Vorgestellt: die 19 WorldTour-Mannschaften

Team Sunweb: Ein Jahr der Neuausrichtung

Von Daniel Brickwedde

Foto zu dem Text "Team Sunweb: Ein Jahr der Neuausrichtung"
Das Team Sunweb für die Saison 2020 bei seiner Präsentation in Amsterdam im Dezember. | Foto: Cor Vos

15.01.2020  |  (rsn) - Zur Saison 2020 stellen wir in einer Serie die diesmal 19 WorldTour-Teams vor. Dazu gehören neben einem Rückblick auch die Analyse der Personalpolitik sowie die Beurteilung der Aussichten für das anstehende Radsportjahr.

Teil 3: Team Sunweb

Rückblick 2020: Eine Saison zum Abhaken. Mit Tom Dumoulin hatte sich das Team beim Giro d’Italia und der Tour de France hohe Ziele gesteckt, doch ein Sturz mit folgenschweren Knieproblemen beim Giro beendete dessen gesamte Saison. Die Auswirkungen waren für das Team verheerend, schließlich war fast alles auf die Bedürfnisse des Niederländers ausgerichtet gewesen. 

Es ging fortan nur noch um Schadensbegrenzung. Im Herbst gewann Michael Matthews zumindest beim GP Quebec einen bedeutenden Klassiker, Chad Haga und Nikias Arndt holten beim Giro beziehungsweise der Vuelta a Espana je einen Tagessieg. Hoffnungsvolle Entwicklungen mit guten Resultaten zeigten zudem Talente wie Marc Hirschi, Jai Hindley oder Lennard Kämna. Die Gesamtbilanz von nur neun Saisonsiegen bedeutet jedoch die schlechteste Ausbeute seit zehn Jahren.

Die wichtigsten Zu- und Abgänge: Genauso enttäuschend wie die Saison verlief auch die Transferphase. Die Verletzungspause von Dumoulin offenbarte Risse im Verhältnis zwischen dem Niederländer und der Teamleitung: Der 27-Jährige wechselte zu Jumbo - Visma, trotz eines Arbeitspapieres bis 2022. Als weiterer herber Rückschlag muss der Abgang der deutschen Klassementhoffnung Kämna zu Bora - hansgrohe angesehen werden. Außerdem wechselte Max Walscheid zum Team NTT, Jan Bakelants zu Circus - Wanty Gobert und Roy Curvers zog einen Schlussstrich unter seine Karriere.

Einen potentiellen Ersatz für Dumoulin holte die Teamleitung nicht, stattdessen verpflichtete man Fahrer für die Klassiker sowie Neo-Profis. Aus dem eigenen Nachwuchs erhielten der Dudenhöfer Martin Salmon, der Österreicher Felix Gall sowie Nils Eekhoff aus den Niederlanden einen Profivertrag. Erstmals im Profibereich sind 2020 auch Alberto Dainese und Thymen Arensman (beide SEG Racing Academy), Mark Donovan (Team Wiggins), und Ilan Van Wilder (Lotto Soudal U23) unterwegs. 

Einen stärkeren Fokus auf das Frühjahr lässt Neuzugang Tiesj Benoot (Lotto Soudal) vermuten, der Belgier gilt als Mann für die Pavé- und Ardennen-Klassiker. Sinnvoll scheint in diesem Zusammenhang die Verpflichtung des robusten Freiburgers Jasha Sütterlin (Movistar). Mit Nico Denz (Ag2r) stieß ein weiterer deutscher Fahrer zum Team. Denz profilierte sich in der Vergangenheit als angriffslustiger Fahrer in Fluchtgruppen.

Im Fokus: Ohne Dumoulin ist Wilco Kelderman die namhafteste Option als Klassementfahrer. Der Niederländer startete einst mit großen Versprechungen in seine Profikarriere und erreichte 2014 mit 23 Jahren Platz sieben beim Giro d’Italia. Im Anschluss stockte jedoch seine Entwicklung, auch durch diverse Verletzungen. 2017 und 2019 ließ er sein Potential noch einmal mit den Plätzen vier und sieben bei der Spanien-Rundfahrt aufblitzen, der 28-Jährige rückte in den vergangenen Jahren jedoch zunehmend in die Rolle eines Edelhelfers. Für 2020 steht er nun unverhofft als vermeintlicher Leader einer WorldTour-Mannschaft im Fokus. Ob er diese Chance nutzt und damit seiner Karriere einen Schub geben kann, wird sich zeigen.

Aufgepasst auf … Marc Hirschi. Der Schweizer Neo-Profi entwickelte sich in der Vorsaison zu einem der wenigen positiven Akteure bei Sunweb. Ein Sieg gelang dem 21-Jährigen zwar nicht, dafür reihenweise beachtliche Ergebnisse wie ein dritter Platz bei der Clasica San Sebastian und Rang sechs bei der Deutschland Tour. Der U23-Weltmeister von Innsbruck 2018 hat sich auf Anhieb etabliert in der Profiszene und bringt großes Potenzial mit. Egal, ob auf dem Zeitfahrrad, im Sprint dezimierter Gruppen oder auf anspruchsvollerem Terrain – Hirschi kann sich auf jedem Terrain behaupten. In Summe macht ihn das zu einem aussichtsreichen Kandidaten für die Klassiker und einwöchige Rundfahrten.

Ausblick 2020: Noch vor drei Jahren galt Sunweb als eines der aufstrebendsten Teams im Radsport. Für die kommende Saison steht die deutsche Equipe hingegen vor einem Neuanfang. Das Team richtete sich jahrelang auf die Ambitionen mit Dumoulin bei den großen Landesrundfahrten aus, entsprechend kopflos wirkt der Kader ohne den Niederländer für 2020.

Das größte Potetzial verspricht von seiner sportlichen Vita noch Matthews. Der sprintstarke Allrounder ist für einige Etappensiege und gute Resultate bei Klassikern gut, rief zuletzt seine Qualitäten aber zu unregelmäßig ab. Ungewiss sind auch die Aussichten bei den großen Landesrundfahrten: Kelderman zeigte sich bislang in seiner Karriere zu inkonstant, der junge Sam Oomen bestritt wegen einer Operation an der Beckenarterie seit vergangenem Mai kein Rennen mehr.

Beinahe zwangsläufig ist Sunweb daher auf gute Resultate bei den Klassikern angewiesen. Neuzugang Benoot bringt gute Anlagen mit, braucht nur dringend den nächsten Schritt in seiner Entwicklung. Der Belgier muss zudem mit der Arbeitsweise bei Sunweb zurechtkommen, das gelang in der Vergangenheit nicht jedem Fahrer. Neben Benoot zählen Sören Kragh Andersen, Cees Bol, Matthews oder Sütterlin zu den Protagonisten für das Frühjahr. In diesem Bereich wirkt das Team noch am besten aufgestellt, Spitzenresultate sind trotzdem nicht garantiert.

Vielversprechend ist der Blick auf die Talente: Fahrer wie Hirschi und Hindley für anspruchsvolleres Terrain sowie Eekhoff und der Cottbuser Max Kanter als sprintstarke Allrounder führen eine Riege von Talenten an, die in Zukunft das Team prägen könnten. Unter Umständen sind von diesen Fahrern schon 2020 Ausreißer nach oben zu erwarten, im Prinzip befindet sich Sunweb aber in einer Übergangssaison – ausbleibender Erfolg mit eingerechnet.

Eckdaten:
Land: Deutschland
Hauptsponsor: Sunweb
Branche: Reiseanbieter
Teamchef: Iwan Spekenbrink
Radausrüster: Cervélo
Teamranking-Platzierung 2019: 15
Fahrer im Aufgebot: 29

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