Yates verteidigt Blau vor Roglic

Zwei Stürze hindern Lutsenko nicht am Sieg

Von Eric Gutglück

Foto zu dem Text "Zwei Stürze hindern Lutsenko nicht am Sieg"
Kaum zu fassen: Alexej Lutsenko (Astana) hat die 4. Etappe von Tirreno-Adriatico gewonnen. | Foto: Cor Vos

16.03.2019  |  (rsn) - 700 Meter vor dem Ziel eingeholt und trotzdem den Sprint gewonnen: In einem dramatischen Finale hat sich Alexey Lutsenko (Astana) die 4. Etappe von Tirreno-Adriatico über 223 anspruchsvolle Kilometer von Foligno nach Fossombrone gesichert. Der Kasache verwies im Sprint eines Spitzenquartetts den Slowenen Primoz Roglic (Jumbo-Visma), Spitzenreiter Adam Yates (Mitchelton-Scott) sowie seinen Astana-Kollegen Jakob Fuglsang auf die Plätze.

Dabei sah es zunächst schlecht aus mit dem fünften Saisonsieg des Kasachischen Meisters. Auf der zweimal zu befahrenden Schlussrunde zu je neun Kilometern, die über den 1,9 Kilometer langen und bis zu 19 Prozent steilen Cappuchini-Anstieg führte, verpasste Lutsenko in der ersten Abfahrt eine Linkskurve, fuhr die Böschung hinauf und landete weich im Gras. Rund 2000 Meter vor dem Ziel rutschte der Oman-Gesamtsieger erneut in einer Linkskurve weg und knallte auf den Asphalt. Zwar stieg Lutsenko wieder auf seine Rennmaschine, doch 700 Meter vor dem Ende war er eingeholt. Und doch konnte der 26-Jährige im Ziel jubeln.

"Ich bin glücklich, dass dieser schlechte Tag so ein gutes Ende genommen hat. Das gibt mir viel Motivation für morgen und für die anstehenden Klassiker. Meine beiden Stürze habe ich nicht kapiert, ich weiß nicht, was da passiert ist. In einer Kurve rutschte ich weg, beim zweiten Sturz habe ich erst recht keine Ahnung", schilderte Lutsenko die dramatischen Sekunden.

"Als mich die anderen erreichten, dachte ich, dass Roglic mein härtester Gegner wäre. Ich habe mir gedacht, es kann doch nicht sein, dass die ganze Arbeit heute umsonst ist. Und so bin ich in den Sprint gegangen“, sagte er auf der Pressekonferenz, nachdem er sich unmittelbar im Ziel zunächst nicht so recht über seinen Coup freuen konnte. "Ich bin froh, dass dieser Sch***-Tag vorbei ist“, brachte er das Finale mit blutendem Ellenbogen in einer ersten Reaktion auf den Punkt.

Sein Sportlicher Leiter Alexander Shefer ergänzte gegenüber radsport-news.com: "Als er zwei Mal gestürzt ist, haben wir im Auto natürlich die Luft angehalten. 600 Meter vor dem Ziel sagte ich ihm aber, dass er der Schnellste von denen da vorn ist. Er war früher mal Sprinter. Keiner für den Massensprint, aber einer für kleinere Gruppen."

Neun Sekunden hinter dem Spitzenquartett fuhr Davide Formolo (Bora-hansgrohe) als Fünfter über die Linie. Weitere 14 Sekunden später führte Alberto Bettiol (Education First) eine Gruppe um die Favoriten Julian Alaphilippe (Deceuninck-Quick Step), Wout Poels (Sky) oder auch Tom Dumoulin (Sunweb) ins Ziel.

In der Gesamtwertung hat Yates weiterhin sieben Sekunden Vorsprung auf Roglic und deren 50 auf Dumoulin. Alaphilippe und Sam Oomen (Sunweb) folgen mit je 56 Sekunden, Lutsenko rückte bei 1:06 Minuten Rückstand auf Gesamtrang sechs vor.

So lief das Rennen...

Bei herrlichem Wetter und angenehmen Frühlingstemperaturen setzte sich schon früh eine zehnköpfige Spitzengruppe ab, bestehend aus Marcus Burghardt (Bora-hansgrohe), Robert Power (Sunweb), Nans Peters (AG2R-La Mondiale), Mirco Maestri (Bardiani-CSF), Joey Rosskopf (CCC), Krists Neilands (Israel Cycling Academy), Luis Mas (Movistar), Giovanni Visconti (Neri Selle Italia KTM), Jenthe Biermans (Katusha-Alpecin) sowie Jasper Stuyven (Trek-Segafredo). Bis zu 8:40 Minuten erhielt die Gruppe, ehe Jumbo-Visma, Deceuninck - Quick-Step und vor allem Lutsenkos Astana-Helfer ernst machten und die Ausreißer zurückholten.

Visconti sicherte sich die erste Bergwertung des Tages, während Maestri sich fünf weitere Zähler im Kampf um das Trikot des Punktbesten gutschreiben ließ. Im Feld kam es derweil zu Stürzen von Tony Martin und dem bis dato Gesamtvierten Laurens De Plus (beide Jumbo-Visma), Silvan Dillier (AG2R – La Mondiale) sowie Ian Boswell (Katusha-Alpecin), der das Rennen aufgeben musste. Das Jumbo-Duo sowie Dillier konnten dagegen das Rennen fortsetzen.

Gut 40 Kilometer vor dem Ende wurde es Ernst, als zunächst Mitfavorit Peter Sagan (Bora - hansgrohe) den Anschluss an das immer kleiner werdende Feld verlor. Zwar erwehrten sich Mas und Peters noch kurz ihrer Einholung, doch 37 Kilometer vor dem Ziel eröffnete Lutsenko das Finale mit seinem Angriff im Anstieg nach Monteguiduccio. Schnell fuhr sich der Kasache einen 30-Sekunden-Vorsprung auf die achtköpfigen Verfolger um Roglic, Yates oder auch Julian Alaphilippe (Deceuninck-Quick Step) heraus, den er bis zur Einfahrt auf die beiden Zielrunden souverän verteidigte.

Dort ließen sich die Verfolger vom nächsten Feld einsammeln, ehe Lutsenko zunächst in der ersten Abfahrt vom Cappuchini stürzte und dennoch eine Minute mit auf die letzte Runde nahm. Dort setzte Roglic seine Attacke im finalen Anstieg, der nur Yates und Fuglsang folgen konnten. Mit zehn Sekunden Rückstand nahm das Trio die Abfahrt in Angriff, bevor es 700 Meter vor dem Ziel aufgrund Lutsenkos zweitem Bodenkontakt zum Zusammenschluss kam.

Roglic eröffnete den Sprint von vorn, doch dem Antritt Lutsenkos war er nicht gewachsen. Der Kasache übernahm zudem das Bergtrikot vom Eritreer Natnael Berhane (Cofidis).

Mehr Informationen zu diesem Thema

20.03.2019Martens freut sich über perfekten Saisonstart der Primoz-Gruppe

(rsn) - Zwei Einsätze - zwei Siege. Primoz Roglic hat mit Unterstützung seines starken Teams Jumbo - Visma der UAE Tour und der Fernfahrt Tirreno-Adriatico seinen Stempel aufgedrückt. Anteil daran

20.03.2019Yates will zurückkommen und sich 2020 das Blaue Trikot holen

(rsn) - Um die Winzigkeit von rund drei Zehntelsekunden musste Adam Yates (Mitchelton - Scott) am letzten Tag von Tirreno - Adriatico sein Blaues Trikot noch an Primoz Roglic (Jumbo - Visma) abgeben.

20.03.2019Roglic erfährt einen weiteren Schub für den Giro

(rsn) - Bei der UAE Tour machte Primoz Roglic (Jumbo - Visma) mit seinem Sieg auf der Königsetappe am Jebel Jais bereits am vorletzten Tag alles klar. Letztlich entschied der Slowene die Gesamtwertun

20.03.2019Campenaerts mit perfektem Zeitfahren zum ersten WorldTour-Sieg

(rsn) - Nach zwei quälend langen Stunden auf dem hot seat konnte Victor Campenaerts (Lotto Soudal) erstmals in einem Rennender der WorldTour jubeln. Der Belgier gewann am letzten Tag von Tirreno-Adri

19.03.20190,31 Sekunden Vorsprung: Roglic bezwingt Yates

(rsn) - Mit dem erwarteten Sekundenkrimi ist das Abschluss-Zeitfahren von Tirreno-Adriatico in San Benedetto del Tronto zu Ende gegangen. Primoz Roglic (Jumbo - Visma) hat die 54. Austragung der Fernf

19.03.2019Roglic bezwingt Yates bei Tirreno-Adriatico um nur eine Sekunde

(rsn) - Primoz Roglic (Jumbo - Visma) hat die 54. Auflage von Tirreno-Adriatico gewonnen. Der Slowene war auf dem 10 Kilometer langen Zeitfahrkurs von San Benedetto del Tronto zum Abschluss der Fernfa

19.03.2019Yates vs. Roglic: Sekundenkrimi um den Tirreno-Gesamtsieg

(rsn) - Wenn Adam Yates (Mitchelton - Scott) nach knapp zwölf Minuten Fahrzeit in San Benedetto del Tronto die Ziellinie überquert, wird Gewissheit darüber herrschen, wer die 54. Auflage von Tirren

19.03.2019Martin hat in San Benedetto del Tronto zwei Siegchancen

(rsn) - Um 13:30 Uhr startet Tony Martin (Jumbo - Visma) als Sechster ins abschließende Einzelzeitfahren von Tirreno-Adriatico in San Benedetto del Tronto an der Adria. In den vergangenen Tagen samme

19.03.2019Vorschau auf die Rennen des Tages / 19. März

(rsn) - Welche Rennen stehen heute auf dem Programm, wie sieht die Streckenführung aus und wer sind die Favoriten? radsport-news.com gibt Ihnen kurz und kompakt eine tägliche Vorschau auf die wichti

18.03.2019Deceuninck: Wichtig ist immer, dass das Team gewinnt

(rsn) - Auf der 6. Etappe von Tirreno-Adriatico hat das Deceuninck-Quick-Step-Team wieder einmal bewiesen, dass es kaum auszurechnen ist, weil es in fast jedem Rennen mit mehreren Sieganwärtern antre

18.03.2019Alaphilippe jubelt in Jesi nach Planänderung bei Deceuninck

(rsn) - Das Team Deceuninck - Quick-Step hat beim 54. Tirreno-Adriatico die letzte Gelegenheit für die Sprinter in überragender Manier für sich entschieden. Doch es war nicht wie erwartet der Itali

18.03.2019Alaphilippe gewinnt 6. Etappe, Sagan Fünfter

(rsn) - Julian Alaphilippe (Deceuninck - Quick-Step) hat beim 54. Tirreno-Adriatico seinen zweiten Tagessieg gefeiert. Der Franzose entschied die 6. Etappe über 195 Kilometer von Matelica nach Jesi a

Weitere Radsportnachrichten

22.05.2024Pogacar hat keine Gnade, aber verteilt ´Trostpflaster´ an Pellizzari

(rsn) – Ende der 1990er und Anfang der 2000er war der Giro d´Italia noch fest in Hand der einheimischen Fahrer, die von 1997 bis 2007 keinen ausländischen Sieg zuließen. Es folgten noch die Erfo

22.05.2024Arensman im Kampf um Weiß von Defekt und Thomas gebremst

(rsn) – Er schaute sich um. Er schaute sich nochmal um. Und nochmal. Aber sein Kapitän kam einfach nicht. Thymen Arensman (Ineos Grenadiers) fuhr also mit gebremstem Schaum auf den letzten Kilomete

22.05.2024Power to the Peloton: Mit Einigkeit bekommen Fahrer ihren Willen

(rsn) – Der Radsport hat sich am Dienstag auf der 16. Etappe des Giro d´Italia einmal mehr nicht mit Ruhm bekleckert. Und das lag nicht am nächsten überlegenen Sieg von Tadej Pogacar (UAE Team Em

21.05.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die

21.05.2024Nach Rückkehr auf Rang zwei Optimismus bei Martinez und Bora

(rsn) – Noch ist nichts in Sack und Tüten. Aber der nächste Schritt ist gemacht. Der nächste Schritt für Daniel Martinez und Bora – hansgrohe, den Giro d’Italia 2024 mit der maximalen Ausbeu

21.05.2024Zum Abschluss der Kletter-Trilogie zweimal Passo Brocon

(rsn / ProCycling) – Die Kletter-Trilogie bei diesem 107. Giro d'Italia endet mit einer klassischen Etappe durch die Dolomiten: relativ kurz, aber dennoch intensiv, mit 4.200 Höhenmetern auf 159 Ki

21.05.2024Majka: “Ich habe Tadej gesagt, dass er fahren soll“

(rsn) – Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) hat seinen fünften Tagessieg beim diesjährigen Giro d’Italia 2024 (2.UWT) eingefahren. Allerdings musste die 16. Etappe wurde wegen Schneefall und extre

21.05.2024Highlight-Video der 16. Etappe des Giro d´Italia

(rsn) – Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) hat beim 107. Giro d’Italia die Konkurrenten zum wiederholten Mal stehenlassen und seinen fünften Tagessieg eingefahren. Der 25-jährige Slowene entschie

21.05.2024Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 16. Etappe

(rsn) - 176 Profis aus 22 Teams sind am 4. Mai zum 107. Giro d’Italia (2.UWT) angetreten, darunter auch zwölf Deutsche, vier Österreicher, zwei Schweizer und ein Luxemburger. Hier listen wir a

21.05.2024Pogacar bleibt auch in der dritten Woche eiskalt

(rsn) – So wie die zweite geendet hatte, begann auch die finale Woche des 107. Giro d´Italia: mit einem weiteren Triumph von Tadej Pogacar (UAE Team Emirates). Der Slowene holte sich im Dauerregen

21.05.2024O´Connor: “Eines der am schlechtest organisierten Rennen“

(rsn) – Nach heftigen Protesten von Teams und Fahrern haben die Organisatoren des 107. Giro d’Italia in letzter Minute den Start der 16. Etappe von Livigno auf 1.915 Metern nach Prato (Prad) am En

21.05.2024Aldag: “Ich bin kein Freund davon, dass 22 Teams abstimmen“

(rsn) - Quälend lange, über fast 24 Stunden, zog sich die Entscheidung hin, wo das Peloton die 16. Etappe des Giro d’Italia von Livigno nach Santa Christina Val Gardena in Angriff nehmen wird. Ers

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)