Hinze stürzt im Keirin und siegt trotzdem im Sprint

Drei aus vier: Deutsche Sprintasse jubeln in London

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Drei aus vier: Deutsche Sprintasse jubeln in London"
Emma Hinze gewinnt den Sprint im Hellblauen Trikot der Gesamtführenden gegen Lea Sophie Friedrich. | Foto: UCI Track Champions League

04.12.2021  |  (rsn) - Die deutschen Sprint-Festspiele in der Track Champions League sind auch in London nicht abgerissen. Am Vorschluss-Abend im Olympia-Velodrom von 2012 gingen drei der vier Wettbewerbe in der Sprint League an die drei deutschen Asse Emma Hinze, Lea Sophie Friedrich und Stefan Bötticher. Auch Maximilian Levy schrieb durch seine Qualifikation fürs Keirin-Finale an der Erfolgsgeschichte mit.

Der vorletzte Abend der ersten Track-Champions-League-Saison begann allerdings mit einer Schrecksekunde für das deutsche Lager: Emma Hinze, bis dato unangefochtene Spitzenreiterin und Dominatorin der Sprint League, kollidierte im Keirin-Vorlauf mit der Kanadierin Lauriane Genest und krachte hart auf die Bretter. Mit hoher Geschwindigkeit rutschte sie über das Holz.

Doch nach wenigen Sekunden stand Hinze wieder und kurz darauf saß sie mit zerfetztem Rennoverall auf dem Rollentrainer, um das Laktat aus den Beinen zu fahren und sich auf das Sprint-Turnier vorzubereiten. Zweieinhalb Stunden später jubelte die 24-Jährige über ihren Sieg im Finale eben jenes Sprint-Turniers gegen ihre Freundin Lea Sophie Friedrich.

"Ich bin wirklich stolz, weil ich es nach dem Sturz im Keirin trotzdem noch geschafft habe, hier zu gewinnen", freute sich Hinze. "Mein Körper schmerzt etwas, aber mein Kopf war noch voll da und ich wollte gewinnen. Ich hatte einige Splitter in meinem Hintern, die sie mir dann nach dem Rennen rausgezogen haben."

Friedrich rückt hautnah an Hinze heran

Friedrich hatte nach Hinzes Vorlauf-Aus das Keirin gewonnen und zwischenzeitlich die Gesamtführung mit einem Punkt Vorsprung auf ihre Teamkollegin übernommen. Die 21-Jährige unterstrich dabei mit einer souveränen Vorstellung eindrucksvoll, dass sie klar die Zweitstärkste unter den Sprinterinnen in der Champions League ist. "Ich habe das Rennen kontrolliert und habe dann Vollgas gegeben. Es war ein unglaubliches Gefühl. Es hat so wehgetan!", sagte die vorübergehende Gesamtführende.

Dass Friedrich sich dann im Sprintfinale Hinze geschlagen geben musste, nachdem sie vorher im Halbfinale souverän unter anderem Olympiasiegerin Kelsey Mitchell in Schach gehalten hatte, störte da kaum mehr. Und bei einem Punktestand von 93:95 gegenüber Hinze ist am Samstag zwischen den beiden Deutschen im Duell um die Champions-League-Krone noch alles drin, während sie von den Konkurrentinnen kaum mehr etwas zu befürchten haben. Mitchell hat als Drittplatzierte nur 68 Punkte auf dem Konto.

Bötticher setzt Lavreysen mit Levys Hilfe unter Druck

Dass Stefan Bötticher das auch mit Blick auf den Sieg in der Sprint League der Männer am Freitagabend würde sagen können, hatte man im Vorfeld nicht erwartet. Doch der 29-Jährige gewann im vorletzten Lauf des Abends eindrucksvoll das Keirin und wies Dominator Harrie Lavreysen dabei derart in die Schranken, dass der Niederländer nicht über Rang vier hinauskam und wichtige Punkte einbüßte.

Den Schlüssel dazu hatte Maximilian Levy seinem Landsmann zuvor quasi in die Hand gedrückt. Denn der Routinier machte das Rennen früh schnell und sorgte mit dem hohen Tempo dafür, dass es für den hinten fahrenden Lavreysen schwer wurde, nach vorne zu kommen. Als der Niederländer das dann versuchte, scherte Bötticher aus und machte seinem Kontrahenten den Weg weit, bis dem dann am Ende die Kraft ausging und Bötticher zum Sieg durchziehen konnte. Im Duell kam es zwar zu zwei kleinen Berührungen, doch die Jury griff auch im Nachhinein nicht ein.

"Ich bin im Moment der Keirin-König"

"Harrie war hinten und es war ziemlich schnell. Er ist dann losgefahren, aber ich konnte spüren, dass er vielleicht nicht mehr so stark war, wie im Sprint und konnte ihn halten. Wenn man mehr als eine Runde in der dritten oder vierten Reihe fährt, verliert man viel Kraft", schilderte er die entscheidenden Momente.

Bötticher hat vor dem Finalabend am Samstag nur noch 14 Zähler Rückstand auf den niederländischen Überflieger, und gerade Hinzes Sturz vom Freitag hat gezeigt, wie schnell ein solches vermeintlich großes Polster aufgebraucht sein kann. Verpasst Lavreysen beispielsweise am Samstag eines der beiden Finals im Sprint oder Keirin, so könnte Bötticher ihn noch abfangen.

"Ich bin im Moment der Keirin-König", strahlte Bötticher am Freitagabend, da er auch auf Mallorca schon im japanischen Kampfsprint triumphiert hatte. "Jetzt hoffe ich einfach, dass ich morgen nochmal gute Rennen fahre. Ich bin ziemlich glücklich, hier gewonnen zu haben. Das ist wirklich speziell", sagte er und bedankte sich bei den Fans.

Imhof feiert Solo-Sieg im Scratch

Spannend wird es am Samstag auch in der Endurance League der Männer. Dort gewann der Schweizer Claudio Imhof am Freitag mit einem Überraschungs-Solo das Scratch-Rennen und der US-Amerikaner Gavin Hoover entschied die Elimination für sich.

Hoover ist mit nun 84 Punkten Gesamtzweiter und hat nur fünf Zähler Rückstand auf den Spanier Sebastian Mora, der am Freitagabend in beiden Rennen Dritter geworden war. Auch hier wird es am Samstagabend also wohl zu einem Duell um die Champions-League-Krone kommen.

In der Endurance League der Frauen hingegen ist die fast schon vergeben: Katie Archibald baute ihre Gesamtführung durch einen Sieg in der Elimination weiter aus und hat jetzt 108 Punkte auf dem Konto. Annette Edmondson und Kristen Wild sowie Maggie Coles-Lyster folgen mit 73, 72 und 70 Zählern auf den Plätzen zwei bis vier. Unter ihnen sowie auch Anita Yvonne Stenberg (66) und Olivija Baleisyte (63) wird es um Rang zwei dagegen sehr eng.

Sprint League Frauen:
1. Emma Hinze (Deutschland) 95 Punkte
2. Lea Sophie Friedrich (Deutschland) 93
3. Kelsey Mitchell (Kanada) 68
4. Martha Bayona Pineda (Kolumbien) 62
5. Mathilde Gros (Frankreich) 57

Endurance League Frauen:
1. Katie Archibald (Großbritannien) 108 Punkte
2. Annette Edmondson (Australien) 73
3. Kirsten Wild (Niederlande) 72
4. Maggie Coles-Lyster (Kanada) 70
5. Anita Yvonne Stenberg (Norwegen) 66

Sprint League Männer:
1. Harrie Lavreysen (Niederlande) 110 Punkte
2. Stefan Bötticher (Deutschland) 96
3. Vasilijus Lendel (Litauen) 64
4. Nicholas Paul (Trinidad und Tobago) 56
5. Mikhail Yakovlev (Russland) 52

Endurance League Männer:
1. Sebastian Mora (Spanien) 89 Punkte
2. Gavin Hoover (USA) 84
3. Corbin Strong (Neuseeland) 68

Mehr Informationen zu diesem Thema

16.04.2024Not-OP nach Lungenembolie: Vogel im Krankenhaus

(rsn) – Kristina Vogel ist am Wochenende einmal mehr dem Tod gerade so entgangen. Das machte die zweimalige Bahn-Olympiasiegerin am Montag via Instagram bekannt. Dort postete die 33-Jährige ein Fot

14.01.2024Friedrich stürmt im Keirin zum vierten EM-Titel in Folge

(rsn) – Am letzten Tag der Bahn-EM in Apeldoorn hat Lea Sophie Friedrich nochmals zugeschlagen und ihren Titel im Keirin souverän verteidigt. Für die zweite Medaille des deutschen Teams sorgte Fra

13.01.2024Zwei deutsche Medaillen am vierten Tag der Bahn-EM

(rsn) – Zwei Medaillen gab es für deutsche Frauen, doch der Star am vierten Tag der Bahn-Europameisterschaft in Apeldoorn war Lotte Kopecky, die innerhalb von 19 Minuten zweimal Gold holte. Erst si

13.01.2024Wafler saust mit großem Gang zur Silbermedaille

(rsn) – Mit einem vierten Platz im Ausscheidungsrennen begannen die Bahn-Europameisterschaften richtig gut für Tim Wafler. Doch zufrieden ging der junge Wiener am Mittwochabend nicht ins Bett. Er

12.01.2024Friedrich und Hinze auf zwei und drei im EM-Sprint

(rsn) – Die beiden Sprinterinnen Lea Sophie Friedrich und Emma Hinze sorgten bei den Bahn-Europameisterschaften im niederländischen Apeldoorn für die nächsten beiden Medaillen. Sie mussten sich i

12.01.2024Dank der Big Points zum historischen Titelgewinn

(rsn) - Mit seinem vierten Europameistertitel, dem dritten in Folge an der Seite von Theo Reinhardt, krönte sich Roger Kluge am zweiten Tag der Kontinentalen Titelkämpfe in Apeldoorn zum neuen Köni

12.01.2024Brauße: “In Paris spekulieren wir schon auf eine Medaille“

(rsn) – Wie schon vor einem Jahr holte sich der deutsche Frauenvierer bei der Bahn-EM die Bronzemedaille. Auf kontinentaler Ebene schafften Franziska Brauße &Co. erneut den Sprung auf das Podium, w

12.01.2024Bigham weiß: Nur mit Weltrekord gibt es in Paris Olympiagold

(rsn) – 2021 sammelte Daniel Bigham seine ersten olympischen Erfahrungen. Als Leistungsoptimierer unterstützte der Brite, der nur wenige Jahre zuvor als Quereinsteiger in den Bahnsport gekommen ist

11.01.2024Dritter Madison-Titel en suite für Kluge/Reinhardt

(rsn) – Nach der Goldmedaille im Teamsprint zum Auftakt der Europameisterschaften in Apeldoorn sorgten am zweiten Tag Roger Kluge und Theo Reinhard für den zweiten deutschen Titelgewinn. Wie schon

11.01.2024Wafler wäre in Apeldoorn lieber Fünfter als Vierter geworden

(rsn) – Es war das beste Karriereergebnis, das der 21-jährige Tim Wafler aus Österreich am Mittwochabend zum Auftakt der Europameisterschaften im Omnisport von Apeldoorn in der Elite einfuhr. Doch

11.01.2024Deutsche Teamsprinterinnen auf der Suche nach Perfektion

(rsn) – Sie dominieren den Teamsprint und mit dem Gewinn der Goldmedaille zum Auftakt der Europameisterschaften auf der Bahn in Apeldoorn unterstrichen Lea Sophie Friedrich, Emma Hinze und Pauline G

10.01.2024Deutschen Teamsprinterinnen gelingt der EM-Hattrick

(rsn) – Zum dritten Mal in Folge sicherten sich Lea-Sophie Friedrich, Emma Hinze und Pauline Grabosch den Europameistertitel im Teamsprint. Das erfolgsverwöhnte deutsche Trio war auch am ersten Tag

Weitere Radsportnachrichten

18.04.2024Belgrade Banjaluka: Ausreißer Albrecht zum Auftakt Zweiter

(rsn) – Zum Auftakt von Belgrade Banjaluka (2.2) hat das Team P&S Metalltechnik – Benotti einen starken Auftritt hingelegt. Auf der 140 Kilometer langen 1. Etappe zwischen Belgrad und Bijeljina b

18.04.2024Auf der Königsetappe macht Carr die schwachen Tage vergessen

(rsn) – Mit einem Soloritt über rund 30 Kilometer hat sich Simon Carr (EF Education – EasyPost) die Königsetappe der 47. Tour of the Alps (2.Pro) gesichert. Der 25-jährige Brite setzte sich üb

18.04.2024Hartmann: Aus “nur durchkommen“ wurden 74 km an der Spitze

(rsn) – Elena Hartmann bekam ihre völlig durchnässten Handschuhe kaum mehr von ihren frierenden Fingern. Als die 33-Jährige vom Team Roland oben auf der Mur de Huy 5:41 Minuten nach Siegerin Kata

18.04.2024Extrembedingungen beim Flèche, aber kein Schlechtwetterprotokoll

(rsn) – Zwei Rennen unter Extrembedingungen hart an der Grenze des Schlechtwetterprotokolls der UCI bot der Flèche Wallonne am Mittwoch: Nachdem beim Start der Männer um 11:15 Uhr in Chareleroi no

18.04.2024Die Aufgebote für das 110. Lüttich-Bastogne-Lüttich

(rsn) – Zum krönenden Abschluss der sogenannten steht am 21. April die 110. Ausgabe von Lüttich-Bastogne-Lüttich an. La Doyenne, wie das 1892 erstmals ausgetragene und damit älteste Eintagesrenn

18.04.2024Trotz wenig Schlaf: Benoot holt ein “exzellentes Ergebnis“

(rsn) – Vor dem Start des 88. Flèche Wallonne in Charleroi hatte Tiesj Benoot (Visma – Lease a Bike) noch mehr über die Geburt von Töchterchen Loes gesprochen, die am Abend zuvor zur Welt gekom

18.04.2024Lüttich-Bastogne-Lüttich im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(rsn) – Lüttich-Bastogne-Lüttich bildet traditionell den krönenden Abschluss der Ardennenwoche. La Doyenne, das älteste Eintagesrennen der Welt, ist mit seinen kurzen, teils extrem steilen Anst

18.04.2024Lopez: “Einer der härtesten Tage meines Lebens“

(rsn) – Die 3. Etappe der Tour of the Alps 2024 wird den Teilnehmern lange in Erinnerung bleiben. Zwar hatte der 124,8 Kilometer lange Abschnitt rund um Schwaz in Tirol nur wenig an Spektakel zu bie

18.04.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wie geht´s zum Liveticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morgen

17.04.2024Highlight-Video des 27. Flèche Wallonne Femmes

(rsn) – Nach einem dritten (2017) und einem zweiten Platz (2021) hat Kasia Niewiadoma (Canyon – SRAM) erstmals in ihrer Karriere den Flèche Wallonne Femmes gewonnen. Bei der 27. Ausgabe des Arden

17.04.2024“Auf dieses Wetter vorbereitet“: Uno-X imponiert beim Flèche

(rsn) – Ineos Grenadiers, UAE Team Emirates und Jayco – AlUla brachten keinen ihrer einzigen Fahrer ins Ziel der 88. Ausgabe des Flèche Wallonne (1.UWT), bei neun weiteren Teams beendete nur jewe

17.04.2024Highlight-Video des 88. Flèche Wallonne

(rsn) – Auch Kälte und Regen konnten ihn nicht stoppen: Stephen Williams (Israel - Premier Tech) hat beim Flèche Wallonne den größten Erfolg seiner Karriere eingefahren. Der 27-jährige Brite ge

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Belgrade Banjaluka (2.2, BIH)