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15.01.2023 | (rsn) - Am Wochenende steht in München die Deutsche Meisterschaft im Cyclocross an. Bei den letzten fünf Ausgaben hießen die Sieger der beiden Hauptrennen jedes Mal Marcel Meisen (Stevens) und Elisabeth Brandau (EBE Racing). Während der amtierende Deutsche Meister der Männer erneut als Favorit an den Start geht, wird es bei den Frauen eine neue Titelträgerin geben, denn Brandau ist schwanger und verteidigt ihr Meistertrikot nicht.
Der Olympiapark in München wird mehr und mehr zur Radsport-Walhalla. Seit 2018 fand dort – mit Ausnahme des Corona-Jahres 2020 – das Munich Super Cross statt. Letzten Sommer war der Park Austragungsort der von Tom Pidcock (Ineos Grenadiers) gewonnenen Mountain-Europameisterschaft. Das Super Cross fällt dieses Jahr der Meisterschaft zum Opfer, statt eines Renntages mit internationalen Cross-Stars misst sich nun die nationale Elite am Samstag und am Sonntag in insgesamt 14 Kategorien miteinander.
Meisen zum achten Mal?
Bei den Männern nimmt Meisen Anlauf zu seinem siebten Titel in Folge und dem achten insgesamt. Auch wenn der Deutsche Meister zuletzt nicht die Beine vergangener Jahre hatte, kann ihm national wohl niemand das Wasser reichen. “Die Form ist sichtbar nicht so gut wie sonst. Auch wegen einer längeren Krankheit nach Val di Sole. Ich hoffe, dass es da jetzt wieder ein bisschen aufwärts geht“, hoffte er gegenüber radsport-news.com.
Der bekannteste Widersacher des Stolbergers ist Sascha Weber. Der 34-Jährige wurde hinter Meisen und Philip Walsleben schon insgesamt fünf Mal Zweiter; zwei Mal fuhr er mit Bronze nach Hause. Weber hat sich inzwischen aber mehr dem Mountainbike verschrieben und fährt darum nur noch einen verkürzten Winter. Trotzdem hat Meisen den WM-Zehnten von 2017 auf der Rechnung. “Die Konkurrenz ist natürlich auch nicht mehr wie vor zehn Jahren in Deutschland. Aber Sascha Weber ist immer in Form und für eine Überraschung gut“, urteilte er.
Jannick Geisler und Yannick Gruner, die letzten Winter neben Meisen auf dem Podest standen, sind nicht mehr dabei. Dafür könnten sich Michael Gaßner und Florian Hamm ihr erstes Edelmetall sichern.
Wer löst Brandau ab?
Topfavoritin bei den Frauen ist eine U23-Fahrerin: Judith Krahl (Heizomat – Kloster Kitchen). Die 21-Jährige verfehlte im Eliterennen der WM in Fayetteville als Zwölfte das erste Top-10-Ergebnis einer Deutschen seit 2014 nur knapp. Wegen langer Krankheit musste sie wenig später allerdings eine Pause einlegen, von der sie gerade erst zurückkehrte."Mich hat es mit irgendeinem Virus voll ausgeknockt. Es war während eines Trainingslagers auf Mallorca. Ich konnte nur einen Tag trainieren, dann musste ich wieder nach Hause. Danach musste ich alle Weihnachtsrennen absagen", erklärte Krahl gegenüber radsport-news.com.
Krahls vielleicht fehlende Form könnte der Hoffnungsschimmer für Stefanie Paul sein. Die Vorjahresdritte, die in ihrer Karriere drei weitere DM-Medaillen sammelte, könnte erstmals die Goldmedaille in Empfang nehmen. Doch beim ersten Einsatz nach überstandener Krankheit musste sie sich der amtierenden U23-Meisterin Krahl schon wieder geschlagen geben. "Ich bin ohne Erwartungen nach Vechta gefahren und es lief dann eigentlich ganz gut. Trotzdem kann ich nicht zu hundert Prozent sagen, wo meine Form liegt", meinte Krahl, die gleich bei ihrem Comeback mit dem Sieg heimfuhr. Insgesamt werden bei den Frauen nur 16 Teilnehmerinnen ins Rennen gehen.
Was kann der Nachwuchs?
Da Tom Lindner (Heizomat – Kloster Kitchen), der einstige Hoffnungsträger der Deutschen Cross-Szene, nicht an den Start gehen wird, gibt es bei der U23 zwei Gold-Favoriten. Lindners Teamkollege Lukas Herrmann zeigte Anfang des Winters gute Leistungen und war die unangefochtene Nummer 1. Seit Ende November hat er allerdings international nur noch an zwei Rennen teilgenommen, die er beide aufgegeben hat. Zuletzt wurde er beim Nationalen Cross in Vechta Fünfter.
So schlüpft Silas Kuschla (Stevens) in die Favoritenrolle. Der Hannoveraner ist amtierender Juniorenmeister und kam zuletzt immer besser ins Rollen. Bei seinen letzten internationalen Auftritten war er meistens der beste Deutsche, sowohl in der U23 als auch bei der Elite. Trotzdem äußerte er sich im Gespräch mit radsport-news.com vorsichtig: "Die Konkurrenz ist in der U23 Klasse dieses Jahr sehr groß. Ich denke, dass aus meinem Team Fahrer wie Fynn Termin, Luca Harter und Louis Krauss Chancen auf den Titel haben. Die großen Konkurrenten werden allerdings Fabian Eder und Hannes Degenkolb vom Team Heizomat sein."
Degenkolb gewann - in Abwesenheit des Hannoveraners - das Rennen in Vechta. Doch Kuschla hat noch zwei andere Fahrer auf der Rechnung. "Außerdem sind meine Geheimtipps Benjamin Krüger und Daniel Schrag", gab er preis. Mit Krüger, eigentlich ein Mountainbikespezialist, lieferte er sich bei den Junioren bereits einige Duelle. Schrag ist vor allem auf der Straße ein Begriff. Der 19-Jährige fuhr beim Bora-Ausbildungsteam Auto Eder und war 2021 Teil der Junioren-Auswahl des BDR bei der WM in Flandern.
Zwei Minuten nach den 16 Frauen nehmen acht U23-Fahrerinnen ihr Rennen auf. Hier haben Sina van Thiel und Clea Seidel (Ceratizit – WNT) die besten Aussichten.
Bei den Junioren ist Max Heiner Oertzen erster Anwärter auf das Meistertrikot. Der Harburger konnte sich bei UCI-Rennen in Deutschland, Schweden, Tschechien, Belgien und den Niederlanden unter den besten Zehn platzieren und war auch beim letzten Weltcup in Zonhoven einige Minuten schneller als seine Hauptkonkurrenten Louis Leidert und Piet Loos.
Messane Bräutigam heißt die heißeste Titelfavoritin bei der U19. Sie wird sich vor allem Jule Märkl erwehren müssen und kann vielleicht noch die Jagd auf die vier beziehungsweise zwei Minuten eher gestarteten Frauen und U23-Fahrerinnen eröffnen.
Das Programm:
Samstag, 14. Januar 2023
13:25 - U23 Männer
14:40 - Elite Frauen
14:42 - U23 Frauen
14:44 - Junioren Frauen
Sonntag, 15. Januar 2023
11:25 – Junioren Männer
14:30 – Elite Männer
Der Kurs:
Der Parcours am Olympiasee wurde bei internationalen Wettkämpfen getestet und für gut befunden. Meisen, der das Munich Super Cross 2018 für sich entschied, äußert sich schon seit Jahren lobend - und tat dies auch jetzt wieder: “Der Kurs sollte mir liegen. Vor allem, wenn es rutschig wird. Darum hoffe ich auf Regen am Sonntag. Dann sollte das eine ziemlich gute Cross Veranstaltung werden“, blickte er voraus.
Der von Meisen erhoffte Regen würde die Flanken der grasbepflanzten Hügel des Olympiaparks aufweichen und den Kurs technisch um ein vielfaches schwerer machen. "Es ist schon konditionell sehr anstrengend. Man hat beim Fahren keinen Rhytmus. Es hat jetzt auch nochmal geregnet. Vielleicht wird es morgen sehr matschig", wusste Krahl am Freitagnachmittag direkt nach der Streckensichtigung zu berichten.
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