Tränen nach zwei Siegen zum Renewi-Abschluss

De Lie zieht auf dem Zielstrich am virtuell führenden van der Poel vorbei

Von Kevin Kempf

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Arnaud De Lie (Lotto) feiert seinen 2. und 3. Saisonsieg. | Foto: Cor Vos

24.08.2025  |  (rsn) – Arnaud De Lie (Lotto) hat die 5. und letzte Etappe und die Renewi Tour (2.UWT) gewonnen. Der Belgier holte auf dem Zielstrich den virtuell in Führung liegenden Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) ein und schickte den niederländischen Superstar mit zwei zweiten Plätzen nach Hause. Tagesdritter wurde Dries de Bondt (Decathlon – AG2R), der es mit einem 1000-Meter langen Angriff versucht hatte. Vierter wurde Pavel Bittner (Picnic – PostNL) vor Dylan Groenewegen (Jayco – AlUla).

Das 184 Kilometer lange Teilstück in Leuven war im Finale ein ständiges Hin und Her mit vielen Gruppen und chaotischen Rennsituationen. Ganz vorn im Klassement blieb trotzdem alles beim Alten, denn den dritten Podiumsplatz verteidigte Tim Wellens (UAE – Emirates – XRG). Auf Rang vier schon sich dank eines starken Grünen Kilometers Fred Wright (Bahrain Victorious) vor, Fünfter wurde Olav Kooij (Visma – Lease a Bike).

De Lie hat eine sportlich ganz schwere Periode hinter sich, bei der wenig zusammenlief. Seit der Tour de France ist der 23-Jährige wieder besser drauf, mit einem Sieg hatte es bislang aber nicht geklappt. Schon wenige Momente nach dem Überqueren der Ziellinie brach er in Tränen aus, beim Ziel-Interview waren ihm die Emotionen deutlich an den Augen anzusehen. “Als Mathieu mich beim Bonussprint virtuell im Klassement überholt hatte, dachte ich ‘Scheiße!‘“, gestand er.

Dank der Bonussekunden, die er für den Tagessieg erhielt, gab es zum zweiten automatisch auch den dritten Saisonerfolgt dazu. “Ich habe zum Schluss gepokert. Ich habe auf den Sprint gewartet und als er kam, bin ich früh angegangen“, blickte er auf das hektische Finale zurück. Das war auch nötig, denn De Bondt hatte sich mit einer Attacke eingangs der letzten 1000 Meter einen beachtlichen Vorsprung erarbeitet.

Das Punktetrikot der Rundfahrt geht an den Gesamtsechsten Bittner, dessen schlechtestes Tagesergebnis Platz 9 war. Der Gesamtneunte Tibor del Grosso (Alpecin – Deceuninck) verteidigte das Nachwuchstrikot.

So lief die 5. Etappe der Renewi Tour:

Mit Edoardo Affini (Visma – Lease a Bike) und Kasper Asgreen (EF Education – EasyPost) hatten sich nach 30 Kilometern zwei große Motoren mit Aivaras Mikutis (Tudor) und Siebe Deweirdt (Flanders – Baloise) in die Gruppe des Tages begeben. Die wurde allerdings schon mit noch 46 zu fahrenden Kilometern wieder eingeholt.

Sieben Kilometer später fasste sich Axel Huens (Unibet – Tietema Rockets) am Keizersberg ein Herz. Davide Ballerini (XDS – Astana) zog und das Duo arbeitete sich 15 Sekunden Vorsprung heraus, bevor van der Poel kurz danach an der Wijnpers voll durchzog. Mit knapp 20 Mann setzte er sich ab und am 30-Kilometer-Schild wurden die beiden Spitzenreiter eingeholt. Wellens hatte den Abgang verpasst, weil er kurz zuvor Materialpech hatte.

Das Streckenprofil der 5. Etappe der Renewi Tour | Foto: Veranstalter

Dessen Mannschaft blies nun zur Verfolgung, die 25 Kilometer vor dem Ziel erfolgreich war. UAE zog aber weiter durch und machte das Rennen vor dem Grünen Kilometer schwer. Als die drei aufeinanderfolgenden Sprintwertungen anstanden, war von De Lie dann nichts zu sehen. Van der Poel sicherte sich die erste und damit die virtuelle Führung. Er löste sich mit Toms Skujins (Lidl – Trek), Wellens, Alberto Bettiol (XDS – Astana) und Wright, die die übrigens Bonussekunden unter sich aufteilten.

Direkt anschließend ging es erneut über die Wijnpers und Wright musste seine Spurts bezahlen. Eingangs der letzten 20 Kilometer blieben somit vier Fahrer vorn. Die nahmen die 14 Kilometer lange Schlussrunde mit 8 Sekunden Vorsprung in Angriff. Aufgeben wollten sie aber noch nicht. Als Wellens das Tempo kurz danach erhöhte, musste Skujins passen.

Angenehmes Chaos im Finale

Trotzdem war das Abenteuer des Trios zwei Kilometer später beendet, nachdem vor allem Frank van den Broek (Picnic – PostNL) in der Verfolgung Berge versetzt hatte. Jasper Stuyven (Lidl – Trek), Lorenzo Milesi (Movistar) und Paul Magnier (Soudal – Quick-Step) lösten sich anschließend. Sie bekamen sieben Kilometer vor dem Ziel Verstärkung von Thibau Nys (Lidl – Trek), Stan Dewulf (Decathlon – AG2R) und Valentin Madouas (Groupama – FDJ). Sie erreichten die Wijnpers knapp vor dem Peloton.

Magnier und Nys fuhren ihren Begleitern dort davon. Kooij schloss die Lücke fast, während Tim Merlier (Soudal – Quick-Step) zurückfiel. Mit noch 4,5 zu fahrenden Kilometern kam das Peloton wieder zusammen. Wellens nutzte die Gelegenheit zu einer Attacke, der Madouas folgte. Del Grosso sollte die Lücke für van der Poel zufahren, doch die letzten Meter musste der Kapitän selbst überbrücken, was ihm gelang.

Nun folgte ein wahres Stop-and-Go. Attacken wurden geritten und schnell vereitelt. Visma brachte auf den letzten drei Kilometern dann Ruhe ins Feld. Von einer geregelten Vorbereitung für Kooij konnte aber keine Rede sein. Unter dem Teufelslappen sprang dann De Bondt davon. Der Belgier war nah am Sieg dran, doch De Lie schoss aus dem Hintergrund am dezimierten Feld vorbei. Van der Poel zog parallel an, konnte aber nicht die gleiche Geschwindigkeit entwickeln. De Lie holte seinen Landsmann kurz vor dem Ziel ein und verwies van der Poel auf den zweiten Platz.

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