Geschkes Zimmerkollege Izagirre siegt

Von wegen Verlierer-Image: Cofidis wird zum Erfolgsteam

Foto zu dem Text "Von wegen Verlierer-Image: Cofidis wird zum Erfolgsteam"
Ion Izagirre (Cofidis) rollte nach seinem Sieg auf der 12. Etappe der Tour de France den jubelnden Betreuern und Mitarbeitern seiner Equipe entgegen. | Foto: Cor Vos

13.07.2023  |  (rsn) - Das nennt man Momentum: 15 Jahre fuhr Cofidis einem Etappensieg bei der Tour de France hinterher, bevor Victor Lafay am zweiten Tag der 110. Frankreich-Rundfahrt diese deprimierende Negativsserie endlich beendete. Und nur elf Tage später sichert sich Cofidis bereits den nächsten Tageserfolg. Dieses Mal war es Ion Izagirre, der auf der 12. Etappe nach Belleville-en-Beaujolais als Solist triumphierte.

Kurz nachdem er die Ziellinie überquert hatte, rollte der Spanier in die Cofidis-Jubeltraube aus Betreuern und Teamchef Cedric Vasseur hinein, später, in der Interviewzone stürmte dann auch Simon Geschke auf Izagirre zu, riss ihn freudig an sich und gab ihm mehrfach ein “wow“ mit. Die französische Equipe, der über viele Jahre das Image des chronischen Underdogs anhaftete, steht plötzlich als Erfolgsteam im Mittelpunkt der Tour. Nur Alpecin – Deceuninck feierte bisher – vier durch Jasper Philipsen – mehr Siege.

“Er ist mein Zimmerkollege, wir kommen gut miteinander klar. Ich wusste schon, dass er stark ist“, sagte Geschke nach der Etappe bei der ARD. Doch vom Fluchtversuch seines Teamkollegen bekam der Freiburger in der erneut hektischen und unübersichtlichen Anfangsphase nichts mit: “Zwischendurch hatte ich komplett den Überblick verloren. Irgendwann war ich dann wieder in die Gruppe vom Gelben Trikot reingefahren. Da habe ich gemerkt: ‘Oh, Guillaume Martin und Ion Izagirre sind gar nicht hier‘, das ist eigentlich ein gutes Zeichen, weil abgehängt waren sie natürlich auch nicht.“ Erst im Ziel erfuhr Geschke dann von Izagirres Sieg und suchte ihn sofort in der Interviewzone auf. “Das heute war eine Etappe, die uns als Mannschaft lag“, so der 37-Jährige weiter.

Parallele zum Etappensieg von Sylvain Chavanel 2008

Ein hügeliges Profil, entworfen für Ausreißer – ein Terrain, auf dem Cofidis immer ein sicherer Kandidat für die Spitzengruppe ist. Das führte zwar gelegentlich zur Auszeichnung des Kämpferischsten Fahrers des Tages, der Sieg ging jedoch regelmäßig an ein anderes Team, das besser und cleverer war. In diesem Jahr ist das anders: Erst überrumpelte Lafay auf der 2. Etappe in San Sebastian die Konkurrenz mit einer späten Attacke. Nun überzeugte Cofidis auf dem Weg nach Belleville-en-Beaujolais mit geschickter Teamarbeit, indem es seine Trümpfe mit zwei Fahrern in der Fluchtgruppe lehrbuchmäßig ausspielte.

Der 34-jährige Izagirre löste sich im letzten Anstieg des Tages am Col de la Croix Rosier rund 30 Kilometer vor dem Ziel aus der Spitzengruppe, in der anschließend Teamkollege Martin bei jeder weiteren Attacke der erste Fahrer am Hinterrad des jeweiligen Konkurrenten war und somit jede Nachsetzaktion vereitelte. So wuchs der Vorsprung des Solisten an der Spitze immer weiter an, im Ziel war es fast eine Minute.

Der heutige Etappenstartort - Roanne - war übrigens derselbe, an dem 2008 diejenige Etappe begann, die Sylvain Chavanel für Cofidis gewann. Es sollte für lange Zeit das letzte Tour-Erfolgserlebnis bleiben.

Martin rückt näher an die Top Ten heran

Da das Hauptfeld erst mit 4:14 Minuten an Rückstand ins Ziel kam, verbesserte sich Martin zudem in der Gesamtwertung um fünf Plätze auf Rang 13 (+8:11 Minuten). Platz zehn von Thibaut Pinot (Groupma – FDJ) ist aktuell noch 1:38 Minuten entfernt. “Am Ende sind das echt schöne Gefühl. Es war ein großartiges Teamrennen von uns, wir haben alles gegeben. Und Siege ziehen Siege nach sich, das ist ein Kreislauf, also werden wir alles tun, um bis Paris einen weiteren Erfolg einzufahren“, sagte Martin im Anschluss in einer Teammitteilung.

Für Izaggire ist es bereits der zweite Etappensieg bei der Tour, zuvor gewann er 2016 im Trikot von Movistar einen Tagesabschnitt in Morzin. Nur ein einziger Fahrer in der Geschichte der Tour hat zwischen zwei seiner Tour-Etappensiege mehr Zeit vergehen lassen: Cofidis-Teamchef Vasseur, der 1997 und 2007 jeweils ein Teilstück gewann. Dieser äußerte sich im Anschluss ebenfalls sehr erfreut: “Wir wissen, dass das Niveau bei der Tour de France extrem hoch ist, daher bin ich stolz und bewegt von dieser Mannschaft. Wir ernten die Früchte der Arbeit, die unsere Fahrer, Mitarbeiter, Partner und alle bei Cofidis geleistet haben.“ Mit Bryan Coquard liegt die Mannschaft auf Rang drei in der Punktewertung ebenfalls gut, auch wenn der Philipsen im Kampf um das Grüne Trikot wohl schon jetzt uneinholbar enteilt ist.

Das Selbstvertrauen der Cofidis-Profis ist merkbar gestiegen. Deshalb dürfte die Equipe die kommenden Etappen voller Motivation angehen. Möglicherweise dann auch mit Geschke in einer Fluchtgruppe. “Heute habe ich mich ganz gut gefühlt, mir fehlt nur ein bisschen der Punch, um selbst auch in die Gruppen zu gehen“, sagte der Deutsche nach der Etappe, fügte aber sogleich an: “Ich hoffe, dass das in den nächsten Tagen und in der dritten Woche noch mal besser wird.“

Mehr Informationen zu diesem Thema

10.01.2024“Wir brauchen keine vier Soßen“: Wie Roglic Bora besser macht

(rsn) – Primoz Roglic macht Bora – hansgrohe besser. Das lässt sich schon sagen, bevor der Slowene überhaupt ein einziges Rennen gefahren ist. Während sich das erst Anfang März ändern und Rog

07.10.2023Thomas: “Ineos Grenadiers ist ein Team im Wandel“

(rsn) – Der letzte Tour-de-France-Sieg liegt schon vier Jahre zurück und vor allem daran lässt sich ablesen, dass Ineos Grenadiers längst nicht mehr das beste Grand-Tour-Team der Welt ist. Dennoc

30.07.2023Niewiadoma machte ihre Hausübungen für die Pyrenäen

(rsn) – Als am Col d‘Aspin auf der 7. Etappe der Tour de France Femmes die beiden Favoritinnen Demi Vollering (SD Worx) und Annemiek Van Vleuten (Movistar) erstmals in die Offensive gingen, konnte

27.07.202320 Sekunden Zeitstrafe: Vollering und SD Worx entsetzt

(rsn) – Der Kampf um den Gesamtsieg bei der Tour de France Femmes, er war bislang einer um Sekunden. Lediglich deren acht hatte Demi Vollering (SD Worx) an den ersten vier Tagen mit großem Aufwand

27.07.2023Cofidis erfolgreich, aber Geschke “nicht so gut drauf“

(rsn) – Am Sonntag erwartete Simon Geschke (Cofidis) seine Teamkollegen in Paris zum großen Finale der 110. Tour de France, die er auf der 18. Etappe aufgrund heftiger Magenprobleme verlassen musst

26.07.2023Vingegaard euphorisch in Kopenhagen empfangen

(rsn) – Der Sieger der Tour de France, der Däne Jonas Vingegaard (Jumbo – Visma), wurde am Mittwochnachmittag in Kopenhagen von mehreren 10000 Menschen empfangen. Eine große Menge versammelte si

25.07.2023Buchmann zweifelt an seinem Comeback als GC-Fahrer

(rsn) - Für einen Moment war die Hoffnung wieder da. Die Hoffnung darauf, einen Emanuel Buchmann zu sehen, wie er sich im Juli 2019 bei der Tour de France präsentiert und dabei einen sensationellen

24.07.2023Tour-Achter Gall derzeit kein Thema für Bora - hansgrohe

(rsn) – Auch wenn ab August wieder Wechsel verkündet werden dürfen: Bora – hansgrohe und Felix Gall (AG2R - Citroën) werden nicht in einem Satz auftauchen. Nach der starken Vorstellung des Öst

24.07.2023Auch ohne Etappensiege imponieren Bauhaus und Zimmermann

(rsn) – Wie im Vorjahr kein Etappensieg und kein Fahrer in den vordersten Regionen des Klassements: Die Bilanz der nur sieben deutschen Starter bei der 110. Tour de France liest sich auf den ersten

24.07.2023Rückblick: Die 110. Tour de France in Zahlen

(rsn) – Drei hart umkämpfte Wochen, 21 Etappen und insgesamt 3405 Kilometer liegen hinter den Teilnehmern der diesjährigen Tour de France. Radsport-news.com blickt auf die 110. Frankreich-Rundfah

24.07.2023Pogacar vs. Vingegaard: Wer ist der beste Rundfahrer?

(rsn) – Wer ist der beste Rundfahrer der Welt? Für diesen inoffiziellen Titel kommen derzeit nur zwei Profis in Betracht: Jonas Vingegaard (Jumbo – Visma) und Tadej Pogacar (UAE Team Emirates). D

24.07.2023Jumbo - Visma führt auch die Preisgeldliste der Tour an

(rsn) – Jumbo – Visma stellt mit Jonas Vingegaard nicht nur wie im vergangenen Jahr den Toursieger, sondern hat auch beim Preisgeld der 110. Ausgabe der Frankreich-Rundfahrt wieder abgeräumt. In

Weitere Radsportnachrichten

28.04.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morg

27.04.2024Huys saust im Zeitfahren allen davon

(rsn) – So schnell wie Tabea Huys (Maxx Solar Rose Women Racing) war noch nie eine Athletin auf dem 13,5 Kilometer langen Zeitfahrparcours der Gracia-Rundfahrt in der Tschechischen Republik. Seit 20

27.04.2024Lipowitz kommt in Leysin nicht mehr an Carapaz vorbei

(rsn) – Lange blieb es auf der Königsetappe der Tour de Romandie (2.UWT) ruhig, doch das letzte Drittel des Schlussanstieges reichte aus, um die Gesamtwertung nochmal ordentlich durchzuwirbeln. Und

27.04.2024“Alles in trockenen Tüchern“: Dorn hat Rot und Weiß sicher

(rsn) - Einen Tag vor Rundfahrtende hat Vinzent Dorn (Bike Aid) freudige Gewissheit. Nach dem Bergtrikot ist dem Freiburger bei der Tour of Turkiye (2.Pro) auch das Weiße Trikot der Zwischensprintwe

27.04.2024Andresen sprintet zum Tageserfolg in Izmir

(rsn) - Der Däne Tobias Lund Andresen feiert auf der 7. Etappe der 59. Tour of Türkiye seinen zweiten Sieg in wenigen Tagen und gleich den fünften für sein Team DSM Firmenich - PostNL bei der aktu

27.04.2024Reusser zurück im Feld und auf dem Weg zu Olympia

(rsn) - Knapp ein Monat ist seit dem schweren Sturz bei der Flandern-Rundfahrt vergangen, der für die 32-jährige Marlen Reusser (SD Worx - Protime) schwere Folgen hatte. Ober- und Unterkiefer, die

27.04.2024Ein Klassikerfrühjahr 2025 mit Evenepoel?

(rsn) – Mit Lüttich-Bastogne-Lüttich hat Remco Evenepoel (Soudal – Quick Step) schon eines der fünf Monumente abgehakt, auch die Lombardei-Rundfahrt liegt dem jungen Belgier gut. Im nächsten J

26.04.2024Highlight-Video der 3. Etappe der Tour de Romandie

(rsn) – Brandon McNulty (UAE Team Emirates) hat das Einzelzeitfahren der 77. Tour de Romandie gewonnen. Der US-Meister in dieser Disziplin benötigte für den 15,5 Kilometer langen Parcours rund um

26.04.2024Helferrolle bei der Vuelta: Vorjahresfünfte Bauernfeind kränkelt

(rsn) – Im vergangenen Jahr hat eine Deutsche bei der Vuelta Espana Femenina die Weltspitze überrascht und ist bei den Bergankünften am Mirador de Penas Llanas und an den Lagos de Covadonga mit de

26.04.2024Teutenberg büßt Führung ein, peilt nun aber Gesamtwertung an

(rsn) - Auf der 2. Etappe der Tour de Bretagne (2.2) hat Tim Torn Teutenberg (Lidl - Trek Future Racing) das hellgrüne Trikot des Gesamtführenden abgeben müssen. Der 21-Jährige aus Mettmann, der

26.04.2024Bike Aid nach Türkei-Königsetappe “etwas enttäuscht“

(rsn) - Aufgrund der starken Leistungen an den ersten fünf Tagen und der guten Ausgangssituation für die Kletterer im Team ging Bike Aid optimistisch in die Königsetappe der Türkei-Rundfahrt (2.P

26.04.2024McNulty gewinnt Zeitfahren, Teamkollege Ayuso holt Gelb

(rsn) – 142 Fahrer lang musste Brandon McNulty (UAE Team Emirates) warten, ehe er endgültige Gewissheit darüber hatte, dass ihm seine 20:06 Minuten für das 15,5 Kilometer lange Zeitfahren auf der

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Tour de Romandie (2.UWT, SUI)
  • Radrennen Männer

  • Gracia Orlová (2.2, CZE)
  • Tour de Bretagne (2.2, FRA)
  • Tour of the Gila (2.2, USA)