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10.10.2022 | (rsn) - Sein halbes Leben lang ist Alejandro Valverde Radprofi gewesen. Er tritt zwar weder als Rekord-Grand-Tour-Sieger noch als Rekordsieger bei einem der fünf Monumente des Radsports ab, doch gilt er unbestritten als einer der größten Radprofis seiner Generation. Und er hält zwei Rekorde, die erst beim genaueren Studium seiner Palmarès auffallen.
Zum einen ist Valverde mit sieben Medaillen der mit Abstand erfolgreichste Edelmetallsammler bei WM-Straßenrennen der männlichen Elite-Klasse. Einmal Gold, zweimal Silber, viermal Bronze stehen beim Spanier zu Buche. Umso tragischer wäre es gewesen, hätte 2018 irgendein Missgeschick auf der Zielgeraden in Innsbruck den vielleicht schönsten seiner 133 Profi-Siege verhindert.
___STEADY_PAYWALL___Zugegeben: Nach der WM 2013 war Joaquin Rodriguez recht angefressen, weil Valverde ihm die volle Unterstützung verweigerte und lieber auf eine weitere eigene Medaille spekulierte. Fachleute waren sich damals einig: “Purito“ war der Stärkste im Feld und hätte für Spanien wohl Gold geholt, hätte sich sein Landsmann in seinen Dienst gestellt. So holte ausgerechnet Rui Costa aus dem Nachbarland Portugal den Titel. Rodriguez und Valverde komplettierten das Podium.
Wegen einer Verstrickung in die Fuentes-Affäre wurde er zwei Jahre gesperrt
Man muss jenes Jahr im Kontext von Valverdes zweigeteilter Karriere betrachten. In den Jahren 2003 bis 2006 war der Spanier bereits dreimal nah dran am WM-Titel dran, ehe er wegen seiner Verstrickung in die Puerto-Dopingaffäre für 2010 und 2011 gesperrt wurde. 2012 kam er mit einem Tour-Etappensieg, Bronze bei der WM und Rang zwei bei der Vuelta fulminant zurück.
Valverde soll auch Blutbeutel von Fuentes bezogen haben. Deshalb war er zwei Jahre wegen Doping gesperrt. Foto: EFE
Doch für Valverde war es damals so, dass ihm nach Alberto Contador, dem mehrfachen Grand-Tour-Champion, auch Rodriguez in der eigenen Heimat den Rang abzulaufen drohte. Bei der Tour 2013 hatte Rodriguez als Gesamt-Dritter Valverde (8.) deutlich in den Schatten gestellt. Contador war – ebenfalls nach Dopingsperre – Vierter geworden. Bei der Spanien-Rundfahrt 2013 schnitt Valverde als Zweiter wiederum etwas besser ab als Rodriguez (3.). Aber ein WM-Titel hätte den kleinen Kletterer wohl zur spanischen Nummer zwei hinter Contador gemacht.
So war es durchaus verständlich, dass der sonst stets loyale und vor allem bescheidene, aber eben auch ehrgeizige Valverde es nicht übers Herz brachte, für "Purito“ zu fahren. Und auch ohne jene Medaille wäre der Mann aus Murcia noch immer mit Vorsprung WM-Medaillen-König. Denn hinter ihm liegen Landsmann Oscar Freire, die Belgier Rik van Looy und Rik van Steenbergen, der US-Amerikaner Greg Lemond sowie der Franzose André Darrigarde mit je viermal Edelmetall auf dem geteilten zweiten Platz.
Niemand hat mehr Top-Ten-Plätze bei den Grand Tours
Eine weitere Bestmarke, die selbst so manchem Insider nicht gewahr sein dürfte, ist diese: Valverde landete am häufigsten unter den ersten Zehn bei den Grand Tours. Zwar konnte der Spanier nur einmal gewinnen – bei der Vuelta 2009 –, doch 20 Top-10-Finishes sind Rekord. Contador zum Beispiel sammelte inklusive der wegen Dopings aberkannten Ergebnisse 15 Plätze unter den ersten Zehn, das ist dieselbe Zahl wie bei Marino Lejaretta. Dafür gewann Contador – je nach Lesart – sieben oder eben neun große Landesrundfahrten.
In Innsbruck holte sich Valverde 2018 den Titel bei der Straßen-WM. | Foto: Cor Vos
Dennoch ist allein die Zahl von 32 absolvierten und 26 beendeten Grand Tours spektakulär. Valverdes schlechtestes Resultat war Platz 24 bei der Tour 2021, als er sich bereits im Radsport-Seniorenalter befand. Bei Giro und Tour – wo er auch jeweils Etappensieger war – schaffte es der Spanier je einmal aufs Podest, bei der Vuelta sogar siebenmal. Zuletzt 2019 als Zweiter hinter Primoz Roglic und vor Tadej Pogacar. Letzterer war damals 20, Valverde 39.
Platz zwei im Ranking der Top-10-Platzierungen teilen sich übrigens Landsmann Pedro Delgado und der Italiener Gino Bartali. Beide landeten 18-mal im illustren Kreis der ersten Zehn. Allerdings ist Bartalis Leistung vielleicht noch höher einzustufen als jene Valverdes. Erstens musste der "radelnde Mönch“ wegen des Weltkriegs fünf Jahre aussetzen, Valverde fehlten wegen Dopings zwei Jahre. Außerdem fuhr Bartali in den Vierzigern und Fünfzigern unter ganz anderen medizinischen und organisatorischen Rahmenbedingungen Rad. Da sind 18 Top-10-Plätze irgendwie nochmal unglaublicher als jene 20 von Valverde. Andererseits musste sich der Italiener damals noch nicht mit Südamerikanern, US-Amerikanern, Australiern und Osteuropäern herumbalgen.
2009 triumphierte Valverde bei der Vuelta. | Foto: Cor Vos
Sowieso: Rekord ist Rekord. Und außerdem wären Valverde in diesem Jahr beim Giro (11.) und bei der Vuelta (als Helfer von Mas 13.) beinahe noch Nummer 21 und 22 gelungen. Auch bei der Tour 2020 war er als 12. nah dran. 2021 musste der Spanier die Heimatrundfahrt nach einem schweren Sturz in aussichtsreicher Position aufgeben. Dann wäre da das Malheur bei der Tour 2017, als Valverde eine Art Geheimfavorit war und sich schon im Prolog die Kniescheibe brach. Und bei der Vuelta 2016 fehlten Valverde nach einem schwachen Tag kurz vor Schluss nur 1:50 Minuten zu einem weiteren Bestwert: Dann wäre er nicht 12., sondern 10. jener Spanien-Rundfahrt gewesen und hätte dann nach Giro (3.) und Tour (6.) in einem Jahr alle drei Grand Tours in den Top 10 beendet.
Valverde war nicht kaputt zu kriegen
All diese Zahlen belegen aber vor allem eines: Die Konstanz und die unglaubliche Rennhärte Alejandro Valverdes. Er war einfach nicht kaputt zu kriegen und hätte wohl auch noch ein, zwei Jahre weiter auf einem hohen Niveau Radrennen bestreiten können. Wer tritt schon als 42-Jähriger mit Platz sechs bei einem Monument ab? Möglicherweise machen die Ausdauer und Regelmäßigkeit den vierfachen Lüttich-Bastogne-Lüttich-Siegers sogar zu einem der größten Radprofis aller Zeiten? Die Frage müssen andere beantworten. Und Valverde dürfte derlei auch egal sein.
Von Guido Scholl
Bei der Tour de France 2005 gewann Valverde die 10. Etappe in Courchevel vor Lance Armstrong. | Foto: Cor Vos
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