Giro: Dem Rosa Trikot fehlte die Kraft

Contador: „Astana war auf einem Level über allen anderen“

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Alberto Contador (Tinkoff-Saxo) hatte auf der 20. Giro-Etappe den Astana-Attacken nichts entgegenzusetzen. | Foto: Cor Vos

30.05.2015  |  (rsn) – Vor der 20. Etappe des Giro d’Italia lobte Oleg Tinkov seinen Kapitän mal wieder über den grünen Klee. Mit Blick auf die bisherigen Vorstellungen von Alberto Contador, der die Gesamtwertung 4:37 Minuten vor Fabio Aru (Astana) anführte, hatte der Eigentümer des Tinkoff-Saxo-Teams zu radsports-news.com gesagt: „Ich bin stolz auf Alberto. Er ist der Beste. Wir erwarten von ihm, dass er Giro und Tour gewinnt, deshalb sind wir hier. Und er erfüllt das auch.“

Nach den 199 Kilometern von Saint-Vincent nach Sestriere kann Tinkov zwar zufrieden registrieren, dass Contador das Rosa Trikot nicht mehr abzunehmen sein wird. Doch am vorletzten Tag der diesjährigen Italien-Rundfahrt bekam der Madrilene von einem wie entfesselt auftretenden Astana-Team seine Grenzen gezeigt. 2:25 Minuten büßte er auf Aru ein, dessen schwache letzte Woche schon der ferneren Vergangenheit anzugehören scheint.

Wie schon gestern lieferte der junge Italiener gemeinsam mit seinen Teamkollegen eine Gala-Vorstellung ab, die auch den erschöpften Contador ins Staunen brachte. „Das war sehr schnell, was Astana heute gemacht hat. Ich hatte nicht die Kraft. Sie haben das Rennen sehr hart gemacht, ihr Rhythmus war zu schnell für mich“, spielte der 32-Jährige auf die Attacke von Mikel Landa im Colle delle Finestre und der nachfolgenden Tempoverschärfungen an. „Ich hatte eine brutale Krise in dem Moment und habe versucht, die Ruhe zu bewahren.“

Das gelang dem Träger des Rosa Trikots zumindest so weit, als seine Spitzenposition auf den letzten Kilometern nicht mehr in Gefahr geriet, auch wenn der Rückstand im Schlussanstieg hinauf nach Sestriere wieder anwuchs. „Ich wusste, dass es schwer wird. Ich habe dann ein Zeitfahren gegen die anderen gemacht und versucht, so gleichmäßig wie möglich zu fahren“, schilderte Contador später auf der Pressekonferenz seine Taktik. „Ich wusste, dass ich ruhig bleiben und auf die Verpflegung achten musste. Wenn ich keinen Hungerast bekäme, dann würde ich das Trikot verteidigen, da war ich mir sicher. Ich bin deshalb nicht in Panik geraten“, betonte er nochmals.

Schließlich rettete der 32-Jährige noch 2:02 Minuten seines Vorsprungs gegenüber Aru ins Ziel. Auf der morgigen Flachetappe von Turin nach Mailand wird sich daran nichts mehr ändern, weshalb Contador bereits ein Fazit dieser Italien-Rundfahrt ziehen konnte. „Der Giro war sehr anstrengend, die Bergetappen hatten nicht die ganz große Steigung, deshalb dachte ich nicht, dass es so hart wird. Aber es gab fast jeden Tag Höhenmeter, man konnte sich kaum erholen“, sagte und fügte an: „Jetzt werde ich jeden Moment nutzen, um mich auszuruhen und mich dann so gut wie möglich auf die Tour vorbereiten.“

Bei der Frankreich-Rundfahrt wird Contador auf ausgeruhte Kontrahenten wie Vincenzo Nibali (Astana), Chris Froome (Sky) oder Nairo Quintana (Movistar) treffen, die den Giro ausgelassen haben, um sich ganz auf den Höhepunkt einer jeden Radsport-Saison zu konzentrieren. Aber nicht nur das wird dem nun zweimaligen Giro-Gesamtsieger zu denken geben, sondern auch sein abbauendes Teams, das nach starkem Beginn seinen Kapitän in der dritten Woche kaum einmal effektiv unterstützen konnte. Vor allem im Hochgebirge enttäuschten die routinierten Ivan Basso, Michael Rogers und Roman Kreuziger.

Auf die Frage, ob er aus dem Giro-Aufgebot überhaupt jemanden zur Tour mitnehmen würde, antwortete er ausweichend und bedankte sich zunächst pflichtschuldigst bei seinen Helfern, ehe er eingestand: „Sie haben Mann gegen Mann gegen Astana gekämpft, aber Astana war auf einem Level über allen anderen.“

Das war aber bereits gestern der Fall, als Contador gegenüber Aru 1:18 eingebüßt hatte. Deshalb dürfte er froh sein, dass der Giro morgen zu Ende geht und er sich keiner weiteren Astana-Attacken mehr erwehren muss. „Heute das war eine echte Krise, aber schon gestern war ein sehr, sehr anstrengender Tag“, gab er zu und bestätigte das, was die Fernsehbilder auf der 19. Etappe bereits gezeigt hatten.

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