Führungswechsel beim Giro d´Italia

Ayusos erster Schuss sitzt, Roglic holt sich Rosa Trikot

Von Marc Zeiringer

Foto zu dem Text "Ayusos erster Schuss sitzt, Roglic holt sich Rosa Trikot"
Juan Ayuso (UAE Team Emirates – XRG) hat die erste Bergankunft des 108. Giro d’Italia (2.UWT) für sich entschieden. | Foto: Cor Vos

16.05.2025  |  (rsn) – Juan Ayuso (UAE Team Emirates – XRG) hat die erste Bergankunft des 108. Giro d’Italia (2.UWT) für sich entschieden. Der 22-jährige Spanier setzte sich auf der 7. Etappe über 168 Kilometer von Castel di Sangro nach Tagliacozzo mit einem Antritt rund 400 Meter vor dem Ziel als Solist durch.

Vier Sekunden hinter seinem Teamkollegen sicherte sich der Mexikaner Isaac del Toro den zweiten Platz vor dem Kolumbianer Egan Bernal (Ineos Grenadiers) und dem Slowenen Primoz Roglic (Red Bull – Bora – hansgrohe), der das Rosa Trikot vom Dänen Mads Pedersen (Lidl – Trek) übernahm.

Für Ayuso war der 14. Sieg seiner Karriere zugleich der erste Tageserfolg bei einer Grand Tour. “Bei meinen zwei Teilnahmen an der Vuelta war ich schon einige Male nah dran. Heute endlich den ersten Sieg bei einer Grand Tour zu feiern, ist etwas sehr Besonderes und etwas, an das ich mich immer erinnern werde“, sagte der Giro-Debütanten im Ziel gegenüber Eurosport. “Ich wusste, ich würde nur eine Attacke setzen können. Ich hätte nicht zwei oder drei fahren können. In solch explosiven Finals hat man nur einen Schuss, den man abfeuern kann. Ich habe deshalb anderen zuerst den Vortritt gelassen und als ich gesehen habe, dass ich eine Lücke habe, habe ich Vollgas bis zum Ziel gegeben“, beschrieb er die letzten Meter, auf denen er seinen Vorsprung gegenüber den Konkurrenten souverän verteidigte.

Ayuso hatte zuvor eine Attacke von Bernal gekontert, der sich nicht hatte lösen können, dann aber im Sprint der Verfolger hinter del Toro sich noch den dritten Rang sicherte. “Ich weiß nicht genau, ob ich zufrieden sein kann. Ich habe mich gut gefühlt, habe gekämpft und war auch dicht am Sieg dran. Ich hatte wirklich daran geglaubt, aber es hat leider nicht geklappt“, kommentierte der Kolumbianische Meister und kündigte an: “Ich werde es weiter versuchen.“

Dagegen blieb Roglic im Finale unauffällig und verpasste auch die beiden Attacken von Ayuso und Bernal, nachdem zuvor sein nach dem Ausfall von Jai Hindley geschwächtes Team einen Großteil der Etappe kontrolliert hatte. Letztlich konnte der 35-Jährige aber in der Verfolgergruppe, zu der noch die Italiener Giulio Ciccone (Lidl – Trek / 5.), Antonio Tiberi (Bahrain Victorious / 6.), Damiano Caruso (Bahrain Victorious / 7.) und der Ecuadorianer Richard Carapaz (EF Education – EasyPost) gehörten, sich das Rosa Trikot holen.

Roglic war “ein bisschen weit hinten“

"Ich war ein bisschen weit hinten, ja, ich habe nicht wirklich gekämpft“, kommentierte ein lachender Roglic das Finale und fügte an: "Es war, wie es war. Ich habe heute nicht um den Etappensieg gekämpft, aber dennoch war es ein gutes Resultat. Ich bin zufrieden.“

Im Gesamtklassement liegt der Giro-Sieger von 2023 nun vier Sekunden vor Ayuso, der dafür die Führung in der Nachwuchswertung übernahm. Weitere fünf Sekunden dahinter belegt im Gesamtklassement del Toro den dritten Platz, Tiberi (+0:27) folgt als bester Italiener auf Rang vier.

Pedersen musste zwar erwartungsgemäß das Maglia Rosa abgeben, behauptete aber das Maglia Ciclamino des punktbesten Fahrers. Der Italiener Lorenzo Fortunato (XDS – Astana) verteidigte sein Blaues Bergtrikot.

So lief die 7. Etappe des Giro d’Italia:

Vom Start der 7. Etappe weg ging es den Anstieg zur Bergwertung in Roccaraso (3. Kat) hinauf. Nach zahlreichen vereitelten Attacken staubte Bergkönig Fortunato aus dem Feld heraus den Bergpreis und damit weitere neun Punkte für sein Maglia Azzurra ab.

In der etwas später folgenden Abfahrt etablierte sich eine siebenköpfige Spitzengruppe: Paul Double (Jayco - AlUla), Nicolas Prodhomme (Decathlon - AG2R La Mondiale), Gianmarco Garofoli (Soudal -Quick-Step), Alessandro Tonelli (Polti - VisitMalta), Gijs Leemreize (Picnic - PostNL), Manuele Tarozzi (Bardiani – CSF - Faizane) und Christian Scaroni (XDS - Astana) fuhren bis zum Fuß der zweiten Bergwertung einen Vorsprung von rund zwei Minuten auf das Hauptfeld heraus.

Dort kontrollierte Red Bull – Bora – hansgrohe mit Nico Denz und Daniel Felipe Martinez das Rennen. Bei der ersten Sprintwertung des Tages in Sulmona sicherte sich Tonelli die volle Punktzahl (12). Den Bergsprint am Monte Urano (2. Kat.) gewann Double vor Tarozzi und Scaroni. Mit 18 Punkte katapultierte sich der Brite damit auf den zwischenzeitlich dritten Rang in dieser Sonderwertung. Das Peloton, das weiter von Red Bull – Bora – hansgrohe angeführt wurde, lag hier zweieinhalb Minuten zurück Der über 20 Kilometer lange Anstieg nach Vado della Forcella (2. Kat) bot keine weiteren Highlights. Die Spitzengruppe baute langsam, aber stetig den Vorsprung auf fast vier Minuten aus. Double holte sich auch dies Bergwertung und damit weitere 18 Punkte für das Blaue Trikot.

Das Streckenprofil der 7. Etappe des Giro d‘Italia | Foto: Veranstalter

Beim nächsten Zwischensprint konnte sich Tonelli zehn Kilometer erneut zwölf Zähler für die Punktewertung sichern. In der darauffolgenden Abfahrt, rund 40 Kilometer vor dem Ende der Etappe, zeigte sich zum ersten Mal das Team Lidl – Trek mit Mads Pedersen und Daan Hoole an der Spitze des Pelotons. Sie verschärften das Tempo merklich und reduzierten den Abstand zur Spitzengruppe innerhalb von zehn Kilometern auf nur noch anderthalb Minuten.

Im Feld gingen bei einem Sturz David Gaudu (Groupama – FDJ) und Romain Bardet (Picnic – PostNL) zu Boden. Bardet schaffte es schnell wieder zurück ins Peloton. Gaudu hingegen musste sich länger an der Hand verarzten lassen und kam nur durch die Hilfe seiner gesamten Mannschaft kurz vor dem Schlussanstieg wieder zurück ins Hauptfeld.

Ciccone eröffnet Finale, Ayuso mit perfektem Antritt

Am Fuß des letzten Berges sicherte sich Tarozzi am Red-Bul-Kilometer die maximal möglichen sechs Bonussekunden. Kurz darauf sammelte das Feld die Ausreißer nach und nach wieder ein. Fünf Kilometer vor dem Ende war auch für die Letzten der Ausflug zu Ende. Daraufhin zeigten sich unterschiedliche Mannschaften an der Spitze des Feldes, ehe Bahrain Victorious das Tempo hoch schraubte.

Doch erst 1,3 Kilometer vor dem Ende lancierte Ciccone die erste Attacke, die jedoch ohne Erfolg blieb. Besser machte es kurz darauf Bernal, der aber 400 Meter vor dem Ziel Ayuso vorbeiziehen lassen musste. Der Spanier brachte mit seinem perfekt gesetzten Angriff schnell einige Meter zwischen sich und die Verfolger, die erst auf den letzten Metern ihren Rückstand noch auf vier Sekunden verringern konnten.

Dennoch gelang Ayuso ein ungefährdeter Solosieg, hinter ihm rundete Del Toro den gelungenen UAE-Tag mit Platz zwei vor Bernal ab. Roglic verpasste als Vierter die Bonussekunden, konnte sich kurz darauf aber das Rosa Trikot überstreifen.

Results powered by FirstCycling.com

Mehr Informationen zu diesem Thema

20.06.2025Beim Giro Carapaz geholfen: UCI ermittelt gegen De Bondt

(rsn) – Der Radsportweltverband UCI hat gegen Dries De Bondt (Decathlon – AG2R La Mondiale) eine Untersuchung wegen eines möglichen Regelverstoßes eingeleitet. Die UCI bezieht sich dabei auf die

04.06.2025Kanter: “Das war mein bisher erfolgreichster Giro“

(rsn) – Nach seinem vierten Giro d’Italia gönnte sich Max Kanter noch einen Tag “Sightseeing“ in der “Ewigen Stadt“. Am Sonntag hatte der XDS-Astana-Sprinter in Rom auf der abschließende

03.06.2025Gee: “Toll, dass es noch viel Verbesserungspotential gibt“

(rsn) – Zwei Jahre nachdem er als Ausreißerkönig mit vier zweiten Etappenplätzen zum Shootingstar des Giro d´Italia 2023 geworden ist, hat Derek Gee (Israel – Premier Tech) bei seiner zweiten

03.06.2025Groves in Philipsens Leadout zur Tour de France?

(rsn) – Ein Etappensieg sowie zwei zweite und zwei fünfte Plätze: Die Ausbeute von Kaden Groves (Alpecin – Deceuninck) in den Massensprints des Giro d´Italia hätte natürlich noch besser sein

02.06.2025EF trauert dem entgangenen Maglia Rosa nicht hinterher

(rsn) – Zwei Etappensiege und ein dritter Platz in der Gesamtwertung: Der Giro d’Italia 2025 dürfte als eine der erfolgreichsten Grand Tours in die Geschichte von EF Education – EasyPost eingeh

02.06.2025Giro-Debütant van Aert mit Trofeo Bonacossa ausgezeichnet

(rsn) - Wout van Aert (Visma – Lease a Bike) kann auf ein erfolgreiches Giro-Debüt zurückblicken. Nicht nur gewann der Belgier die Schotter-Etappe nach Siena und komplettierte damit seine Sammlung

02.06.2025Reef: “Wir haben in den letzten Wochen alles perfekt umgesetzt“

(rsn) – Der achte Gesamtsieg bei einer Grand Tour kam für Visma – Lease a Bike eher unerwartet. Zwar hatte Simon Yates bereits im Jahr 2018 die Vuelta a Espana für sich entscheiden können, dana

02.06.2025Das große Ziel verfehlt, Denz und Pellizzari retteten die Bilanz

(rsn) – Heinrich Haussler sprach von einer "emotionalen Achterbahnfahrt“. Der Sportliche Leiter von Red Bull – Bora – hansgrohe sprach im Ziel der 18. Etappe des Giro d’Italia über den Tage

02.06.2025Hollmann nach Giro-Sturz zum zweiten Mal operiert

(rsn) – Juri Hollmann ist seit seinem Ausscheiden auf der 6. Etappe des Giro d´Italia in Neapel bereits zwei Mal operiert worden. Das teilte sein Team Alpecin – Deceuninck mit und gab ein Update

01.06.2025Adam Yates zwischen den Stühlen – und doch zufrieden

(rsn) – Allzu oft kam es noch nicht vor, dass Simon und Adam Yates in ihren Karrieren, die sich näher an der Zielgeraden als an Kilometer 0 befinden, in Grand Tours gegeneinander antreten mussten.

01.06.2025Krieger kommt als Giro-Letzter in Rom an

(rsn) – Die Gemeinsamkeit zwischen Alexander Krieger (Tudor) und Giovanni Pinarello ist nicht unbedingt offensichtlich, aber es gibt sie. Den Sprintanfahrer und den Begründer der italienischen Edel

01.06.2025Yates: “Es ist noch nicht ganz bei mir angekommen“

(rsn) – Olav Kooij (Visma – Lease a Bike) hat seinem Team einen perfekten Abschluss des 108. Giro d´Italia beschert. Der Niederländer setzte sich auf der 21. Etappe nach 143 weitgehend ruhig ge

Weitere Radsportnachrichten

22.07.2025Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 16. Etappe

(rsn) - 184 Profis aus 23 Teams sind am 5. Juli im nordfranzzösischen Lille zur 112. Tour de France (2.UWT) angetreten, darunter zehn Deutsche, drei Österreicher und fünf Schweizer. Hier listen

22.07.2025Van Aert reagiert auf Sticheleien von Pogacar: “Schon witzig“

(rsn) – Die turbulente Anfangsphase der 15. Etappe bei der Tour de France 2025 nach Carcassonne hat einige Fahrer auch am folgenden Ruhetag noch beschäftigt. Nachdem Tadej Pogacar (UAE – Emirates

22.07.2025Die Aufgebote für die 4. Tour de France Femmes

(rsn) – Parallel zur vorletzten Etappe der Tour de France (2.UWT), die nahe der Schweizer Grenze ausgetragen wird, startet am 26. Juli im westfranzösischen Vannes die 4. Ausgabe der Tour de France

22.07.2025Van der Poel tritt in Richtung Mont Ventoux nicht mehr an

(rsn) – Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) wird nicht mehr zur 16. Etappe der Tour de France 2025 antreten. Wie sein belgischer Rennstall am Dienstagmorgen mitteilte, ist beim 30-jährige

22.07.2025Ventoux! Legendäre Bergankunft am “Riesen der Provence“

(rsn) – Nach dem zweiten Ruhetag steht einer der legendären Berge der Tour de France auf dem Programm: der Mont Ventoux, der „géant de Provence“ oder auch der „kahle Riese“ thront wie eine

22.07.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die wic

21.07.2025Münsterland Giro lockt am 3. Oktober zwölf WorldTeams an

(rsn) – Der Sparkassen Münsterland Giro soll am 3. Oktober 2025 mit der Rekordzahl von zwölf WorldTour-Rennställen über die Bühne gehen. Das kündigten die Verantwortlichen am Montag mit einer

21.07.2025Decathlon will mit neuem Sponsor ganz oben angreifen

(rsn) – Das Team Decathlon – AG2R hat beim zweiten Ruhetag der Tour de France bekanntgegeben, dass das Logistik-Unternehmen CMA CGM ab 2026 Namenssponsor der Equipe sein wird. Der Vertrag gilt fÃ

21.07.2025Adamietz stürmt auf dem Nürburgring zum zweiten Bundesliga-Sieg

(rsn) - Die fünfte Station der Rad-Bundesliga der Männer machte Halt auf dem Nürburgring und lieferte neben dem großen Jedermann-Spektakel ein hart ausgefahrenes Rennen. Unter anderem traten auch

21.07.2025Tour de France Femmes im Rückblick: Die ersten drei Jahre

(rsn) – Im Männerkalender ist die Tour de France seit über 100 Jahren der Fixpunkt jeder Radsportsaison. Seit 2022 gibt es auch die Tour de France Femmes, die sich in kürzester Zeit zu einem Hig

21.07.2025Von Bretagne bis Alpen: Strecke der Tour de France Femmes 2025

(rsn) – Die vierte Austragung der Tour de France Femmes avec Zwift führt vom 26. Juli bis 3. August 2025 über 1.168,6 Kilometer von Vannes in der Bretagne bis nach Chatel in den Alpen und bleibt a

21.07.2025Vingegaard: “Glaube immer noch, dass ich gewinnen kann“

(rsn) – Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike) hat den Gesamtsieg bei der Tour de France 2025 noch nicht abgeschrieben. Bei der Pressekonferenz des niederländischen Teams zeigte sich der Zweite

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Tour de France (2.UWT, FRA)
  • Radrennen Männer

  • Memorial Andrzija (1.2, POL)