Kanters bestes Giro-Ergebnis aberkannt

Van Uden in Lecce aus dem Nichts zum Etappensieg

Foto zu dem Text "Van Uden in Lecce aus dem Nichts zum Etappensieg"
Casper van Uden (Picnic – PostNL) hat die 4. Etappe des 108. Giro d’Italia gewonnen. | Foto: Cor Vos

13.05.2025  |  (rsn) – So häufig komplett niederländische Podien im Frauenradsport an der Tagesordnung sind, so selten sind sie bei den Männern zu notieren. Auf der 4. Etappe des Giro d`Italia gab es dann aber doch mal wieder eines zu sehen. Dafür benötigte es zweier Überraschungskandidaten, die auf dem ersten echten Teilstück für Sprinter auftrumpften. Einer davon war Casper van Uden (Picnic – PostNL), der nach 189 Kilometern als Erster den Zielstrich in Lecce überquerte.

Hinter dem 23-Jährigen komplettierten Olav Kooij (Visma - Lease a Bike), der als Topfavorit auf den Tagessieg ins Rennen gegangen war, und die zweite Überraschung Maikel Zijlaard (Tudor) das Podium. Der Mann in Rosa, Mads Pedersen (Lidl – Trek) wurde Vierter und verteidigte damit sowohl die Gesamtführung als auch das Maglia Ciclamino. Als Fünfter jagte Max Kanter (XDS – Astana) über den Zielstrich. Doch gegen das beste Giro-Ergebnis seiner Karriere hatte die Jury etwas und relegierte den 27-Jährigen schließlich ans Ende des Hauptfeldes.

Van Udens Sieg ist vor allem deshalb eine Überraschung, weil er in diesem Jahr bisher nichts Zählbares zustande bekommen hatte. Rang vier auf einer Etappe der Algarve-Rundfahrt war an mehr als 30 Renntagen das einzige Top-5-Resultat. Dennoch sagte er am Eurosport-Mikrofon: “Der Sieg ist für mich keine wirkliche Überraschung. Alle im Team glauben an mich. Vielleicht muss ich das auch noch mehr machen. Dieser Sieg hilft mir dabei.“

Kooij macht aus guter Position zu wenig

Es ist sein erster auf WorldTour-Niveau, der fünfte überhaupt. Die anderen vier stammen allesamt aus dem Vorjahr. Da hatte van Uden unter anderem Rund um Köln gewonnen. Der Erfolg, so sagte er weiter, gehe nicht nur auf seine Kappe. “Ich habe das nicht allein geschafft. Wir haben es als gesamtes Team hingekriegt, mit allen Jungs hier und auch dem gesamten Staff an der Teambasis. Alle haben super gearbeitet.“

So gut alle zusammengearbeitet haben, so wichtig ist auch der Erfolg für das gesamte Team. Denn es ist erst der dritte in diesem Jahr. Und vor allem mit der starken Aufholjagd von Astana ist jeder UCI-Punkt – 180 bekommt van Uden für den Sieg in Lecce – entscheidend im Kampf um die WorldTour-Lizenz für die nächsten drei Jahre.

Für Kooij und Visma wäre es weniger um Punkte, als um das Prestige gegangen. Da Kooij auch im Kampf um die Punktewertung auf lange Sicht keine Chance gegen Pedersen haben dürfte, steht nach dem Tag lediglich eine Chance weniger auf eine Schampus-Dusche im Plan. “Auf dem letzten Kilometer war ich dort, wo ich sein musste“, so Kooij gegenüber Eurosport. “Dann gab es einen Moment des Zweifels und die Geschwindigkeit ließ etwas nach. Ich war kurz eingebaut und dann bin ich zu spät rausgekommen. Es gab keinen organisierten Leadout. Ich bin meinen Sprint einfach zu spät angefahren. Da wäre mehr drin gewesen.“

Auf dem Weg von Alberobello nach Lecce passierte ansonsten wenig. Lorenzo Fortunato (XDS – Astana) verteidigte sein Bergtrikot problemlos. Pedersens Teamkollege Mathias Vacek bleibt bester Jungprofi.

So lief die 4. Etappe des Giro d`Italia 2025

Die abgesehen vom Schlusstag in Rom einfachsten Etappe der Italien-Rundfahrt verlief über weite Strecken unspektakulär. Nach dem Ruhetag und bei Rückenwind hatte lediglich ein Fahrer Interesse dann, dem Feld vorauszufahren. Das war Francisco Munoz (Polti – VisitMalta), der sich unmittelbar nach dem Start auf die Reise machte.

Dafür musste sich Munoz, der maximal fünf Minuten Vorsprung herausfuhr, mit niemandem um die Bergwertung (4. Kategorie) sowie zwei Zwischensprints streiten. Das sah im Feld dahinter anders aus. Jensen Plowright (Alpecin – Deceuninck) und Kooij machten Pedersen am ersten Zwischensprint (KM 39) mehr Punkte streitig. Am Red-Bull-Kilometer (KM 84) waren es Movistar, Bahrain Victorious, Red Bull – Bora – hansgrohe und UAE – Emirates – XRG, die das Tempo erhöhten und zwischenzeitlich für einige Lücken im Feld sorgten. Letztlich gingen noch vier Bonussekunden an Isaac del Toro und Roglic.

Zuvor war es unterwegs im Feld zu einem Sturz gekommen, der zwar auch Pedersen und weitere Fahrer zum Absteigen zwang, vor allem aber Q36.5 erwischte. Nickolas Zukowsky musste – vermutlich mit Schlüsselbeinbruch – aufgeben, Xabier Azparren konnte schwer gezeichnet zunächst weiterfahren. Auch Felix Engelhardt (Jayco – ALUla) war kurz am Boden und musste das Rad wechseln.

Das Streckenprofil der 4. Etappe des Giro d‘Italia | Foto: Veranstalter

Den dritten Zwischensprint 53 Kilometer vor dem Ziel erreichte Munoz, dessen Vorsprung dann doch überraschend schnell zur Neige ging, nicht mehr. Drei Kilometer vorher war es für ihn vorbei, sodass Kooij und Pedersen um die volle Punktzahl sprinten konnten, wobei der Niederländer knapp die Nase vorn hatte.

In der Folge blieb das Tempo hoch, Angriffe waren Mangelware. Stürze jedoch nicht. In der Anfahrt auf einen Kreisverkehr 22 Kilometer vor dem Ziel erwischte es neben Ausreißer Munoz auch Lidl – Trek. Sören Kragh Andersen, der als letzter Pedersen-Anfahrer ran sollte, saß am Boden, der Mann in Rosa selbst war ebenfalls wieder verwickelt und musste sich daraufhin wieder durchs Feld kämpfen.

Auf der gut elf Kilometer langen Finalrunde durch Lecce ging dann aber alles glatt. Nachdem die Fünf-Kilometer-Marke passiert wurde, zogen sich die Klassement-Teams aber nur langsam zurück. Vor allem Alpecin zeigte sich auf den letzten Kilometern vorne im Wind, wirklich auszahlen sollte sich das aber nicht, denn an der letzten Kurve 300 Meter vor dem Ziel war von den Männern um Kaden Groves nichts mehr zu sehen. Picnic hatte übernommen und seinen Sprinter optimal platziert. Van Uden eröffnete kurz nach der Kurve auch als Erster den Sprint und behielt bis ins Ziel die Nase vorne.

Results powered by FirstCycling.com

Mehr Informationen zu diesem Thema

04.06.2025Kanter: “Das war mein bisher erfolgreichster Giro“

(rsn) – Nach seinem vierten Giro d’Italia gönnte sich Max Kanter noch einen Tag “Sightseeing“ in der “Ewigen Stadt“. Am Sonntag hatte der XDS-Astana-Sprinter in Rom auf der abschließende

03.06.2025Gee: “Toll, dass es noch viel Verbesserungspotential gibt“

(rsn) – Zwei Jahre nachdem er als Ausreißerkönig mit vier zweiten Etappenplätzen zum Shootingstar des Giro d´Italia 2023 geworden ist, hat Derek Gee (Israel – Premier Tech) bei seiner zweiten

03.06.2025Groves in Philipsens Leadout zur Tour de France?

(rsn) – Ein Etappensieg sowie zwei zweite und zwei fünfte Plätze: Die Ausbeute von Kaden Groves (Alpecin – Deceuninck) in den Massensprints des Giro d´Italia hätte natürlich noch besser sein

02.06.2025EF trauert dem entgangenen Maglia Rosa nicht hinterher

(rsn) – Zwei Etappensiege und ein dritter Platz in der Gesamtwertung: Der Giro d’Italia 2025 dürfte als eine der erfolgreichsten Grand Tours in die Geschichte von EF Education – EasyPost eingeh

02.06.2025Giro-Debütant van Aert mit Trofeo Bonacossa ausgezeichnet

(rsn) - Wout van Aert (Visma – Lease a Bike) kann auf ein erfolgreiches Giro-Debüt zurückblicken. Nicht nur gewann der Belgier die Schotter-Etappe nach Siena und komplettierte damit seine Sammlung

02.06.2025Reef: “Wir haben in den letzten Wochen alles perfekt umgesetzt“

(rsn) – Der achte Gesamtsieg bei einer Grand Tour kam für Visma – Lease a Bike eher unerwartet. Zwar hatte Simon Yates bereits im Jahr 2018 die Vuelta a Espana für sich entscheiden können, dana

02.06.2025Das große Ziel verfehlt, Denz und Pellizzari retteten die Bilanz

(rsn) – Heinrich Haussler sprach von einer "emotionalen Achterbahnfahrt“. Der Sportliche Leiter von Red Bull – Bora – hansgrohe sprach im Ziel der 18. Etappe des Giro d’Italia über den Tage

02.06.2025Hollmann nach Giro-Sturz zum zweiten Mal operiert

(rsn) – Juri Hollmann ist seit seinem Ausscheiden auf der 6. Etappe des Giro d´Italia in Neapel bereits zwei Mal operiert worden. Das teilte sein Team Alpecin – Deceuninck mit und gab ein Update

01.06.2025Adam Yates zwischen den Stühlen – und doch zufrieden

(rsn) – Allzu oft kam es noch nicht vor, dass Simon und Adam Yates in ihren Karrieren, die sich näher an der Zielgeraden als an Kilometer 0 befinden, in Grand Tours gegeneinander antreten mussten.

01.06.2025Krieger kommt als Giro-Letzter in Rom an

(rsn) – Die Gemeinsamkeit zwischen Alexander Krieger (Tudor) und Giovanni Pinarello ist nicht unbedingt offensichtlich, aber es gibt sie. Den Sprintanfahrer und den Begründer der italienischen Edel

01.06.2025Yates: “Es ist noch nicht ganz bei mir angekommen“

(rsn) – Olav Kooij (Visma – Lease a Bike) hat seinem Team einen perfekten Abschluss des 108. Giro d´Italia beschert. Der Niederländer setzte sich auf der 21. Etappe nach 143 weitgehend ruhig ge

01.06.2025Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 21. Etappe

(rsn) - 184 Profis aus 23 Teams sind am 9. Mai im albanischen Durres zum 108. Giro d‘Italia (2.UWT) angetreten, darunter zehn Deutsche, zwei Luxemburger sowie je ein Österreicher und Schweizer.

Weitere Radsportnachrichten

04.06.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die w

04.06.2025Tritt Almeida bei der Tour de Suisse in die Fußstapfen von Yates?

(rsn) – Das am 8. Juni beginnende 77. Critérium du Dauphiné kann mit dem letztjährigen Tour-de-Franc-Podium Tadej PoGacar (UAE – Emirates- XRG), Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike) und Re

04.06.2025Vingegaard: “Muss besser sein als vor zwei Jahren“

(rsn) – Sowohl im vergangenen Jahr als auch in dieser Saison wurde Jonas Vingegaards Vorbereitung auf die Tour de France durch Stürze kräftig aus dem Tritt gebracht. Doch konnte der Kapitän von V

04.06.2025Bauhaus kommt nicht mehr an Groenewegen vorbei

(rsn) - Phil Bauhaus (Bahrain Victorious) hat zum Auftakt der 31. Slowenien-Rundfahrt (2.Pro) knapp seinen ersten Saisonsieg verpasst. Der 30-jährige Kölner musste sich auf der 1. Etappe über 168,

04.06.2025Kanter: “Das war mein bisher erfolgreichster Giro“

(rsn) – Nach seinem vierten Giro d’Italia gönnte sich Max Kanter noch einen Tag “Sightseeing“ in der “Ewigen Stadt“. Am Sonntag hatte der XDS-Astana-Sprinter in Rom auf der abschließende

03.06.2025Kudus gibt in Slowenien Comeback nach vier Monaten

(rsn) - Merhawi Kudus wird am Mittwoch bei der Tour of Slovenia (2.Pro) ins Peloton zurückkehren. Der Eritreer, der am 2. Februar beim Grand Prix La Marseillaise in einer Abfahrt schwer gestürzt war

03.06.2025Evenepoel-Coach sieht seinen Schützling stärker als vor einem Jahr

(rsn) – Remco Evenepoel ist Anfang Juni 2025 vor seinem Start beim Critérium du Dauphiné (2.UWT) am kommenden Sonntag besser in Form, als Anfang Juni 2024. Das hat sein Trainer Koen Pelgrim in ein

03.06.2025Belgien schickt komplette Delegation zur WM nach Ruanda

(rsn) - Der Belgische Radsportverband wird an den Straßen-Weltmeisterschaften vom 20. bis 29. September in Ruanda in allen Kategorien - von Junioren und Juniorinnen über die U23 bis zur Elite - teil

03.06.2025Bauhaus in Slowenien Road Captain und Sprinter zugleich

(rsn) –18 Tage nach seinem krankheitsbedingten Ausscheiden bei der Ungarn-Rundfahrt (2.Pro) kehrt Phil Bauhaus (Bahrain Victorious) am Mittwoch ins Renngeschehen zurück und will bei der fünftägig

03.06.2025Groenewegen und Großschartner die Favoriten für Sprint und Berg

(rsn) – Mit der Tour of Slovenia (2.Pro) beginnt am Mittwoch die erste der verschiedenen ´Vorbereitungs-Rundfahrten´ für die Tour de France. Das fünftägige Event, das bislang Mitte Juni ausgetr

03.06.2025Jakobsen hofft nur noch ganz leise auf den Tour-Start

(rsn) – Fabio Jakobsen (Picnic – PostNL) ist seit knapp zwei Wochen wieder auf dem Rad unterwegs und trainiert – zuletzt auch auf Teneriffa. Doch ob der 28-jährigen Niederländer, der Ende Mär

03.06.2025Gee: “Toll, dass es noch viel Verbesserungspotential gibt“

(rsn) – Zwei Jahre nachdem er als Ausreißerkönig mit vier zweiten Etappenplätzen zum Shootingstar des Giro d´Italia 2023 geworden ist, hat Derek Gee (Israel – Premier Tech) bei seiner zweiten

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour du Cameroun (2.2, CMR)
  • Mercan Tour Classic (1.1, FRA)
  • Tour of Lithuania (2.2, LTU)
  • Tour de Gyeongnam (2.2, KOR)
  • Tour of Slovenia (2.Pro, SLO)