Adrenalin betäubt Schulterschmerzen: Platz 5

Degenkolb: "Es macht Spaß, sich allein durchzuwurschteln"

Von Felix Mattis aus Nuits-Saint-Georges

Foto zu dem Text "Degenkolb:
John Degenkolb gab kurz vor dem Start der 7. Tour-Etappe gutgelaunt Autogramme | Foto: Cor Vos

07.07.2017  |  (rsn) - Es geht bergauf für John Degenkolb (Trek-Segafredo). Nur drei Tage nach dem fürchterlichen Sturz im Sprint der 4. Etappe, als Mark Cavendish (Dimension Data) das Rennen mit gebrochenem Schulterblatt verlassen hat und auch der Oberurseler sich an der Schulter verletzte, so dass es nicht sicher schien, ob er noch lange im Rennen würde bleiben können, ist Degenkolb in Nuits-Saint-Georges bereits wieder auf einen fünften Platz gesprintet.

"Es war super schnell, wir hatten am Ende sicher über 70 km/h drauf. Das ist nicht gerade meine Spezialität und von daher geht das absolut in Ordnung", sagte er anschließend. "Ich bin froh, dass ich da wieder mit dabei bin. Das Adrenalin betäubt die Schmerzen in der Schulter ein bisschen und heute habe ich im Finale überhaupt nicht mehr dran gedacht. Das ist ein gutes Zeichen."

Man sah Degenkolb bei der Ankunft am Mannschaftsbus an, dass es ein guter Tag gewesen war und er Spaß auf dem Rad hatte. "Es war ein bisschen wie an der Playstation", sagte er lachend zu seinem besten Kumpel im Peloton, Koen de Kort und machte Schlangenbewegungen mit seiner Hand, untermalt von Geräuschen aus seinem Mund, die wohl die Geschwindigkeit darstellen sollten: "Fiu, fiu, fiu!"

"Sich da alleine durchzuwurschteln macht auch Spaß, muss ich sagen und ist gar nicht so schlecht, wie immer alle sagen", erklärte Degenkolb im Gespräch mit radsport-news.com und der ARD, wie es ist, ohne Leadout in einem solchen Massensprint seinen eigenen Weg zu suchen. "Natürlich hat man im Endeffekt dann nur einen Shot und muss damit behutsam umgehen. Aber das passt schon."

Überhaupt scheint 'Dege' sich wohler zu fühlen als seine Schulterschmerzen erahnen lassen - möglicherweise auch, weil der große Druck bei Trek-Segafredo auf mehrere Schultern verteilt ist, da mit Alberto Contador noch ein Mann mit Ambitionen in der Gesamtwertung an seiner Seite steht. Für ihn gilt es nun am Wochenende im Jura zu arbeiten, wenn es in die Berge geht. "Wir haben zwei super schwere Etappen vor uns", weiß er. "Man muss schauen, wie viel ich überhaupt helfen kann. Aber es ist schön, im Teamgefüge drin zu sein und auch seinen Teil beizutragen, dass es funktioniert."

Anschließend wartet ein langer Transfer nach Perigueux, wo am Montag der erste Ruhetag der Tour ansteht, bevor am Dienstag und Mittwoch die nächsten Sprintetappen warten. "Ich hoffe, dass die Schulter von Tag zu Tag besser wird und auch das T-Shirt-Anziehen, was eigentlich das Schlimmste ist, den Arm da zu heben, besser geht in den nächsten Tagen", so Degenkolb. "Und dann schauen wir, wie es nach dem Ruhetag weitergeht.

Die Etappen 10 und 11 am Dienstag und Mittwoch riechen nach Massensprint. Vielleicht ist ja schon da wieder ein Top-5-Resultat oder sogar eine Steigerung drin. Anschließend geht es in die Pyrenäen, und am Samstag, den 15. Juli wartet eine mittelschwere Etappe nach Rodez mit einer 570 Meter langen und im Schnitt 9,6 Prozent steilen Schlussrampe - wie gemacht für Degenkolb, der an selber Stelle bei brütender Hitze vor zwei Jahren hinter Etappensieger Greg Van Avermaet Vierter war. Allerdings wird er sich in der steilen Steigung voll auf seine Schulter verlassen können müssen, um genug am Lenker zu ziehen. Deshalb will sich der 28-Jährige auch noch keine konkrete Etappe zum Ziel setzen: "Ich schaue von Tag zu Tag."

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