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11.06.2015 | (rsn) – Als das Team Sky am vorletzten Berg der 5. Etappe des 67. Critérium du Dauphiné zum Großangriff blies, schien der Plan aufzugehen. Denn der Gesamtführende Rohan Dennis (BMC) konnte der Tempoverschärfung im oberen Teil des Col d'Allos nicht mehr folgen. Dazu wurden die letzten drei Mitglieder einer ursprünglich siebenköpfigen Ausreißergruppe gestellt, die sich bereits kurz nach dem Start des 161 Kilometer langen Abschnitts, der von Digne-les-Bains zur Bergankunft in Pra-Loup führte, abgesetzt hatte.
Doch dann attackierte Romain Bardet (Ag2R) kurz vor dem Gipfel des 14 Kilometer langen und 5,5 Prozent steilen Anstiegs und fuhr sich auf der folgenden 16 Kilometer langen Abfahrt in halsbrecherischer Jagd einen Vorsprung von 1:20 Minuten auf die deutlich vorsichtiger agierende Verfolgergruppe mit fast allen Favoriten heraus.
Der 24 Jahre alte Franzose ließ sich seine Führung auch im 6,2 Kilometer langen und im Schnitt 6,5 Prozent steilen Schlussanstieg nach Pra Loup nicht mehr nehmen und feierte überlegen seinen ersten Saisonsieg. „Es fällt mir schwer zu glauben, was gerade passiert ist“, kommentierte Bardet im Ziel seinen Solo-Coup. „Nachdem ich attackiert und gesehen hatte, dass mir niemand folgte, habe ich versucht, die Lücke zu vergrößern. Ich denke aber nicht, dass ich jedes Risiko genommen habe. Ich hatte nicht das Gelbe Trikot im Sinn, sondern nur den Etappensieg.“
In der Verfolgergruppe zogen Froomes Helfer am letzten Berg des Tages das Tempo wieder deutlich an, woraufhin einige der schärfsten Konkurrenten des Briten zurückfielen, so drei Kilometer vor dem Ziel der Spanier Alejandro Valverde (Movistar) und kurz darauf auch Tour-Sieger Vincenzo Nibali (Astana), der allerdings nicht alle seine Reserven verbraucht zu haben schien.
Dagegen setzte Froome alles daran, nicht nur seine Gegner abzuhängen, sondern auch noch Bardet abzufangen. 1,5 Kilometer vor dem Ziel lancierte der 29-Jährige vom Hinterrad seines letzten Helfers Nicoals Roche aus seine Attacke, der zunächst niemand folgen konnte. In typischer Körperhaltung – mit breit abgewinkelten Armen – jagte Froome dem Spitzenreiter hinter. Doch der Tour-Sieger von 2013 konnte nicht nur die Lücke zu Bardet nicht mehr schließen, sondern musste auf den letzten Metern auch noch van Garderen an sich vorbeiziehen lassen, der sich 35 Sekunden hinter dem Etappengewinner den zweiten Platz und damit auch das Gelbe Trikot von seinem Teamkollegen Dennis holte.
„Ich habe nicht daran gedacht, die Lücke sofort zu schließen. Ich sagte mir, dass ich nicht explodieren durfte, denn wenn man zu früh im roten Bereich ist, dann schleicht man bis ins Ziel“, erläuterte van Garderen seine letztlich erfolgreiche Taktik, die darin bestand, Froome „in einem angemessenen Abstand“ zu folgen, um kurz vor dem Ziel noch am Sky-Kapitän vorbeizuziehen – womit der neue Träger des Gelben Trikots übrigens nicht gerechnet hätte. „Es hat mich schon etwas überrascht, denn ich dachte, dass er vorne bleiben würde.“
Froome blieb stattdessen 40 Sekunden hinter Bardet nur der dritte Platz, gefolgt von Valverdes Landsmann und Teamkollege Benat Intxausti (+0:42) sowie den beiden Youngstern Simon Yates (Orica-GreenEdge) und Louis Meintjes (MTN – Qhubeka), die gemeinsam 50 Sekunden hinter dem Etappengewinner ins Ziel kamen. Eine überzeugende Vorstellung lieferte auch Titelverteidiger Andrew Talansky (Cannondale-Garmin/+0:55) mit Rang sieben ab – ebenso wie der Schweizer Mathias Frank (IAM/+0:57), der zeitgleich hinter dem Italiener Michele Scarponi (Astana) und dem Franzosen Pierre Rolland (Europcar) Zehnter wurde.
Im Gesamtklassement liegt van Garderen nach der ersten Bergetappe – die übrigens identisch war mit dem 17. Teilstück der kommenden Tour de France – 17 Sekunden vor Intxausti, der ganz offensichtlich seine gute Form vom Giro d’Italia konservieren konnte. Bardet rückte auch dank der Zeitbonifikation von zehn Sekunden auf den dritten Platz vor, 20 Sekunden hinter dem neuen Spitzenreiter. Es folgen Scarponi (+0:31), Froome (+0:41), Simon Yates (+0:43) und Talansky, dessen Rückstand allerdings bereits 1:08 Minuten beträgt.
Dagegen fiel Nibali, der heute nur Rang 23 belegte, vom vierten auf den 13. Platz zurück. Valverde, der vier Positionen vor dem Italiener ins Ziel kam, büßte drei Plätze ein und ist Zwölfter, 1:28 Minuten hinter van Garderen. Vor den beiden Top-Stars liegt noch IAM-Kapitän Frank (+1:17), der auf Rang neun vorrückte.
Bester deutscher Profi ist auf Platz 27 Paul Voß vom Zweitdivisionär Bora-Argon 18. Der 29-Jährige belegte nach einer soliden Vorstellung mit 2:53 Minuten Rückstand auf Bardet Platz 32, gefolgt von seinem Landsmann und Teamkollegen Emanuel Buchmann (+2:56).
Nacer Bouhanni (Cofidis) trägt weiter das Grüne Trikot des punktbesten Fahrers. Bardet übernahm mit seinem Sieg auch die Führung in der Nachwuchswertung. Der Eritreer Daniel Teklehaimanot (MTN-Qhubeka) sammelte an den ersten drei von insgesamt fünf Bergwertungen weitere Punkte und verteidigte rotes Bergtrikot mit den Weißen Punkten.
Der 26-Jährige hatte schon nach vier Kilometern die Gruppe des Tages initiiert, die zunächst aus sieben Fahrern bestand, denn zu Teklehaimanot gesellten sich noch die die Franzosen Christophe Riblon (Ag2R), Romain Sicard (Europcar) und Arnaud Courteille (FDJ), die beiden Belgier Tim Wellens (Lotto Soudal) und Pieter Serry (Etixx-Quick-Step) sowie der Niederländer Albert Timmer (Giant-Alpecin).
Gut fünf Minuten an Vorsprung fuhr sich das Sextett heraus, ehe das von BMC angeführte Feld den Rückstand sukzessive verkürzte. Im 14 Kilometer langen Anstieg zum Col d` Allos, der Hauptschwierigkeit des Tages, fiel zunächst Riblon und dann auch Teklehaimanot und Courteille zurück, nachdem Serry attackiert hatte.
Zum Belgier auf schlossen dagegen Landsmann Wellens und Sicard, dann auch Timmer. Im Feld übernahm noch im unteren Abschnitt des Berges Sky das Kommando und schlug ein so hohes Tempo ein, dass nicht nur vier Kilometer vor dem Gipfel Dennis abgehängt wurde, sondern weitere zwei Kilometer später mit Wellens und Sicard auch die letzten der Ausreißer eingefangen wurden.
Zudem verloren bereits in dieser Passage weitere prominente Fahrer den Anschluss, wie etwa der Franzose Jean-Christophe Péraud (Ag2R) oder der Niederländer Bauke Mollema (Trek). Keine Probleme hatte dagegen Pérauds Teamkollege Bardet, der kurz vor dem Gipfel davonzog, sich den Bergpreis sicherte und nach einem Soloritt über rund 23 Kilometer für den bereits dritten französischen Etappensieg bei der Tour-Generalprobe sorgte.
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