Wechsel zu UAE Schritt “aus der Komfortzone“

Longo Borghini zielt 2025 auf Tour, Lüttich und Kigali

Von Felix Mattis

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Giro-Siegerin Elisa Longo Borghini wechselt im Winter von Lidl - Trek zum UAE Team ADQ. | Foto: Cor Vos

13.11.2024  |  (rsn) – Elisa Longo Borghini will nach ihrem Wechsel von Lidl – Trek zum UAE Team ADQ in der Saison 2025 drei große Ziele angehen, bei drei Events, mit denen sie noch eine Rechnung offen hat: Lüttich-Bastogne-Lüttich, die Tour de France Femmes und die Weltmeisterschaften. Das erklärte die Italienerin in einem Gespräch mit cyclingnews.com, in dem sie auch ihre Transferentscheidung erklärte.

Immerhin galt Longo Borghini in den vergangenen sechs Jahren neben Lizzie Deignan als die kostante Größe bei Lidl – Trek beziehungsweise Trek – Segafredo, Ihr Entschluss, dem Team den Rücken zu kehren, für das auch ihr Ehemann Jacopo Mosca fährt, überraschte viele.

"Ich bin dort und dank ihnen die Fahrerin geworden, die ich heute bin, und es war wie eine Familie. Aber auf der anderen Seite brauchte ich irgendwie eine Veränderung, eine neue Herausforderung, ein neues Abenteuer. Ich will das Unbekannte erkunden, weil ich jetzt 32 bin und in den letzten drei, vier Jahren meiner Karriere – wer weiß – diese Erfahrung machen", so Longo Borghini. "Ich werde nicht für immer Radprofi sein und wollte nochmal eine neue Erfahrung außerhalb meiner Komfortzone."

Für drei Jahre, also bis Ende 2027, hat Longo Borghini beim UAE-Team unterschrieben, das aber auch nur bis zu einem bestimmten Grad ein Sprung ins Ungewisse für sie wird. Denn die Mannschaft von Team-Managerin Melissa Moncada ist, so heißt es in der Szene, erstens das Team mit dem größten Budget, zweitens mit vielen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen aus Italien und Spanien sehr südeuropäisch aufgestellt und besteht zu einem Großteil aus italienischen Fahrerinnen.

Außerdem wird auch Longo Borghinis Trainer Paolo Slongo, einst auch der Coach von Vincenzo Nibali, mit der Giro-Siegerin dorthin wechseln – genau wie ihre bisherigen Teamkolleginnen Brodie Chapman und Elynor Bäckstedt. "Es werden viele Menschen dort sein, die ich gut kenne, viele Italiener und Italienerinnen auch. Es ist also schon auch nicht ganz unbekannt – eine neue Herausforderung, aber ich weiß, was mich erwartet", so Longo Borghini, die mit Erica Magnaldi und Silvia Persico ein interessantes Italo-Trio in den bergigen Rennen bilden wird.

2024: Das beste Jahr der Karriere

Hinter Lotte Kopecky (SD Worx – Protime) und Demi Vollering (wechselt im Winter von SD Worx – Protime zu FDJ – Suez) hat Longo Borghini die Saison 2024 auf Rang drei der Weltrangliste abgeschlossen.

Es war das wohl bislang stärkste Jahr ihrer Karriere und sie glänzte mit großer Vielseitigkeit: Auf ein fulminantes Frühjahr mit Siegen bei der Flandern-Rundfahrt und dem Pfeil von Brabant sowie zweiten Plätzen bei Strade Bianche und Lüttich-Bastogne-Lüttich sowie dritten Plätzen beim Omloop Het Nieuwsblad und dem Flèche Wallonne, um nur die besten Resultate zu nennen, folgten dritte Plätze in der Gesamtwertungen der Vuelta a Espana und der Tour de Suisse sowie ihr fünfter Italienischer Meistertitel, bevor Longo Borghini dann einen Start-Ziel-Sieg beim Giro d'Italia hinlegte.

"Ich wollte im Auftaktzeitfahren in die Top 5 und dann habe ich es gewonnen. Es war eine große Ehre, das Maglia Rosa von Anfang bis Ende zu tragen", so die Italienerin, die sich ihre Heimat-Rundfahrt schon zu Saisonbeginn als großes Ziel markiert hatte. Denn auch wenn sie zuvor bereits zweimal auf dem Giro-Podium gestanden hatte, der Sieg fehlte in ihren beeindruckenden Palmares noch.

Nach Giro-Triumph liegt der Fokus jetzt auf der Tour

Das hat sie in einem Finale, das beinahe ebenso spannend war wie der hochgejubelte Sekundenkrimi zwischen Kasia Niewiadoma und Demi Vollering bei der Tour de France einige Wochen später, nun erreicht. Mit einer Sekunde Vorsprung auf Kopecky ging Longo Borghini in die schwere Schlussetappe, die in L'Aquila mit einem Bergaufsprint hätte enden können, was der Belgierin dank der Bonifikationen in die Karten spielte. Doch ein Ausreißersieg von Kimberley Pienaar (AG Insurance – Soudal) sowie Taktik-Schach gegen Kopecky und SD Worx gaben schließlich den Ausschlag zugunsten Longo Borghinis.

"Der Giro war ein Ziel, das ich schon so lange verfolgt habe. Und es war auch ein so spannendes Finale", betonte Longo Borghini nun, dass der Gewinn des Rosa Trikots ihr persönliches Highlight 2024 war, größer noch als ihr zweiter Triumph bei der Flandern-Rundfahrt, die sie 2015 bereits ein erstes Mal gewonnen hatte.

2025 aber wird die Titelverteidigung beim Giro nicht zum größten Ziel werden. Im Gegenteil: Ob sie dort startet, steht noch in den Sternen. Viel mehr will sie ihren Fokus auf die Frankreich-Rundfahrt legen, die zwei Wochen nach dem Giro wartet. Dort nämlich hat Longo Borghini noch eine Rechnung offen: 2022 wurde sie Sechste, aber 2023 musste sie vor der Bergetappe zum Col du Tourmalet wegen einer Hautkrankheit aufgeben und 2024 verpasste sie die Tour aufgrund eines Trainingssturzes wenige Tage vor dem Start.

Lüttich und der WM-Titel fehlen noch in den Palmares

"Für den Moment ist mein großes Ziel, bei der Tour de France zu starten und sie auch zu beenden", blickte Longo Borghini gegenüber cyclingnews.com nun voraus und nannte gleichzeitig Lüttich-Bastogne-Lüttich als ihr Frühjahrs-Highlight. Auch dort nämlich hat die 32-Jährige vom Lago Maggiore noch nicht gewonnen, obwohl sie schon drei Mal auf dem Podium stand und sowohl 2023 als auch 2024 Zweite war. Nach ihren Siegen bei Strade Bianche (2017), der Flandern-Rundfahrt (2015 und 2024) und Paris-Roubaix (2022) ist Lüttich das größte Eintagesrennen im Frauen-Kalender, das Longo Borghini noch nicht gewonnen hat – abgesehen von Olympia-Gold und den Weltmeisterschaften.

Und auch die WM ist folglich 2025 ein großes Ziel, der dritte geplante Form-Peak. Drei Bronzemedaillen hat Longo Borghini bei Weltmeisterschaften bereits gesammelt: 2012 bei ihrem Profi-WM-Debüt in Valkenburg, 2020 in Imola und nun in diesem Jahr in Zürich.

In Ruanda, davon träumt sie, soll die Krönung folgen – auf einem Parcours, der so schwer werden dürfte, wie kein anderer WM-Kurs es war, seit sie Profi ist. "Die WM in Ruanda ist auch ganz besonders, weil sie in Afrika ist, dort, wo das menschliche Leben an sich begann", so Longo Borghini philosophisch.

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