Sieg auf 12. Tour-Etappe vor Bilbao und Mühlberger

Simon Yates komplettiert seine GrandTour-Sammlung

Von Peter Maurer

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Simon Yates (Mitchelton – Scott) gewinnt die 12. Tour-Etappe, Gregor Mühlberger (Bora - hansgrohe, re.) wird Dritter. | Foto: Cor Vos

18.07.2019  |  (rsn) – Der erste Tag in den Pyrenäen war den Ausreißern vorbehalten und nach 209,5 Kilometern von Toulouse nach Bagneres-De-Bigorre feierte der Brite Simon Yates (Mitchelton – Scott) seinen ersten Tagessieg bei einer Tour de France. Im Sprint einer Dreiergruppe setzte er sich vor Pello Bilbao (Astana) und dem Österreicher Gregor Mühlberger (Bora – hansgrohe) durch und komplettierte seine Sammlung an GrandTour-Etappenerfolgen.

"Ich habe probiert, viel Energie bis zu den Bergen zu sparen", erklärte Yates, der bereits Tagessiege bei der Italien- und der Spanien-Rundfahrt feiern konnte. Der Gesamtsieger der letztjährigen Vuelta a Espana gibt bei der Tour den Edelhelfer für seinen Zwillingsbruder Adam und begann den Tag mit fast 70 Minuten Rückstand auf Leader Julien Alaphilippe (Deceuninck – Quick-Step). Auch deshalb ließ das Feld den starken Kletterer gewähren. Am letzten Berg, dem Hourquette d’Ancizan, löste Yates sich gemeinsam mit Mühlberger und Bilbao von seinen Kontrahenten aus der Gruppe des Tages, in der sich auch noch der Deutsche Meister Maximilian Schachmann (Bora - hansgrohe) befand, der letztlich Rang 16 belegte.

Im Finale erwies sich Simon Yates als der schnellste und wohl auch cleverste des Ausreißertrios, das 1:28 Minuten vor den nächsten Verfolgern ins Ziel kam. "Der Sportliche Leiter hat mir gesagt, dass ich mich auf die letzte Kurve konzentrieren muss und dort vorne sein soll", erzählte der 26-Jährige, der es dann genau so machte. Dadurch erarbeitete Yates sich den Positionsvorteil gegenüber Mühlberger und hielt im Spurt dann auch Bilbao auf Distanz. "Er hat das clever gemacht“, fügte Julian Dean an. Der Neuseeländer lenkt bei der Tour die australische Mannschaft als Sportlicher Leiter aus dem Betreuerauto.

"Natürlich bin ich enttäuscht, aber es hat der Schnellste gewonnen. Ich wusste, dass er den explosivsten Antritt hat und da konnte ich nicht gegenhalten", berichtete Mühlberger gegenüber radsport-news.com. Nur knapp verpasste der Österreicher damit den ersten Etappensieg für die Alpenrepublik seit 14 Jahren.

In der Gesamtwertung blieb alles unverändert. Alaphilippe führt vor dem morgigen Zeitfahren mit 1:12 Minuten vor Vorjahressieger Geraint Thomas (Ineos / +1:12) und dessen Teamkollegen Egan Bernal (1:16).

So lief das Rennen:

Mit der 12. Etappe wartete die erste  Bergprüfung in den Pyrenäen auf das Fahrerfeld der 106. Tour de France, das beim Start in Toulouse noch 168 Teilnehmer umfasste, nachdem Jasper Philipsen (UAE Team Emirates) sich nicht für den Tagesabschnitt eingeragen hatte. Während des Tages warfen auch Giacomo Nizzolo (Dimension Data) und Rohan Dennis (Bahrain – Merida) das Handtuch und beendeten die Rundfahrt vorzeitig. Nach dem offiziellen Start dauerte es dann lange, bis sich eine Gruppe vom Feld löste.

Nachdem die erste Rennstunde mit einem Schnitt von über 50 km/h gefahren wurde, waren es dann 40 Mann, die einen Abstand zwischen sich und das von Ineos angeführte Feld bringen konnte. Nachdem kein für die Gesamtwertung gefährlicher Fahrer dabei war, riegelte die britische Mannschaft das Feld ab und ließ die große Gruppe gewähren.

Die bestand aus Mühlberger, Daniel Oss, Schachmann, Peter Sagan (Bora - hansgrohe), Michael Morkov (Deceuninck – Quick-Step), Mathias Frank, Tony Gallopin, Oliver Naesen (AG2R La Mondiale), Sonny Colbrelli, Ivan Garcia Cortina, Dylan Teuns (Bahrain Merida), Immanuel Erviti (Movistar), Bilbao, Dylan Groenewegen, Mike Teunissen (Jumbo - Visma), Alberto Bettiol, Simon Clarke, Tom Scully (EF Education First), Simon Yates, Matteo Trentin (Mitchelton - Scott), Serge Pauwels, Greg Van Avermaet (CCC), Rui Costa, Alexander Kristoff (UAE Team Emirates), Fabio Felline, Jasper Stuyven (Trek - Segafredo), Michael Matthews, Nikias Arndt, Cees Bol, Nicolas Roche (Sunweb), Simon Perichon, Julien Simon (Cofidis), Tiesj Benoot, Roger Kluge, Tim Wellens (Lotto Soudal), Lilian Calmejane (Total Direct Energie), Arnaud Pasqualon (Wanty - Gobert), Edvald Boasson-Hagen, Michael Valgren (Dimension Data) sowie Arnaud Ledanois (Arkea Samsic).

An der ersten Bergwertung, der Cote de Montoulieu Saint Bernard holte sich der Führende in diesem Sondertrikot, der Belgier Wellens den einzigen zu vergebenden Punkt. Kurz vor dem Zwischensprint versuchte dann Deceuninck - Quick-Step Tempo im Feld zu machen. Sagan, Träger des Grünen Trikots, gewann dort den Spurt der Spitzengruppe vor Colbrelli und Kristoff und ließ sich dann in das Feld zurückfallen.

Mit dem Anstieg zum Col de Peyresourde begannen dann die Pyrenäen bei der Tour 2019. Calmejane führte die Ausreißer in den Berg der 1. Kategorie mit einem Vorsprung von 6:30 Minuten auf das Hauptfeld. Nachdem 19 der 22 Teams in der Spitzengruppe vertreten waren, hatte nicht nur Leader Julien Alaphilippe (Deceuninck – Quick-Step) einen ruhigeren Tag, sondern auch die Favoriten, die keine Attacken vor dem morgigen Zeitfahren fuhren.

Somit lag die Konzentration auf den Ausreißern. Am Gipfel des Peyresourde fing  Wellens den Franzosen Calmejane noch ab und holte sich zehn weitere Punkte. In der Abfahrt setzte sich dann Simon Clarke aus der immer kleiner werdenden Spitzengruppe ab. Der Australier versuchte sich an seinem 33. Geburtstag als Solis. Mit einer Minute Vorsprung auf Trentin sowie weiteren 20 Sekunden auf die Gruppe rund um Schachmann, Wellens, Mühlberger und Simon Yates ging Clarke in den Horquette d’Ancizan.

Viereinhalb Kilometer vor dem Gipfel holte ihn aber Trentin ein und ließ ihn stehen. Aus der größeren Gruppe dahinter lösten sich dann Mühlberger und Simon Yates, die schnell von Bilbao Gesellschaft bekamen. Das österreich-britische Duo konnte den Spanier mehrmals bis zum Gipfel abschütteln, aber der Astana-Profi fand immer wieder den Anschluss. Die Bergwertung holte sich Simon Yates und zu dritt ging es dann in die Abfahrt zum Ziel in Bagnères-de-Bigorre.

Das Trio arbeitete gut zusammen und fuhrt sich mehr als eine Minute Vorsprung heraus. Vor der finalen Rechtskurve präsentierte sich Simon Yates als der Cleverste. Er fuhr als erster hinein und eröffnete den Sprint. Nachdem er sich in Richtung der Absperrung rausdrängen ließ, gab er Mühlberger keine Möglichkeit vorbeizuziehen und auch Bilbao kontrollierte er problemlos. Nach seinen Etappensiegen beim Giro und der Vuelta konnte er nun auch bei der Tour de France einen Tagessieg feiern.

Mit einem Rückstand von 9:35 überquerte das von Ineos angeführte Feld, die britische Mannschaft war dabei vollzählig mit allen acht Fahrern vorne vertreten, die Ziellinie in Bagnères-de-Bigorre. Alaphilippe verteidigte seine Gesamtführung vor dem 27,2 Kilometer langen Zeitfahren in Pau.

"Es war nicht wirklich einfach, aber es ist gut gelaufen heute. Ich kann es fast nicht glauben, dass ich noch immer im Maillot Jaune bin und freue mich, im Zeitfahren als Letzter ins Rennen gehen werde. Das war ein Ziel von mir und das ist jetzt natürlich ein schöner Moment", erklärte der Franzose nach seinem achten Tag im Gelben Trikot.

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