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31.01.2014 | (rsn) - Mit dem Team NetApp-Endura ist seit 2010 erstmals wieder eine deutsche Mannschaft bei der Tour de France am Start. Andreas Schulz (Eurosport) sprach mit Teamchef Ralph Denk über die Einladung zum größten Radrennen der Welt.
Gab es unter den vielen Glückwünschen zur Wildcard einen, der Sie besonders gefreut hat?
Ralph Denk: Ja - dass sich Andreas König gemeldet hat, der einst als Chef von NetApp das Team mit auf den Weg brachte, hat mich sehr gefreut. Er ist inzwischen nicht mehr in diesem Unternehmen, aber die Mannschaft liegt ihm weiter am Herzen.
Welche Reaktionen gab es aus der Radsport-Szene?
Denk: Dort gönnen uns alle den Erfolg. Man weiß dort ja, dass es aktuell für den Radsport in Deutschland nicht ganz einfach ist und wie wichtig eine solche Wildcard da sein kann.
Das Team hat sich aus kleinen Anfängen entwickelt – waren Sie immer davon überzeugt, es eines Tages bis auf die größte Bühne zu schaffen – und wann war der Punkt, an dem sie dachten: Jetzt kann es klappen?
Denk: Ich habe immer daran geglaubt – meine Rolle war es dann über die Jahre, den Fahrern diesen Glauben mitzugeben. Unser Giro 2012 war ein erster ganz wichtiger Schritt, große Hoffnung hatte ich dann eigentlich nach dem Etappensieg bei der Vuelta im Herbst. Wir waren ja 2013 schon unter den letzten sechs Teams bei der Wildcard-Vergabe zur Tour und unsere Philosophie wurde immer geschätzt. Nur an der sportlichen Klasse wurde vielleicht ein wenig gezweifelt. Diese Bedenken haben wir bei der Vuelta eindrucksvoll ausräumen können. Von da an haben wir gehofft, dass es diesmal klappt.
Wird das Team nun de Schlüsseletappen der Tour in Augenschein nehmen, wie es die Top-Rennställe mit ihren Stars machen?
Denk: Ja - wir hatten da, das kann ich verraten, einen Plan schon länger in der Hinterhand. Neben einem optimalen Rennprogramm ist darin vorgesehen, die Rennpausen zur Streckenerkundung zu nutzen - gerade Enrico Poitschke hat da viel im Hintergrund geplant. Es gab von Sponsorenseite eine kleine Extra-Prämie für die Tour-Einladung und dieses Geld werden wir dafür ausgeben.
Wie sieht es denn insgesamt an der Sponsorenfront aus, besteht Hoffnung, dass der Höhepunkt nicht gleichzeitig auch der Endpunkt des Teams ist?
Denk: Alle unsere Verträge laufen 2014 aus, ich bin also völlig offen für Angebote und strecke meine Fühler überallhin aus. Aber ich bin sehr optimistisch: Einerseits habe ich bei NetApp ein gutes Gefühl. Dazu aber weiß ich, dass die herausragenden Kennzahlen des Radsports in vielen großen Unternehmen sehr wohl gesehen werden, auch in Deutschland. Sowohl Großkonzerne als auch engagierte Mittelständler haben den Radsport auf dem Zettel und gerade für das erste Unternehmen, das wieder ein solches Sponsoring wagt, wird es sich besonders lohnen. Noch traut sich niemand über die Hemmschwelle, die aufgrund der Vergangenheit des Radsports da ist. Aber die Marketingverantwortlichen wissen, sehr wohl, dass der Radsport ein Top-Produkt ist, um den Bekanntheitsgrad zu verbessern. Es fehlt nur noch die Entscheidungsfreude.
Deutsche Sponsoren haben sicher ein Interesse an deutschen Fahrern: Wie stehen die Chancen, dass einer der vier deutschen Profis im Team bei der Tour am Start sein wird?
Denk: Mir selbst liegt natürlich der deutsche Radsport besonders am Herzen und mich würde es freuen, wenn ein oder zwei unserer deutschen Jungs dabei wären. Zumal ja Andreas Schillinger und Paul Voss schon Erfahrung in dreiwöchigen Rundfahrten haben. Wenn sie gut in Form sind, fahren sie auch. Aber wir werden das Team allein nach sportlichen Kriterien und nicht nach Nationalität aufstellen.
Die deutsche "Note" im Team ist für Fans oft kaum zu entdecken, der Rennstall wird nicht unbedingt als deutsche Mannschaft wahrgenommen, obwohl immer wieder auch bekannte Fahrer auf dem Markt gewesen sind. Konkret: Warum gibt ein Linus Gerdemann sein Comeback bei MTN und nicht bei NetApp – um nur ein Beispiel zu nennen?
Denk: Da darf mir niemand böse sein, ich mache keinen Bogen um die deutschen Fahrer! Aber mein Sponsor fordert von mir, ein internationales Team zu bilden. Unsere Top-Partner wollen allesamt in jedem Land, in dem sie als Unternehmen stark sind, ihren "local hero" präsentieren können. Da geht es mir ein wenig wie HTC vor ein paar Jahren, die eben auch sehr international waren. Und immerhin sind die vier deutschen Jungs das größte Kontingent im Team.
Wo sind für NetApp die Erfolgschancen bei der Tour am größten – gegen die Topsprinter wird es auf fast der Hälfte der Etappen kaum etwas zu holen geben, Ausreißversuche sind da fast chancenlos…
Denk: Es stimmt schon, auf Flachetappen tun wir uns sicher am schwersten. Wenn es in die Berge geht, bin ich aber sehr optimistisch – da haben wir bei der Vuelta, aber auch mit den zweiten Plätzen beim Giro, gezeigt, dass wir ganz vorne mitfahren können. Und Leopold König traue ich, wenn alles gut läuft, auch in der Gesamtwertung einen Platz in den Top 15 zu. Wir wollen uns aber nicht zu sehr aufs Klassement fixieren, dazu ist das Team zu jung und unerfahren -und ein Etappensieg zählt mehr als ein guter Platz in der Endabrechnung.
Schon 2010 hat NetApp am Rande des Tour-Starts in Rotterdam angekündigt, irgendwann selbst beim größten Rennen der Welt dabei sein zu wollen - und das Team in die oberste Liga, die WorldTour zu bringen: Das eine ist geschafft, wie sieht es mit dem zweiten Teil aus?
Denk: Die WorldTour ist immer noch mein großes Ziel, davon rücke ich nicht ab. Aber natürlich brauche ich auch die entsprechenden Partner und Geldgeber. Da stehen wir in engen Verhandlungen, aber im Endeffekt entscheidet der Sponsor, auf welchem Niveau wir antreten. Im Moment ist das Budget ein gutes Budget für die zweite Liga, da sind wir im Mittelfeld dabei. Aber für die WorldTour mit knapp 30 Fahrern reicht es noch lange nicht. Wir arbeiten daran, es bleibt das große Ziel – aber wann es klappt, kann ich noch nicht sagen.
Nun ist der Radsport ja nicht nur die Tour, NetApp hat Wildcards für erste andere Top-Rennen im Frühjahr bekommen, so auch Mailand – San Remo: Dort hat Gerald Ciolek letztes Jahr gezeigt, dass auch kleinere Teams ganz große Siege holen können – und die neue, schwere Streckenführung sollte Ihren Fahrern doch entgegenkommen…
Denk: Das ist sicher so – denn unsere jungen Sprinter sind bei so einem Rennen über 300 Kilometer noch nicht auf dem Niveau, ganz vorne mitmischen zu können. Aber unseren bergfesten Fahren sollte das tatsächlich entgegenkommen, Leopold König hat sich sehr gefreut, dass wir dort starten können – und alle sind heiß auf die Premiere dort.
Wie sieht es mit weiteren Wildcards aus?
Denk: Was die Monumente im Frühjahr betrifft, bin ich sehr optimistisch: Bei Roubaix, Amstel oder Flandernrundfahrt etwa bin ich sehr entspannt
Wie sehr steht und fällt das Team mit Leopold König, der als Etappensieger bei Vuelta und Kalifornien-Rundfahrt das Aushängeschild ist? Was, wenn er sich verletzten sollte?
Denk: Das war vor zwei Jahren bei unserer Giro-Premiere noch viel extremer: Als er da ausfiel, hatten wir noch nicht so viele Alternativen. Das Team ist größer – und wir haben mit Tiago Machado, Jose Mendes und David de la Cruz weitere hervorragende Bergfahrer. Klar wäre also ein Ausfall von Leo tragisch, aber es würde nicht die Welt untergehen. Das Team hat schon in der Vuelta bewiesen, dass es auch in der Breite stark ist.
NetApp gilt auch als Talentschmiede: Auf welchen Fahrer sollten wir 2014 besonders achten?
Denk: Neben dem Sprinter Sam Bennett denke ich da besonders an eines der größten spanischen Talente: David de la Cruz fährt erst seit drei Jahren Rad und ist wirklich ein Rohdiamant. Er hat das letztes Jahr schon teilweise aufblitzen lassen, etwa als er Leo auf dem Weg zum Sieg bei der Königsetappe in Kalifornien super unterstützt hat. Ich denke, er wird dieses Jahr den Durchbruch schaffen.
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