Ecuadorianer sprach schon vor dem Giro vom Sieg

Richard Carapaz: Über alle Zweifel erhaben

Von Sebastian Lindner

Foto zu dem Text "Richard Carapaz: Über alle Zweifel erhaben"
Am Berg hängt Richard Carapaz alle Klassement-Fahrer ab. Ist er stark genug für den zweiten Giro-Sieg? | Foto: Cor Vos

27.05.2025  |  (rsn) – Als Richard Carapaz (EF Education – EasyPost) vor drei Wochen ankündigte, nach Italien zu reisen, um den Giro zu gewinnen, da wirkte es so, als müsste diese Ansage irgendwo zwischen "leicht größenwahnsinnig" und "ziemlich mutig" abgestempelt werden. Besonders nennenswerte Vorleistungen hatte er im Laufe der Saison jedenfalls nicht aufzuweisen. Doch da der Ecuadorianer in der Regel nicht dafür bekannt ist, große Töne zu spucken, muss es wohl doch eher der Mut gewesen sein, der ihn dazu trieb.

Mut hat Carapaz auch auf der 16. Etappe bewiesen. Denn einmal mehr war er es, der Isaac del Toro (UAE – Emirates – XRG) im Rosa Trikot attackierte und damit überhaupt erst dafür sorgte, dass es zu den erheblichen Umwerfungen im Klassement kam. Denn Carapaz hat gezeigt, dass del Toro nicht unverwundbar ist, wie es bisher in vielen Situationen schien.

Simon Yates (Visma – Lease a Bike), Derek Gee (Israel – Premier Tech), selbst die zuvor schon abgehängten Egan Bernal (Ineos Grenadiers), Damiano Caruso (Bahrain Victorious) und Michael Storer (Tudor) machten es ihm nach und stahlen dem Leader Sekunden oder gar Minuten. “Wir wussten, dass dieser Tag eine Schlüsseletappe bei diesem Giro sein wird“, sagte Carapaz. Allerdings gestand er auch ein: “Das hat mich auch einiges gekostet, hier so weit vorne dabei zu sein.“

Schwere Beine für Carapaz auf den letzten Metern

Schon das Finale der 16. Etappe hat das gezeigt. Ging der 31-Jährige, der am Donnerstag einen weiteren Geburtstag begehen wird, an der Seite von Giulio Pellizzari (Red Bull – Bora – hansgrohe) auf die letzten 500 Meter, musste er den jungen Italiener bis ins Ziel noch um 15 Sekunden ziehen lassen. Immerhin der Abstand zu del Toro blieb auf den letzten Metern einigermaßen konstant. So stehen in der Gesamtwertung nun 31 Sekunden Rückstand auf Rosa für Carapaz zu Buche. Fünf Sekunden vor ihm liegt noch Simon Yates (Visma – Lease a Bike).

Bereinigt von Bonussekunden und Zeitfahrkilometern würde das Klassement schon jetzt den EF-Kapitän an der Spitze der Gesamtwertung sehen. Am Berg war er bisher der Stärkste. Und da bloß noch Berge kommen, stellt sich durchaus die Frage: Ist Carapaz nun der Favorit auf das Rosa Trikot zum Ende der Rundfahrt?

Carapaz übersteht Schreckmoment bei frühem Sturz

Es scheint fast so. Denn nicht mal ein Sturz konnte ihn auf der 16. Etappe wirklich bremsen. In den von den TV-Kameras nicht eingefangenen Zwischenfall, der Primoz Roglic (Red Bull – Bora – hansgrohe) zum Aufgeben brachte, soll auch Carapaz verwickelt gewesen sein. “Als ich gestürzt bin, habe ich mir gesagt, ich muss weitermachen. Es hat sich gelohnt und es zeigt, dass man nicht aufgeben darf“, sagte er später im Ziel über diese Situation.

Es macht den Eindruck, als hätte sie ihn nur noch mehr motiviert: “In den vergangenen Jahren war ich nicht immer gesund und es gab einige schwierige Momente für mich. Meine Motivation war, dorthin zu kommen, wo ich schonmal war.“

2019 gewann Richard Carapaz seine bisher einzige Grand Tour, den Giro. Das will er wieder schaffen. Das ist das Ziel. Er hat es schon vor dem Rennen angekündigt. Nur glauben wollte ihm da noch keiner außerhalb seines Teams so recht. Nun aber ist er tatsächlich auf einem guten Weg. “Wir werden bis Rom noch einiges versuchen“, kündigte er an. Und niemand wird es anzweifeln.

Mehr Informationen zu diesem Thema

31.10.2025Del Toro: “Hätte das Rosa Trikot lieber durch Leiden verloren“

(rsn) – Isaac del Toro (UAE -Emirates – XRG) hat eine überragende Saison hinter sich. Seinen 16 Siegen auf internationalem Parkett ließ er jüngst noch zwei ungefährdete Titel bei den mexikanis

20.06.2025Beim Giro Carapaz geholfen: UCI ermittelt gegen De Bondt

(rsn) – Der Radsportweltverband UCI hat gegen Dries De Bondt (Decathlon – AG2R La Mondiale) eine Untersuchung wegen eines möglichen Regelverstoßes eingeleitet. Die UCI bezieht sich dabei auf die

04.06.2025Kanter: “Das war mein bisher erfolgreichster Giro“

(rsn) – Nach seinem vierten Giro d’Italia gönnte sich Max Kanter noch einen Tag “Sightseeing“ in der “Ewigen Stadt“. Am Sonntag hatte der XDS-Astana-Sprinter in Rom auf der abschließende

03.06.2025Gee: “Toll, dass es noch viel Verbesserungspotential gibt“

(rsn) – Zwei Jahre nachdem er als Ausreißerkönig mit vier zweiten Etappenplätzen zum Shootingstar des Giro d´Italia 2023 geworden ist, hat Derek Gee (Israel – Premier Tech) bei seiner zweiten

03.06.2025Groves in Philipsens Leadout zur Tour de France?

(rsn) – Ein Etappensieg sowie zwei zweite und zwei fünfte Plätze: Die Ausbeute von Kaden Groves (Alpecin – Deceuninck) in den Massensprints des Giro d´Italia hätte natürlich noch besser sein

02.06.2025EF trauert dem entgangenen Maglia Rosa nicht hinterher

(rsn) – Zwei Etappensiege und ein dritter Platz in der Gesamtwertung: Der Giro d’Italia 2025 dürfte als eine der erfolgreichsten Grand Tours in die Geschichte von EF Education – EasyPost eingeh

02.06.2025Giro-Debütant van Aert mit Trofeo Bonacossa ausgezeichnet

(rsn) - Wout van Aert (Visma – Lease a Bike) kann auf ein erfolgreiches Giro-Debüt zurückblicken. Nicht nur gewann der Belgier die Schotter-Etappe nach Siena und komplettierte damit seine Sammlung

02.06.2025Reef: “Wir haben in den letzten Wochen alles perfekt umgesetzt“

(rsn) – Der achte Gesamtsieg bei einer Grand Tour kam für Visma – Lease a Bike eher unerwartet. Zwar hatte Simon Yates bereits im Jahr 2018 die Vuelta a Espana für sich entscheiden können, dana

02.06.2025Das große Ziel verfehlt, Denz und Pellizzari retteten die Bilanz

(rsn) – Heinrich Haussler sprach von einer "emotionalen Achterbahnfahrt“. Der Sportliche Leiter von Red Bull – Bora – hansgrohe sprach im Ziel der 18. Etappe des Giro d’Italia über den Tage

02.06.2025Hollmann nach Giro-Sturz zum zweiten Mal operiert

(rsn) – Juri Hollmann ist seit seinem Ausscheiden auf der 6. Etappe des Giro d´Italia in Neapel bereits zwei Mal operiert worden. Das teilte sein Team Alpecin – Deceuninck mit und gab ein Update

01.06.2025Adam Yates zwischen den Stühlen – und doch zufrieden

(rsn) – Allzu oft kam es noch nicht vor, dass Simon und Adam Yates in ihren Karrieren, die sich näher an der Zielgeraden als an Kilometer 0 befinden, in Grand Tours gegeneinander antreten mussten.

01.06.2025Krieger kommt als Giro-Letzter in Rom an

(rsn) – Die Gemeinsamkeit zwischen Alexander Krieger (Tudor) und Giovanni Pinarello ist nicht unbedingt offensichtlich, aber es gibt sie. Den Sprintanfahrer und den Begründer der italienischen Edel

Weitere Radsportnachrichten

13.11.202520. Giro-Etappe mit Bergankunft in Piancavallo?

(rsn) – Kurz vor der offiziellen Streckenpräsentation des Giro d´Italia 2026 am 1. Dezember werden immer mehr Informationen über den angeblichen Verlauf veröffentlicht. Nun meldete SpazioCiclism

13.11.2025Leadout-Lienhard erfüllte sich 2025 zwei Träume auf einmal

(rsn) – Nach fünf Jahren beim französischen Team Groupama – FDJ hat sich Fabian Lienhard in der Saison 2025 gleich zwei Träume auf einmal erfüllt: Der Schweizer wechselte zu Tudor und fuhr dam

13.11.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Männer 2025

(rsn) – Es ist inzwischen RSN-Tradition. Und auch wenn sich mit Christoph Adamietz der Urvater der Idee vor einem Jahr aus unserem Autoren-Team verabschiedet hat, so soll diese Tradition fortgesetzt

12.11.2025Arensman: “Letztendlich ist Radsport nur eine Nebensache“

(rsn) – Bei der vergangenen Tour de France feierte Thymen Arensman (Ineos Grenadiers) die bisher größten Erfolge seiner Karriere. Aber nicht die auf der 14. Und 19. Etappe eindrucksvoll herausgef

12.11.2025“Pure Magie“: Red Bull absolviert Windkanaltests im Laserlicht

(rsn) – Red Bull – Bora – hansgrohe nutzt im Kampf um jede Sekunde modernste Technik. Wie der Rennstall berichtete, wurden in der Catesby Aero Research Facility, einem stillgelegten Eisenbahntu

12.11.2025Steigt van Aert in Kortrijk in die Cross-Saison 2025/26 ein?

(rsn) – Noch immer haben weder der siebenmalige Weltmeister Mathieu van der Poel noch der dreimalige Titelträger Wout van Aert ihre Pläne für die Cross-Saison 2025/26 offengelegt. Doch zumindest

12.11.2025Gravel-WM-Zweiter Biesterbos und de Jong zu Picnic

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

12.11.2025Tour du Rwanda ab 2027 mit WorldTour-Status?

(rsn) – Der Radsportweltverband UCI hat trotz der Kritik an der WM-Vergabe an ein autokratisch regiertes Land die vergangene Straßen-Weltmeisterschaften sowohl aus sportlicher als auch aus organisa

12.11.2025Wiebes will mehr sein als die beste Sprinterin der Welt

(rsn) – Lorena Wiebes (SD Worx – Protime) blickt auf eine erneut überragende Saison zurück, in der ihr nicht weniger als 25 Siege gelangen, so viele wie noch nie in ihrer Karriere, die 2018 bei

12.11.2025Club-Fahrer, deutsche Talente und ein österreichischer Routinier

(rsn) – 139 Fahrer haben sich mit unserem neuen Punktesystem für die Radsport-News-Jahresrangliste 2025 qualifiziert. Nicht alle können wir in den letzten zwei Monaten des Jahres auch mit komp

11.11.2025Sweeck im Sprintduell gegen Vandeputte zum ersten Saisonsieg

(rsn) – Nach einem packenden Finale hat Laurens Sweeck (Crelan – Corendon) den dritten von acht Läufen der Superprestige-Serie beim Jaarmarktcross in Niel für sich entscheiden können. In einer

11.11.2025Brand dreht in Niel den Spieß gegen van der Heijden um

(rsn) – Nur drei Tage nach dem verpassten Europameistertitel hat Lucinda Brand (Baloise - Glowi Lions) bei der Superprestige in Niel Revanche genommen. Ähnlich wie die Europameisterin Inge van der

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour de Gyeongnam (2.2, KOR)