Giro-Vorschau: 15. Etappe, Cesana Torinese - Col du Galibier, 149 km

Der Giro huldigt einem Tour-Mythos

Foto zu dem Text "Der Giro huldigt einem Tour-Mythos"
Das Profil der 15. Etappe des Giro d´Italia 2013 | Foto: RCS Sport

19.05.2013  |  (rsn) - Der einzige Auslands-Ausflug dieses Giro ist auf dem Papier wohl nicht die Königsetappe der Rundfahrt, aber trotzdem die am meisten gehypteste der gesamten drei Wochen: Der Col du Galibier wird an diesem Tag zum Giro-Mythos erhoben, und bei den Giro-Organisatoren hofft man auf ein ähnliches Spektakel, wie bei der Tour de France vor zwei Jahren, als Andy Schleck dort oben nach langer und mutiger Flucht als Solist gewann.

Die Strecke: 149 Kilometer, Bergankunft, 2 Zwischensprints, 2 Berge der 1. Kat., 1 Berg der 2. Kat.

Mit knapp unter 150 Kilometern ist die Etappe zum Galibier eines der kürzeren Teilstücke dieses Giro, und doch eines der härtesten. Los geht es in Cesana Torinese, wo 2006 bei den Olympischen Spielen die Bob- und Rodel-Wettbewerbe ausgetragen wurden, mit einer 37 Kilometer langen Abfahrt nach Susa. Dort beginnt der 26 Kilometer lange Anstieg zum Mont Cenis, während dem bei Kilometer 50 die Landesgrenze zwischen Italien und Frankreich passiert wird.

Die Straße führt nach der Bergwertung (1. Kategorie) am Lac du Mont Cenis entlang und hinunter nach Lanslevillard, wo man rechts in Richtung Col d’Iseran abbiegen könnte, doch es geht weiter bergab nach links über Lanslebourg und einen kurzen Zwischenanstieg nach Aussois, wo der erste Zwischensprint ausgetragen wird.

Anschließend fällt die Straße auf 24 Kilometern noch einmal um 700 Höhenmeter ab, bis kurz nach dem Ortseingang von St. Michel de Maurienne der Linksabzweig in Richtung Valloire genommen wird. Was folgt ist eine elendig lange Kletterpartie über den 11,8 Kilometer langen und 7,2 Prozent steilen Col du Télégraphe sowie weitere 18 Kilometer hinauf zum Col du Galibier - unterbrochen nur durch eine knapp fünf Kilometer lange Abfahrt vom Télégraphe nach Valloire.

Auf dem Weg zum Galibier wartet bei Kilometer 140 an der Gaststätte von Plan Lachat nach dem etwas einfacheren ersten Teil des Schlussanstiegs noch der zweite Zwischensprint, doch direkt im Anschluss daran führt eine Rechtskurve über einen kleinen Gebirgsbach aus den sanfteren Wiesen in steileres und felsigeres Terrain. Die Straße wird kurviger und vor allem steiler: Mit durchschnittlich 8,4 Prozent geht es die letzten acht Kilometer bergan, vorbei am Marco-Pantani-Denkmal, das hier 2011 errichtet wurde, und hinauf zum Tagesziel.

Nachdem es in den vergangenen Tagen in den Alpen nochmals stark geschneit hat, haben sich die Organisatoren nach neuesten Angaben dazu entschlossen, die Etappe am Pantani-Denkmal enden zu lassen, also 4,25 Kilometer unterhalb des vorgesehenen Ziels, aber immer noch auf 2.295 Metern Höhe. Deshalb sind weitere Änderungen im Streckenverlauf nicht ausgeschlossen.

Die (Giro-)Historie: Pantani drückt der Tour seinen Stempel auf

Auf der Speisekarte des Giro stand der Col du Galibier noch nie, doch bei der Tour de France ist der Riese, der meist das „Dach der Tour“ darstellt, bereits 59 Mal überquert worden. Neun Mal war es dabei ein Italiener, der sich den Bergpreis und das damit verbundene Souvenir Henri Desgrange sicherte. 1998 legte Marco Pantani hier mit seiner Attacke bereits weit vor dem Gipfel den Grundstein für seinen Tour-Sieg, weil Jan Ullrich schwächelte, einen Hungerast erlitt und letztlich im Ziel in Les Deux Alpes 8:57 Minuten verlor.

Seit 2011 steht im Anstieg des Galibier, allerdings nicht an der Stelle, an der Pantani attackierte sondern rund vier Kilometer vor dem Gipfel, ein gläsernes Denkmal zu Ehren des 2004 verstorbenen „Piraten“.

Die Region: Ein Mekka der Radsport-Fans

2642 Meter über dem Meer thront die Passhöhe des Col du Galibier - im Juli bei der Tour ist das nie ein Problem, doch am 19. Mai liegt  dort oben durchaus noch sehr viel Schnee am Straßenrand. Zwei Wochen zuvor jedenfalls war die Passstraße noch gesperrt. Sicher: Für den Giro wird die Region Valloire alles daran setzen, die Straße rechtzeitig frei zu räumen, doch die Bilder, die aus Frankreich geliefert werden, dürften spektakulär sein. Im Verlauf des Tages rollt das Peloton übrigens gleich durch mehrere Skigebiete, die aber allesamt schon geschlossen haben. Den Sessellift zum Tagesziel kann also niemand nehmen.

Im Sommer hingegen ist diese Region auch für Rennrad-Urlauber ein Mekka. Denn vom Fuß des Télégraphe-Anstiegs in St. Michel de Maurienne sind sowohl der Iseran als auch der Col de la Madeleine, der Col du Glandon und der Col de la Croix de Fer ohne Auto problemlos zu erreichen. Und nur ein Tal weiter warten die 21 Kehren von L’Alpe d’Huez sowie die Steigung nach Les Deux Alpes - und sogar der Col d’Izoard ist nicht weit.

Die Radsport-News-Prognose: Große Zeitverluste liegen in der Luft

An diesem Tag ist alles möglich, nur abgewartet wird am Tag vor dem zweiten Ruhetag mit Sicherheit nicht mehr. Ein Angriff am Mont Cenis von einem der Mit-Favoriten wäre sehr mutig, aber nicht undenkbar. Denn da die gesamte Etappe keinen flachen Kilometer beinhaltet, ist der Nachteil eines Ausreißers gegenüber dem jagenden Hauptfeld nie geringer als heute. Dennoch: Wahrscheinlicher ist, dass der Fehdehandschuh erst am Télégraphe geworfen wird - so wie bei der Tour 2011 von Alberto Contador.

Allerdings besteht wegen der zunächst nicht sehr großen Steigung am Galibier immer die Gefahr, dass Télégraphe-Angreifer am Galibier wieder eingefangen werden, bevor nach Plan Lachat erst auf den letzten acht Kilometern die endgültige Entscheidung fällt.

Wer dann letztlich triumphiert, ist schwer vorherzusagen. Sicher ist nur: Es wird ein erstklassiger Kletterer sein, und wahrscheinlich einer, der auch im Gesamtklassement sehr weit vorne steht. Wer am Galibier einen schlechten Tag hat, für den ist der Giro gelaufen. Hier kann man sehr schnell mehrere Minuten verlieren.

Mehr Informationen zu diesem Thema

01.06.2013Majka: Riis hatte Recht mit seiner Prognose

(rsn) - Als vor zwei Jahren Bjarne Riis den jungen Polen Rafal Majka unter Vertrag nahm, wurde er nicht müde, von dem bis dahin eher unbekannten Talent zu schwärmen. "Rafal hat ein riesengroßes

31.05.2013Niemiec schrieb beim Giro polnische Radsportgeschichte

(rsn) – Mit seinem sechsten Gesamtplatz beim Giro d’Italia schrieb Przemyslaw Niemiec polnische Radsportgeschichte. Der 33-jährige Edelhelfer im Dienste der italienischen Mannschaft Lampre-Merida

27.05.2013Mezgec: Degenkolbs Anfahrer nutzt seine Chance

(rsn) – Mark Cavendish (Omega Pharma-Quick-Step) war der überragende Sprinter des diesjährigen Giro d’Italia. Doch im Schatten des Seriensiegers von der Isle of Man, der alle fünf Massensprints

27.05.2013Evans: Tour-Vorbereitung auf Platz drei beendet

(rsn) – Cadel Evans (BMC) hat seiner Bilanz bei den großen Rundfahrten einen weiteren Podiumsplatz hinzugefügt. Nach seinem Sieg bei der Tour de France 2011, jeweils Rang in den Jahren 2007 und 2

27.05.2013Morabito fährt Giro mit gebrochenem Handgelenk zu Ende

(rsn) - Steve Morabito (BMC) hat sich bei einem Sturz auf der 16. Etappe des Giro d’Italia einen Knöchel im linken Handgelenk gebrochen. Trotzdem fuhr der Schweizer das Rennen zu Ende. „Ich hatte

27.05.2013Uran etabliert sich als Kapitän für die Rundfahrten

(rsn) – Auch ohne den nach der 12. Etappe mit einer Erkältung ausgestiegenen Kapitän Bradley Wiggins zählte das Sky-Team zu den Gewinnern des 96. Giro d’Italia. Zwei Etappensiege, Rang zwei im

27.05.2013Cavendish: „Schon als Kind siegeshungrig“

(rsn) – Mark Cavendish (Omega Pharma-Quick-Step) hat seiner imposanten Bilanz beim diesjährigen Giro d’Italia weitere Erfolge hinzugefügt. Der Brite gewann nicht nur fünf Etappen, sondern siche

27.05.2013Nibali siegt mit maximaler Unterstützung und minimalem Stress

(rsn) – Bei seiner fünften Giro-Teilnahme hat Vincenzo Nibali (Astana) nicht nur die riesigen Erwartungen der Tifosi erfüllt, sondern seine Tendenz der vergangenen Jahre mit dem ersten Gesamtsieg

26.05.2013Nibali kämpft sich durch Hitze, Dauerregen und Schnee

Brescia (dpa) - Vincenzo Nibali (Astana) hat sich beim 96. Giro d`Italia durch große Hitze, Dauerregen und dichtes Schneetreiben zum größten Triumph seiner Karriere gekämpft. Der 28-jährige Itali

26.05.2013Cavendish beim Giro d´Italia unschlagbar

(rsn) - Mark Cavendish (Omega Pharma - Quick-Step) hat am Schlusstag des 96. Giro d’Italia in Brescia seinen fünften Etappensieg eingefahren und sich außerdem das Rote Trikot des Punktbesten ges

26.05.2013Cavendish und Nibali triumphieren in Brescia

(rsn) – Mark Cavendish (Omega Pharma-Quick-Step) hat wie erwartet zum Abschluss des 96. Giro d’Italia nochmals zugeschlagen. Der Brite gewann die 21. und letzte Etappe über 197 Kilometern von Rie

26.05.2013Betancur holt sich mit Energieleistung das Weiße Trikot zurück

(rsn) – Vincenzo Nibali (Astana) wird voraussichtlich den 96. Giro d’Italia gewinnen – aber zu den großen Gewinnern dieser Italien-Rundfahrt zählen auch die Kolumbianer, die der Italien-Rundfa

Weitere Radsportnachrichten

14.11.2024Bardet: “Sinnlos, an ethischen Radsport zu glauben“

(rsn) - Es war ein durchaus ungewöhnlicher Zeitpunkt, als Romain Bardet im Sommer, kurz vor der Tour de France, sein Karriereende ankündigte. Mindestens genauso ungewöhnlich ist das Rennen, das sei

14.11.2024Quintana beendet Spekulationen, Bonnamour gibt Kampf gegen Dopingsperre auf

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

14.11.2024Rhodos-Prolog-Experte mit Sturzpech im stärksten Rennen

(rsn) – Seine elfte Saison auf KT-Niveau ragt zwar nicht als seine beste heraus, dennoch zeigte Lukas Meiler (Team Vorarlberg) auch 2024, was er drauf hat. Seine beste Platzierung gelang ihm dabei

14.11.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste 2024

(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem

14.11.2024Schädlich übernimmt die deutschen Ausdauer-Spezialisten

(rsn) – Der Bund Deutscher Radfahrer hat einen neuen Nationaltrainer auf der Bahn für den Bereich Ausdauer. Lucas Schädlich, der seit 2019 die deutschen Juniorinnen unter seinen Fittichen hatte, Ã

14.11.2024Im Überblick: Die Transfers der Männer-Profiteams für 2025

(rsn) – Nachdem zahlreiche Transfergerüchte seit Monaten in der Radsportwelt zirkulieren, dürfen die Profimannschaften seit dem 1. August ihre Zu- und Abgänge offiziell bekanntgeben. Radsport

14.11.2024Schär wird Schweizer Nationaltrainer

(rsn) – Marc Hirschi, Stefan Küng und Co. haben einen neuen Nationaltrainer. Michael Schär wird mit Jahresbeginn 2025 die Verantwortung für die Schweizer Männer in den Bereichen Elite und U23 ü

14.11.2024Lotto Kern - Haus wird Development-Team von Ineos Grenadiers

(rsn) – In den vergangenen beiden Jahren war das deutsche Kontinental-Team Lotto Kern - Haus PSD Bank sogenannter Development-Partner von Red Bull – Bora – hansgrohe. Ab der kommenden Saison wi

14.11.2024Meisen kündigt baldiges Karriereende an

(rsn) – “Spätestens im Januar ist Schluss“, kündigte Marcel Meisen (Stevens) gegenüber RSN an. Der 35-Jährige ist in seine letzte Cross-Saison gestartet und will diese nicht mehr ganz zu End

14.11.2024Traumszenario mit kurzem Anfangsschock

(rsn) – Unverhofft kommt oft – dieser Spruch traf in dieser Saison auch auf Meo Amann zu. Mit dem Elite-Team Embrace The World in die Saison gestartet, bewarb er sich im Sommer auf einen Platz bei

13.11.2024Auch ein kurioser erster UCI-Sieg reichte nicht zum Profivertrag

(rsn) – Auch wenn er in dieser Saison seinen ersten UCI-Sieg einfahren konnte, so gelang Roman Duckert (Storck – Metropol) am Ende seiner U23-Zeit nicht der Sprung in ein Profiteam. Deshalb wird e

13.11.2024Ein Jahr geprägt von Stürzen und viel Unglück

(rsn) – Eigentlich wollte Mikà Heming (Tudor Pro Cycling) 2024 so richtig durchstarten. Die Klassikerkampagne in Belgien hatte er sich als erstes Saisonhighlight gesetzt, doch diese endete für den

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine