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29.03.2019 | (rsn) - Seit er vor sechs Jahren seinen Fokus vom Cross auf die Straße verlegt hat, galt Zdenek Stybar (Deceuninck - Quick-Step) als Kandidat auf große Klassikersiege. Doch erst in diesem Jahr ist der Knoten für den Tschechen endlich geplatzt - dafür aber richtig: Nur vier Wochen nach seinem Triumph beim Omloop Het Nieuwsblad hat "Stybi" auch den E3 BinckBank Classic gewonnen und in Harelbeke Wout Van Aert (Jumbo - Visma) sowie Greg Van Avermaet (CCC) und Alberto Bettiol (Education First) im Vier-Mann-Sprint auf die Plätze verwiesen.
"Es lag viel Druck auf mir und ich bin froh, dass ich es zu Ende bringen konnte", sagte Stybar auf der Sieger-Pressekonferenz, weil im Finale von ihm der Sieg erwartet worden war. Der Tscheche nämlich musste bis sechs Kilometer vor dem Ziel keine Führungsarbeit verrichten, weil seine Gruppe seinen Teamkollegen Bob Jungels jagte. Folglich war Stybar im Finale am frischesten, lancierte selbst noch zwei Attacken und schlug dann im Sprint von Van Avermaets Hinterrad aus zu. "Im Sprint macht er nicht viele Fehler, deshalb wusste ich, dass er das richtige Hinterrad war", so Stybar.
Die Position direkt hinter dem Belgier war auch der Schlüssel zum Erfolg, als am letzten Helling, dem Tiegemberg 20 Kilometer vor dem Ziel, die entscheidende Selektion stattfand. Der Olympiasieger attackierte und Stybar klebte an seinen Fersen. "Ich konnte Greg geradeso folgen und von da an habe ich einfach gehofft, dass Bob Jungels so lange wie irgendwie möglich vorne bleiben kann. Ich war wirklich froh um jeden Kilometer, den es dauerte, ihn einzuholen, weil mich das in eine sehr komfortable Position gebracht hat."
Politt Sechster, Sütterlin Neunter, Hirschi Zehnter
Während Stybar und der Luxemburger Jungels, der noch Fünfter wurde, über den 20. Saisonsieg des Teams Deceuninck - Quick-Step jubelten - bei dem das belgische Team drei Mann in die Top 11 und fünf in die Top 25 brachte - strahlten auch drei weitere deutschsprachige Fahrer in Harelbeke. Denn Nils Politt (Katusha - Alpecin), Jasha Sütterlin (Movistar) und Marc Hirschi (Sunweb) fuhren in der ersten Verfolgergruppe auf die Plätze sechs, neun und zehn und durften sich alle drei über die jeweils besten Klassiker-Ergebnisse ihrer Karrieren freuen.
Besonders beeindruckend dabei: Der U23-Weltmeister aus der Schweiz war in der Anfangsphase in die achtköpfige Ausreißergruppe des Tages gegangen und hatte am Ende trotzdem noch genug Kraft, bei den Besten mitzuhalten.
Hirschis Gruppe hatte etwa drei Minuten Vorsprung, als gut 70 Kilometer vor dem Ziel der Kampf der Favoriten durch eine Tempoverschärfung von Peter Sagan (Bora - hansgrohe) am Taaienberg eröffnet wurde. Von da an beruhigte sich das Rennen nicht mehr und der Vorsprung der Spitzenreiter schmolz schnell auf unter eine Minute zusammen.
Jungels startet 61km vor Schluss zum Solo
61 Kilometer vor dem Ziel attackierte Jungels allein und fuhr anschließend am Stationberg zur Hirschi-Gruppe vor. Dasselbe hatte dann auch Politt vor und zog einige Kilometer nach dem Stationberg Sütterlin mit sich mit. Das deutsche Duo überholte über den Paterberg alle Ausreißer, bis auf Jungels und Hirschi. 40 Kilometer vor dem Ziel, kurz vor dem Anstieg zum Oude Kwaremont, erreichten die beiden Deutschen auch den Luxemburger und den Schweizer, so dass eine deutschsprachige Vierergruppe das Rennen anführte.
Diese Situation löste Jungels dann aber in der Karnemelkbeekstraat 31 Kilometer vor dem Ziel mit einer Tempoverschärfung auf und war von da an allein unterwegs. Hirschi, Politt und Sütterlin wurden anschließend von einer achtköpfigen Gruppe mit Sagan, Van Avermaet, Stybar, Van Aert, Bettiol, Matteo Trentin (Mitchelton - Scott), Oliver Naesen (Ag2r La Mondiale) und Jens Keukeleire (Lotto Soudal) eingeholt.
Stybar attackiert zweimal und siegt doch im Sprint
Am Tiegemberg setzte Van Avermaet schließlich die entscheidende Attacke, durch die Sagan und Keukeleire abgehängt wurden und in eine weitere Gruppe um Titelverteidiger Niki Terpstra (Direct Energie) zurückfielen. Hirschi, Politt und Sütterlin aber blieben bei Trentin und Naesen und jagten von da an hinter der am Ende um den Sieg kämpfenden Vierergruppe sowie Jungels her.
Den Luxemburger erreichten Stybar, Van Avermaet, Van Aert und Bettiol sechs Kilometer vor dem Ziel, so dass es nun an Stybar lag die weiteren Attacken zu reiten. "Als wir Bob eingeholt haben, wusste ich, dass ich versuchen muss wegzufahren. Denn die anderen mussten vorher wirklich hart arbeiten. Ich dachte mir schon, dass es wahrscheinlich nicht klappt, weil immer einer die Lücke schließen wird. Aber ich habe gehofft, dass es ihnen richtig wehtut. Deshalb habe ich wirklich Vollgas gegeben bei meiner Attacke", so der Tscheche zu seinem ersten Angriff 3,5 Kilometer vor dem Ziel.
Er kam zwar nicht weg, aber weil Jungels danach sogar nochmal kontern konnte, musste die Konkurrenz weiterarbeiten. Stybar versuchte es 2,2 Kilometer vor dem Ziel noch einmal vergebens, profitierte dann aber im Sprint endgültig von der Müdigkeit der Konkurrenz.
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