Müllers Tour de Singkarak-Tagebuch

Akzeptiert, dass es heute nichts werden würde

Von Robert Müller

Foto zu dem Text "Akzeptiert, dass es heute nichts werden würde"
Robert Müller bei der Tour de Singkarak | Foto: Robert Müller

02.11.2019  |  (rsn) - Hallo aus Bukittinggi, Sumatra, Indonesien! Heute ging es also mit einer relativ kurzen Etappe über 107 km endlich los. Wir starteten nach einem eineinhalbstündigen Transfer direkt am Strand und fuhren zunächst etwa 60 km flach in Richtung des bergigen Hinterlands. Ich ging direkt die Startattacke mit und danach noch einige weitere Attacken, doch das Tempo war sehr hoch und wir kamen nicht weg. Mein französischer Teamkollege Loic mischte auch mit und schaffte es nach ca. 10 km in eine sechsköpfige Spitzengruppe.

Das Tempo im Feld wurde jedoch nicht langsamer, denn die Gruppe war noch lange in Sichtweite und es gab immer wieder kleine Gruppen, die letztlich erfolglos versuchten, nach vorne zu fahren. Einmal teilte sich sogar das Feld, doch in der vorderen Hälfte war nicht genug Zug drauf und alles lief wieder zusammen und es wurde kurz etwas ruhiger. Damit war es jedoch schnell vorbei, als es zur ersten Bergwertung hinauf ging. Es war ein moderater Anstieg, den man mit der Scheibe fahren konnte und ich fühlte mich noch ganz gut.

Nach der Bergwertung ging es jedoch weiter hinauf und als es steiler wurde und das Tempo angezogen wurde, holten wir die Spitzengruppe wieder ein und ich bekam plötzlich Probleme und wurde abgehängt. Da ich wusste, dass es nach einer kurzen Abfahrt zur zweiten Bergwertung auf 900 m hinauf gehen würde, akzeptierte ich, dass es heute nichts werden würde und nahm etwas Tempo heraus. Bei dem was uns hier noch bevorsteht muss man mit seinen Kräften haushalten und wenn man nicht ganz vorne mitfahren kann, lieber Körner sparen.

Mit einer sechsköpfigen Gruppe fuhr ich die letzten 30 km in einem vernünftigen Tempo und erfuhr im Ziel, dass Loic fünfter geworden war und unterwegs bei den Sprints ein paar Bonussekunden eingeheimst hatte. Das war natürlich optimal, denn er ist unser Mann für die Gesamtwertung und war hier vor zwei Jahren bereits Vierter der Gesamtwertung. Gewonnen hat die Etappe der Gesamtsieger des letzten Jahres, Jesse Ewart vom Team Sapura, vor seinem Teamkollegen Raileanu. Sie kamen zu zweit mit zweieinhalb Minuten Vorsprung an und sind damit klar die Favoriten und das stärkste Team.

Im Zielbereich, wo vor zwei Jahren die große Eröffnungsfeier war, gab es Mittagessen in einem großen, prachtvollen traditionellen Holzhaus. Dafür bekam jeder am Eingang einen Sarong, also ein großes Tuch, um die Hüfte gebunden damit die Beine bedeckt sind und wir mussten die Schuhe ablegen. Drinnen saßen wir auf dem mit Teppichen ausgelegten Boden in langen Reihen vor den ganzen Schüsseln voller Essen, mussten allerdings warten bis alle Teams da waren bis wir anfangen durften. Anschließend ging es wieder über eineinhalb Stunden im Bus ins Hotel.

Das Ziel der morgigen Etappe über 112 km befindet sich hier in Bukittinggi, der Start ist jedoch etwa 85 km entfernt. Das bedeutet, dass wir am Morgen einen langen Transfer dorthin haben werden. Gegen Ende der Etappe stehen dann wieder zwei Bergwertungen an und ich hoffe, dass ich diesmal besser darüber kommen werde.

Radfahrzeit: 3:08 h

Transferzeit: 3:00 h

Souvenir des Tages: Sarong (gut zu gebrauchen, wenn man auf Bali Tempel besichtigen möchte)

Morgen gleiche Stelle, gleiche Welle.

Gez. Sportfreund Radbert

 

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