Pogacar und de Lie auf dem letzten Kilometer gestellt

Matthews spielt Verstecken und gewinnt zum dritten Mal in Quebec

Von Kevin Kempf

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Michael Matthews (Jayco - AlUla) hat das “Versteckspiel von Québec“ gewonnen. | Foto: Cor Vos

13.09.2024  |  (rsn) – Wo ist eigentlich Michael Matthews? 201,3 Kilometer war vom Australier nichts zu sehen, erst auf den letzten 300 Metern schoss er aus dem Feld empor und sicherte sich seinen dritten Titel bei der insgesamt 13. Austragung des GP Québec (1.UWT). Zweiter wurde Biniam Girmay (Intermarché – Wanty), das Podium komplettierte der überraschende Rudy Molard (Groupama – FDJ) vor Tiesj Benoot und Per Strand Hagenes (beide Visma – Lease a Bike).

Nach 2018 und 2019 schlug Matthews ein drittes Mal auf der ansteigenden Zielgerade zu. “Ich wusste, dass es ein harter Tag werden würde. Niemand hatte im Sprint mehr einen echten Kick. Als sich das Feld nach links bewegte, sah ich darum eine Möglichkeit rechts auszuscheren. Niemand hatte wohl erwartet, dass jemand so früh losfährt“, schilderte der Sieger im Ziel-Interview.

Auch wenn er sich regelrecht im Peloton versteckt hatte, hatte das Rennen seine Reserven angegriffen. “Ich wusste, dass ich keine Peak-Power mehr hatte, darum habe ich es mit einem 15 oder 20 Sekunden langen Sprint versucht“, erklärte Matthews, der im Januar bei der Ruta de la Ceramica (1.1) seinen letzten Erfolg gefeiert hatte. “Seit meiner Distanzierung bei der Flandern-Rundfahrt war mein Kopf ehrlich gesagt nicht ganz bei der Sache. Bei der Tour und Olympia wollte ich die Relegation kompensieren – und jetzt komme ich endlich in gewohnter Starke zurück. Es ist unglaublich“ freute sich der 33-Jährige.

Mit viel Spannung wurde der Auftritt von Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) erwartet. Der Slowene präsentierte sich in guter Form und griff in der letzten Hügelzone an. Gemeinsam mit einem Lotto-Dstny-Trio wurde er erst nach dem Teufelslappen wieder eingeholt; er wurde Siebter. Vorjahressieger Arnaud de Lie, einer seiner drei Begleiter, beendete das Rennen als Zwölfter.

Die deutsche Athleten waren zu keiner Zeit im Bilde. Maximilian Schachmann (Red Bull – Bora – hansgrohe) schaffte es als einziger ins 35-köpfige Feld. Er überquerte den Zielstrich auf Platz 27.

So lief der GP Québec:

Direkt nach dem Startschuss setzten sich Artem Shmidt (Ineos Grenadiers), Frank van den Broek (dsm-firmenich – PostNL), Felix Hamel, Jonas Walton (beide Nationalmannschaft Kanada), Filippo Ridolfo und Antonio Polga (beide Novo Nordisk) vom Feld ab. Polga konnte dem Tempo seiner Begleiter 13 Kilometer später nicht mehr folgen, 38 Kilometer danach ereilte seinen Teamkollegen das gleiche Schicksal.

Die anderen Vier setzten sich bis zu 5:15 Minuten vom Feld ab. Hamel hielt 50 Minuten länger durch als Ridolfo, musste dann aber auch passen. Eine Stunde später war es um den zweiten Kanadier, Walton, ebenfalls geschehen. Die letzten 77 Kilometer mussten Shmidt und van den Broek allein in Angriff nehmen.

Das Profil der 16 Mal zu fahrenden Runde durch Québec | Foto: Veranstalter

Eingangs der letzten fünf Runden griffen sieben Fahrer an, zu denen Ben Healy (EF Education – EasyPost) und Fredrik Dversnes (Uno-X Mobility) gehörten. Dieses Intermezzo dauerte zwar nur kurz, läutete aber trotzdem das Finale ein. Fast immer, wenn es bergauf ging, wurde nun attackiert. So musste Axel Laurance (Alpecin – Deceuninck) bereits 51 Kilometer vor dem Ziel die Segel streichen.

UAE macht Ernst

All dem zum Trotz verlor das Duo an der Spitze nur sehr langsam Boden. Am 40-Kilometer-Schild lag es noch 3:55 Minuten vorn. das beunruhigte auch UAE Team Emirates. Die Hügel am Ende des Umlaufs wurden im Vollgalopp genommen und vier Kilometer später war das Feld eine Minute näher dran.

Bei der nächsten Überquerung der Ziellinie lagen Shmidt und van den Broek nur noch 1:20 Minuten vorn. Wieder war es UAE Team Emirates, das das Tempo eingangs der letzten beiden Runden bestimmte. Gil Gelders (Soudal – Quick-Step) und Alex Baudin (Decathlon – AG2R – La Mondiale) setzten sich ab, wurden 15 Kilometer vor dem Ziel aufgerollt. Nur 600 Meter danach erwischte es auch van den Broek und Shmidt in der vorletzten Hügelzone des Rennens.

Auf die 12,3 Kilometer lange Schlussrunde ging ein langgezogenes Feld. Matteo Jorgenson (Visma – Lease a Bike) griff 1,5 Kilometer später im Flachen an. Juan Ayuso (UAE Team Emirates) hatte an der Spitze des Pelotons bereits viel gegeben und hatte demnach nicht direkt eine Antwort parat, so riss der US-Amerikaner ein beträchtliches Loch.

Jorgenson löste sich 15 Sekunden von der jagenden Meute. UAE bekam Hilfe von Laurens de Plus (Ineos Grenadiers), trotzdem gewann der Spitzenreiter weiter an Boden, fuhr mit 18 Sekunden Vorsprung auf die letzten 5,5 Kilometer. Dann aber stiegen Lotto Und Lidl ein und das Blatt wendete sich schnell. Den Fuß der Hügelzone erreichte der Visma-Profi nur noch sieben Sekunden vor seinen Verfolgern.

Dort griff Julian Alaphilippe (Soudal – Quick-Step) sofort an. Mit Maxim van Gils (Lotto – Dstny) überrollte er Jorgenson mit noch 3,5 zu fahrenden Kilometern. In der ersten kurzen Abfahrt kamen Pogacar, Jenno Berckmoes und de Lie zurück. Am nächsten Hügel erhöhte Pogacar die Schlagzahl und nur de Lie ging mit. Van Gils und Berckmoes schlossen aber kurz darauf wieder an, wodurch Lotto eine drei zu eins Überzahlsituation kreierte.

Berckmoes und van Gils opferten sich nun für de Lie auf, trotzdem kam das Feld auf dem letzten Kilometer erneut heran. Matthews schoss früh aus der Masse heraus und lieferte sich einen Kopf-an-Kopf-Sprint mit Benoot, den er gewann. Girmay kam zwar einerseits noch auf, andererseits aber auch zu spät.

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