Interview mit Tour de Suisse-Kommentator Hans Jucker

„Ich glaube, wir sind auf dem Weg der Besserung“

Foto zu dem Text "„Ich glaube, wir sind auf dem Weg der Besserung“"

Tour de Suisse 2008

Foto: ROTH

11.06.2009  |  (rsn) – Hans Jucker kommentiert ab Samstag gemeinsam mit Jean-Claude Leclercq wieder die Tour de Suisse für das Schweizer Fernsehen. Dem Klein-Report gab das Urgestein der Schweizer Fernseh-Sportreporter ein Interview, aus dem Radsport News mit freundlicher Genehmigung Auszüge veröffentlicht.

Zum wievielten Mal rollen Sie als Kommentator mit und wie viele Kilometer haben Sie im Laufe der Jahre dabei abgespult?

Jucker: Es ist meine 44. Tour. Grob gerechnet sind es wohl 60 000 Kilometer, die ich allein bei der Tour de Suisse zurückgelegt habe.

Eine lange Zeit, eine riesige Strecke. Sind Sie noch nicht velomüde?

Jucker: Überhaupt nicht. Aber mit 65 Jahren ist absolut Schluss. Und die werde ich am 11. Januar 2011. Im nächsten Jahr kommentiere ich meine 45. und letzte Tour de Suisse.

Sie kennen sich bei den großen Rundfahrten bestens aus. Werden Sie auch in diesem Jahr die Tour de France begleiten?

Jucker: Nein. Das wird mein Kollege Claude Jaggi übernehmen. Ich habe etwa 25 Mal die Grosse Schleife kommentiert.

Stichwort: Sponsoren. Sehen Sie diesbezüglich finanzielle Schwierigkeiten für den Radsport?

Jucker: Ich habe bisher erlebt, dass bei dem Ausstieg eines Sponsors ein anderer in die Bresche gesprungen ist.

Wie schätzen Sie den Marketingwert, den Werbewert einer Tour de Suisse oder Tour de France ein?

Jucker: Der Werbewert der Radrennen ist generell sehr hoch. Das bestätigte mir auch Andy Rhys. Er sagte mir, er hätte unglaubliche Gelder in sein Team hineinstecken müssen, wenn er den Bekanntheitsgrad von Phonak hätte anderweitig propagieren müssen. Die Präsenz der Fahrer am Bildschirm ist enorm.

Die großen Rundfahrten sind aufgrund von Dopingfällen in Verruf geraten. Wie sehen Sie die Zukunft des nationalen und internationalen Radrennsports?

Jucker: Ich glaube, wir sind auf dem Weg der Besserung. Es gibt Anzeichen dafür, dass die Übermenschlichkeit von gewissen Leuten passé ist, das Epo-Zeitalter ist vorbei.Die Kontrolleure kommen den Betrügern immer näher.

Was halten Sie von Doping-Freigabe im Spitzensport?

Jucker: Nichts. Schon deshalb, weil es schier unmöglich ist, die Zäsur zum Nachwuchssport zu machen. Man kann doch nicht sagen: Die Spitzenfußballer dürfen dopen, die Junioren aber nicht. Man muss kontrollieren und bestrafen. Ich glaube, man ist diesbezüglich auf einem recht guten Weg.

Was halten Sie vom Comeback des ehemaligen Champion Lance Armstrong?

Jucker: Absolut nichts. Er wird nicht mehr an die Spitze kommen. Es wäre eine Frechheit, wenn Armstrong mit 37 Jahren noch einmal Spitze wäre, dann würde sicher etwas nicht stimmen.

Können Sie dann im Jahr 2011 wirklich abschalten?

Jucker: Ja, das kann ich. Wenn man das 45 Jahre gemacht hat, hat man irgendwann genug. Es wiederholt sich ja auch vieles.

Der Sport ist ein Riesengeschäft geworden. Wie wirkt sich die Finanz- und Wirtschaftskrise auf den Profisport aus?

Jucker: Ich stelle fest, dass sich diese Krise noch nicht ausgewirkt hat. Man denke nur an die jüngsten Ablösesummen im Profifußball im Zusammenhang mit Kaka. Scheinbar hat die sogenannte Krise den Spitzensport noch nicht ergriffen. Ich denke eher, dass die kleinen Veranstaltungen auf dem Land beispielsweise darunter leiden. Das wird problematischer.

Wie gehts weiter nach Ihrer Pensionierung? Wird Ihnen nicht langweilig?

Jucker: Nein. Ich werde hier und da als Speaker tätig sein und natürlich als Treuhänder weitermachen. Ich fülle im Jahr etwa 150 Steuererklärungen aus. Ausserdem bin ich Pächter des Arche-Pubs. Mit 65 werde ich ein GA der SBB kaufen. Ich war so viel in der Welt draussen, war bis zu 200 Tage im Jahr unterwegs und habe das Gefühl, dass ich Defizite in der Schweiz habe.

Mit Hans Jucker sprach Klein-Report-Mitarbeiter Rolf Breiner.

Mehr Informationen zu diesem Thema

21.06.2009Cancellara zurück in der Erfolgsspur

(rsn/dpa/sid) – Zu Hause ist es doch am Schönsten. Vor seiner Haustür machte der Schweizer Fabian Cancellara (Saxo Bank) im 39 Kilometer langen Einzelzeitfahren von Bern seinen größten Rundfahrt

21.06.2009Ullrich: Man sollte Martin nicht hochjubeln

(rsn/dpa/sid) Dass Fabian Cancellara die Tour de Suisse gewinnen wird, hatten sich wohl nur eingefleischte Fans und Eidgenossen vorstellen können. Dass im Kampf um den Gesamtsieg jedoch Tony Martin s

21.06.2009Nur Cancellara stärker als Martin

(rsn/sid) - Fabian Cancellara (Saxo Bank) hat das abschließende, 38,5 Kilometer lange Zeitfahren der Tour de Suisse gewonnen und sich dadurch auch den Gesamtsieg gesichert. Starker Zweiter, sowohl i

21.06.2009Cancellara Favorit, Martin in Lauerstellung

(rsn) - Die Tour de Suisse hat in ihren 71 Austragungen sicherlich schon schwerere Etappen im Programm gehabt. Vielleicht ist aber gerade wegen des gemäßigten Profils die Spannung vor dem abschlieÃ

20.06.2009Bergkönig Martin stürmt zum Etappensieg

(rsn) - Columbia-Highroad ist nicht zu stoppen. Tony Martin sorgte auf der 8. Etappe der Tour de Suisse für den sechsten Erfolg des US-Teams. Martin, Träger des Bergtrikots, setzte sich auf der 182

20.06.2009"Bei uns bekommt jeder seine Chance"

(rsn) - Columbia-Highroad kommt derzeit aus dem Siegen nicht mehr heraus. 42 Saisonerfolge hat das US-Team von Bob Stapleton bereits auf dem Konto. Allein sieben davon wurden in den letzten sechs Tag

19.06.2009Windböen! Ich fand mich im Straßengraben wieder

(rsn) - Das schlechte Wetter hat heute niemanden abgeschreckt. Genau genommen gab es sogar einen Raketenstart. 60 Kilometer wurde niemandem Raum gegeben. Ich muss sagen, dass mir das Spaß macht, denn

19.06.2009Kirchen stellt Kreuziger kurz vorm Ziel

(rsn/dpa) - Das Team Columbia-Highroad ist zur Zeit nicht zu schlagen. Am Freitag gewann der Luxemburger Kim Kirchen die 7. Etappe der Tour de Suisse über 204 Kilometer von Bad Zurzach hinauf zur B

19.06.2009Gerdemann Letzter in der Schweiz

(rsn) - 2005 machte sich Linus Gerdemann zum ersten Mal einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Der damals 22-Jährige gewann nach einem tollen Solo die 7. Etappe der Schweiz-Rundfahrt von Einsiedeln n

18.06.2009"Cav" hält Columbia-Siegeszug am Laufen

(rsn) - Das Team Columbia-Highroad beherrscht die Tour de Suisse weiterhin fast nach Belieben. Auf der 6. Etappe über 178 Kilometer von Oberriet nach Bad Zurzach siegte der Brite Mark Cavendish im Ma

18.06.2009Tony Martin: "Ich wollte die Etappe gewinnen"

(rsn) – Die Tour-Generalprobe läuft für Tony Martin (Columbia-Highroad) bisher ganz nach Wunsch. Der 24 Jahre alte Eschborner machte seine Ankündigung wahr, sich bei der Tour de Suisse im Hochgeb

17.06.2009Hungerbühler: "Ich habe einfach mal attackiert..."

(rsn) – Team Vorarlberg-Corratec unterstrich auch auf der Königsetappe der Tour de Suisse seinen Ruf als kämpferischste Mannschaft des Rennens: Der Schweizer Pascal Hungerbühler imponierte auf de

Weitere Radsportnachrichten

18.11.2025Aserischer Nachwuchsfahrer positiv auf “Crystal Meth“

(rsn) – Der Radsportweltverband UCI hat Nachwuchsfahrer Artyom Proskuryakov vorläufig suspendiert. Grund ist nach Angaben der UCI eine positive Dopingprobe, die der 18-jährige Aserbaidschaner bei

18.11.2025Espargaró: “In beiden Welten aktiv? Hat nicht geklappt“

(rsn) – Es war ein kurzes Radsport-Gastspiel: Nach wenigen Monaten als Fahrer bei Lidl - Trek Future Racing fokussiert sich MotoGP-Fahrer Aleix Espargaró künftig wieder ganz auf den Motorradsport.

18.11.2025Almeida: Bester Saison der Karriere soll weitere Steigerung folgen

(rsn) – UAE – Team Emirates – XRG hat den noch bis Ende 2026 laufenden Vertrag mit Joao Almeida vorzeitig um weitere zwei Jahre verlängert. Das teilte der Rennstall von Toursieger und Weltmeist

18.11.2025Jayco verlängert mit Engelhardt, O’Brien und De Pretto

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

18.11.2025Aussie-Duo für Decathlon: Haussler und Renshaw neue Sportdirektoren

(rsn) – Nach seinem Abschied bei Red Bull – Bora – hansgrohe hat Heinrich Haussler eine neue Aufgabe auf WorldTour-Niveau gefunden. Der 41–jährige Australier wird künftig als Sportdirektor b

18.11.2025Widar gibt 2026 Debüt bei zwei Monumenten und der Vuelta

(rsn) – Jarno Widar wird gleich in seinem ersten Profijahr ein anspruchsvolles Programm absolvieren. Wie der 20-jährige Belgier in einem Interview mit der Zeitung Het Laatste Nieuws ankündigte, ge

18.11.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Männer 2025

(rsn) – Es ist inzwischen RSN-Tradition. Und auch wenn sich mit Christoph Adamietz der Vater der Idee vor einem Jahr aus unserem Autoren-Team verabschiedet hat, so soll diese Tradition fortgesetzt w

18.11.2025Zwischen Abitur, DM-Medaillen und WorldTour-Einsätzen

(rsn) - In der Juniorenklasse gehörte Paul Fietzke zu den weltweit besten Fahrern. Medaillen bei Europa- und Weltmeisterschaften, der Deutsche Meistertitel auf der Straße sowie Siege bei internati

17.11.2025Lipowitz will nicht zum Giro und hofft auf Tour-Doppelspitze

(rsn) – Mit Blick auf ihre Meriten bei der Tour de France befinden sich Florian Lipowitz und Remco Evenepoel in ähnlichen Sphären. Doch was ihren Charakter angeht, könnte das Duo, das im Sommer n

17.11.2025Nach Platz 1 und 3 im Prolog gibt´s schon den ersten Ruhetag

(rsn) - Robert Müller ist wieder auf Achse. Wer seine Berichte aus den unterschiedlichsten Ecken der Radsport-Welt – von Südamerika bis Asien – kennt, weiß: Wenn "Radbert" unterwegs ist, wird e

17.11.2025ASO spricht sich gegen Ticket-Einnahmen aus

(rsn) – In der Debatte um die zukünftige Finanzierung des Radsports hat die Großmacht ASO, die neben der Tour de France weitere entscheidende Rennen im WorldTour-Kalender und den ebenen darunter o

17.11.2025Road Captain will auch “persönliche Freiheiten“

(rsn) – Von den noch aktiven Profis ist Kim Heiduk der letzte Deutsche, der aus einem einheimischen KT-Team, nämlich Lotto – Kern Haus, den Wechsel ins Lager der Berufsradfahrer geschafft hat. Ei

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour de Gyeongnam (2.2, KOR)