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18.04.2014 | (rsn) - Die 49. Austragung des Amstel Gold Race am Osterstonntag eröffnet das Ardennen-Triple, das aus dem niederländischen Klassiker, dem Flèche Wallonne am Mittwoch und Lüttich-Bastogne-Lüttich am kommenden Sonntag besteht. Zwar die Anstiege in den Niederlanden nicht so lang, dafür stehen aber gleich 34 davon im Programm - deutlich mehr als bei den beiden belgischen Rennen.
Erschwert wird die 251 Kilometer lange Fahrt von Maastricht nach Valkenburg durch die engen, verwinkelten Straßen, die, ähnlich wie bei der Flandern-Rundfahrt, harte Positionskämpfe erwarten lassen. „Das Amstel ist sehr speziell und es kommt noch mehr auf eine gute Position im Feld an als beim Flèche oder Liege", sagte etwa Stefan Denifl (IAM) zu radsport-news.com.
Die entscheidende Phase wird nach 162 Kilometern eingeläutet, wenn zum ersten Mal der Cauberg überquert wird. Aussichtsreiche Attacken sind dann aber erst auf den letzten 60 Kilometern zu erwarten wenn der Loorberg (km 195), der Gulpenberg (km 204), der Kruisberg (km 210), der Eyserbosweg (km 212)), der Fromberg (km 215) und der 22 Prozent steile Keutenberg (km 220) anstehen.
Nach den sechs Anstiegen binnen 25 Kilometern bleibt den Fahrern etwas Zeit um durchzuschnaufen, aber schon beim Kilometer 230, bei der dritten Passage des Caubergs, sind wieder alle Kräfte gefordert. Fahrer, die es nicht auf eine Attacke bei der vierten und letzten Überquerung des 1.200 Meter langen Caubergs ankommen lassen wollen, werden ihr Glück mit einem Angriff am Geulhemmerberg (km 234) oder am Bemelerberg (km 243) suchen.
Letztlich wird die Entscheidung aber erst auf den letzten 1,7 Kilometern fallen, nachdem der langjährige Schlussanstieg gemeistert wurde. Möglicherweise findet sich hier eine Gruppe, die dann im Rijksweg in Valkenburg den Sieger im Sprint unter sich ausmacht.
Trotzdem gilt: Wer den Cauberg als erster überquert, der hat auch gute Chancen, den Sieg davonzutragen. Neben einer Explosivität am Berg sind beim Amstel Gold Race seit den im vergangenen Jahr vorgenommenen Streckenänderungen auch noch Sprintqualitäten gefragt.
Über diese Kombination verfügt vor allem Alejandro Valverde (Movistar) mit. Lange Zeit verband den Spanier eine Art Hassliebe mit dem Amstel Gold Race, doch im letzten Jahr gelang Valverde im neuen Finale mit Rang zwei seine beste Platzierung beim einigen niederländischen Eintagesrennen mit WorldTour-Status. Diesmal nun soll Platz eins her.
„Das Rennen war mir in den letzten Jahren nicht besonders gut gesonnen. Es ist ein verrücktes Rennen. So gut, wie ich mich fühle, kann meine Zielsetzung nur der Sieg sein", sagte der Movistar-Kapitän, der bereits je zwei Mal den Flèche Wallonne und Lüttich-Bastogne-Lüttich gewann.
Dagegen konnte Philippe Gilbert (BMC) das Amstel Gold Race bereits 2010 und 2011 für sich entscheiden. Im vergangenen Jahr wurde der Belgier Fünfter. Motiviert durch seinen ersten Frühjahrsklassiker-Sieg im BMC-Dress überhaupt, den er am Mittwoch beim Pfeil von Brabant errang, dürfte Gilbert neben Valverde der große Favorit sein - zumal er 2012 in Valkenburg auf genau dem Finalkurs vom Sonntag den WM-Titel errang. „Dieser Erfolg gibt mir viel Vertrauen, macht mir natürlich aber auch etwas Druck für Sonntag", erklärte der 31-Jährige.
Den Favoriten im letzten Jahr ein Schnippchen schlagen konnte Roman Kreuziger (Tinkoff Saxo), nachdem er sieben Kilometer vor dem Ziel attackiert und die Konkurrenz auf Distanz gehalten hatte. Der Tscheche fühlte sich nach eigenen Angaben zuletzt bei der Baskenland-Rundfahrt zwar nicht in Topform. „Zum gleichen Zeitpunkt des vergangenen Jahres habe ich mich richtig
schlecht gefühlt und dann habe ich trotzdem gewonnen“, wollte Kreuziger das jedoch nicht als schlechtes Omen aufgefasst wissen.
Speziell auf die Ardennen-Klassiker vorbereitet hat sich in diesem Jahr Michal Kwiatkowski (Omega Pharma-Quick Step). Der Pole verzichtete sogar auf die belgischen Kopfsteinpflaster-Rennen, um so seinen vierten Platz aus dem Vorjahr verbessern zu können. Dabei kann Kwiatkowski auch auf die Unterstützung seines deutschen Teamkollegen Tony Martin bauen, der seit 2011 erstmals wieder an den Ardennenklassikern teilnimmt.
Ein weiterer Anwärter zumindest auf das Podium ist der Australier Simon Gerrans (Orica-GreenEdge). Um den 33-Jährigen war es nach seinem Sieg bei der Tour Down Under recht ruhig geworden, doch dass ihm gerade das Amstel Gold Race liegt, zeigte er mit seinen dritten Plätzen in den Jahren 2011 und 2013.
„Das Amstel kommt unserem Team von den Ardennenklassikern am meisten entgegen", sagte Matthew White, Sportlicher bei Orica GreenEdge und sein Kapitän ergänzte. „Ich bin mit meiner Form zufrieden. Ich hatte im Frühjahr mit Krankheiten ein paar Rückschläge zu verkraften, aber die letzte Vorbereitungsphase lief wirklich super. Ich bin bereit", so Gerrans, dessen wieder erstarkter Teamkollege Michael Matthews im Finale eines Sprintes ebenfalls eine gute Rolle spielen könnte
Für den ersten spanischen Sieg beim Amstel Gold Race überhaupt kommt neben Valverde auch Joaquim Rodriguez (Katusha) in Frage. Der 34-Jährige wurde 2011 Zweiter - um allerdings eine Chance auf den Sieg zu haben, müsste Rodriguez schon mit kleinem Vorsprung als Erster über den Cauberg drüber kommen. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist nicht besonders groß.
Gleich drei ehemalige Sieger schicken die Italiener an den Start. Davide Rebellin (CCC) war 2004 erfolgreich, Damiano Cunego (Lampre-Merida) folgte vier Jahre später und Enrico Gasparotto (Astana) hatte überraschend 2012 die Nase vorn.
Doch nicht, nur weil statistisch gesehen der nächste italienische Sieg erst wieder 2016 fällig wäre, stehen die Chancen nicht sonderlich gut. Rebellin ist mit seinen 42 Jahren längst nicht mehr auf früherem Niveau, Gasparatto konnte seinen Coup mehr bestätigen und auch Cunego ist kein Siegfahrer mehr. So könnte am Ende Vincenzo Nibali (Astana) der aussichtsreichste Italiener sein.
Der größte deutsche Hoffnungsträger ist Simon Geschke (Giant-Shimano), der bei der Generalprobe, dem Pfeil von Brabant, mit Rang vier überzeugte. „Meine Form passt und ich bin mit Blicke auf das Amstel Gold Race zuversichtlich", so Geschke zu radsport-news.com. Auch Paul Martens (Belkin) liegt das Rennen, allerdings hatte er in diesem Frühjahr einige gesundheitliche Probleme.
Während Martens vom Team mit einer „freien Rolle" bedacht wurde, nimmt der Niederländer Bauke Mollema beim Heimspiel die Kapitänsrolle ein und hat sich zumindest eine Top-Fünf-Platzierung zum Ziel gesetzt. Vom ersten niederländischen Sieg seit 2001 will man im Belkin-Lager allerdings nicht träumen. „Wir zählen nicht den größten Favoriten", sagte Sportdirektor Frans Maassen. Hoch einzuschätzen ist auch Mollemas Landsmann Tom Jelte-Slagter, der von Garmin-Sharp als Kapitän ins Rennen geschickt wird. Sein deutscher Teamkollege Fabian Wegmann ist zumindest für eine Platzierung unter den besten 15 gut.
Ebenfalls ein Kandidat für die Top Ten ist Routinier Björn Leukemans (Wanty-Groupe Gobert). Der Belgier wurde beim Pfeil von Brabant Fünfter und war dort nach selbstbewusster eigener Einschätzung „der stärkste Mann im Rennen."
Dass er ein Mann für die Ardennenklassiker ist, zeigte Carlos Betancur (Ag2r) im Vorjahr. Doch zuletzt wurde der Sieger von Paris-Nizza von gesundheitlichen Problemen ausgebremst. Weder die Katalonien-Rundfahrt nach die Baskenland-Rundfahrt konnte Betancur zu Ende fahren.
Mehr als nur Geheimtipps sind der Brite Ben Swift (Sky), Dritter bei Mailand-San Remo, und der Italiener Sonny Colbrelli (Bardiani CSF), der insgesamt 13 Spitzenresultate, darunter Rang sechs bei Mailand-San Remo, vorzuweisen hat. „Ich habe durch mein Mailand-San Remo viel Selbstvertrauen getankt. Ich weiß, dass ich am Sonntag einen super Tag brauche, aber das neue, flache Finale kommt mir auf jeden Fall entgegen", sagte der Brite, der bereits drei Saisonsiege eingefahren hat, gegenüber cyclingnews.com.
Vervollständigt wird die Riege der Außenseiter durch Weltmeister Rui Costa (Lampre-Merida) aus Portugal, die Franzosen Sylvain Chavanel (IAM), Thomas Voeckler und Bryan Coquard (beide Europcar) sowie durch das luxemburger Trio Bob Jugels sowie Fränk und Andy Schleck (alle Trek). Der ältere der Schleck-Brüder gewann das Rennen 2006, ist aber genau so wie sein Bruder Andy ein gutes Stück von der Bestform entfernt.
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