96. Katalonien-Rundfahrt: De Gendt triumphiert solo

Quintana hängt Froome und Contador ab

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Thomas De Gendt (Lotto Soudal) gewinnt die Königsetappe der Katalonien-Rundfahrt 2016. | Foto: Cor Vos

24.03.2016  |  (rsn) – Nairo Quintana (Movistar) liegt gleich bei seinem ersten Renneinsatz in Europa auf Siegkurs. Der kleine Kolumbianer ließ mit einigen Tempobeschleunigungen im Finale der Königsetappe der 96. Katalonien-Rundfahrt alle seine Konkurrenten deutlich hinter sich und stürmte nach 172,2 Kilometern von Bagà zur Bergankunft am Port Ainé in 1.975 Metern Höhe ins Weiße Trikot des Gesamtführenden, das der Ire Daniel Martin (Etixx-Quick-Step) nach nur einem Tag wieder abgeben musste.

Der Gesamtsieger von 2013, der im vergangenen Jahr noch am Porte Ainé einen Solosieg hatte feiern können, kam als Zehnter mit mehr als einer Minute Rückstand auf Quintana ins Ziel. Dort jubelte heute der Belgier Thomas De Gendt (Lotto Soudal), der einen Tag in der Ausreißergruppe des Tages mit seinem ersten Saisonsieg krönte. Der 29-Jährige hatte sich seine Kräfte am besten eingeteilt, im oberen Teil des knapp 20 Kilometer langen Schlussanstiegs den Niederländer Pieter Weening (Roompot), der schon wie der Sieger aussah, noch eingefangen und auf den letzten Metern seine Führung souverän behauptet.

Bei seinem zweiten Katalonien-Tagessieg nach 2013 setzte sich der 29-Jährige mit 1:08 Minuten Vorsprung auf Quintana durch, der wiederum 15 Sekunden vor Richie Porte (BMC) und Alberto Contador (Tinkoff) den Zielstrich überquerte. De Gendt konnte aber nicht nur den Etappengewinn feiern, sondern durfte sich auch das Bergtrikot überstreifen.

"Ich hatte den ganzen Tag ein gutes Gefühl. Am vorletzten Berg ging es mir nicht mehr so gut, aber im Schlussanstieg habe ich zwei Kilometer vor dem Ziel Weening gesehen und alles gegeben“, sagte De Gendt in einem ersten Interview. Seinen bisher letzten Sieg hatte er 2013 eingefahren – und zwar ebenfalls bei der Katalonien-Rundfahrt, als er die Schlussetappe in Barcelona für sich entschied. Daran erinnerte De Gendt, als er anmerkte: "Mein letzter Sieg ist drei Jahre her und ich bin sehr froh, dass mir das Team die Möglichkeit hier gegeben hat."

Als De Gendt Weening ein- und überholt hatte, überstürzten sich auch in der bereits deutlich geschrumpften Favoritengruppe die Ereignisse. Nach wechselnden Attacken von Tejay van Garderen und Richie Porte blieben schnell nur noch das BMC-Duo sowie Quintana und Contador übrig. Einer ersten Attacke von Quintana konnte dann nur noch der Spanier folgen, ehe bei einem weiteren Antritt auch Contador passen musste. Quintana schloss schnell zu seinem Teamkollegen Imanol Erviti (Movistar) auf, der in der Gruppe des Tages dabei gewesen war, nun aber keine Kraft mehr hatte, um seinem Kapitän noch helfen zu können.

Quintana benötigte diese Hilfe aber auch nicht. 15 Sekunden hinter Quintana lieferten sich Porte und Contador noch ein erbittertes Duell um den dritten Platz. Das entschied der Titelverteidiger aus Australien knapp für sich und konnte damit zusätzlich noch einige Bonussekunden im Kampf um den Gesamtsieg verbuchen.

Der dürfte Quintana nach dessen heutiger Vorstellung nur schwer zu nehmen sein, auch wenn sein Vorsprung gegenüber Contador lediglich acht Sekunden beträgt. Porte hat auf Rang drei bereits 17 Sekunden Rückstand, Martin (0:24) fiel vom ersten auf den vierten Platz zurück.

Wie bereits gestern konnte Chris Froome (Sky) in der entscheidenden Phase mit seinen großen Konkurrenten Quintana und Contador nicht mithalten. Nachdem er erneut sein Team viel hatte arbeiten lassen, musste der Brite bereits bei Portes und van Garderens Tempoverschärfungen reißen lassen und wurde mit 1:45 Minuten Rückstand auf De Gendt Etappenachter.

Eine positive Überraschung ist dagegen sein Landsmann Hugh Carthy (Caja Rural), der wie schon auf der 3. Etappe mit den Top-Stars mithalten konnte und nur neun Sekunden hinter dem Trio Froome, Romain Bardet (Ag2R) und Martin Tageselfter wurde. Im Gesamtklassement verbesserte sich der 21-Jährige, in der vergangenen Saison bereits Neunter der USA Pro Challenge, ebenfalls unmittelbar hinter Froome auf Position neun. Carthy, der auch die Nachwuchswertung anführt, liegt damit vor Hochkarätern wie Rigoberto Uran (Cannondale), dem zweimaligen Katalonien-Gesamtsieger Joaquim Rodriguez (Katusha) und Vuelta-Gewinner Fabio Aru (Astana), die auf den Plätzen zehn bis zwölf folgen.

Ehe im Schlussanstieg der erwartete Showdown der Favoriten folgte, ging es im Feld recht kontrolliert zu. Einer großen Ausreißergruppe mit De Gendt, Weening, Erviti, Philippe Gilbert (BMC), Ruben Plaza (Orica GreenEdge), Laurens ten Dam (Giant Alpecin), Kristijan Durasek (Lampre – Merida), Boris Dron (Wanty), Alexey Tsatevich (Katusha) und Ben Swift (Team Sky) wurde ein Vorsprung von mehr als zehn Minuten zugestanden, ehe Etixx-Quick-Step, Movistar und Sky in die Verfolgung einstiegen.

Am vorletzten Berg des Tages lösten sich zunächst De Gendt und Erviti – die beide im Gesamtklassement keine Gefahr für die Favoriten darstellten. Sie  erhielten nur noch Gesellschaft von Weening. In der langen und kurvigen Abfahrt ging Erviti das größte Risiko und setzte sich von seinen beiden Begleitern ab, wurde aber von Weening im unteren Teil des Schlussanstiegs gestellt und 16 Kilometer vor dem Ziel vom Tour-Etappensieger von 2005 abgehängt.

Danach kämpfte sich Weening meist auf dem großen Kettenblatt den im Schnitt 6,5 Prozent steilen Berg hinauf und hielt einen Vorsprung von rund einer Minute auf Erviti und De Gendt, der ebenfalls wieder aufgeschlossen hatte. Doch auf den letzten drei Kilometern war Weening erkennbar mit seinen Kräften am Ende, musste zunächst De Gendt passieren lassen und erreichte schließlich als Sechster das Ziel.

Im Feld hatte Team Sky ebenfalls im vorletzten Anstieg zur Offensive geblasen. Froome schickte den Niederländer Wout Poels nach vorn, der zunächst zu Swift aufschloss und im Schlussanstieg als Helfer für Froome agieren sollte. Doch die Aktion blieb ohne Erfolg, nachdem Poels auf den letzten fünf Kilometern wieder eingefangen worden war.

Zwar versuchte es Mikel Nieve noch mit einer Tempoverschärfung, doch hatte Froome auch am zweiten Tag in den Bergen im Finale nicht die Beine, um den entscheidenden Attacken zu folgen. Noch viel schlechter als dem 30-Jährigen erging es Sky-Co-Kapitän Geraint Thomas, der bereits im ersten Anstieg des Tages abgehängt worden war und am Ende 14:33 Minuten Rückstand einsammelte.

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