Vingegaard und Roglic attackieren auf Etappe 18 nicht

Evenepoel holt dritten Etappensieg, Kuss behält Rot

Von Felix Mattis

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Remco Evenepoel (Soudal - Quick-Step) | Foto: Cor Vos PRÃœFEN

14.09.2023  |  (rsn) – Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) hat sich bei der letzten Bergankunft der 78. Vuelta a Espana seinen dritten Etappensieg gesichert. Der Belgier setzte sich am Puerto de La Cruz de Linares als Solist mit 4:44 Minuten Vorsprung vor dem Italiener Damiano Caruso (Bahrain Victorious) und 5:10 Minuten vor dem Dänen Andreas Kron (Lotto – Dstny) sowie dem Briten Max Poole (DSM – firmenich / + 5:12) durch. Tagesfünfter wurde der Franzose Paul Ourselin (TotalEnergies / + 5:17). Alle fünf hatten den Tag in der ursprünglich 14-köpfigen Ausreißergruppe absolviert.

Während Evenepoel die Etappe gewann und sich rechnerisch auch das Bergtrikot sicherte, blieb der erwartete Kampf ums Rote Trikot zwischen den drei Assen von Jumbo – Visma aus: Jonas Vingegaard gab den treuen Edelhelfer für Sepp Kuss und führte die Favoritengruppe den Schlussanstieg hinauf und auch Primoz Roglic attackierte nicht.

Gemeinsam erreichten sie 9:29 Minuten nach dem Tagessieger den Gipfel – Vingegaard ließ am Ende sogar ausrollen und verlor neun Sekunden, so dass Kuss nun mit 17 Sekunden Vorsprung auf Vingegaard und 1:08 Minuten vor Roglic die Vuelta anführt.

Attacken gab es dafür unter den drei Spaniern, die auf den Gesamtplätzen vier bis sechs rangieren: Mikel Landa (Bahrain Victorious) beschleunigte im 8,3 Kilometer langen Schussanstieg mehrmals, doch Juan Ayuso (UAE Team Emirates) und Enric Mas (Movistar) ließen sich nicht abschütteln. Am Ende versuchte es auch Ayuso noch zweimal, kam aber nicht weg und erst im Schlussspurt, den Mas anzog, entstanden kleine Lücken: Ayuso und Mas holten drei Sekunden auf Landa heraus. In der Gesamtwertung ist Ayuso daher exakt vier Minuten hinter Kuss weiterhin Vierter, Landa (+ 4:19) liegt auf Rang fünf und Mas (+ 4:30) ist Sechster.

Das Bora-hansgrohe-Duo Cian Uijtdebroeks und Aleksandr Vlasov konnten mit den Top 6 zwar nicht mithalten, behaupteten aber ihre Gesamtränge sieben (Uijtdebroeks / + 7:37) und acht (Vlasov / + 8:35).

Das Grüne Trikot blieb auf den Schultern von Kaden Groves (Alpecin – Deceuninck), der aber nur noch 36 Punkte Vorsprung auf Evenepoel hat. In der Teamwertung ist Jumbo – Visma weiterhin klar an der Spitze und die Nachwuchswertung führt Ayuso vor Uijtdebroeks an.

So lief die 18. Etappe der Vuelta a Espana:

Schon direkt nach dem Startschuss in der weniger als 1.000 Einwohner großen Ortschaft Pola de Allande hagelte es Attacken im Peloton, doch es dauerte rund zehn Kilometer, bis die Ausreißergruppe des Tages stand. 14 Fahrer fanden vorne zusammen, darunter Evenepoel und Damiano Caruso (Bahrain Victorious), aber auch Nico Denz (Bora – hansgrohe) und Egan Bernal (Ineos Grenadiers). Doppelt vertreten waren vorne nur die Teams Groupama – FDJ mit Lewis Askey und Lorenzo Germani sowie Lotto – Dstny mit Andreas Kron und Jarrad Drizners.

Im Hauptfeld nahm Jumbo – Visma nicht wirklich die Verfolgung auf und so wuchs der Abstand schon in der ersten Rennstunde auf über acht Minuten an. Evenepoel holte sich nach 48 Kilometern den ersten Bergpreis des Tages am Alto de Estacas (2. Kat.) sowie nach 88 Kilometern auch die Kategorie-1-Bergwertung am Puerto de San Lorenzo, an dem er größtenteils das Tempo in der Gruppe bestimmte. Bis dahin war der Vorsprung der 14 Ausreißer sogar auf über zehn Minuten angewachsen.

Evenepoel macht Gewinn des Bergtrikots rechnerisch klar

Im kürzeren, aber nicht weniger steilen Anstieg zum Alto de Tenebredo (3. Kat.) fiel die Spitzengruppe unter dem Tempodiktat von Evenepoel dann langsam auseinander. Nur Caruso, Max Poole (DSM – firmenich), Paul Ourselin (TotalEnergies), Kron und Bernal hielten beim Belgier dort noch mit. Zu sechst ging es über den Bergpreis, den sich erneut Evenepoel sicherte, auf die letzten 57 Kilometer des Tages – bei nun sogar elf Minuten Vorsprung aufs von Jumbo – Visma angeführte Hauptfeld. In der Abfahrt kamen aber auch Andrea Piccolo (EF Education – EasyPost) und Julien Bernard (Lidl – Trek) nochmal vorne heran.

Inzwischen hatte Evenepoel sich den Gewinn des Bergtrikots am Rundfahrende rechnerisch gesichert, doch das war ihm nicht genug. Die acht verbliebenen Ausreißer erreichten den Fuß des Puerto de La Cruz de Linares, den es zweimal zu bezwingen galt, 34 Kilometer vor Schluss mit inzwischen 11:30 Minuten Vorsprung und am Berg dann zerkleinerte sich die Gruppe weiter. Kron attackierte zuerst, musste dafür aber kurz darauf bezahlen, als er einem Antritt von Evenepoel nicht mehr folgen konnte. Fünf Kilometer vor der ersten Zielpassage blieben nur Caruso und Poole noch am Hinterrad des Belgiers im Bergtrikot.

Evenepoel setzt zum 29-Kilometer-Solo an

Im Hauptfeld hatte inzwischen Movistar das Zepter von Jumbo – Visma übernommen und erhöhte in der Anfahrt zum Berg die Geschwindigkeit drastisch. Bergauf dann legte aber, wie am Vortag am Angliru, wieder Bahrain Victorious das Tempo vor. Der Abstand zur Spitze verringerte sich auf 10:45 Minuten, doch der Kampf um den Tagessieg wurde trotzdem vorne ausgefochten – und da sorgte Evenepoel vier Kilometer vor dem Bergpreis der 1. Kategorie und somit 29 Kilometer vor dem Ziel für die Vorentscheidung:

In der mit 16 Prozent steilsten Rampe des Puerto de La Cruz de Linares ließ er erst Caruso und dann auch Poole stehen, um dann zum Solo in Richtung dritter Etappensieg anzusetzen. Schon am Bergpreis, wo er die nächsten zehn Zähler für das Gepunktete Trikot einstrich, standen 1:23 Minuten Vorsprung für Evenepoel auf Poole auf der Uhr. Auch wenn der Belgier in der Abfahrt keine Risiken einging und nochmal 20 Sekunden verlor, schien der Tagessieg vergeben. Das noch rund 20 Mann große Favoritenfeld kam 11:25 Minuten nach dem Belgier über den Zielstrich und auf die letzten 25 Kilometer.

Bora – hansgrohe nutzt Denz, um Vlasov abzusichern

Im knapp zehn Kilometer langen Flachstück zurück an den Fuß der Schlusssteigung baute Evenepoel seinen Vorsprung wieder deutlich aus und Caruso kam an Poole heran. Doch interessant wurde es jetzt vor allem im Favoritenfeld. Dort nämlich blies Bora – hansgrohe im Tal zum Angriff:

Der aus der Ausreißergruppe zurückgefallene Nico Denz beschleunigte mit Aleksandr Vlasov am Hinterrad hart und die Beiden setzten sich gemeinsam mit Pelayo Sanchez (Burgos – BH) sowie Lewis Askey (Groupama – FDJ) vom Rest ab. Dadurch kam Vlasov beim Versuch, seinen achten Gesamtrang gegen Joao Almeida (UAE Team Emiates) abzusichern, mit zehn Sekunden Vorsprung aiuf die Konkurrenz in die Schlusssteigung. Am Berg wurde der Russe unter dem Tempodiktat von Wout Poels (Bahrain Victorious) zwar bald wieder gestellt und schließlich auch abgehängt, doch weil Almeida den Anschluss noch vorher verlor, verteidigte er Platz acht trotzdem.

Vingegaard spielt den perfekten Edelhelfer für Kuss

In der Favoritengruppe beschleunigte dann Landa und Ayuso setzte nach. Die Gruppe explodierte nun und auch Uijtdebroeks konnte nicht mehr mithalten, doch der Kampf um Rot blieb aus: Vingegaard übernahm mit Kuss am Hinterrad die Kontrolle und schlug nur ein Tempo an, dass der US-Amerikaner mitgehen konnte. Es reichte trotzdem, um Landa und Ayuso zurückzuholen.

Auf den letzten vier Kilometern versuchten Landa und Ayuso es noch mehrmals, doch Vingegaard hielt alles beisammen und erst im Schlussspurt entstanden kleine Sekundenabstände, die aber an der Rangfolge der Top 6 in der Gesamtwertung nichts änderten. Ungeachtet dessen war knapp zehn Minuten zuvor Evenepoel zum Solo-Sieg gefahren.

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