RSNplusVom Rudern in den Radsport

Kepplingers ungewöhnlicher Weg zum Erfolg bei der OÖ-Tour

Von Peter Maurer

Foto zu dem Text "Kepplingers ungewöhnlicher Weg zum Erfolg bei der OÖ-Tour"
Rainer Kepplinger (Hrinkow Advarics Cycleang) | Foto: Reinhard Eisenbauer

14.06.2022  |  (rsn) - Was gibt es Schöneres, als zu Hause vor heimischer Kulisse seinen ersten Sieg im Radsport einzufahren? Dieses Erlebnis konnte Rainer Kepplinger (Hrinkow Advarics Cycleang) am vergangenen Sonntag auf der Hutterer Höss erfahren. Denn Dank seines Etappenerfolges sicherte sich der 24-Jährige den Gesamtsieg der Oberösterreich-Rundfahrt. Dabei ist er erst seit knapp einem Jahr als reiner Radsportler aktiv. Kepplinger schrieb eine bemerkenswerte Geschichte: vom Leichtgewichtsruderer zum Rundfahrtsieger. ___STEADY_PAYWALL___

Im Alter von zwölf Jahren begann der Waldinger mit dem Rudersport. Nur unweit seiner Heimat liegt in Ottensheim an der Donau eine Regattastrecke, die auch schon der Schauplatz von Weltmeisterschaften war. Das junge Talent arbeitete sich bis ins Nationalteam hoch, bestritt Rennen auf Weltklasse-Niveau und holte 2019 bei der U23-WM die Bronzemedaille. Eigentlich als Ausgleichssportart begleitete ihn dabei immer das Rad. Kepplinger nahm auch an einigen Hobby- und Amateurrennen teil, so richtig aber sorgte die Pandemie-Zeit für seinen Branchenwechsel.

Da in den ersten Monaten des Lockdowns 2020 keine Straßenrennen erlaubt waren, bot der Österreichische Radsportverband eine eCycling-Serie an. Kepplinger kürte sich im pandemiebedingten Alternativprogramm auf Anhieb zum ersten Gesamtsieger und verwies dabei zahlreiche Kontinental-Fahrer auf die Plätze. "Ich hatte den Serienbeginn gar nicht mitbekommen. Freunde haben mich darauf aufmerksam gemacht", erinnerte sich der Oberösterreicher. Er löste eine Bikecard bei seinem nationalen Verband, damit er an der Meisterschaft teilnehmen konnte.

Ein starker Kletterer | Foto: Reinhard Eisenbauer

Parallel nutzte auch das Team Hrinkow Advarics Cycleang den Online-Sport als Plattform in der rennfreien Zeit. Durch die heimische Liga kam Teamchef Dominik Hrinkow auf Kepplinger, der sich aber noch ganz der Qualifikation für die Olympischen Spiele in Tokio verschrieben hatte. Vor einem Jahr aber, der österreichische Leichtgewichtszweier verpasste das Ticket nach Japan, wählte Kepplinger dann Hrinkows Nummer.

"Der Reiz und die Leidenschaft zum Radsport wurden immer größer. Ich mochte die Sportart schon immer, war auch von klein an viel mit den Hammerschmid-Brüdern unterwegs, die ja auch bei Hrinkow fahren. Dominik hat mir angeboten, dass ich mir alles unverbindlich und zwanglos ansehen kann. Er versprach mir, dass ich gleich Rennen bestreiten dürfte. Das nahm ich dankend an", erinnerte sich Kepplinger an die ersten Gespräche.

Sieg in der ÖRV-Radliga und gute Rundfahrtergebnisse

Sein Gesamtsieg am Wochenende kam für viele überraschend, für seine Mannschaft allerdings nicht. "Wir wussten, dass Rainer über eine gewisse Zeit schnell bergauf fahren kann. Seine Leistungsdaten, aber auch das Feedback der Teammitglieder bestätigten diese Einschätzung", erzählte Hrinkow, selbst ehemaliger Radprofi, der 2019 ins Management des Teams wechselte. Nachdem sich Kepplinger das erste Jahr langsam an die Rennen gewöhnte, zum Saisonende auch schon erste Topplatzierungen in der ÖRV-Radliga als auch international erzielte, kam der nächste Sprung in dieser Saison.

Alexander Hrinkow, Reinhard Kepplinger, Paul Resch | Foto: Reinhard Eisenbauer

In Wels beim Kirschblütenrennen, dem zweiten Saisonlauf der ÖRV-Radliga feierte er seinen ersten Sieg. Bei Belgrade-Banjaluka (2.1) wurde er Fünfter der Gesamtwertung, zuletzt bei der Malopolska-Rundfahrt landete er auf dem zweiten Rang hinter seinem Teamkollegen Jonas Rapp. "Rainer ist richtig professionell. Ich bin begeistert von seiner Einstellung und wie er das ganze Thema Training und Vorbereitung angeht. Er achtet gut auf seine Ernährung und das Gewichtsmanagement, setzt die Trainingsreize um, nutzt alle Angebote, die wir ihm als Team zur Verfügung stellen. Und er hat auch die mentale Stärke. Trotz all der zu beachtenden Punkte bleibt er frei im Kopf und verkrampft nicht", schilderte Teammanager Alexander Hrinkow, der Vater von Dominik, der den Rennstall 2015 ins Leben rief und nun den wohl größten Erfolg mit Kepplinger feiern durfte.

Jahr für Jahr entwickelte sich der Kontinental-Rennstall weiter, der ein professionelles Umfeld für seine Athleten bot. Angefangen von Matej Mugerli, einem ehemaligen slowenischen Profi, der die Geschicke als Sportlicher Leiter des Teams steuert. Auch im Bereich der Performance-Entwicklung fand das Team mit Björn Kafka und dessen Firma Aerotune einen Partner, der die Athleten betreut, die Trainingspläne überprüft und koordiniert. Außerdem hat das Team in Steyr neben ihrem Bikegeschäft einen eigenen Service-Course eingerichtet, wo für die Fahrer sogar eigene Schlafmöglichkeiten vorhanden sind. Somit kann das Team auch Trainingslager zu Hause in der so genannten Bike Akademie durchführen, wo auch für Hobbyfahrer immer wieder spannende Vorträge abgehalten werden.

Konträrer Weg im Vergleich zu Osborne

"Ich finde im Team wirklich großartige Unterstützung vor. Natürlich mache ich trotzdem noch sehr viele Fehler. Speziell das Positionieren im Feld fällt mir noch schwer und auch technisch sind mir viele Teamkollegen noch voraus", gab sich der frischgebackene Rundfahrtsieger bescheiden. Bei seiner Mannschaft schätzt er aber den geduldigen Umgang mit dem Umsteiger, der im Vergleich zum Deutschen Jason Osborne einen ganz anderen Weg gegangen ist.

Jubel beim Etappensieg | Foto: Reinhard Eisenbauer

Auffällig wurde auch der Deutsche beim eCycling, wurde im Gegensatz zu Kepplinger sogar schon Weltmeister in dieser Disziplin und im Rudern gelang ihm sogar eine Olympiamedaille. Doch Osborne suchte sofort den Anschluss an die WorldTour, bekam vor einem Jahr auch einen Vertrag bei Deceuninck – Quick Step als Stagiare. Doch nach dem Praktikum wurde der Kontrakt des Deutschen nicht verlängert. Erst jetzt fand er wieder Anschluss an eine Mannschaft mit dem Devoteam von Alpecin – Fenix.

Kepplinger hingegen ging kleine Schritte, versuchte sich langsam in Österreich an das Geschehen im internationalen Radsport zu gewöhnen und sorgte nun für den ersten Fingerzeig. Denn Fahrer wie Leopold König, Riccardo Zoidl, Patrick Konrad, Gregor Mühlberger oder Jannik Steimle sind direkte Vorgänger des Oberösterreichers als Gesamtsieger der Rundfahrt. Und sie schafften sogar den Sprung in die WorldTour.

Wo Kepplingers Weg in den nächsten Jahren noch hinführt, ist noch nicht klar. Die nächste Möglichkeit, auf sich aufmerksam zu machen, hat er aber schon Anfang Juli. Dann bestreitet seine Mannschaft die Sibiu-Rundfahrt in Rumänien. Die schweren Bergankünfte dort sollten dem Oberösterreicher entgegenkommen. Beim mehrtägigen Etappenrennen in Siebenbürgen kann er sich voll in die Bücher der Sportdirektoren der WorldTeams fahren, denn mit Bora – hansgrohe, Astana, Israel – Premier Tech, Lotto Soudal, Jumbo – Visma und Cofidis stehen gleich sechs davon am Start.

Mehr Informationen zu diesem Thema

12.06.2022Rainers Sieg macht ihn in Oberösterreich unsterblich

(rsn) - Wir haben es geschafft! Rainer (Kepplinger, d. Red) hat uns heute mit dem Etappen- und Gesamtsieg bei der Oberösterreich Rundfahrt für die jahrelange Arbeit, die im Team steckt, belohnt. Wi

12.06.2022OÖ-Tour: Dauner Akkon und die Pushbikers fahren in die Top Ten

(rsn) – Die Oberösterreich-Rundfahrt (2.2) ist für die vier dort gestarteten deutschen Kontinental-Teams positiv zu Ende gegangen. Vor allem Dauner Akkon und die Maloja Pushbikers konnten sich so

12.06.2022Kepplinger klettert an Hutterer Höss zum OÖ-Gesamtsieg

(rsn) – Rainer Kepplinger (Hrinkow Advarics Cycleang) hat bei der Oberösterreich-Rundfahrt (Kat. 2.2) einen echten Heimsieg gefeiert und das bislang fetteste Ausrufezeichen seiner noch jungen Radsp

11.06.2022Dauner mit Munton, Pushbikers mit Evans vorne dabei

(rsn) – Für die vier deutschen Kontinental-Teams am Start der Oberösterreich-Rundfahrt (2.2) war die 2. Etappe ein hartes Stück Arbeit. Das Teilstück war zwar nur 129,5 Kilometer lang, doch der

11.06.2022Nach dem Sturz muss ich abwarten, ob ich morgen starten kann

(rsn ) - Schon vor dem Start war mir klar, dass das heute ein schwerer Tag werden würde. Bei dem Profil war mit einem sehr schweren Teams zu rechnen und die Teams wie Jumbo – Visma, Elkov, Vorarlb

11.06.2022Oberösterreich-Rundfahrt: Teutenberg fährt auf Rang drei

(rsn) - Tim Torn Teutenberg (Leopard) ist auf der 2. Etappe der Oberösttereich-Rundfahrt (2.2) auf den dritten Platz gefahren. Den Sieg sicherte sich nach anspruchsvollen 129,5 Kilometern von Eferdi

10.06.2022Für mich war es heute wichtig, keine Zeit zu verlieren

(rsn) - Was für ein Tag. Schon auf dem Papier wussten wir, dass es heute ein Feuerwerk an Attacken geben wird. Auch wir wollten vertreten sein und von Anfang an ein offenes und aktives Rennen fahren

10.06.2022Stokbro holt 1. Etappe vor Prologsieger Soete

(rsn) - Prologsieger Daan Soete (CX Team Deschant) hat auf der 1. Etappe der Oberösterreich-Rundfahrt (2.2) seine Gesamtführung verteidigt. Der Belgier kam auf dem 168 Kilometer langen Teilstück z

10.06.2022Der verwinkelte Prolog-Kurs war eine Herausforderung

(rsn) - 431 Kilometer, 5.805 Höhenmeter, 144 Teilnehmer von 24 Mannschaften aus 13 Nationen, ein Prolog und drei Etappenabschnitte. Das sind die Zahlen der 12. Int. Oberösterreich-Rundfahrt (UCI 2.2

09.06.2022Pushbikers mit Fortin in Top Fünf, Raßmann lange in den Top Ten

(rsn) - Mit den Maloja Pushbikers, Dauner Akkon, Santic - Wibatech und Rad-net Rose stehen bei der Oberösterreich-Rundfahrt (2.2) auch vier deutsche Kontinental-Mannschaften am Start. Den besten Auf

09.06.2022Die belgischen Crosser dominieren erneut Bergauf-Prolog von Linz

(rsn) - Die belgischen Crosser haben den Prolog der Oberösterreich-Rundfahrt (2.2) dominiert. Daan Soete vom Querfeldein-Team Deschacht - Hens Maes setzte sich beim nur 600 Meter langen, bergauf üb

27.04.2022Auftakt in der Linzer Altstadt und Bergfinale in Hinterstoder

(rsn) – Wie bereits 2021 gastiert die Internationale Raiffeisen Oberösterreich Rundfahrt (9. – 12. Juni / 2.2) zum Auftakt in der Linzer Altstadt und endet mit einer Bergankunft in Hinterstoder.

Weitere Radsportnachrichten

18.11.2025Gaviria vor Wechsel zu Caja Rural?

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

18.11.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Männer 2025

(rsn) – Es ist inzwischen RSN-Tradition. Und auch wenn sich mit Christoph Adamietz der Vater der Idee vor einem Jahr aus unserem Autoren-Team verabschiedet hat, so soll diese Tradition fortgesetzt w

18.11.2025Zwischen Abitur, DM-Medaillen und WorldTour-Einsätzen

(rsn) - In der Juniorenklasse gehörte Paul Fietzke zu den weltweit besten Fahrern. Medaillen bei Europa- und Weltmeisterschaften, der Deutsche Meistertitel auf der Straße sowie Siege bei internati

17.11.2025Lipowitz will nicht zum Giro und hofft auf Tour-Doppelspitze

(rsn) – Mit Blick auf ihre Meriten bei der Tour de France befinden sich Florian Lipowitz und Remco Evenepoel in ähnlichen Sphären. Doch was ihren Charakter angeht, könnte das Duo, das im Sommer n

17.11.2025Nach Platz 1 und 3 im Prolog gibt´s schon den ersten Ruhetag

(rsn) - Robert Müller ist wieder auf Achse. Wer seine Berichte aus den unterschiedlichsten Ecken der Radsport-Welt – von Südamerika bis Asien – kennt, weiß: Wenn "Radbert" unterwegs ist, wird e

17.11.2025ASO spricht sich gegen Ticket-Einnahmen aus

(rsn) – In der Debatte um die zukünftige Finanzierung des Radsports hat die Großmacht ASO, die neben der Tour de France weitere entscheidende Rennen im WorldTour-Kalender und den ebenen darunter o

17.11.2025Road Captain will auch “persönliche Freiheiten“

(rsn) – Von den noch aktiven Profis ist Kim Heiduk der letzte Deutsche, der aus einem einheimischen KT-Team, nämlich Lotto – Kern Haus, den Wechsel ins Lager der Berufsradfahrer geschafft hat. Ei

17.11.2025Ferrand-Prévot plant zwei Saisonhöhepunkte

(rsn) – Mit dem Tour-de-France-Sieg in der Tasche und einer Knöchel-OP, die noch ein paar Wochen Pause mit sich bringen wird, geht Pauline Ferrand-Prévot in den Winter und ins neue Jahr. Und damit

17.11.2025Chancen genutzt, doch für den Sieg hat es nicht gereicht

(rsn) – Vor seinem letzten U23-Jahr entschied sich der junge Österreicher Sebastian Putz für einen Wechsel. Er schloss sich dem Team Red Bull - Bora – hansgrohe Rookies an, um sich dort für zuk

17.11.2025Prag buhlt um den Grand Depart

(rsn) – Die Liste an kommenden potenziellen Tour-Starts in den kommenden Jahren wird immer länger. Auch Tschechien hat sich jetzt mit Prag in Stellung gebracht und ASO-Chef Christian Prudhomme bei

16.11.2025Kein Highlight, aber einige Male nah dran am Sieg

(rsn) – Die erste Saison, in der sich Alexandre Balmer (Solution Tech – Vini Fantini) komplett auf die Straße fokussierte, begann für den 25-Jährigen denkbar unglücklich. Bei der Trofeo Laigue

16.11.2025Oertzen fährt bei Garneks Überraschungssieg nächstes Podium ein

(rsn) – Einen Tag nach seinem zweiten Platz in Owocowy Przelaj (C2) hat Max Heiner Oertzen (Radsport Nagel) in Wladyslawowo-Cetniewo (C2) den nächsten Podiumplatz eingefahren. Beim Überraschungser

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour de Gyeongnam (2.2, KOR)