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14.03.2022 | (rsn) – Der Bruchteil einer Sekunde hat beim Abschluss von Tirreno – Adriatico für Phil Bauhaus (Bahrain Victorious) in San Benedetto über Sieg oder Niederlage entschieden. Der Kölner zog im Sprint auf den letzten Metern aus einer ungünstigen Position mit viel Verkehr vor ihm von der linken Seite einmal diagonal über die Straße nach rechts hinüber, nutzte dort die freie Bahn und stürmte zum 18. Sieg seiner Karriere - es war zugleich einer der bedeutendsten.
“Ein Sieg bei Tirreno – Adriatico ist schon etwas Besonderes. Es ist ein sehr großes Radrennen, hinzu kommt, dass es mein erster Saisonsieg war. Ich freue mich extrem, vor allem für unseren Sprintzug mit Heino (Heinrich Haussler) und Jasha Sütterlin. Schön, dass wir so früh im Jahr erfolgreich waren“, so Bauhaus am Abend im Gespräch mit radsport-news.com. ___STEADY_PAYWALL___
Nach einem komplizierten Winter mit einem längeren Trainingsausfall aufgrund von Knieproblemen und einem daraus resultierenden verspäteten Saisoneinstieg liefen die Sprints bei den ersten Renneinsätzen noch nicht richtig rund. Bei Kuurne-Brüssel-Kuurne verpasste Bauhaus knapp die Top Ten, zu Beginn von Tirreno-Adriatico reichte es gegen starke Konkurrenz zu zwei Top-Ten-Ergebnissen.
Von Tag zu Tag besser gefühlt
Dennoch war Bauhaus zuversichtlich, dass ihm am Schlusstag noch ein Coup gelingen würde. “Ich hatte die ganze Zeit ein gutes Gefühl. Nach Kuurne war ich enttäuscht und wollte es bei Tirreno besser machen. Bei Tirreno war dann im ersten Sprint auch eine gewisse Enttäuschung da, weil mich Ballerini etwas zugefahren hat und eigentlich mehr drin war als Rang sechs. Mit dem zweiten Sprint, bei dem ich Siebter wurde, weil ich zu weit hinten positioniert war, bin ich zufrieden gewesen. Und generell habe ich mich im Verlauf der Rundfahrt immer besser statt schlechter gefühlt, auch wenn man natürlich müder wurde. Ich wusste, dass ich gut drauf war“, erzählte der 27-Jährige rückblickend.“
Mit einem Tigersprung sicherte sich Bauhaus in San Benedetto den ersten Saisonsieg, der zugleich der 18. seiner Karriere war. | Foto: Cor Vos
Auch im finalen Sprint der 57. Ausgabe der italienischen Fernfahrt war Bauhaus nicht sonderlich gut positioniert, da aber mit voller Absicht. “Nach der ersten von fünf Zieldurchfahrten habe ich zu meinem Sprintzug gesagt, dass wir spät von hinten nach vorne kommen und den Sprint erst spät setzen dürfen. Der Gegenwind war so stark, da würden 150 oder gar 200 Meter extrem lang“, sagte der Bahrain-Profi, der auf dem Schlusskilometer vom routinierten Haussler am Hinterrad von Arnaud Demare (Groupama – FDJ) abgeliefert wurde.
“Da hatte ich ein sehr gutes Gefühl. Demares Team ist den ganzen Tag von vorne gefahren und ich dachte mir, dass er dann zumindest bis zur Ziellinie alles für ein Top-Ergebnis geben wird“, verriet Bauhaus seine Strategie. Dabei sei es auch nicht wichtig gewesen, wie viele Fahrer noch vor ihm platziert gewesen wären und ob er zwischenzeitlich eingeklemmt werden würde – so wie es etwa 400 Meter vor dem Ziel der Fall war, als er einige Tritte auslassen musste. “Die letzten 40 bis 50 Sekunden hatte ich keinen einzigen negativen Gedanken, dass es nicht mit einem sehr guten Ergebnis klappen könnte“, betonte Bauhaus.
Auch nach dem Tirreno-Coup noch “Luft nach oben“
Dennoch sah es zunächst so aus, als würde er sich auf der linken Straßenseite in eine Sackgasse fahren. Aber dann “war es der Bruchteil einer Sekunde, wo ich die Lücke auf der rechten Seite habe aufgehen sehen. Da muss man gleich entscheiden, ob man die nimmt oder es woanders probiert. In dem Moment hatte ich das Gefühl, dass ich links nicht durch den Verkehr komme. Mir war klar: Wenn ich eine Chance auf den Sieg haben will, dann muss ich rechts fahren. Ich bin direkt losgesprintet und habe versucht, diese Chance zu nutzen“, schilderte Bauhaus den Sprint, der für ihn perfekt endete.
Nach einer Verletzung im Winter und einem verspäteten Saisoneinstieg hatte der Bahrain-Sprinter in San Benedetto allen Grund zum Jubel. | Foto: Cor Vos
Auf die Frage, ob er nun wieder in der derselben Verfassung wie vor seiner Verletzungspause sei, entgegnete Bauhaus, dass der Formverlust aufgrund des sehr guten Trainings nach seiner Verletzung gar nicht so groß gewesen sei. “Ich habe im Training das Maximum rausgeholt und wusste, dass ich gut drauf sein müsste“, so Bauhaus, der kein Freund großer Ankündigungen ist. “Ich bin da eher zurückhaltender und sage nicht: Ich bin topfit und erwarte, dass ich gewinne.“
Die Erwartungen sind nach dem Tirreno-Coup aber sicherlich nicht geringer geworden. Bauhaus sieht bei sich auch noch “Luft nach oben“ - aber nicht wegen seines reduzierten Wintertrainings. “Das Level in der WorldTour ist super hoch. Da muss man immer an sich arbeiten“, erklärte er. Für die nächsten Rennen hofft Bauhaus, einen weiteren Schritt nach vorne machen zu können und “hoffentlich noch ein bisschen stärker als bei Tirreno“ zu sein.
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