Vorschau Lüttich-Bastogne-Lüttich

Wer lässt die Konkurrenz bei der "Doyenne" alt aussehen?

28.04.2007  |  (Ra) - Am Sonntag steht mit dem zum ersten Mal 1892 ausgetragenen Lüttich-Bastogne-Lüttich das älteste Eintagesrennen im Radsport an, weshalb man es auch liebevoll "La Doyenne (die Älteste)" nennt. Auf dem 262 Kilometer langen, sehr selektiven Kurs durch die Ardennen mit Ziel in Ans kommen vor allem die Hügel- und Bergfahrer auf ihre Kosten.

Nach dem Start in Lüttich machen sich die 24 Teams auf den Weg in Richtung Bastogne, das nach 107 Kilometern und zwei Anstiegen, den so genannten Cotes, erreicht ist. Die wahren Schwierigkeiten des Rennens treten aber in der Endphase auf. Auf den letzten 90 Kilometern muss das Peloton neun giftige Anstiege plus der Schlusssteigung in Ans bewältigen. Die Scharfrichter des Rennens werden wohl auch in diesem Jahr die Cote de la Redoute bei Kilometer 227,5 und die Cote de St-Nicolas bei Kilometer 256,5 sein. Spätestens am Schlussanstieg nach Ans wird die Entscheidung um den Sieg fallen.

Die Favoritenrolle für Lüttich-Bastogne-Lüttich nimmt das Team Gerolsteiner ein. Mit Stefan Schumacher beim Amstel Gold Race und Davide Rebellin beim Fleche Wallone hatte man bereits die ersten beiden Ardennen-Klassiker gewonnen. Mit dieser Doppelspitze geht man auch am Sonntag bei der "Doyenne" an den Start und hofft nach 2004, als Davide Rebellin das "Ardennen-Triple" schaffte, erneut die drei schweren Eintagesrennen innerhalb einer Woche zu gewinnen. Die Chancen darauf stehen nicht schlecht. Vielleicht schafft Schumacher nach Herrman Buse 1930 und Dietrich Thurau 1979 als dritter deutscher Fahrer den prestigeträchtigen Sieg.

Die Konkurrenz für das Team Gerolsteiner ist jedoch groß. Vor allem Vorjahressieger Alejandro Valverde ist heiß auf den Sieg. Beim Fleche Wallone musste sich der Caisse d`Epargne Kapitän noch seinem Widersacher Rebellin geschlagen geben und landete auf Rang zwei. Bei Lüttich-Bastogne-Lüttich möchte Valverde den Spieß allerdings umdrehen.

Mit Paolo Bettini, Danilo Di Luca und Damiano Cunego gehören auch drei Italiener zu den Favoriten. Vor allem der Weltmeister Bettini weiß, wie man in Ans gewinnen kann. Bereits 2000 und 2002 konnte der Quick.Step-Profi triumphieren, im letzten Jahr wurde er zweiter. Allerdings weiß man nicht, wie es zur Zeit um die Form von "Il Grillo" bestimmt ist.

Bei Di Luca und Cunego ist dies anders. Die beiden Landsleute von Bettini haben zwar noch nicht bei der "Doyenne" gewonnen, befinden sich aber zur Zeit in starker Form. Di Luca beendete sowohl das Amstel Gold Race, als auch den Fleche Wallone auf dem Podium. Cunego gewann unter der Woche den Giro del Trentino mit zwei Etappenerfolgen. Dass Cunego dieses Eintagesrennen liegt, zeigte er im letzten Jahr, als er in Ans als dritter über den Zielstrich fuhr.

Zur Zeit in starker Form befindet sich auch Matthias Kessler. Der Franke vom Astana-Team belegte beim Amstel Gold Race und Fleche Wallone jeweils den vierten Platz und überzeugte mit einer offensiven Fahrweise. Mit dieser möchte er auch am Sonntag zum Erfolg kommen. Ob Kessler uneingeschränkter Kapitän sein wird, steht jedoch nicht fest. Immerhin startet mit Alexander Vinkokourov ein weiteres Astana-Ass. Vinokourov konnt im Jahr 2005 die "Doyenne" gewinnen. Ob er in diesem Jahr mit den gleichen Ambitionen antritt wird das Rennen zeigen.

Ebenfalls zu beachten gilt es den Luxemburger Fränk Schleck. Der CSC-Profi wurde am Mittwoch siebter beim Wallonischen Pfeil und im vergangenen Jahr ebenfalls siebter bei Lüttich-Bastogne-Lüttich. Mit Jens Voigt, der 2005 Zweiter wurde, und Karsten Kroon hat Schleck zudem zwei starke Helfer an seiner Seite.

Nicht vergessen darf man bei der Favoritenliste den Niederländer Michael Boogerd. Der Rabobank-Profi, in seiner letzten aktiven Saison, möchte sich mit einem Ausrufezeichen verabschieden, vielleicht gelingt es ihm in Ans.

Ebenfalls zu den Anwärtern auf eine Spitzenplatzierung zählen der junge Italiener Riccardo Ricco (Saunier Duval), Samuel Sanchez (Euskaltel), Alberto Contador (Discovery Channel) sowie die beiden Ag2r-Profis Rinaldo Nocentini und John Gadret.

Von der Papierform her hat auch das T-Mobile Team einen Kandidaten für das Podium. Patrik Sinkewitz konnte im letzten Jahr bei Lüttich-Bastogne-Lüttich den vierten Platz herausfahren. Allerdings scheint der Hesse in diesem Jahr nicht in der Form der Vorsaison zu sein. Vielleicht gelingt Sinkewitz morgen ein Überraschungscoup. Mit Kim Kirchen und Michael Rogers gehen weitere T-Mobile Profis mit Ambitionen ins Rennen.

Beim Team Milram ruhen die Hoffnungen auf Igor Astarloa und Mirko Celestino. Beide fanden in diesem Jahr jedoch nicht zu ihrer Form. So wäre eine Spitzenplatzierung doch eine kleine Sensation.

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