RSNplus57. Tirreno-Adriatico

Evenepoel fordert Pogacar: Das erste Duell bei einer Rundfahrt

Foto zu dem Text "Evenepoel fordert Pogacar: Das erste Duell bei einer Rundfahrt"
Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) schielt auf den Dreizack, die Trophäe des Gesamtsiegers von Tirreno-Adriatico. | Foto: Cor Vos

07.03.2022  |  (rsn) – Bislang hat sich die Konkurrenz an Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) in den Rundfahrten die Zähne ausgebissen. Seit der Tour de France 2020 hat der Slowene bei Etappenrennen nur eine einzige Niederlage einstecken müssen: Bei der Baskenland-Rundfahrt 2021 wurde er hinter dem Jumbo-Visma-Duo Primoz Roglic und Jonas Vingegaard Dritter.

Bei der am Montag beginnenden Fernfahrt Tirreno – Adriatico nehmen die Rivalen von Pogacar nun einen neuen Anlauf, um den UAE-Kapitän in die Schranken zu weisen - auch wenn der momentan fast unschlagbar scheint, wie Pogacars überlegener Strade Bianche-Sieg am Samstag unterstrich.

Erster Kandidat dafür ist Remco Evenepoel (Quick-Step Alpha Vinyl), der erstmals in einem Etappenrennen auf Pogacar trifft und eine ähnlich makellose Bilanz vorzuweisen hat: Seit Anfang 2020 hat der Belgier ebenfalls nur eine Rundfahrt, die er zu Ende gefahren ist, nicht gewonnen: Bei der Volta a la Comunitat Valenciana wurde er vor vier Wochen Zweiter hinter Aleksandr Vlasov (Bora - hansgrohe). 

___STEADY_PAYWALL___ “Es wird unser erstes Aufeinandertreffen in einer Rundfahrt sein. Ich erwarte, dass Evenepoel im Auftaktzeitfahren sehr schnell unterwegs sein wird. In den Bergen muss man abwarten. Da kann ich ihn noch nicht wirklich einschätzen, wie gut er da ist“, sagte Pogacar vor dem "Rennen zwischen den Meeren."

Gemeinsam am Start standen Remco Evenepoel (links) und Tadej Pogacar (rechts) bisher nur bei Eintagesrennen - wie hier beim Giro dell'Emilia 2021 mit Primoz Roglic (Mitte). | Foto: Cor Vos

Evenepoel wollte seine Ambitionen vor dem Duell nicht zu hoch schrauben. “Die Konkurrenz ist schon sehr groß. Entsprechend kann ich auch nicht den Gesamtsieg als Ziel formulieren“, so der 22-Jährige. Nervös oder gar ängstlich sei er nicht vor dem Aufeinandertreffen mit Pogacar. “Es ist viel mehr eine große Ehre, gegen den besten Fahrer der Welt anzutreten“, sagte Evenepoel, der sich in den sieben Tagen von Tirreno – Adriatico nicht nur weiterentwickeln will. “Auf den entscheidenden Etappen möchte ich auch gute Resultate erzielen“, fügte er an.

Zeitfahrergebnis nicht nur psychologisch, auch taktisch wichtig

Sein erstes Teilziel sei aber, ein gutes Zeitfahren abzuliefern. “Nach meinem guten Zeitfahren an der Algarve hoffe ich, auch hier wieder stark zu sein“, blickte Evenepoel auf den knapp 14 Kilometer langen Kampf gegen die Uhr am Montag in Lido di Camaiore voraus.

Für den Tagessieg wird er nicht nur Pogacar, sondern vor allem Filippo Ganna (Ineos Grenadiers) schlagen müssen. “Filippo ist Weltmeister und der beste Zeitfahrer überhaupt. Er ist der Favorit, aber ich will es ihm so schwer wie möglich machen“, kündigte der Quick-Step-Profi an.

Unter den Klassementfahrern erwartet Evenepoel keine größeren Zeitabstände. “Aber natürlich muss man bei Rückstand in den nächsten Tagen aggressiver fahren, bei Vorsprung kann man mehr kontrollieren“, betonte er, dass ein gutes Zeitfahren nicht nur in psychologischer Hinsicht von Vorteil sei.

Tadej Pogacar (vorne) feierte bei Strade Bianche am Samstag einen überlegenen Sieg nach einem 50-Kilometer-Solo. | Foto: Cor Vos

Zwar bezeichnete Evenepoel seinen Kontrahenten Pogacar derzeit als “unschlagbar“. Doch zwei Dinge machen den Herausforderern Hoffnung: Zum einen könnte der Parforceritt bei Strade Bianche den Slowenen viel Kraft gekostet haben.

“Ich hoffe, dass er müde ist“, sagte etwa Ganna und fügte an, dass seine Kapitäne Richard Carapaz und Richie Porte davon profitieren könnten. Pogacar selbst schien das am Sonntag zu bestätigen: “Ich bin sehr müde und habe nur eine Stunde auf dem Rad gesessen.“ Zu große Bedeutung wollte Ganna dieser Aussage aber nicht beimessen. “Pogacar ist bekannt dafür, dass er sich schnell und gut erholt.“

Zum anderen betonte Evenepoel, dass im Radsport nichts unmöglich sei. Bei der Flandern-Rundfahrt des vergangenen Jahres hätte auch niemand damit gerechnet, dass sein Teamkollege Kasper Asgreen im Duell Mathieu van der Poel (Alpecin - Fenix) besiegen würde. “Man muss einfach an sich selbst glauben, auch wenn jemand anderes besser ist.“

Welche Rolle kommt Alaphilippe in Italien zu?

Gespannt sein darf man, ob Quick-Step in den nächsten Tagen die taktische Karte mit Julian Alaphilippe als zweitem Kapitän spielen wird. Der Weltmeister war 2021 hinter Pogacar und Wout Van Aert mit seinem Etappensieg der dritte Hauptdarsteller bei Tirreno-Adriatico. Gemeinsam mit Evenepoel könnte er Pogacar abwechselnd attackieren. Aber nach seinem heftigen Sturz bei Strade Bianche ist Alaphilippe nicht in Bestform. “Der Rücken tut schon noch sehr weh“, betonte der Franzose.

Julian Alaphilippe (Bildmitte am Boden) überschlug sich bei Strade Bianche und leidet unter Rückenschmerzen. | Foto: Cor Vos

Und auch mit einem Alaphilippe in Bestform würde es Quick-Step schwer fallen, es mit Pogacars Armada aufzunehmen. Mit Rafal Majka, Marc Soler und Davide Formolo hat der Vorjahressieger drei starke Berghelfer an seiner Seite – und  mit Joao Almeida und Brandon McNulty fehlen die wohlwichtigsten Helfer, die im Sommer bei der Tour de France den Unterschied machen sollen.

Pogacar weiß, dass er sich nicht nur auf sich selbst, sondern mittlerweile auch auf sein Team verlassen kann. “Wir werden jedes Jahr stärker“, spielte er darauf an, dass 2020 noch viele sagten, er habe den Toursieg als Einzelkämpfer geholt, während er jetzt über eine Helferriege verfügt, die es mit der von Jumbo - Visma aufnehmen kann.

Dabei hat sich Pogacar selbst deutlich weiterentwickelt, kann auch in den Zeitfahren die Besten der Welt schlagen. Diese Sorge hat auch Ganna mit Blick auf den Auftakt von Tirreno-Adriatico: “Ich hoffe, dass er mich da nicht besiegen wird. Nichts ist unmöglich", meinte der Italiener.

 

Mehr Informationen zu diesem Thema

16.03.2022Alaphilippe will in San Remo “eine gute Rolle spielen“

(rsn) - Bei Tirreno-Adriatico spielte Weltmeister Julian Alaphilippe (Quick-Step Alpha Vinyl) im Gegensatz zu den vergangenen Jahren, als ihm insgesamt drei Etappensiege gelangen, diesmal keine Rolle.

15.03.2022Landa fühlt sich so gut wie nie und ist bereit fürs Giro-Podium

(rsn) - Mit seinem dritten Platz in der Gesamtwertung von Tirreno-Adriatico fuhr sich Mikel Landa (Bahrain Victorious) in den Kreis der großen Giro-Favoriten (6. – 29. Mai). Seinen Angaben nach kam

15.03.2022Pinot ist wieder da: “Seit 2020 nicht mehr so gut gefühlt“

(rsn) – Thibaut Pinot scheint endlich am Ende eines langen Leidensweges angekommen zu sein. Der 31-jährige Franzose vom Team Groupama – FDJ hat am Sonntag die Fernfahrt Tirreno-Adriatico auf dem

14.03.2022Vingegaard kann mit dem Druck der Kapitänsrolle umgehen

(rsn) - Bei der vergangenen Tour de France war Jonas Vingegaard bei Jumbo - Visma als Ersatzkapitän für den ausgeschiedenen Primoz Roglic eingesprungen und hatte als Debütant nach drei Wochen hinte

14.03.2022Dem Instinkt gefolgt: Bauhaus aus der Sackgasse zum Sieg

(rsn) – Der Bruchteil einer Sekunde hat beim Abschluss von Tirreno – Adriatico für Phil Bauhaus (Bahrain Victorious) in San Benedetto über Sieg oder Niederlage entschieden. Der Kölner zog im Sp

14.03.2022Tirreno: Arensman erhielt sogar Unterstützung von Bardet

(rsn) – Kein Profiteam hat mehr deutsche Fahrer in seinen Reihen als der DSM-Rennstall von Manager Iwan Spekenbrink, doch beim 57. Tirreno – Adriatico war es ein Niederländer, der für Furore sor

13.03.2022Nach Vlasovs Sturz stieg Bora bei Paris-Nizza komplett vom Rad

(rsn) - Es gab Zeiten, da überzeugte Bora – hansgrohe gerade im Frühjahr durch Spitzenergebnisse in Serie. Beispielsweise mit den Siegen von Maximilian Schachmann bei Paris-Nizza. In diesem Jahr b

13.03.2022Finale der Schlussetappe von Tirreno-Adriatico im Video

(rsn) – Phil Bauhaus (Bahrain Victorious) hat am Schlusstag des 57. Tirreno-Adriatico seinen ersten Saisonsieg eingefahren. Der Kölner ließ auf der 7. Etappe über 159 Kilometer rund um San Benede

13.03.2022Bauhaus zog im Gegenwind an allen Gegnern vorbei

(rsn) - Mit dem Tagessieg durch Phil Bauhaus (Bahrain – Victorious) ist die 57. Austragung von Tirreno-Adriatico zu Ende gegangen. Der 27-jährige Kölner sicherte sich die Schlussetappe der Fernfah

13.03.2022Evenepoel stürzte an Pantanis Berg vom Tirreno-Podium

(rsn) - Gefroren haben wohl beide "Wunderkinder" während der Königsetappe von Tirrreno-Adriatico im Anstieg zum Monte Carpegna, wo das Thermometer nur bis knapp über den Gefrierpunkt kletterte. Wä

13.03.2022Vorschau auf die Rennen des Tages / 13. März

(rsn) - Welche UCI-Rennen stehen heute auf dem Programm, wie sieht die Streckenführung aus, welche Fahrer und Teams stehen am Start und wer sind die Favoriten? Wir geben Ihnen kompakt und übersichtl

12.03.2022Pogacar ist der neue Kannibale des Radsports

(rsn) – Der Radsport hat einen neuen Kannibalen, einen Nachfolger von Eddy Merckx, dem dieser martialische Ehrenname zuteil wurde, weil er in seinem Sieghunger unstillbar war. Dies trifft nun auf Ta

Weitere Radsportnachrichten

28.03.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum RSN-Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die wic

28.03.2025Märkl fehlt am Knokteberg nur etwas Platz zum Ticket in die Top 10

(rsn) – Niklas Märkl (Picnic – PostNL) ist den E3 Saxo Classic nicht zu Ende gefahren – und doch war der 26-Jährige in den flämischen Ardennen nah dran an einem Top-10-Resultat. Denn der Pfä

28.03.2025Auch bei der E3 Classic ist van der Poel eine Klasse für sich

(rsn) – Von der Seite, von vorn, von hinten, von oben: rund 50 Minuten bekamen die TV-Zuschauer aus allen Perspektiven Bilder vom allein fahrenden Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) gezei

28.03.2025Tulett mit Settimana-Doppelschlag, Herzog wird Fünfter

(rsn) – Mit seinem Sieg auf der 4. Etappe der 40. Settimana Internazionale Coppi e Bartali (2.1) hat der Brite Ben Tulett (Visma – Lease a Bike) den US-Amerikaner Magnus Sheffield (Ineos Grenadier

28.03.2025Roglic erwischt die Kante, verliert aber trotzdem die Führung

(rsn) – Es braucht nicht immer Berge, um ein Gesamtklassement ordentlich durcheinanderzuwirbeln. Hier und da reicht auch ein Zwischensprint oder eine kurze Phase Seitenwind, um für einige Überrasc

28.03.2025Highlight-Video der 67. E3 Classic

(rsn) – Mit einer souveränen Vorstellung hat Mathieu van der Poel (Alpecin - Deceuninck) die 67. Ausgabe der E3 Classic (1.UWT) gewonnen und damit die Titelverteidigung gefeiert. Der 30-jährige N

28.03.2025Prudhomme zu Pogacars Roubaix-Debüt: “Nicht damit gerechnet“

(rsn) – ASO-Chef Christian Prudhomme ist begeistert über das anstehende Debüt von Tadej Pogacar (UAE Team Emirates – XRG) beim Klassiker Paris-Roubaix (13. April). “Damit habe ich nicht gerech

28.03.202518-jähriger Shootingstar Ferguson: Unaufhaltsam geradeaus?

(rsn) – Cat Ferguson marschiert unaufhaltsam geradeaus. Dieses Bild passt zum Auftritt der 18-jährigen Britin beim Classic Brügge-De Panne (1.WWT) am Donnerstag, aber auch zu ihrem bisherigen Karr

28.03.2025Arndt fällt nach Wirbelsäulen-OP für lange Zeit aus

(rsn) – Der bei der Classic Brugge-De Panne schwer gestürzte Nikias Arndt hat sich nach Angaben seines Teams Bahrain Victorious bei dem Unfall eine “instabile Wirbelfraktur“ zugezogen. Der 33-j

28.03.2025Gent-Wevelgem im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(rsn) – Auch wenn Gent-Wevelgem nicht den Stellenwert der Flandern-Rundfahrt hat, so trug sich in den letzten Jahren das Who ist Who der Klassikerspezialisten in die Siegesliste des flämischen Trad

28.03.2025Für Roglic machen sich drei Wochen Training am Teide bezahlt

(rsn) – Geben die Bergduelle zwischen Primoz Roglic (Red Bull – Bora – hansgrohe) und Juan Ayuso (UAE Team Emirates – XRG) bei der 104. Katalonien-Rundfahrt bereits einen Vorgeschmack auf den

27.03.2025Frisch vom Teide will van Aert seinen Kontrahenten einheizen

(rsn) – Seit dem für ihn eher enttäuschend verlaufenen Openingsweekend hat Wout van Aert (Visma – Lease a Bike) kein Rennen mehr bestritten. Der Belgier zog sich stattdessen zum Training zurück

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Volta Ciclista a Catalunya (2.UWT, ESP)
  • E3 Saxo Classic (1.UWT, BEL)
  • Radrennen Männer

  • Volta ao Alentejo (2.2, POR)
  • Olympia`s Tour (2.2, NED)
  • Settimana Coppi e Barrtali (2.1, ITA)
  • Tour of Thailand (2.1, THA)