Effektivität der UCI-Tests in Frage gestellt

Motordoping bei Strade Bianche und Coppi e Bartali?

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Motordoping bei Strade Bianche und Coppi e Bartali?"
Die Wärmekamera zeigt in einem Test außerhalb eines Rennens den Motor im Sitzrohr eindeutig. | Foto: Screenshot aus Teaser von Stade 2

18.04.2016  |  (rsn) - Die Journalisten Thierry Vildary und Marco Bonarrigo von der französischen TV-Sendung Stade 2 beziehungsweise der italienischen Zeitung Corriere della Sera haben das Thema Motordoping wieder nach ganz oben auf die Agenda des Weltradsports gesetzt und gleichzeitig die Test-Methoden des Weltverbandes UCI in ihrer Effektivität angezweifelt.

Das Duo will bei den italienischen Rennen Strade Bianche und Coppi e Bartali Wärmebild-Kameras eingesetzt und dabei in sieben Rädern auffällige Temperaturentwicklungen entdeckt haben. Diese sollen auf den Einsatz kleiner Motoren hinweisen und seien fünf Mal im Sitzrohr sowie zwei Mal in der Hinterradnabe zu erkennen gewesen sein.

Die Namen der Besitzer der mutmaßlich "gedopten" Räder nannten Vildary und Bonarrigo nicht - wohl auch, weil die Wärmebildaufnahmen der Journalisten allein, ohne anschließende Demontage der betroffenen Räder, kein Beweis für die Anwesenheit eines Motors sein kann.

Wärmebildkameras zu benutzen, um etwaiges Motordoping zu entlarven, hatte unter anderem Greg LeMond vor rund einem Jahr im Gespräch mit cyclingnews.com empfohlen. Die UCI aber entwickelte 2015 Tests auf Magnetresonanz, die mit einem Tablet durchgeführt werden. Kontrolleure fahren mit dem Tablet am Rahmen und den Laufrädern eines Rennrades entlang. Der Test dauert wenige Sekunden pro Rad, wie radsport-news.com bei Tirreno-Adriatico beobachten konnte.

"Wir haben Wärme-, Röntgen- und Ultraschallbilder ausprobiert, aber als die bei weitem kosteneffektivste, verlässlichste und genaueste Methode hat sich ein softwarebasierter Test auf Magnetresonanz herausgestellt, den wir gemeinsam mit Spezialisten entwickelt haben", erklärte die UCI auf Nachfrage von cyclingnews.com am Sonntag. 216 Räder seien auf diese Weise bei der Flandern-Rundfahrt und 224 bei Paris-Roubaix getestet worden, gefunden wurde nichts. Bonarrigo bezeichnete den Test in seinem Artikel am Sonntag als "nicht sehr verlässlich".

Tatsächlich kam es durch die UCI-Tests seit einer Verschärfung der Regularien im Winter bislang lediglich zu einem gefundenen Motor in einem Rad: Der unrühmlich berühmte Fall des vermeintlichen Ersatzrades in der Box der Belgierin Femke van den Driessche beim U23-Frauenrennen der Cross-WM in Zolder am 30. Januar.

Vildary und Bonarrigo besuchten in ihren Recherchen auch den ungarischen Ingenieur Istvan Varjas. Er soll angeblich Hersteller derartiger Motoren sein und einige Profis damit beliefern. Varjas zeigte dem Journalisten-Duo eine rudimentäre Version eines Motors und bestätigte, dass ein solcher bereits 1998 im Einsatz hätte sein können. Vor allem Fahrern mit hoher Trittfrequenz würden die Motoren, die laut Varjas inzwischen nur noch fünf Zentimeter lang seien und bis zu 250 Watt produzieren könnten, sehr helfen.

Darüber hinaus sollen auch spezielle Carbon-Laufräder verbreitet sein, in die eine Magnetspirale eingearbeitet wurde, durch die ebenfalls bis zu 60 Watt produziert werden könnten. Aktiviert würde dieser Antrieb per Bluetooth. Die Wärmebildaufnahmen von Bonarrigo und Vildary erbrachten dahingehend aber keine Beweise oder Indizien. Der Artikel des Italieners und die TV-Reportage des Franzosen konzentrieren sich auf Wärmeentwicklung durch Motoren im Rahmen sowie in der Hinterradnabe.

Der Teaser zur Sendung von Stade 2:

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