Del Toro bleibt in Rosa, Roglic macht Boden gut

Hoole im zweiten Giro-Zeitfahren mit dem Wettergott im Bunde

Von Sebastian Lindner

Foto zu dem Text "Hoole im zweiten Giro-Zeitfahren mit dem Wettergott im Bunde"
Daan Hoole (Lidl - Trek) hat das zweite Zeitfahren des Giro d´Italia gewonnen. | Foto: Cor Vos

20.05.2025  |  (rsn) – Wetterglück und gute Beine haben Daan Hoole (Lidl – Trek) haben Daan Hoole seinen ersten internationalen Sieg als Profi beschert. Der 1,98 Meter-Hüne, der sich im vergangenen Jahr den Niederländischen Zeitfahrtitel sichern konnte, gewann nun im Kampf gegen die Uhr die 10. Etappe des Giro d`Italia 2025.

Die 28,6 Kilometer zwischen Lucca und Pisa beendete der 26-Jährige in 32:30 Minuten und einem Schnitt von 52,8 km/h. Hoole war dabei sieben Sekunden schneller als Joshua Tarling (Ineos Grenadiers), der in Tirana das erste Zeitfahren der Rundfahrt für sich entschieden hatte. Dritter wurde Tarlings britischer Landsmann Ethan Hayter (Ineos Grenadiers), der zehn Sekunden Rückstand hatte.

Das Glück des frühen Starts – oder die weniger gute Position im Gesamtklassement – einte die Spitzenfahrer des Tages, denn sie konnten ihre Rennen auf trockenen Straßen absolvieren. Als 43. von 171 Startern ging Hoole ins Rennen, Hayter noch deutlich früher. Als Tarling als 77. startete, hatte zwar der Wind bereits etwas zugelegt, doch waren die Verhältnisse zumindest noch annähernd vergleichbar. Denn die Favoriten in der Gesamtwertung – der eine mehr, der andere weniger – waren später allesamt auf nassen Straßen unterwegs, spielten im Kampf um den Tagessieg keine Rolle und fuhren ihr eigenes Rennen im Rennen.

Das sorgte dafür, dass die Abstände im Klassement wieder deutlich kleiner wurden. Isaac del Toro (UAE Team Emirates – XRG) konnte das Rosa Trikot zwar verteidigen, hat aber nur noch 25 Sekunden Vorsprung auf seinen Teamkollegen Juan Ayuso. Den größten Sprung nach vorne machte aber Primoz Roglic (Red Bull – Bora – hansgrohe), der trotz seines Sturzes bei der Streckenbesichtigung die beste Zeit der Favoriten ablieferte und auf Gesamtrang fünf nach vorne rutschte, 1:18 Minuten hinter Ayuso. Die größten Verlierer waren Richard Carapaz (EF Education – EasyPost), der fünf Plätze verlor, und Egan Bernal (Ineos Grenadiers), der zu Beginn seiner Fahrt gestürzt war.

Hoole konnte da längst seinem größten Erfolg der Karriere zu diesem Zeitpunkt längst entgegenblicken. “Das war heute in gutes Zeitfahren von mir. Wozu es dann reicht, werden wir sehen, aber ich wäre nicht böse, wenn es am Ende ein bisschen regnet“, sagte er gegenüber RSN, als er noch im Hot Seat saß. Nachdem seine Hoffnung wahr geworden, sagte er später am Eurosport-Mikrofon: “Ich muss das erst mal sacken lassen, ich bin so glücklich und voller Emotionen. Ich möchte so vielen Leuten danken, es ist einfach verrückt. Ich habe diesen Tag angepeilt. Ich habe mich die ganze Woche gut gefühlt, aber ich habe nie geglaubt, dass ich das hier würde gewinnen können.“

Dann schränkte er selbst ein. “Natürlich, die GC-Jungs fuhren im Regen, das hat viel geändert. Aber ich bin happy, dass ich Tarling bei mehr oder minder identischen Bedingungen schlagen konnte. Da ist ein irres Gefühl. Er ist einer der besten Zeitfahrspezialisten der Welt.“ Zunächst sah es aber gar nicht danach aus, denn Tarling hatte die mit Abstand schnellste Zeit bis zur ersten Zeitmessung hingelegt, bereits 17 Sekunden Vorsprung auf den Niederländer, der da nur Fünfter war.

Hoole: "Tarling vielleicht ein bisschen explodiert“

Im zweiten Abschnitt, der durch einen Anstieg und die dazugehörige Abfahrt gekennzeichnet war, hatte Hoole hingegen 21 Sekunden auf den Waliser gutgemacht, bis ins Ziel packte er noch drei drauf. “Ich bin einen guten zweiten Abschnitt gefahren und habe einige Zeit auf ihn gutgemacht und vielleicht ist er ein bisschen explodiert.“

Von den deutschen Profis war keiner mit Aussichten auf den Tagessieg gestartet. Dementsprechend ließen es alle ruhig angehen. Auf Rang 93 war Georg Steinhauser (EF Education – EasyPost) noch der Beste. “Heute war für mich en Tag zu erholen. Mit der Knieverletzung macht es keinen Sinn Vollgas zu fahren. Eine kleine Belastung ist aber sinnvoll, gerade mit Blick auf die nächsten Tage. Das Knie hält, da bin ich zuversichtlich, ich fühle mich von Tag zu Tag besser – mit dem Tag in der Spitzengruppe war ich schon ganz zufrieden. Jetzt hoffen wir, dass es wo weitergeht“, sagte er im Ziel zu RSN.

Hinter dem UAE-Duo del Toro und Ayuso behauptete der Italiener Antonio Tiberi (Bahrain Victorious / +1:01) vor dem Briten Simon Yates (Visma – Lease a Bike / +1:03), der vom sechsten auf den vierten Platz vorrückte. Dahinter folgt schon Roglic (+1:18).

So lief die 10. Etappe des Giro d`Italia

Im Minutenabstand gingen die ersten Profis ins Rennen. Den Beginn machte Alexander Krieger (Tudor), auch Niklas Märkl (Picnic – PostNL) war früh dabei. Die beiden starteten bei überwiegend trockenen Straßenverhältnissen. Genauso wie Ethan Hayter (Soudal – Quick-Step), der in 32:40 einen ersten Richtwert setzte.

Zu dem Zeitpunkt war Hoole bereits gestartet. Der Niederländer unterbot alle Zwischenbestzeiten und war im Ziel zehn Sekunden schneller als Hayter. Auch Jay Vine (UAE – Emirates – XRG) war aussichtsreich unterwegs, musste aber nach einem Reifenschaden früh seine Maschine wechseln, trotzdem nur eine gute halbe Minute Rückstand hinnehmen. Wout van Aert (Visma – Lease a Bike) hingegen konnte nicht an seine Leistung vom Etappensieg vor dem Ruhetag anschließen.

Auf Kurs lag zunächst auch Tarling. 17 Sekunden Vorsprung hatte er an der ersten Zwischenzeit auf Hoole, doch am zweiten Messpunkt hatte sich das in vier Sekunden Rückstand gedreht. An der Tendenz änderte sich bis ins Ziel nichts, dort hatte der Sieger des ersten Zeitfahrens auf der 2. Etappe sieben Sekunden Rückstand. Das Wetter könnte darauf Einfluss gehabt haben. Zwar war die Strecke zwischenzeitlich immer noch relativ trocken, doch der Wind nahm zu.

Das Streckenprofil der 7. Etappe des Giro d‘Italia | Foto: Veranstalter

Mit Mattia Cattaneo (Soudal – Quick-Step) und Marco Frigo (Israel – Premier Tech) lieferten zwei Italiener danach einen starken ersten Abschnitt ab. Am ersten Abschnitt waren beide schneller Hoole, aber langsamer als Tarling. Beide konnten aber im Verlauf nicht an diese Zwischenzeit anknüpfen.

Mit Mathias Vacek (Lidl – Trek) wuchsen die Startabstände auf drei Minuten an. Und, viel entscheidender: Der Regen setzte ein. An der Zeit des Tschechischen Zeitfahrmeisters war zu erkennen: Alle, die noch folgen, würden nicht mehr um den Tagessieg, sondern nur noch um Sekunden im Klassement gegeneinander fahren. Teilweise wurden daraus aber auch Minuten.

Roglic wendet gegen Ayuso noch das Blatt

Vor allem die weniger guten Zeitfahrer wie Egan Bernal (Ineos Grenadiers) oder Richard Carapaz (EF Education – EasyPost) kassierten viel Zeit, teilweise mehr als anderthalb Minuten auf die direkte Konkurrenz.

Aus der heraus erwies sich Roglic dann als der Beste, obwohl es danach zunächst nicht aussah. Hatte der Slowene gegenüberauf Ayuso nach der ersten acht und der zweiten zwölf Sekunden Rückstand, waren es im Ziel plötzlich 19 Sekunden Vorsprung. Dabei lagen nur acht Kilometer zwischen beiden Zeiten. Der etwas frühere Start kam Roglic an dieser Stelle zugute, denn gerade die letzten Starter hatten mit extremen Regen, der sich über Pisa ergoss, zu kämpfen. Er machte die städtischen, winkligen Straßen zu einer Rutschpartie, die aber glücklicherweise nicht zu Stürzen führte.

Results powered by FirstCycling.com

Mehr Informationen zu diesem Thema

20.06.2025Beim Giro Carapaz geholfen: UCI ermittelt gegen De Bondt

(rsn) – Der Radsportweltverband UCI hat gegen Dries De Bondt (Decathlon – AG2R La Mondiale) eine Untersuchung wegen eines möglichen Regelverstoßes eingeleitet. Die UCI bezieht sich dabei auf die

04.06.2025Kanter: “Das war mein bisher erfolgreichster Giro“

(rsn) – Nach seinem vierten Giro d’Italia gönnte sich Max Kanter noch einen Tag “Sightseeing“ in der “Ewigen Stadt“. Am Sonntag hatte der XDS-Astana-Sprinter in Rom auf der abschließende

03.06.2025Gee: “Toll, dass es noch viel Verbesserungspotential gibt“

(rsn) – Zwei Jahre nachdem er als Ausreißerkönig mit vier zweiten Etappenplätzen zum Shootingstar des Giro d´Italia 2023 geworden ist, hat Derek Gee (Israel – Premier Tech) bei seiner zweiten

03.06.2025Groves in Philipsens Leadout zur Tour de France?

(rsn) – Ein Etappensieg sowie zwei zweite und zwei fünfte Plätze: Die Ausbeute von Kaden Groves (Alpecin – Deceuninck) in den Massensprints des Giro d´Italia hätte natürlich noch besser sein

02.06.2025EF trauert dem entgangenen Maglia Rosa nicht hinterher

(rsn) – Zwei Etappensiege und ein dritter Platz in der Gesamtwertung: Der Giro d’Italia 2025 dürfte als eine der erfolgreichsten Grand Tours in die Geschichte von EF Education – EasyPost eingeh

02.06.2025Giro-Debütant van Aert mit Trofeo Bonacossa ausgezeichnet

(rsn) - Wout van Aert (Visma – Lease a Bike) kann auf ein erfolgreiches Giro-Debüt zurückblicken. Nicht nur gewann der Belgier die Schotter-Etappe nach Siena und komplettierte damit seine Sammlung

02.06.2025Reef: “Wir haben in den letzten Wochen alles perfekt umgesetzt“

(rsn) – Der achte Gesamtsieg bei einer Grand Tour kam für Visma – Lease a Bike eher unerwartet. Zwar hatte Simon Yates bereits im Jahr 2018 die Vuelta a Espana für sich entscheiden können, dana

02.06.2025Das große Ziel verfehlt, Denz und Pellizzari retteten die Bilanz

(rsn) – Heinrich Haussler sprach von einer "emotionalen Achterbahnfahrt“. Der Sportliche Leiter von Red Bull – Bora – hansgrohe sprach im Ziel der 18. Etappe des Giro d’Italia über den Tage

02.06.2025Hollmann nach Giro-Sturz zum zweiten Mal operiert

(rsn) – Juri Hollmann ist seit seinem Ausscheiden auf der 6. Etappe des Giro d´Italia in Neapel bereits zwei Mal operiert worden. Das teilte sein Team Alpecin – Deceuninck mit und gab ein Update

01.06.2025Adam Yates zwischen den Stühlen – und doch zufrieden

(rsn) – Allzu oft kam es noch nicht vor, dass Simon und Adam Yates in ihren Karrieren, die sich näher an der Zielgeraden als an Kilometer 0 befinden, in Grand Tours gegeneinander antreten mussten.

01.06.2025Krieger kommt als Giro-Letzter in Rom an

(rsn) – Die Gemeinsamkeit zwischen Alexander Krieger (Tudor) und Giovanni Pinarello ist nicht unbedingt offensichtlich, aber es gibt sie. Den Sprintanfahrer und den Begründer der italienischen Edel

01.06.2025Yates: “Es ist noch nicht ganz bei mir angekommen“

(rsn) – Olav Kooij (Visma – Lease a Bike) hat seinem Team einen perfekten Abschluss des 108. Giro d´Italia beschert. Der Niederländer setzte sich auf der 21. Etappe nach 143 weitgehend ruhig ge

Weitere Radsportnachrichten

30.06.2025Schiffer wird Dritter – KT-Teams stark bei den Deutschen

(rsn) - Bei den Deutschen Meisterschaften 2025 in Linden sorgte Anton Schiffer (Bike Aid) für das herausragende Ergebnis aus Sicht der KT-Teams: Mit einem eindrucksvoll erkämpften dritten Platz im

30.06.2025Zimmermann: “Ich fahre im schönsten Trikot der Welt zur Tour“

(rsn) - Wie entrückt stand Georg Zimmermann (Intermarché – Wanty) bei den Deutschen Meisterschaften in Linden auf dem obersten Treppchen und schaute in den Himmel. In diesem Moment galt nur das hi

30.06.2025Cofidis setzt auf Erfahrung und hofft auf Etappensiege

(rsn) – 34 Tour-de-France-Teilnahmen vereinen die acht Fahrer für Cofidis, die für die Equipe am 5. Juli in Lille am Start stehen werden. Das Traditions-Team setzt bei seiner 29. Teilnahme auf Erf

30.06.2025“Tiefenentspannung nicht mehr möglich“ - Mayrhofer gibt Tour-Debüt

(rsn) – Gleich drei Debüts kann Tudor Pro Cycling am 5. Juli in Lille zum Start der 112. Tour de France (2.UWT) begehen: Die Schweizer Equipe nimmt zum ersten Mal an der Grand Boucle Teil und auch

30.06.2025Vuelta-Entdeckung Gerritse verlängert bei SD Worx

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

30.06.2025Die Aufgebote für die 112. Tour de France

(rsn) – Nach drei Auslandsstarts in Folge (Kopenhagen, Bilbao, Florenz) beginnt die Tour de France erstmals seit dem Jahr 2021 wieder in ihrem Heimatland. Am 5. Juli werden im nordfranzösischen Lil

30.06.2025Politts letzte harte Tour-Vorbelastung wird zum Freundschaftsdienst

(rsn) – Nils Politt (UAE – Emirates – XRG) ist in Linden zwar erst 2:44 Minuten nach dem neuen Deutschen Meister Georg Zimmermann (Intermarché – Wanty) über den Zielstrich gefahren und hat b

30.06.2025Teutenberg beeindruckt bei DM, Kämna Vierter in Linden

(rsn) – Ein selektives Rennen mit mehr als 3000 Höhenmetern, bei dem sich die großen Favoriten schon früh zeigten – und mittendrin im Geschehen fuhr bei dieser Deutschen Meisterschaft in Linden

30.06.2025Buchmann bestätigt sich seine “gute Form“ bei der DM

(rsn) – Emanuel Buchmann war wie erwartet einer der Hauptdarsteller im topografisch und auch witterungsbedingt schwierigen DM-Straßenrennen von Linden. Schließlich ist der Tour-de-France-Vierte vo

29.06.2025Red Bull-Bora erstmals seit 2016 nicht auf dem DM-Podium

(rsn) – Neun Jahre ist es her, dass die damals noch unter dem Namen Bora – Argon 18 auftretende Mannschaft Red Bull – Bora – hansgrohe zuletzt eine Deutsche Meisterschaft ohne Podestplatz verl

29.06.2025Für Schachmann war das Rennen eine Runde zu lang

(rsn) – Das Straßenrennen von Linden bot den erwartet offenen wie spannenden Kampf um die Deutsche Meisterschaft. Einen ganz großen Anteil daran hatte Maximilian Schachmann (Soudal – Quick-Step)

29.06.2025Schiffer beweist mit Bronze, dass er reif für die Profis ist

(rsn) – Mit Anton Schiffer (Bike Aid) hat bei der Deutschen Meisterschaft zum ersten Mal seit Julian Kern 2012 ein Kontinental-Fahrer eine Medaille im Straßenrennen gewonnen. Nur Georg Zimmermann (

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Trofeo Citta die Brescia (1.2, ITA)
  • Radrennen Frauen

  • Bahn-DM Dudenhofen (BLF, GER)