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08.05.2014 | (rsn) - Dass der Giro in den Bergen entschieden wird, ist nichts Neues. Das ist sein Charakter und dafür lieben ihn die Tifosi. Zeitfahren spielen in Italien schon seit Jahren keine große Rolle mehr. Daran ändert sich auch dadurch nichts, dass bei der 97. Auflage immerhin 90,4 Kilometer im Kampf gegen die Uhr auf dem Programm stehen - ähnlich viele wie 2013 und weit mehr als in den Jahren zuvor. Denn die Tatsache, dass in der Schlusswoche sechs Bergankünfte - darunter ein Bergzeitfahren - zu bewältigen sind, verschiebt den Fokus auch diesmal wieder auf die Kletterer.
Doch das Motto des Giro 2014 dürfte sein: Es wird von Tag zu Tag schwerer. Los geht es nämlich relativ gemächlich mit dem inzwischen schon obligatorischen Mannschaftszeitfahren und zwei anschließenden Flachetappen in Irland. Der Wind wird rund um Belfast und auf dem Weg nach Dublin eine große Rolle spielen - und, wie man es vom Giro 2013 bereits kennt: die Kälte.
Beides ändert aber nichts daran, dass es auf der Grünen Insel höchstwahrscheinlich zu zwei Massensprints kommen sollte. Schwierigkeiten in Form von Anstiegen sind dort in Zielnähe keine zu finden, es kommt also hauptsächlich darauf an, sich an der Windkante nicht abhängen zu lassen. Durch die Zeitbonifikationen im Etappenziel sind hier nach dem 21,7 Kilometer kurzen Mannschaftszeitfahren durchaus auch Wechsel in Sachen Rosa Trikot möglich - die Sprinter freut’s.
Nach einem frühen ersten Ruhetag, der für den Transfer von Irland in den Südosten Italiens genutzt wird, geht es mit einer weiteren Sprintetappe weiter - die auch durch ihre Kürze von 112 Kilometern ihrem Namen gerecht wird. Und wenn Marcel Kittel (Giant-Shimano), Elia Viviani (Cannondale) oder ein anderer der klassischen Sprinter inzwischen Rosa tragen sollte, so wird es für denjenigen auf der 5. Etappe erstmals richtig hart, seine Gesamtführung zu verteidigen. In Viggiano nämlich steht die erste Mini-Bergankunft an - wenn auch nur am Ende eines gut fünf Kilometer langen Anstiegs der 4. Kategorie, der während der letzten 18 Kilometer aber immerhin zwei Mal bezwungen werden muss.
Ähnlich wie in Viggiano ist auch tagsdrauf in Montecassino bei der zweiten „kleinen Bergankunft“ mit einem Sprint der Kletterer zu rechnen - eine weitere Etappe, die in Sachen Gesamtsieg voraussichtlich keine Rolle spielt, das Feld aber bereits etwas vorsortieren kann, auch wenn die 247 Kilometer lange Etappe vor dem acht Kilometer langen Schlussanstieg keine weitere Schwierigkeit aufweist.
In Montecopio wird erstmals vorsortiert
Es folgen zum Abschluss der ersten Giro-Woche zwei Mittelgebirgsetappen, wobei das siebte Teilstück von Frosinone nach Foligno über 211 Kilometer für die kletterfesten Sprinter noch machbar sein dürfte. Die 8. Etappe hinauf nach Montecopio läutet dann aber endgültig den Kampf um Rosa ein. Die Schlusssteigung gehört zur 1. Kategorie, und weil vorher bereits ein weiterer 1.-Kategorie- und ein 2.-Kategorie-Anstieg bezwungen werden müssen, wird sich hier erstmals die Spreu vom Weizen trennen und das Gesamtklassement sicherlich auf den Kopf gestellt.
Wer an diesem zweiten Giro-Wochenende noch nicht in Top-Form ist, der wird den Gesamtsieg nicht erringen können. Denn auch die 9. Etappe mit einer Bergankunft in Sestola (2. Kategorie) am bis dato höchsten Punkt der Rundfahrt ist dazu geeignet, schwächelnden Kontrahenten Rückstände einzuschenken.
Nachdem dem Peloton ein zweiter Ruhetag gegönnt wurde, geht es mit der 10. Etappe an einem Dienstag in die zweite Giro-Woche hinein und zunächst sind in Salsomaggiore Terme noch einmal die Sprinter gefragt, bevor mit der 11. Etappe von Collecchio nach Savona das längste Teilstück der gesamten Rundfahrt wartet: 249 Kilometer mit einem 45 Kilometer langen Rundkurs über einen Anstieg der 2. Kategorie bieten eine perfekte Möglichkeit für Angriffe von stark abfahrenden Etappenjägern - schließlich wartet nach der Bergwertung eine 25 Kilometer lange Abfahrt in Richtung Ziel.
Ein Zeitfahren nicht nur für Rouleure
Spannend wird es auf der 12. Etappe, wenn die Stunde der Zeitfahrer schlägt. Der Kampf gegen die Uhr zwischen Barbaresco und Barolo ist 41,9 Kilometer lang und wird das Gesamtklassement noch einmal neu sortieren. Allzu viel Zeit sollten die Kletterer dort aber nicht verlieren, denn die ersten zwölf Kilometer führen leicht bergan - sie überwinden immerhin knapp 400 Höhenmeter - und auch im Finale wird es noch einmal hügelig.
Mit einer weiteren Sprintetappe über 153 Kilometer nach Rivarolo Canavese nähern wir uns anschließend den Westalpen, wo mit dem Schlussanstieg von Oropa (1. Kat., 11,8 km, 6,2 %) die heftige Schlusswoche eingeläutet wird. Diese 14. Etappe hat es in sich, weil vorher bereits die steile Alpe Noveis und ein knapp 20 Kilometer langer Anstieg nach Bielmonte bezwungen werden müssen. Die 30 Kilometer lange und nicht allzu schwere Abfahrt an den Fuß des Schlussanstiegs dürfte aber dafür sorgen, dass die Favoriten auf das Rosa Trikot hier noch nicht alles auf eine Karte setzen.
Zu einem harten Ausscheidungsfahren dürfte es einen Tag später hinauf zum Plan di Montecampione kommen. Der 20 Kilometer lange Schlussanstieg der 1. Kategorie führt auf 1.665 Meter hinauf und ist im Schnitt 7,8 Prozent steil. Da die in Valdengo gestartete 15. Etappe vorher aber völlig flach ist, wird das Feld geschlossen in den Berg hineinrauschen und dann spektakulär auseinanderfliegen, bis oben nur noch die besten Kletterer um Tagessieg und Rosa Trikot kämpfen, bevor der letzte Ruhetag ansteht.
Königsetappe über den Stelvio
Mit wieder etwas erholteren Beinen gehen die Fahrer am 27. Mai dann auf die zwar nur 139 Kilometer lange, dafür aber umso heftigere Königsetappe des Giro über dem berühmten Passo Gavia und das berüchtigte Stilfserjoch, wo 2.758 Meter über dem Meer der höchste Punkt des Giro und somit die „Cima Coppi“ erreicht wird. Der „Stelvio“ wird diesmal von der leichteren Seite - wenn man das bei diesem Berg sagen darf - aus Bormio hinaufgefahren, bevor es in östlicher Richtung nach Laas hinuntergeht und von dort das Martelltal hinauf zur fünften schweren Bergankunft des Giro.
Nach diesem hochalpinen Ritt, der durchaus bereits für eine Vorentscheidung in der Gesamtwertung gut ist, gönnen die Veranstalter dem Peloton die letzte Flachetappe vor dem Finale in Trieste. Das 17. Teilstück von Sarnonico nach Vittorio Veneto könnte den Sprintern gehören, wenn von ihnen zu diesem Zeitpunkt überhaupt noch einige im Rennen sind. Ansonsten ist es eine klassische Überführungsetappe, die sich die kräftigeren Ausreißer sichern dürften.
Die müssen sich tags darauf aber wieder weiter hinten im Feld einreihen, denn von Belluno geht es über den Passo San Pellegrino und den Passo del Redebus zur Rifugio Panarotta auf 1.760 Metern. Die Favoriten werden hier aber wohl bis zum knapp 16 Kilometer langen und im Schnitt fast acht Prozent steilen Schlussanstieg warten, bis sie ihre Attacken setzen. Denn die 15 flachen Kilometer im Tal am Lago di Levico bevorteilen in der Anfahrt zum Etappenfinale eindeutig größere Gruppen.
Großes Finale am härtesten Anstieg des Rennens: der Zoncolan
Ganz auf sich allein gestellt sind die Fahrer 24 Stunden später beim Bergzeitfahren hinauf zum Monte Grappa - insgesamt 26,8 Kilometer lang, wobei die ersten 7,5 bis zur ersten Zwischenzeit noch flach sind. Dann aber folgt die im Schnitt acht und maximal 14 Prozent steile und 19,3 Kilometer lange Rampe von 174 auf 1.712 Meter. Dieses Bergzeitfahren ist deutlich länger und steiler als das des Vorjahres und dürfte daher größeren Einfluss auf die Gesamtwertung haben.
Trotzdem wird der „Fight for Pink“ hier noch nicht entschieden sein. Denn der heftigste Anstieg des gesamten Giro wartet erst einen Tag später auf der vorletzten Etappe des Giro am Monte Zoncolan. Über den Passo del Pura (1. Kat.) und die Sella Razzo (2. Kat.) angesteuert, muss der berüchtigte Anstieg mit einer Durchschnittssteigung von 11,9 Prozent diesmal von Ovaro aus erklommen werden - die schwerste der drei Aufstiegs-Varianten mit Rampen bis zu 22 Prozent.
Oben auf dem Zoncolan steht schließlich der Gesamtsieger des 97. Giro d’Italia fest, denn die Schlussetappe von Gemona del Friuli nach Triest ist zwar 169 Kilometer lang, beinhaltet aber keine Schwierigkeiten mehr und lädt zum letzten Massensprint einer Rundfahrt, die zu Beginn den Sprintern und zum Ende hin den Kletterern gefallen haben dürfte.
Alle Etappen:
09.05. 1. Etappe/Mannschaftszeitfahren Belfast (21,7 km)
10.05. 2. Etappe Belfast - Belfast (219 km)
11.05. 3. Etappe Armagh - Dublin (187 km)
12.05. Ruhetag
13.05. 4. Etappe Giovinazzo - Bari (112 km)
14.05. 5. Etappe Taranto - Viggiano (203 km)
15.05. 6. Etappe Sassano - Montecassino (247 km)
16.05. 7. Etappe Frosinone - Foligno (211 km)
17.05. 8. Etappe Foligno - Montecopiolo (179 km)
18.05. 9. Etappe Lugo - Sestola (172 km)
19.05. Ruhetag
 20.05. 10. Etappe Modena - Salsomaggiore Terme (173 km)
21.05. 11. Etappe Collecchio - Savona (249 km)
22.05. 12. Etappe/Einzelzeitfahren Barbaresco - Barolo (41,9 km)
23.05. 13. Etappe Fossano - Rivarolo-Canavese (157 km)
24.05. 14. Etappe Agliè - Oropa (164 km)
25.05. 15. Etappe Valdengo - Plan di Montecampione (225 km)
26.05. Ruhetag
27.05. 16. Etappe Ponte di Legno - Martelltal (139 km)
28.05. 17. Etappe Sarnonico - Vittorio Veneto (208 km)
29.05. 18. Etappe Belluno - Rifugio Panarotta (171 km)
30.05. 19. Etappe/Einzelzeitfahren Bassano del Grappa-Cima Grappa (26,8 km)
31.05. 20. Etappe Maniago - Monte Zoncolan (167 km) 01.06. 21. Etappe Gemona del Friuli -Triest (172 km)
Gesamtlänge: 3445,4 km
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