"Er hätte die Tour gewinnen können"

Ludwig rechnet mit Klöden & Co. ab

Von Christoph Adamietz

07.11.2006  |  Nach seiner Ausbootung bei T-Mobile hat sich nun der ehemalige Teammanager Olaf Ludwig zu Wort gemeldet. Gegenüber dem Radsportportal cyclingnews nannte Ludwig Gründe für seinen unrühmlichen Abschied und warf mehreren seiner ehemaligen Fahrer mangelnde Einstellung und Egoismus vor.

"T-Mobile wollte in eine andere Richtung gehen, was das Team-Management betrifft", so Ludwig. "Sie hatten andere Vorstellungen, also wurde der Vertrag aufgelöst.“ Der über diesem Schritt sichtlich enttäuschte Ex-Profi braucht nun eine Auszeit, um Abstand zu gewinnen. Gerüchte, dass er zu Astana wechseln würde, dementierte Ludwig nachdrücklich. "Ich werde nicht zu Astana gehen und in 2007 auch kein neues Team gründen.“

Eigentlich wollte der ehemalige Weltklassesprinter für das T-Mobile Team eine neue ProTour Lizenz von 2007 bis 2010 beantragen, doch die Dinge nahmen einen anderen Verlauf. Nach der Tour de France waren vor allem Ludwig und Sportkoordinator Mario Kummer Versagen und ein schlechtes Verhältnis zur Mannschaft vorgeworfen worden. Der Sponsor reagierte schließlich und löste die Verträge mit den beiden auf.

Die größten Probleme waren aus Ludwigs Sicht aber andere: "Ich hatte mit den meisten Angestellten ein gutes Verhältnis. Es gab jedoch einige Sachen, die ich ändern wollte und dies wollte ich auch den Fahrern mitteilen. Einige der Fahrer konnten aber nicht mit Kritik umgehen,“ so der 46-Jährige.

Ludiwg schilderte nochmals die Saisonplanung: "Wir wollten 2006 einen guten Saisonstart haben und uns dann auf die Tour konzentrieren. Einige unserer Fahrer, beispielsweise Sergej Gontschar oder Eddy Mazzoleni, hätten ein gutes Frühjahr fahren können, aber wir wollten sie für die Tour de France schonen. Sie hatten keine Highlights zu Beginn des Jahres und konnten sich ganz auf die Vorbereitung zur Tour konzentrieren.“

Somit war der Druck in den Frühjahrsklassikern gute Ergebnisse einzufahren, auf wenige Schultern verteilt. "Wir hatten dann aber Pech, dass unsere Kapitäne für diese Rennen wegen Verletzungen ausfielen oder beeinträchtigt waren", sagte Ludwig. "Das größte Problem war aber, dass die Fahrer meine Kritik nicht annahmen. Sie legten eine schlechte Einstellung an den Tag.“

Ludwig nannte auch Namen: "Klier, Ivanov und Wesemann waren nicht in der Lage, die in sie gesetzten Erwartungen zu erfüllen. Ihre Leistungen waren nicht erstklassig. Sie hatten aber immer Ausreden parat."

Der Zenit der Streitigkeiten wurde dann während der Tour de France erreicht. Vor allem auf der 11. Etappe, die durch die Pyrenäen führte, wurden die Differenzen zwischen den Teamleadern Klöden und Kessler und der Teamleitung deutlich. An diesem Tag nahmen die beiden das Geschehen selbst in der Hand und ließen die Teamkollegen Rogers, Mazzoleni und Sinkewitz gegen die Anweisung der Teamleitung schon am vorletzten Anstieg attackieren, um ihre Kapitän in eine gute Position zu bringen. Das Vorhaben ging aber nach hinten los, da Klöden im finalen Anstieg ohne Teamkollegen war, von Krämpfen geplagt wurde und schließlich mehr als eine Minute verlor.

Klöden Kritik, dass er die Tour nur wegen der Unfähigkeit von Ludwig und Kummer verloren habe, will sein ehemaliger Teamchef jedenfalls nicht auf sich sitzen lassen. "Klöden hätte die Tour gewinnen können - wenn er und Kessler nicht versucht hätten, ihre eigenen Interessen durchzusetzen. Die Aktion in den Pyrenäen war nicht geplant. Das haben die Fahrer selbst entschieden.“

Trotz der Eigenmächtigkeiten der Fahrer wurden Ludwig und Kummer von der Öffentlichkeit als die "Schuldigen" (auch in der Handhabung mit dem Fall Jan Ullrich) angesehen. Recht schnell reifte beim Sponsor die Entscheidung, die beiden durch Bob Stapleton und Rolf Aldag zu ersetzen.

Ludwig bedauert, dass er nicht genug Zeit bekommen habe, seine Ideen zu verwirklichen: "Schade, aber so ist es nun mal. Ich denke immer noch, dass die Ideen gut waren, die Kummer und ich für den Aufbau des Teams hatten. Fünf oder sechs Monate reichen eben nicht, um alles realisieren zu können. Wir wollten das Team verjüngen, uns auf mehr Rennen und nicht mehr nur auf die Tour konzentrieren und den Teamgeist fördern, den wir so lange vermisst hatten." Vielleicht bekommt Olaf Ludwig in Zukunft doch noch bei einem anderen Team die Chance, seine Vorstellungen in die Tat umzusetzen.

Quelle: cyclingnews.com

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