Hondos Giro-Tagebuch / 7. Etappe

Didi hat sich wieder einen rausgeschraubt

Von Danilo Hondo

Foto zu dem Text "Didi hat sich wieder einen rausgeschraubt"
Danilo Hondo (Trek Factory Racing) ist einer von sieben deutschen Giro-Startern | Foto: Cor Vos

16.05.2014  |  (rsn) - Didi (Björn Thurau, d. Red), die arme Sau, hat sich heute als Ausreißer wieder einen rausgeschraubt, am Ende sind wir dann doch noch herangeflogen. Aber es war denkbar knapp. Ich muss gestehen, dass wir taktisch einen kleinen Fehler begangen und etwas zu spät angefangen haben, die Lücke konsequent zu schließen.

Am Ende war es wieder ein knapper Sprint und Giacomo Nizzolo wird mir wieder den ganzen Abend wegen der verpassten Chance in den Ohren liegen. Natürlich kann ich ihn sehr gut verstehen, aber auch er muss lernen damit umzugehen, wenn ein anderer im direkten Duell etwas besser ist. Zudem ja Marcel Kittel schon aus dem Rennen ist und Mark Cavendish sowie André Greipel erst gar nicht am Start sind.

Als Team müssen wir uns im Finale noch etwas besser formieren, wir haben da noch eine Menge Potenzial, besonders auf dem letzten Kilometer das Heft selbst in die Hand zu nehmen.

Die Überraschung des Tages war aber vielmehr, dass wir trocken ins Ziel gekommen sind und unsere Schuhe einmal nicht zu trocknen brauchen. Ich weiß, ihr seid auch völlig überrascht. Sollte das die Wetterwende beim Giro sein?

Was mir allerdings etwas Gänsehaut heute im Rennen beschert hat, war eine Geschichte, welche mir mein Teamkollege Riccardo Zoidl über sich erzählt hat. Denn ziemlich genau vor zehn Jahren wollte er im Training noch schnell einen Bahnübergang überqueren und wurde dabei vom heran rollenden Zug über den Haufen gefahren, wobei er laut seiner Schilderung zehn Meter in die Luft geschleudert worden sein muss. Wie durch ein Wunder ist er damals ohne nennenswerten Verletzungen davon gekommen. Da war ich gleich umso mehr froh, diesen wirklich sympathischen Österreicher in so guter Verfassung zu sehen.

Auf das Thema waren wir gekommen, als wir über den Massensturz von gestern gesprochen haben und mir schon bei der Tour de Romandie aufgefallen war, dass er sich sehr ängstlich in den Abfahrten verhält, besonders noch dann, wenn es nass ist. Ich habe ihm versucht zu erklären das man eventuell eine längere Zeit braucht, bis man wieder Vertrauen gefasst hat - zumal sein Sturz und der damit verbundene Schlüsselbeinbuch bei der Strade Bianche noch nicht allzu lang her ist.

Aber morgen fangen dann endlich die richtigen Berge an, ihr wisst ja, mein Lieblingsterrain, ich kann es kaum  erwarten......

Übrigens, es gab heute kein Video im Bus, momentan läuft da den ganzen Tag nur Radsport. Manchmal kann man es aber auch schon nicht mehr sehen, wenn man schon stundenlang Radsport „live“ erlebt.

Ich habe euch noch ein Foto meiner italienischen Kollegen mitgeschickt - so sieht es aktuell in den Bergen aus. Wir wollen hoffen, dass wir nicht noch unsere Skiausrüstung von zu Hause holen müssen. Obwohl, wenn dann noch ne Runde Aprés Ski dabei wäre, könnte es schon wieder lustig werden.

In diesem Sinne, Ski heil & Fight 4 Pink
Euer Danilo

 

Danilo Hondo (Trek Factory Racing) bestreitet in diesem Jahr bereits seinen siebten Giro d`Italia. Auf radsport-news.com führt der zweifache Etappensieger Tagebuch.

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Mehr Informationen zu diesem Thema

05.06.2014„Mann, seht ihr fertig aus“

(rsn) - Mit  Verzögerung schicke ich noch eine kleine Abschlussbilanz zur Italien-Rundfahrt. Nach dem Finale in Triest habe ich einfach ein bisschen Ruhe gebraucht und war zwei Tage gar nicht im In

01.06.2014Am Zoncolan mittendrin statt nur dabei

Wieder unglaublich, welche die Mühe sich die vielen Tifosi gemacht haben, um diesen Mythos zu befahren oder zu besteigen, allein um uns zu erwarten und anzufeuern oder sogar ein kleines Stück hinauf

30.05.2014Von wegen halber Ruhetag

(rsn) - Wahnsinn, wie schnell einen die Realität nach dem großartigen Erfolg von gestern wieder einholt. Da waren wir am Abend noch so euphorisch und alles schien so leicht und locker, keine Schmerz

29.05.2014Grande Julian Arredondo mit Granaten-Stimulation

(rsn) - Endlich, wir haben gewonnen, Grande Julian Arredondo! Er hat heute einem großartigen Giro unserer Mannschaft den i-Punkt aufgesetzt. Wir freuen uns alle für unser unermüdliches kolumbianisc

29.05.2014Der Giro möchte sicher Quintana als Sieger sehen

(rsn) - Wie froh man doch ist, wenn am Start die Sonne scheint und es laut Streckenprofil erst einmal 30 Kilometer bergab geht. Man fühlt sich nach dem gestrigen Tag wie ein anderer Mensch, obwohl ic

27.05.2014Mit vereisten Brillen im Blindflug den Gavia runter

(rsn) - Allein aus der heutigen Etappe könnte man einen Film machen, und zwar mit dem Titel: „Wir waren Helden“. Alles ein Wahnsinn! Normalerweise hätte man gesagt, der Platz ist unbespielbar, a

26.05.2014Schreckliche Erinnerungen an den Passo Tonale

(rsn) - Was für eine geile Etappe: tellerflach, rechts und links entlang der Straße Hunderttausende von Zuschauer und dann mit Vollgas den Berg hinauf. Wie ich bereits in meinem letzten Eintrag gesc

24.05.2014Allein unter Bergziegen

(rsn) - Da ahnt man nichts Böses und schon ist man in der Gruppe des Tages und dann noch bei einem solch schweren Profil. Na ja, zum Glück habe ich mich ganz gut gefühlt und mich schlauerweise au

23.05.2014Der Giro ist und bleibt verrückt

(rsn) - Und plötzlich war überall Schnee und Eis auf der Straße....., wieder einmal wurden wir im Finale vom hereinbrechenden Wetterchaos überrascht. Der Giro d´Italia ist und bleibt verrückt.

22.05.2014Einfach dem Gefühl gefolgt

(rsn) - Ja, wer gestern einen neuen Eintrag in meinem Tagebuch suchte, hat das tatsächlich vergeblich getan. Ich bin ehrlich: Ich hatte einfach keine Lust, mir nach dem langen Tag noch Gedanken zu ma

20.05.2014Vielleicht glänzt Geschkes Bart in Savona

(rsn) - Heute waren sich alle einig, es nach dem Ruhetag noch einmal etwas ruhiger angehen zu lassen. Schlussendlich sinnvoll, denn es war klar, dass es heute einen Sprint geben sollte, und die Teams

19.05.2014Von Belfast bis Modena ein Fest in Rosa

(rsn) - Der Radsport ist tot, es lebe der Radsport. Unter diesem Motto kam gestern und auch all die Tage davor der Mythos Giro d´Italia in seiner ganzen Pracht und Vielfalt zum Vorschein. Die m

Weitere Radsportnachrichten

31.03.2025Jakobsen muss unters Messer und steht vor langer Zwangspause

(rsn) – Spätestens nach der Saison 2022 schien der Horror-Sturz von Fabio Jakobsen (Picnic - PoostNL) aus der Polen-Rundfahrt aus dem Jahr 2020 endgültig vergessen, der heute 28-Jährige fuhr mit

31.03.2025Tudor, TotalEnergies und Uno-X bekommen die Tour-Wildcards 2025

(rsn) – Kaum hat die UCI die Bestätigung einer möglichen dritten Wildcard für die Grand Tours im Jahr 2025 bekanntgegeben, ist auch die ASO als Veranstalterin der Tour de France nun bereits vorge

31.03.2025Wiebes‘ unglaubliche Statistiken: Die Zahlen hinter der “100“

(rsn) – Ihren ersten UCI-Sieg feierte Lorena Wiebes im Jahr 2018. Das war damals im Mai beim Dorpenomloop in Aalburg, einem Rennen, das heute nicht mehr ausgetragen wird. Damals war sie 19 Jahre alt

31.03.2025UCI bestätigt Erweiterung der Grand-Tour-Pelotons auf 23 Teams

(rsn) – Nachdem sich das Professional Cycling Council (PCC) bereits für ein zusätzliches 23. Team bei den Grand Tours ausgesprochen hatte, hat nun auch das UCI Management Komitee die Entscheidung

31.03.2025Kool schafft bei Gent-Wevelgem den Befreiungsschlag

(rsn) – Auch wenn die Weltklasse-Sprinterin Charlotte Kool (Picnic – PostNL) beim überlegenen Sieg von Lorena Wiebes (SD Worx – Protime) bei Gent-Wevelgem (1.UWT) chancenlos aussah, war die 25-

31.03.2025Keßler holt dritten Platz auf Schlussetappe der Olympia´s Tour

(rsn) - Für die Teams Lotto – Kern Haus – PSD Bank und Rembe – rad-net ist mit unterschiedlichen Gefühlen eine insgesamt erfolgreiche Olympia´s Tour zu Ende gegangen und Run & Race - Wibatech

31.03.2025Kooij erleidet Schlüsselbeinbruch bei Gent-Wevelgem

(rsn) – Olav Kooij (Visma – Lease a Bike) hat sich bei seinem Sturz 72 Kilometer vor dem Ziel bei Gent-Wevelgem (1.UWT) das Schlüsselbein gebrochen. Das bestätigte das niederländische Team vi

31.03.2025Haller fehlte ein halbes PS bei Pedersens Attacke

(rsn) – Durch die immer früheren Attacken der Favoriten bei den belgischen Frühjahresklassikern hat sich die Taktik, über die frühe Ausreißergruppe vor das Rennen zu kommen, in den letzten Jah

31.03.2025Dwars door Vlaanderen im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(rsn) – Dwars door Vlaanderen (1.UWT) ist eines der kürzesten flämischen Eintagesrennen des Frühjahrs. Im vergangenen Jahr etwa betrug die Distanz "nur" 183,7 Kilometer. Für die Fahrer ist das

30.03.2025Pedersen: “Erwartet das nicht immer von mir“

(rsn) – Es war schon eine sehr eindrucksvolle Show, die Mads Pedersen (Lidl – Trek) mit seiner 56 Kilometer langen Soloflucht beim 87. Gent-Wevelgem in Flanders Fields bot. Als wäre nichts weiter

30.03.2025Degenkolb: “Als Mads losfuhr, hatte keiner die Beine“

(rsn) – John Degenkolb (Picnic – PostNL) hat beim 87. Gent-Wevelgem (1.UWT) eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass er trotz seiner 36 Jahrebei harten, langen Eintagesrennen immer noch mit der

30.03.2025Clever und stark: Roglic nach Katalonien bereit für den Giro

(rsn) - Primoz Roglic (Red Bull - Bora - hansgrohe) hat mit seinem Gesamtsieg bei der Katalonien-Rundfahrt eindrucksvoll bewiesen, dass er in bestechender Form ist. Der 35-jährige Slowene zeigte nic

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine