RSNplusMit Lippert Powerduo bei der Ronde

Reusser: “Ich hätte geheult, wenn Liane gewonnen hätte“

Von Peter Maurer aus Oudenaarde

Foto zu dem Text "Reusser: “Ich hätte geheult, wenn Liane gewonnen hätte“"
Marlen Reusser (Movistar) | Foto: Cor Vos

08.04.2025  |  (rsn) – Bei der Ronde van Vlaanderen 2025 gab Marlen Reusser (Movistar) fast so etwa wie ein doppeltes Comeback. Zum einen musste sie das Rennen vor einem Jahr mit schweren Sturzverletzungen beenden, zum anderen hatte die Schweizerin danach mit Long Covid zu kämpfen. Nun aber ist Reusser zurück und landete bei ihrer fünften Flandern-Rundfahrt zum vierten Mal in den Top Ten.

Doch viel wichtiger als ihr zehnter Platz war der dritte Rang ihrer Teamkollegin Liane Lippert. Die Friedrichshafenerin kämpfte bis zum Zielstrich sogar um den Sieg bei der Ronde, unterlag dabei aber Lotte Kopecky (SD Worx – Protime). Es reichte aber für das Podium, was der Zielsetzung der spanischen Equipe entsprach. ___STEADY_PAYWALL___

“Wir haben gedacht, dass wir das Podium erreichen können, aber das Ziel war wirklich gewinnen“, erzählte Reusser im Interview mit RSN nach dem Rennen. Das aus ihr und Lippert neu formierte Führungsduo sei wie gemacht für diese Rennen: “Wir haben so ein starkes Team. Liane ist in der Form ihres Lebens und wir waren alle von ihr überzeugt, vielleicht jetzt sogar sie selbst. Es ist ein kleines bisschen schade, dass wir nicht gewonnen haben, aber der dritte Platz ist supercool“, so Reusser.

Nach überstandenem Long-Covid wieder stark zurück: Marlen Reusser (Movistar)| Foto: Cor Vos

Die dreimalige Zeitfahr-Europameisterin aus der Schweiz und die Tour-Etappensiegerin aus Deutschland ergänzen sich sehr gut. “Es passt perfekt und es war für mich auch ein Grund, mich für Movistar zu entscheiden“, sagte die 33-Jährige und ging ins Detail: “Liane hat es drauf, ein bis zwei Minuten so richtig tiefzugehen. Da habe ich eine Schwäche, denn ich bin eher die ‘cheesy‘-Fahrerin, die immer wieder, wenn sie abgehängt wird, zurückkommen kann.“

Von der Sieg-Normalität zur Sieg-Emotionalität

Reusser übernahm bei der Ronde die Positionierung an den Anstiegen wie dem Kwaremont, führte dort ihre Kapitänin hinein und kämpfte dann noch selbst um den Anschluss an die Spitzengruppe. Im nächsten Anstieg wiederholte sie das als nimmermüde Helferin.

“Darüber ist Liane auch froh, weil sie früher genau jene Rolle einnehmen musste und jetzt wen hat, der das übernimmt“, so die Reusser, deren Stärke vor allem ihr starker Motor ist und die auch schon Klassiker wie Gent-Wevelgem für sich entscheiden konnte. Nicht umsonst war sie auch schon bei zwei Ronde-Erfolgen mit dabei: als Teamkollegin von Lotte Kopecky (SD Worx – Protime) in den Jahren 2022 und 2023.

Vor allem im Flachen ist Reusser eine der weltweit stärksten Fahrerinnen.  | Foto: Cor Vos

“Bei SD Worx war es so normal zu gewinnen“, blickte sie auf die Jahre im niederländischen Team zurück. Doch am Sonntag hätte es noch deutlich emotionaler werden können: “Hätte Liane gewonnen, hätte ich geheult, so speziell wäre das gewesen.“

Erst einen Sieg hat das Movistar-Frauenteam in dieser Saison zu verzeichnen - durch Reusser bei der Trofeo Palma auf Mallorca - dennoch überzeugte es mit starken Ergebnissen bei den Klassikern, so etwa mit Platz drei durch Jungstar Cat Ferguson bei der Trofeo Alfredo Binda in Italien. “Schlecht sind wir nicht unterwegs und dann haben wir da ein paar Junge mit dabei, die auch im Kommen sind“, meinte Reusser dazu.

Reusser über Ferguson: “Die musst Du einfach machen lassen“

Immerhin kamen alle sechs Ronde-Starterinnen auch ins Ziel: Lippert als Dritte, Reusser als Zehnte und die erst 18-jährige Ferguson auf Rang 19. “Und das an einem der härtesten Tage des Jahres, weil eigentlich ist Flandern ja das krasseste Rennen überhaupt“, sagte Reusser, die die meisten ihrer Teamkolleginnen nun auch als Nachbarinnen in Andorra hat. “Ich glaube, das halbe Team wohnt schon dort“, sagte sie.

Auch die zweimalige Juniorenweltmeisterin Ferguson, ebenfalls nach Andorra umgezogen, überraschte mit einer langen Attacke im Finale von Brügge – De Panne. Die Britin gilt als zukünftiger Superstar des Radsports. “Das erzeugt halt viel Druck, weil jeder ‘Wow, was für eine Fahrerin‘, sagt. Sie wirkt cool, auch wenn sie überall gehypt wird, ist sie eigentlich ein sehr bescheidener Mensch“, erzählte Reusser, die dann noch eine Anekdote von der Streckenbesichtigung anhängte.

18 Jahre alt und vielleicht der Star der Zukunft: die Britin Cat Ferguson | Foto: Cor Vos

“Wir sind am Molenberg zu den Autos und sie meinte zu uns, jetzt kommen nur mehr zwei Anstiege. Als wir ihr antworteten, dass noch viele kommen, wurde sie etwas bleich“, erinnerte sich die routinierte Schweizerin, die ihre junge Teamkollegin dann auch im Rennen zu Höchstleistungen anspornte: “Am Taaienberg waren ständig Attacken und wir mussten was machen. Ich bin zu ihr hin und sah, dass sie schon so platt war. Trotzdem sagte ich ihr, ‘nun musst du fahren‘ und sie hat sich völlig aufgeraucht für uns.“ Reusser zeigte sich als großer Ferguson-Fan: “Die musst du einfach machen lassen.“

Für sie selbst habe sich der Wechsel im Winter schon mehr als bezahlt gemacht: “Es ist super. Ich war immer sehr überzeugt von diesem Schritt und mir gefällt es gut. In dem Team macht es mir Spaß“, fügte Reusser an.

Mehr Informationen zu diesem Thema

16.04.2025Degenkolb: “Das komplette Gesamtpaket rechts ist kaputt“

(rsn) - Trotz schwerster Armverletzungen denkt John Degenkolb (Picnic – PostNL) nicht ans Karriereende. Nachdem er 2016 im Trainingslager von Calpe von einem Auto umgefahren worden war, will sich de

15.04.2025Red-Bull-Teamchef Denk: “Vielleicht fehlt der Klassikerfuchs“

(rsn) – In den letzten Wochen stand genau jene Klassikerfraktion im Dauereinsatz, die Red Bull – Bora – hansgrohe zur neuen Saison so massiv verstärkt hatte. Mit dem im Winter etablierten eigen

08.04.2025Kann van Aert bei Paris-Roubaix noch eine Schippe drauflegen?

(rsn) – Im Sprint um Platz drei bei der Flandern-Rundfahrt musste sich Wout van Aert (Visma – Lease a Bike) Vorjahressieger Mathieu van der Poel geschlagen geben. Doch der Auftritt des 30-jährige

07.04.2025Van der Poel war vor der Flandern-Rundfahrt erkrankt

(rsn) – Mathieu van der Poel (Alpecin -Deceuninck) war vor der Flandern-Rundfahrt (1.UWT) krank und musste sogar drei Tage lang Antibiotika nehmen. Dies bestätigte der Sportliche Leiter seines Tea

07.04.2025Knochenbrüche: Degenkolb verpasst Paris-Roubaix

(rsn) – Seit Wochen hat John Degenkolb vom 13. April gesprochen und sich auf Paris-Roubaix gefreut. Genau zehn Jahre und einen Tag nachdem er am 12. April 2015 die Königin der Klassiker gewonnen ha

07.04.2025Kopecky: “Von diesem Sieg habe ich lange Zeit geträumt“

(rsn) – Während die Ronde van Vlaanderen bei den Männern auf eine über 100-jährige Geschichte zurückblicken kann, ist die Ausgabe der Frauen mit bislang 22 Editionen noch vergleichbar jung. Am

07.04.2025Longo Borghini erleidet Gehirnerschütterung

(rsn) – Elisa Longo Borghini (UAE Team – ADQ) hat bei ihrem schweren Sturz in der frühen Phase der Flandern-Rundfahrt (1.WWT) eine Gehirnerschütterung erlitten. Dies gab das Team der Italienerin

07.04.2025Pogacar trotzt in Flandern dem Pech und van der Poel

(rsn) – Als die beiden Überflieger wurden Tadej Pogacar (UAE - Emirates - XRG) und Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) vor der 109. Ronde van Vlaanderen (1.UWT) bezeichnet und am Ende wa

06.04.2025Lippert glänzt an den Hellingen und fährt aufs Ronde-Podium

(rsn) – Als sich Liane Lippert (Movistar), Lotte Kopecky (SD Worx – Protime), Pauline Ferrand-Prévot (Visma – Lease a Bike) und Kasia Niewiadoma (Canyon – SRAM – zondacrypto) auf den letzte

06.04.2025Pedersens Traum muss warten – aber wie lange noch?

(rsn) – Platz zwei – wieder einmal. Mads Pedersen (Lidl – Trek) stand zum vierten Mal bei einem Monument auf dem Podium, zum vierten Mal nicht auf dem höchsten Platz in der Mitte. Der Däne nÃ

06.04.2025Haller geht wieder in die Offensive - und wieder leer aus

(rsn) - Marco Haller (Tudor) setzte bei der diesjährigen Flandern-Rundfahrt früh Akzente und gehörte in der ersten Rennhälfte zu den auffälligsten Fahrern. Der Österreicher setzte sich nach nur

06.04.2025Kein Podium – aber das Vertrauen bei Visma ist zurück

(rsn) – Es hat wieder nicht gereicht. Der Traum vom Sieg bei der Flandern-Rundfahrt (1.UWT) bleibt Visma – Lease a Bike und vor allem Wout van Aert weiter verwehrt. Die niederländische Equipe is

Weitere Radsportnachrichten

02.06.2025Tour of Britain Women im Rückblick: Die letzten 10 Jahre

(rsn) - Die Tour of Britain Women zählt zu den prestigeträchtigen Rundfahrten des internationalen Rennkalenders. Erstmals 2014 ausgetragen, stieg das Rennen 2016 in die Women´s World Tour auf. RSN

02.06.2025Niedermaier verlängert mit Canyon – SRAM

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

02.06.2025EF trauert dem entgangenen Maglia Rosa nicht hinterher

(rsn) – Zwei Etappensiege und ein dritter Platz in der Gesamtwertung: Der Giro d’Italia 2025 dürfte als eine der erfolgreichsten Grand Tours in die Geschichte von EF Education – EasyPost eingeh

02.06.2025Giro-Debütant van Aert mit Trofeo Bonacossa ausgezeichnet

(rsn) - Wout van Aert (Visma – Lease a Bike) kann auf ein erfolgreiches Giro-Debüt zurückblicken. Nicht nur gewann der Belgier die Schotter-Etappe nach Siena und komplettierte damit seine Sammlung

02.06.2025Deutsche Erfolge in Luxemburg, Österreich und im Iran

(rsn) - Die deutschen Kontinental-Teams haben in der vergangenen Woche bei internationalen Rundfahrten starke Akzente gesetzt. Joshua Huppertz (Lotto - Kern Haus - PSD Bank) sicherte sich bei der tra

02.06.2025Reef: “Wir haben in den letzten Wochen alles perfekt umgesetzt“

(rsn) – Der achte Gesamtsieg bei einer Grand Tour kam für Visma – Lease a Bike eher unerwartet. Zwar hatte Simon Yates bereits im Jahr 2018 die Vuelta a Espana für sich entscheiden können, dana

02.06.2025Das große Ziel verfehlt, Denz und Pellizzari retteten die Bilanz

(rsn) – Heinrich Haussler sprach von einer "emotionalen Achterbahnfahrt“. Der Sportliche Leiter von Red Bull – Bora – hansgrohe sprach im Ziel der 18. Etappe des Giro d’Italia über den Tage

02.06.2025Hollmann nach Giro-Sturz zum zweiten Mal operiert

(rsn) – Juri Hollmann ist seit seinem Ausscheiden auf der 6. Etappe des Giro d´Italia in Neapel bereits zwei Mal operiert worden. Das teilte sein Team Alpecin – Deceuninck mit und gab ein Update

01.06.2025Adam Yates zwischen den Stühlen – und doch zufrieden

(rsn) – Allzu oft kam es noch nicht vor, dass Simon und Adam Yates in ihren Karrieren, die sich näher an der Zielgeraden als an Kilometer 0 befinden, in Grand Tours gegeneinander antreten mussten.

01.06.2025Krieger kommt als Giro-Letzter in Rom an

(rsn) – Die Gemeinsamkeit zwischen Alexander Krieger (Tudor) und Giovanni Pinarello ist nicht unbedingt offensichtlich, aber es gibt sie. Den Sprintanfahrer und den Begründer der italienischen Edel

01.06.2025Yates: “Es ist noch nicht ganz bei mir angekommen“

(rsn) – Olav Kooij (Visma – Lease a Bike) hat seinem Team einen perfekten Abschluss des 108. Giro d´Italia beschert. Der Niederländer setzte sich auf der 21. Etappe nach 143 weitgehend ruhig ge

01.06.2025Highlight-Video der 21. Etappe des Giro d´Italia

(rsn) – Olav Kooij (Visma – Lease a Bike) setzte am Sonntag den für sein Team perfekten Schlusspunkt des 108. Giro d´Italia. Im Massensprint in den Straßen Roms ließ er alle Konkurrenten hint

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine