UAE zu viert in Top 7 im GC: “Werden das sicher ausspielen“

Del Toro geht keine Risiken ein und verteidigt trotzdem Rosa

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Del Toro geht keine Risiken ein und verteidigt trotzdem Rosa"
Isaac Del Toro (UAE - Emirates - XRG) im Rosa Trikot während des Zeitfahrens beim Giro d´Italia 2025. | Foto: Cor Vos

20.05.2025  |  (rsn) – Isaac Del Toro (UAE – Emirates – XRG) hat seinen ersten Tag im Rosa Trikot hinter sich und darf das Führungstrikot des 108. Giro d'Italia auch auf der 11. Etappe am Mittwoch tragen. Nach dem Einzelzeitfahren zwischen Lucca und Pisa führt der 21-jährige Mexikaner die Italien-Rundfahrt weiterhin an – wenn auch nur noch mit 25 Sekunden Vorsprung auf Teamkollege und Kapitän Juan Ayuso.

"Ich bin unglaublich stolz. Ich bin nicht gestürzt und trage immer noch das Rosa Trikot. Das ist wirklich ein wahrgewordener Traum", strahlte Del Toro auf der Pressekonferenz nach der Zeitfahr-Regenschlacht im Nordwesten der Toskana.

48 Sekunden hatte er auf den ein Jahr älteren Ayuso eingebüßt, doch Del Toro war mehr als zufrieden. Schließlich habe er nicht alles herausgeholt, erklärte der Mexikaner. "Auf den ersten Metern dachte ich: Vielleicht ist es gar nicht so gefährlich! Aber schon in der ersten Kurve spürte ich, dass ich nicht richtig beschleunigen konnte, weil mein Hinterrad durchgedreht ist. Deshalb habe ich dann immer etwas Puffer gelassen und bin kein Risiko mehr eingegangen", so Del Toro. "Auf den langen Geraden habe ich aber Vollgas gegeben, und zum Glück hatte ich da auch genug Kraft."

Schon an der ersten Zwischenzeit nach 8,3 Kilometern hatte er 26 Sekunden Rückstand auf Teamkollege Ayuso. Es schien, als würde er seinen Vorsprung von 1:13 Minuten tatsächlich komplett aufbrauchen. Doch im Verlauf des Zeitfahrens verkleinerte sich der Geschwindigkeitsunterschied zwischen den beiden UAE-Profis kontinuierlich. Von Kilometer 8 bis Kilometer 20 verlor er nur noch zusätzliche 17 Sekunden und auf den letzten acht Kilometern ins Ziel war Ayuso lediglich noch fünf Sekunden schneller als Del Toro.

"Ich wusste, dass ich viel Vorsprung hatte", meinte der Mann in Rosa und legte damit einen Gedanken nahe: Ihm war es am Dienstag im Zeitfahren vor allem darum gegangen, sein Führungstrikot zu verteidigen – um wie viel, das war wohl nebensächlich.

Plötzlich einer der Favoriten?

Del Toro weiß, dass es für ihn sehr schwer werden dürfte, der etwas überhöhten Erwartung gerecht zu werden, die momentan durch den beeindruckenden Auftritt auf der 9. Etappe über die Schotterstraßen rund um Siena und auch bei der ersten Bergankunft in Tagliacozzo am vergangenen Freitag viele haben: nämlich dass er tatsächlich um den Giro-Sieg mitkämpfen und damit auch am Thron von UAE-Kronprinz Juan Ayuso wackeln könnte.

"Ich möchte glauben, dass ich den Giro gewinnen kann, aber dazu müsste ich meine besten Beine haben - wie auf der Etappe nach Siena. Ich hoffe einfach, dass ich noch weitere solche Tage haben werde", sagte Del Toro nun in Pisa. "Wir werden sehen. Ich hoffe auf gute Beine und möchte so lange wie möglich mit den Besten mitfahren."

Zu diesen 'Besten' gehören beim Giro nach zehn Etappen gleich vier Fahrer aus dem UAE-Team: Del Toro und Ayuso auf den ersten beiden Plätzen der Gesamtwertung sowie Brandon McNulty und Adam Yates auf den Rängen sechs und sieben mit 2:00 beziehungweise 2:06 Minuten Rückstand auf Del Toro. Die Ausgangslage des Emirate-Teams könnte besser kaum sein. Allerdings erwächst daraus nun auch ein kleines Luxusproblem: Wie wahrt man den internen Frieden?

"Wir werden das sicher ausspielen"

Ayuso war als Kapitän zum Giro gekommen und Adam Yates bezeichnete man ursprünglich als Alternative, sollte der Spanier schwächeln. Vor Saisonbeginn hieß es sogar, diese beiden würden als gleichberechtigte Doppelspitze die Italien-Rundfahrt anvisieren. Nun aber führt weder Ayuso noch Yates, sondern eben Del Toro.

"Es ist großartig für das Team, dass wir alle dort vorne dabei sind. Wir werden das sicher ausspielen – wie, das werden wir in den nächsten Tagen sehen", sagte Del Toro nach dem Zeitfahren in Pisa. "Die Teammanager und Sportdirektoren werden entscheiden, ob ich versuchen soll, das Maglia Rosa zu behalten oder für meine Teamkollegen fahren werde. Das ist Okay für mich", behauptete er und fügte noch einen kurzen Satz an, der wohl der entscheidende ist: "Es hängt vom Verlauf des Rennens ab."

Denn es wäre wohl ein Affront, würde Ayuso seinen ein Jahr jüngeren Teamkollegen auf den nächsten Etappen angreifen und aus dem Führungstrikot fahren. Sollten aber der Gesamtdritte Antonio Tiberi (Bahrain Victorious), der Gesamtvierte Simon Yates (Visma – Lease a Bike) oder der Gesamtfünfte Primoz Roglic (Red Bull – Bora – hansgrohe) attackieren, müsste Ayuso folgen – und wenn Del Toro dann nicht mehr mitgehen kann, dürfte natürlich auch Ayuso sich Rosa krallen.

Bis Del Toro aber Schwächen zeigt, darf er weiter im Rosa Trikot einschlafen. Wenn ihm das denn gelingt. "Mit dem Maglia Rosa aufzuwachen, ist kein Problem", scherzte er auf die entsprechende Frage, wie das gewesen sei. "Aber mit ihm einschlafen zu können, das ist ein Problem."

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