Vuelta: Vingegaard siegt vor Kuss und Roglic

Jumbo - Visma zerlegt am Tourmalet die Konkurrenz

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Jonas Vingegaard (Jumbo - Visma) hat die 13. Etappe der Vuelta gewonnen. | Foto: Cor Vos

08.09.2023  |  (rsn) – Das Spektakel zwischen Formigal und dem Col du Tourmalet ging über 135 Kilometer und endete mit der totalen Dominanz von Jumbo – Visma. Während Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) und Joao Almeida (UAE Team Emirates) schon vor Rennhälfte einbrachen, gewann Jonas Vingegaard die 13. Vuelta-Etappe 30 Sekunden vor seinem Teamkollegen Sepp Kuss, der sein Rotes Trikot verteidigte. Weitere drei Sekunden dahinter machte Primoz Roglic das Jumbo-Visma-Podium perfekt. Juan Ayuso (UAE Team Emirates / +0:38) wurde Vierter vor dem zeitgleichen Cian Uijtdebroeks (Bora – hansgrohe) und Enric Mas (Movistar / +0:40).

Obwohl sein Teamkollege Kuss in Rot fuhr und mit Evenepoel der Hauptkonkurrent der Jumbo-Mannschaft früh ausgeschaltet war, griff der zweimalige Tour-de-France-Sieger Vingegaard mehrmals aus der Favoritengruppe heraus an. Am Col du Tourmalet setzte der Däne auf den letzten acht Kilometern schließlich zu seinem siegreichen Solo an. “Ich bin so unglaublich glücklich, für diesen Erfolg hätte ich mir keinen besseren Tag raussuchen können. Heute ist der Geburtstag meiner Tochter und ich wollte unbedingt für sie gewinnen“, kommentierte Vingegaard im Ziel-Interview unter Tränen seinen Sieg.

Neben Evenepoel und Almeida geriet auch Lenny Martinez (Groupama – FDJ) früh in Probleme, so dass drei der Top Sechs des Klassements in der 20-köpfigen Favoritengruppe fehlten. Für Jumbo eine ideale Situation, die das Team allerdings weiter verbessern wollten. “Unser Plan war es, zu probieren, Zeit auf unsere Gegner rauszufahren, das haben wir geschafft. Ich bin glücklich und stolz, es heute gemacht zu haben. Dieser Sieg ist für meine Tochter Frieda. Das Ergebnis heute war besser als der Plan“, sagte Vingegaard.

Emanuel Buchmann (Bora – hansgrohe) zeigte seine beste Leistung bei dieser Vuelta. Am Aubisque leitete der Deutsche Meister mit einer Attacke den Anfang vom Ende für Evenepoel und Almeida ein. Als Uijtdebroeks sich Buchmann anschloss, wurde das Tempo im Feld so erhöht, dass der Titelverteidiger und der Portugiese nicht mehr mitkamen. Die Gruppe um die beiden Bora-Fahrer wurde zwar gestellt, doch der junge Belgier zeigte ein überragendes Rennen, war stärker als der nominelle Kapitän Aleksandr Vlasov und reiht sich nun im Klassement einen Rang hinter dem Russen (+5:02), der Tagesachter wurde, auf Position neun (+5:30) ein.

Kuss führt nun die Gesamtwertung mit 1:37 Minuten Vorsprung auf Roglic an, Vingegaard (+1:44) ist neuer Dritter vor Ayuso, der in der Gesamtwertung als Vierter mit 2:37 Minuten Rückstand bester Nicht-Jumbo-Fahrer und nach Evenepoels Desaster – der Belgier kam 27:05 Minuten hinter Vingegaard ins Ziel – auch bester Nachwuchsfahrer ist. Hinter ihm liegen seine Landsleute Mas (+3:06), Marc Soler (UAE Team Emirates / 3:10) und Mikel Landa (Bahrain Victorious / +4:12).

Kaden Groves (Alpecin – Deceuninck) verteidigte das Punktetrikot. Vingegaard übernahm die Führung in der Bergwertung von Jesus Herrada (Cofidis). Jumbo – Visma führt auch die Teamwertung an.

So lief die 13. Etappe der Vuelta a Espana:

Vom Start weg ging es hinauf zum Puerto de Portalet (3.Kat.), den ersten von vier kategorisierten Anstiegen der mit 4.164 Höhenmetern gespickten Etappe. Trotz zahlreicher Versuche konnte sich keine Gruppe entscheidend absetzen. Nach 4,4 Kilometern sicherte sich Romain Bardet (DSM- firmenich) die drei Bergpunkte und fuhr kurzzeitig mit kleinem Vorsprung vor dem Feld.

Auch in der 30 Kilometer langen Abfahrt setzte sich niemand ab. Im direkt darauf folgenden Col d‘Aubisque (HC) explodierte dann das Rennen. Buchmann griff an, mit seinem Teamkollegen Uijtdebroeks und Hugh Carthy (EF Education – EasyPost) folgten schnell zwei Klassementfahrer. Die Gruppe wuchs auf mehr als 20 Fahrer an. Im Feld dahinter schlug Jumbo – Visma ein hohes Tempo an, um die Gruppe nicht wegkommen zu lassen.

So geriet der Gesamtfünfte Martinez in Probleme. Während der Franzose sich an den Hinterrädern seiner Vordermänner festbiss, fiel Joao Almeida aus der Gruppe heraus. Die Regie konzentrierte sich auf den Portugiesen, dessen Gruppe sich mit abgehängten Fahrern immer mehr auffüllte, als 89 Kilometer vor dem Ziel überraschend auch Evenepoel die Favoriten ebenfalls fahren lassen musste.

Evenepoel verliert schon am Aubisque den Anschluss

Die Ausreißer um Buchmann wurden zum größten Teil wieder eingeholt. Vier Fahrer hatten sich behauptet, einer von ihnen, Michael Storer (Groupama – FDJ), holte sich am Aubisque die 15 Bergpunkte vor Kenny Elissonde (Lidl – Trek). Das noch rund 50 Fahrer umfassende Feld folgte nur wenige Sekunden später. Almeida hatte sich derweil von der Gruppe Evenepoel gelöst und überquerte den Gipfel 30 Sekunden vor Mann im Weißen Trikot, der hier bereits 1:20 Minuten hinter der Spitze lag und dessen Rückstand danach immer weiter anwuchs.

Storer, Andreas Kron (Lotto – Dstny), Cristian Rodriguez (Arkéa – Samsic) und Kenny Elissonde (Lidl – Trek) fuhren kurz darauf 30 Sekunden Vorsprung heraus, doch Jumbo – Visma ließ auch in der Abfahrt und der Gegensteigung nicht locker und bekam sogar Unterstützung von Bahrain Victorious. So wurde das Quartett mit noch 72 zu fahrenden Kilometern wieder eingeholt.

In den Col de Spandelles (1.Kat) nahmen Kuss, Vingegaard und das Bahrain-Duo Damiano Caruso und Landa einige Sekunden Vorsprung mit, den sie sich in der Abfahrt erarbeitet hatten. Das Quartett wurde aber wieder gestellt, was Landa sofort zu einer neuen Attacke bewog. Bis auf Ayuso und Vlasov gingen alle Topfavoriten mit, die Gruppe wurde wieder eingeholt. Nun griff Vingegaard seinen Teamkollegen im Roten Trikot an. Landa klemmte sich ans Hinterrad des Dänen und gemeinsam schienen sie sich absetzen zu können. Doch Kuss und die meisten anderen Favoriten schlossen erneut auf.

Das Streckenprofil der 13. Etappe der 78. Vuelta a Espana | Foto: Veranstalter

Knapp 60 Kilometer vor dem Ziel beruhigte sich die Lage. Wilco Kelderman (Jumbo – Visma) schlug ein gleichmäßig hohes Tempo an und verhinderte so weitere Attacken. Danach ließ der Niederländer die Zügel locker, wodurch einige Fahrer wieder zurückkehrten. Als Keldermans Teamkollege Robert Gesink sich an der Tempoarbeit beteiligte, konnte 56 Kilometer vor dem Ziel Martinez nicht mehr folgen.

Sein Mannschaftskamerad Storer dagegen blieb bei den Favoriten und griff 1,5 Kilometer vor der Bergwertung an. Er sicherte sich auch diesen Bergpreis sowie sechs Bonussekunden und ließ sich danach wieder einholen. In der Abfahrt schloss auch Martinez wieder zur 21-köpfigen Spitzengruppe auf, nur um schon im unteren Teil des 18,8 Kilometer langen Tourmalet endgültig zurückzufallen.

Weiterhin bestimmte Jumbo – Visma das Tempo, ehe schließlich Vingegaard am Acht-Kilometer-Banner angriff. Ayuso neutralisierte den ersten Vorstoß des Toursiegers – dem zweiten kurz darauf hatte aber keiner der Konkurrenten etwas entgegenzusetzen. Ayuso, Mas, Uijtdebroeks und der wieder zur Gruppe aufschließende Landa jagten dem Dänen hinterher - Roglic und Kuss hatten dagegen keine Veranlassung, sich daran zu beteiligen.

Hinter Vingegaard hängen Kuss und Roglic die Konkurrenz ab

Während es im Finale keine Einblendungen der Zeitabstände gab, griff Mas 5,5 Kilometer vor dem Ziel an. Kuss reagierte, der Rest passte zunächst, doch Ayuso, Uijtdebroeks und Roglic kamen 1500 Meter später wieder heran. Nun ging der Mann im Roten Trikot in die Offensive. Mas konnte zunächst nicht mitgehen, schloss die Lücke aber 3,3 Kilometer vor dem Ziel wieder. Auch das Verfolgertrio kam heran, woraufhin das Tempo wieder rausgenommen wurde.

Unter dem Teufelslappen trat Kuss erneut an, wurde zunächst von einem unvorsichtigen Zuschauer ausgebremst, doch als nochmals ansetzte, konnte ihm niemand folgen. Dahinter wurde eine Attacke von Roglic zunächst vereitelt, doch rund 40 Sekunden, nachdem Vingegaard als Erster das Ziel erreicht hatte, tauchte der dreimalige Gesamtsieger kurz hinter Kuss auf und komplettierte den Triumph seines Teams.

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