Nur am Montelago-Anstieg fehlte ein Quäntchen

Steinhauser: “Superhappy, dass ich die Beine wiedergefunden habe“

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Steinhauser: “Superhappy, dass ich die Beine wiedergefunden habe“"
Georg Steinhauser (EF Education - EasyPost) gewann im Vorjahr eine Giro-Etappe. | Foto: Cor Vos

18.05.2025  |  (rsn) – Georg Steinhauser (EF Education – EasyPost) konnte zwar seinen Etappensieg vom Passo Bronco aus dem Vorjahr noch nicht wiederholen. Doch mit seinem Auftritt auf der 8. Etappe des Giro d'Italia 2025 hat der 23-jährige Allgäuer zumindest schon an seine Fahrweise von 2024 angeknüpft: Offensive mit großem Kampfgeist und Stärke am Berg.

Auch wenn Steinhauser eingangs der finalen Rennstunde auf dem Weg nach Castelraimondo etwas die Power fehlte, um hinauf zur letzten Bergwertung in Montelago bei den besten Vier mitzufahren und er sich schließlich mit Rang acht begnügen musste, strahlte er im Tagesziel.

"Ich bin superhappy, dass ich die Beine wiedergefunden habe", sagte Steinhauser dort zu Eurosport und erklärte: "Denn ich muss sagen, dass ich in der ersten Woche bisher ziemlich gelitten habe. Das war mental schwer, denn ich habe mich sehr gut vorbereitet, kam her und dann haben sich die Beine einfach nicht so gedreht, wie ich es wollte."

Nach seinem starken Giro 2024 bereitete sich Steinhauser auch in diesem Frühjahr gezielt auf die Italien-Rundfahrt vor. Allerdings gab es dabei ein paar Rückschläge und der Youngster musste ein Höhentrainingslager aufgrund von Knieproblemen abbrechen. Die gute Nachricht in der ersten Giro-Woche war, dass das Knie wohl hält. Doch mit der Form in seinen Beinen war Steinhauser in den vergangenen Tagen nicht zufrieden. "Deshalb bin ich sehr froh, dass ich heute etwas performen konnte", sagte er nun in Castelraimondo.

Die Belastung der 197 Kilometer langen Etappe durch die Abruzzen an den Fuß der Marken war hoch. Die ersten zwei Rennstunden wurden mit Vollgas gefahren, bis sich erst nach über 80 Kilometern die rund 20-köpfige Ausreißergruppe des Tages fand. Und auch in der kehrte nie Ruhe ein, das Tempo blieb stets hoch und ungleichmäßig. Immer wieder wurde attackiert, und immer wieder war Steinhauser dabei.

"Es war etwas komisch vorne, denn es waren Fahrer dabei, die die Chance hatten, in der Gesamtwertung vorzurücken. Deshalb habe ich es teilweise nicht verstanden: Ich hatte das Gefühl, dass manche Fahrer es etwas lockerer angegingen als andere", erzählte Steinhauser. "Daher habe ich einfach immer versucht, an der richtigen Stelle zu sein, gerade vor den Abfahrten. Und ich denke, ich habe es gut gemacht, war immer in der ersten Gruppe."

Lange Zeit bei jedem Angriff dabei

Vor allem als nach dem längsten Anstieg der Etappe hinauf zum Sassotetto Bergtrikotträger Lorenzo Fortunato (XDS – Astana) und Romain Bardet (Picnic – PostNL) aus der Gruppe wegfuhren, war Steinhauser hellwach. In der Abfahrt fuhr er gemeinsam mit Andrea Vendrame (Decathlon – AG2R) zum italienisch-französischen Duo nach vorne, bevor anschließend auch weitere Fahrer herankamen. Im Tal war man zu neunt und als Luke Plapp (Jayco – AlUla) 70 Kilometer vor Schluss seine erste Attacke setzte, war Steinhauser gemeinsam mit Igor Arrieta (UAE – Emirates – XRG) wieder dabei und das Trio fuhr einige Sekunden heraus, bevor noch mal vier Mann aufschlossen.

Aus diesem Septett setzten sich kurz vor der Steigung von Montelago etwas mehr als 50 Kilometer vor dem Ziel Diego Ulissi (XDS – Astana) und Wilco Kelderman (Visma – Lease a Bike) ab, und wieder versuchte Steinhauser mit Arrieta sofort zu folgen. Als dann aber Plapp von hinten zu dem Duo vorkam, konnte der Deutsche nicht mehr ganz mit dem Australier und dem Spanier mitfahren. "Irgendwann waren die Beine einfach nicht mehr da", gab er gegenüber Eurosport zu.

Im Montelago-Anstieg fehlte das letzte Quäntchen Kraft

Steinhauser kämpfte in der Montelago-Steigung verbissen um den Anschluss an die vor ihm zum Quartett zusammengeschmolzenen zwei Duos und war sogar noch in Sichtweite, als Plapp kurz vor der Bergwertung, 46 Kilometer vor dem Ziel attackierte und sein Solo zum Sieg begann. Trotzdem kam er an Arrieta, Kelderman und Ulissi nicht mehr heran, verbrauchte beim Kampf um den Anschluss viel Kraft und fiel schließlich in die nächste Gruppe um Fortunato, Vendrame und Nicolas Prodhomme (Decathlon – AG2R) zurück, bevor er auf den letzten Kilometern auch die ziehen ließ und die Etappe als Achter beendete.

Trotzdem machte Steinhausers Auftritt Lust auf mehr – sowohl bei den Fans als auch bei ihm selbst. Zwar hat Steinhauser vor allem Helferdienste am Berg für Kapitän Richard Carapaz zu verrichten. Doch auch 2024 war der Allgäuer auf der 8. Etappe zum ersten Mal in der Gruppe des Tages größer in Erscheinung getreten, die dort im Finale in Prati di Tivo von den Gesamtklassements-Favoriten noch überrollt wurde. Später im Giro attackierte er auf den Etappen 15, 17 und 19 umso erfolgreicher – mit zwei dritten Plätzen und einem Tagessieg. Vielleicht war auch diesmal Etappe 8 nur der Startschuss für Georg Steinhauser?

Mehr Informationen zu diesem Thema

31.10.2025Del Toro: “Hätte das Rosa Trikot lieber durch Leiden verloren“

(rsn) – Isaac del Toro (UAE -Emirates – XRG) hat eine überragende Saison hinter sich. Seinen 16 Siegen auf internationalem Parkett ließ er jüngst noch zwei ungefährdete Titel bei den mexikanis

20.06.2025Beim Giro Carapaz geholfen: UCI ermittelt gegen De Bondt

(rsn) – Der Radsportweltverband UCI hat gegen Dries De Bondt (Decathlon – AG2R La Mondiale) eine Untersuchung wegen eines möglichen Regelverstoßes eingeleitet. Die UCI bezieht sich dabei auf die

04.06.2025Kanter: “Das war mein bisher erfolgreichster Giro“

(rsn) – Nach seinem vierten Giro d’Italia gönnte sich Max Kanter noch einen Tag “Sightseeing“ in der “Ewigen Stadt“. Am Sonntag hatte der XDS-Astana-Sprinter in Rom auf der abschließende

03.06.2025Gee: “Toll, dass es noch viel Verbesserungspotential gibt“

(rsn) – Zwei Jahre nachdem er als Ausreißerkönig mit vier zweiten Etappenplätzen zum Shootingstar des Giro d´Italia 2023 geworden ist, hat Derek Gee (Israel – Premier Tech) bei seiner zweiten

03.06.2025Groves in Philipsens Leadout zur Tour de France?

(rsn) – Ein Etappensieg sowie zwei zweite und zwei fünfte Plätze: Die Ausbeute von Kaden Groves (Alpecin – Deceuninck) in den Massensprints des Giro d´Italia hätte natürlich noch besser sein

02.06.2025EF trauert dem entgangenen Maglia Rosa nicht hinterher

(rsn) – Zwei Etappensiege und ein dritter Platz in der Gesamtwertung: Der Giro d’Italia 2025 dürfte als eine der erfolgreichsten Grand Tours in die Geschichte von EF Education – EasyPost eingeh

02.06.2025Giro-Debütant van Aert mit Trofeo Bonacossa ausgezeichnet

(rsn) - Wout van Aert (Visma – Lease a Bike) kann auf ein erfolgreiches Giro-Debüt zurückblicken. Nicht nur gewann der Belgier die Schotter-Etappe nach Siena und komplettierte damit seine Sammlung

02.06.2025Reef: “Wir haben in den letzten Wochen alles perfekt umgesetzt“

(rsn) – Der achte Gesamtsieg bei einer Grand Tour kam für Visma – Lease a Bike eher unerwartet. Zwar hatte Simon Yates bereits im Jahr 2018 die Vuelta a Espana für sich entscheiden können, dana

02.06.2025Das große Ziel verfehlt, Denz und Pellizzari retteten die Bilanz

(rsn) – Heinrich Haussler sprach von einer "emotionalen Achterbahnfahrt“. Der Sportliche Leiter von Red Bull – Bora – hansgrohe sprach im Ziel der 18. Etappe des Giro d’Italia über den Tage

02.06.2025Hollmann nach Giro-Sturz zum zweiten Mal operiert

(rsn) – Juri Hollmann ist seit seinem Ausscheiden auf der 6. Etappe des Giro d´Italia in Neapel bereits zwei Mal operiert worden. Das teilte sein Team Alpecin – Deceuninck mit und gab ein Update

01.06.2025Adam Yates zwischen den Stühlen – und doch zufrieden

(rsn) – Allzu oft kam es noch nicht vor, dass Simon und Adam Yates in ihren Karrieren, die sich näher an der Zielgeraden als an Kilometer 0 befinden, in Grand Tours gegeneinander antreten mussten.

01.06.2025Krieger kommt als Giro-Letzter in Rom an

(rsn) – Die Gemeinsamkeit zwischen Alexander Krieger (Tudor) und Giovanni Pinarello ist nicht unbedingt offensichtlich, aber es gibt sie. Den Sprintanfahrer und den Begründer der italienischen Edel

Weitere Radsportnachrichten

13.11.202520. Giro-Etappe mit Bergankunft in Piancavallo?

(rsn) – Kurz vor der offiziellen Streckenpräsentation des Giro d´Italia 2026 am 1. Dezember werden immer mehr Informationen über den angeblichen Verlauf veröffentlicht. Nun meldete SpazioCiclism

13.11.2025Leadout-Lienhard erfüllte sich 2025 zwei Träume auf einmal

(rsn) – Nach fünf Jahren beim französischen Team Groupama – FDJ hat sich Fabian Lienhard in der Saison 2025 gleich zwei Träume auf einmal erfüllt: Der Schweizer wechselte zu Tudor und fuhr dam

13.11.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Männer 2025

(rsn) – Es ist inzwischen RSN-Tradition. Und auch wenn sich mit Christoph Adamietz der Urvater der Idee vor einem Jahr aus unserem Autoren-Team verabschiedet hat, so soll diese Tradition fortgesetzt

12.11.2025Arensman: “Letztendlich ist Radsport nur eine Nebensache“

(rsn) – Bei der vergangenen Tour de France feierte Thymen Arensman (Ineos Grenadiers) die bisher größten Erfolge seiner Karriere. Aber nicht die auf der 14. Und 19. Etappe eindrucksvoll herausgef

12.11.2025“Pure Magie“: Red Bull absolviert Windkanaltests im Laserlicht

(rsn) – Red Bull – Bora – hansgrohe nutzt im Kampf um jede Sekunde modernste Technik. Wie der Rennstall berichtete, wurden in der Catesby Aero Research Facility, einem stillgelegten Eisenbahntu

12.11.2025Steigt van Aert in Kortrijk in die Cross-Saison 2025/26 ein?

(rsn) – Noch immer haben weder der siebenmalige Weltmeister Mathieu van der Poel noch der dreimalige Titelträger Wout van Aert ihre Pläne für die Cross-Saison 2025/26 offengelegt. Doch zumindest

12.11.2025Gravel-WM-Zweiter Biesterbos und de Jong zu Picnic

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

12.11.2025Tour du Rwanda ab 2027 mit WorldTour-Status?

(rsn) – Der Radsportweltverband UCI hat trotz der Kritik an der WM-Vergabe an ein autokratisch regiertes Land die vergangene Straßen-Weltmeisterschaften sowohl aus sportlicher als auch aus organisa

12.11.2025Wiebes will mehr sein als die beste Sprinterin der Welt

(rsn) – Lorena Wiebes (SD Worx – Protime) blickt auf eine erneut überragende Saison zurück, in der ihr nicht weniger als 25 Siege gelangen, so viele wie noch nie in ihrer Karriere, die 2018 bei

12.11.2025Club-Fahrer, deutsche Talente und ein österreichischer Routinier

(rsn) – 139 Fahrer haben sich mit unserem neuen Punktesystem für die Radsport-News-Jahresrangliste 2025 qualifiziert. Nicht alle können wir in den letzten zwei Monaten des Jahres auch mit komp

11.11.2025Sweeck im Sprintduell gegen Vandeputte zum ersten Saisonsieg

(rsn) – Nach einem packenden Finale hat Laurens Sweeck (Crelan – Corendon) den dritten von acht Läufen der Superprestige-Serie beim Jaarmarktcross in Niel für sich entscheiden können. In einer

11.11.2025Brand dreht in Niel den Spieß gegen van der Heijden um

(rsn) – Nur drei Tage nach dem verpassten Europameistertitel hat Lucinda Brand (Baloise - Glowi Lions) bei der Superprestige in Niel Revanche genommen. Ähnlich wie die Europameisterin Inge van der

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour de Gyeongnam (2.2, KOR)