03.2020Von der erfolgreichen Heim-WM in die Ungewissheit

(rsn) - Als am 1. März die Bahn-Weltmeisterschaften in Berlin endeten, war den meisten das Ausmaß, welches die Corona-Pandemie noch annehmen würde, nicht klar. Der deutsche Radsport freute sich üb

02.03.2020Von Königinnen, Weltrekorden und einem nicht ganz vollen Velodrom

(rsn) - 21 Jahre mussten die Berliner Bahnradfans auf eine Weltmeisterschaft warten, die insgesamt sechste in der Geschichte. Speziell Deutschlands Frauen machten sie zu einer besonderen Heim-WM, denn

01.03.2020“Die Mädels ernten jetzt den Lohn für Einsatz und Fleiß“

(rsn) - Der Gubener Detlef Uibel (60) brachte schon Dutzende Frauen und Männer im Bahnsprint auf Goldkurs. Doch bei der Heim-WM in Berlin rang er doch ein bisschen um Fassung, was ihm da "die Mädels

01.03.2020Graf/Müller lösen endlich das ersehnte Olympia-Ticket im Madison

(rsn) - Er hätte sich keinen schöneren Ort suchen können, um das Olympiaticket für Tokio zu lösen. Am Ende des 200 Runden langen Madison-Rennens konnten Lokalmatador und Nationaltrainer Andreas M

01.03.2020Hinze Königin von Berlin: Im Keirin zur dritten WM-Goldmedaille

(rsn) - Krönender Abschluss der Bahn-Weltmeisterschaften: Mit einem überlegen von der Spitze gefahrenen Sieg kürte sich Emma Hinze im Keirin mit ihrer dritten Goldmedaille zur unumstrittenen König

01.03.2020Doppelgold für die Hügelsprinterin von der Ostsee

(rsn) - Nur einen Tag nach ihrer Teamkollegin Emma Hinze krönte sich auch Lea Sophie Friedrich zur Doppelweltmeisterin von Berlin. Die aus Dassow an der Ostsee stammende 20-Jährige gewann nach dem T

01.03.2020Die Berliner Halle pushte die Verfolgerinnen zu zwei Medaillen

(rsn) - Lediglich die US-Amerikanerin Chloe Dygert vermieste den deutschen Verfolgerinnen den totalen Triumph in der Einzelverfolgung über 3.000 Meter, denn am Ende belegten Lisa Brennauer, Franziska

01.03.2020Bahn-WM: Zeitplan des Abschlusstages in Berlin

(rsn) - Am letzten Tag der Bahn-Weltmeisterschaften von Berlin (26. Feb. - 1. März) ist früher Schluss als an den ersten vier. Los geht es im Velodrom bereits um 11 Uhr, aber bereits gegen 17 Uhr we

01.03.2020Bahn-WM: Einerverfolgung der Frauen im Video

(rsn) - Bei der Bahn-WM in Berlin konnten die Deutschen in der Einerverfolgung der Frauen gleich zwei Medaillen bejubeln: Lisa Brennauer, die mit deutschem Rekord (3:18,320 Minuten) ins große Finale

29.02.2020Gold, Silber und Bronze für den BDR

(rsn) - Auf Deutschlands Frauen ist Verlass bei 110. UCI-Bahnweltmeisterschaften im Berliner Velodrom. In der ersten Medaillenentscheidung des vierten Wettkampftages eroberte Lea Sophie Friedrich in 3

29.02.2020Dygert erzielt siebten Weltrekord bei Bahn-WM in Berlin

(rsn) - Chloe Dygert hat bei der Bahn-WM (26. Feb. - 1. März) im Berliner Velodrom für den bereits siebten Weltrekord im Verlauf dieser Titelkämpfe gesorgt. In der Qualifikation der Einzelverfolg

29.02.2020Vor Olympia träumt Ganna noch vom Giro

(rsn) - Er ist 23 Jahre alt, mittlerweile vierfacher Weltmeister in der Einzelverfolgung und kommt aus Italien. Die Rede ist von Filippo Ganna, der seine Vormachtstellung auch bei der Bahn-WM in Berli

Weitere Radsportnachrichten

29.04.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morg

28.04.2024Dorn in der Türkei am Berg und beim Zwischensprint der Stärkste

(rsn) - Vor allem für die Teams Bike Aid und rad-net - Oßwald verlief die zurückliegende Woche erfolgreich. Santic - Wibatech, MYVELO und Rembe Sauerland konnten gegen WorldTour-Konkurrenz zuminde

28.04.2024Famenne Classic: De Lie feiert seinen ersten Saisonsieg

(rsn) - Arnaud De Lie (Lotto - Dstny) hat bei der Famenne Ardeche Classic (1.1) seinen ersten Saisonsieg eingefahren. Der Belgier setzte sich nach hügeligen 195 Kilometern rund um Marche-en-Famenne

28.04.2024Lidl - Trek gewinnt trotz Stürzen Auftakt der Vuelta Femenina

(rsn) – Trotz eines Sturzes in der letzten Kurve hat Lidl – Trek das Teamzeitfahren zum Auftakt der 10. Vuelta Femenina (2.WWT) für sich entscheiden können. Obwohl Ellen van Dijk und Eleanor Bac

28.04.2024Highlight-Video der 5. Etappe der Tour de Romandie

(rsn) – Dorian Godon (Decathlon – AG2R La Mondiale) hat zum Abschluss der 77. Tour de Romandie (2.UWT) seinen zweiten Tagessieg eingefahren. Der Franzose entschied bei regnerischem Wetter die 5. E

28.04.2024Zangerle verpasst für sein Team nur knapp den Heimsieg

(rsn) –Lukas Kubis (Elkov – Kasper) hat in Österreich das 62. Kirschblütenrennen gewonnen, das erstmals als UCI-Rennen der Kategorie 1.2 ausgetragen wurde und zugleich der zweite Stopp der Road

28.04.2024Carlos Rodriguez feiert Gesamtsieg vor Vlasov und Lipowitz

(rsn) – Beinahe noch eine Spur deutlicher als auf der 1. Etappe ging es im Sprint der Schlussetappe der Tour de Romandie (2.UWT) zu. Der Sieger war dabei derselbe: Dorian Godon (Decathlon – AG2R L

28.04.2024Lechner lässt in Tschechien nichts mehr anbrennen

(rsn) – Am letzten Tag der Gracia-Rundfahrt (2.2) hat Corinna Lechner (Wheel Divas) nichts mehr anbrennen lassen und sich den Gesamtsieg der tschechischen Rundfahrt gesichert. Auf der 5. Etappe, di

28.04.2024Van den Broek gewinnt als erster Niederländer Türkei-Rundfahrt

(rsn) – Wegen Regen und Wind musste die Schlussetappe der 59. Türkei-Rundfahrt (2.Pro) abgesagt werden. Frank van den Broeck (dsm-firmenich – PostNL) verteidigte so kampflos sein Führungstrikot

28.04.2024Lipowitz mit seiner Giro-Generalprobe mehr als happy

(rsn) – Auch wenn er im Vorjahr bei der Czech Tour die Gesamtwertung gewann, so ist die diesjährige Tour de Romandie als Durchbruch in der Karriere von Florian Lipowitz (Bora – hansgrohe) zu bewe

27.04.2024Reusser zurück im Feld und auf dem Weg zu Olympia

(rsn) - Knapp ein Monat ist seit dem schweren Sturz bei der Flandern-Rundfahrt vergangen, der für die 32-jährige Marlen Reusser (SD Worx - Protime) schwere Folgen hatte. Ober- und Unterkiefer, die

27.04.2024Huys saust im Zeitfahren allen davon

(rsn) – So schnell wie Tabea Huys (Maxx Solar Rose Women Racing) war noch nie eine Athletin auf dem 13,5 Kilometer langen Zeitfahrparcours der Gracia-Rundfahrt in der Tschechischen Republik. Seit 20

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour de Bretagne (2.2, FRA)