Zwiehoffs Neo-Profi-Blog

Erfreuliches “Did not finish“ bei den Deutschen Meisterschaften

Von Ben Zwiehoff

Foto zu dem Text "Erfreuliches “Did not finish“ bei den Deutschen Meisterschaften"
Ben Zwiehoff (Bora - hansgrohe) | Foto: BORA - hansgrohe / Christoph Kreutzer

23.06.2021  |  (rsn) - Hallo liebe Radsport-News-Leserinnen und Leser! Mein Name ist Ben Zwiehoff, ich fahre für Team Bora - hansgrohe und halte euch hier im Neo-Profi-Blog regelmäßig über mein erstes Jahr im Peloton auf dem Laufenden.

Seitdem ich das letzte Mal berichtet habe, ist viel passiert: über die Alpen in die schweizerische Eiszeit und von einem Ausflug in ein ungarisches Krankenhaus hin zu einem erfreulichen “Did not finish“ bei den Deutschen Meisterschaften in Stuttgart.

Viel passiert heißt natürlich auch: Es gibt viel zu erzählen, deswegen alles der Reihe nach.

Als ich Anfang des Jahres zum ersten Mal davon hörte, dass ich sowohl die Tour of the Alps, als auch die Tour de Romandie fahren darf, dachte ich mir schon, dass zwei so schwere Rennen innerhalb von kurzer Zeit wahrscheinlich unglaublich hart sein würde. Als ich dann nach elf super harten Renntagen wieder im Flieger nach Dortmund saß, merkte ich aber erst, wie hart die vergangenen zwei Wochen wirklich waren. Die vielen Höhenmeter, die kalendarische Nähe zum Giro d‘Italia, das Weltklasse-Peloton und vor allem das eisige Wetter in der Schweiz machten jeden Tag zu einer unglaublichen Challenge.

Am Ende standen wir als Team mit den Etappensiegen von Felix Großschartner bei der Tour of the Alps und Peter Sagan bei der Tour de Romandie sowie Wilco Keldermanns fünftem Platz in der dortigen Gesamtwertung gut da. Ich persönlich konnte jeden Tag meinen Beitrag dazu leisten, dass diese zwei Rundfahrten erfolgreich für uns verliefen. Mein Highlight war der Etappensieg von Peter, bei dem Wilco und ich die einzigen beiden Fahrer im reduzierten Feld waren, die ihm noch im Finale helfen konnten. So ein Weltklasse-Peloton als Bergfahrer bis zwei Kilometer vor dem Ziel anzuführen, das war schon ein cooles Gefühl!

Am meisten gelitten habe ich ein paar Tage später bei der letzten Bergankunft der Tour de Romandie. Knapp 1600 Höhenmeter am Stück und winterliche Bedingungen ab 800 Metern zogen mir drei Kilometer vor dem Ziel so dermaßen den Stecker, dass das Ankommen zu einer echten Challenge wurde. Hier spürte ich, warum der Straßenradsport zu den härtesten Sportarten der Welt gehört.

Dass ich nicht einmal 14 Tage später lädiert in einem ungarischen Krankenhaus liegen würde, kam mir an diesem harten Tag noch nicht in den Sinn. Am Morgen des letzten Tages der Tour de Romandie erfuhr ich, dass das Team einen Ersatzfahrer für die Ungarn-Rundfahrt sucht und, dass man dafür nach den zwei persönlich guten Wochen auf mich setzen will. Auch wenn die Beine noch nicht so recht wussten, wie sie nach so kurzer Zeit wieder schnell fahren sollen, war ich gleich Feuer und Flamme.

Dass mein erster Einsatz als echter Klassementfahrer nach nur zwei Etappen im Krankenhaus enden würde, war so natürlich nicht geplant. Nach einer kontrollierten und flachen Etappe war eigentlich alles schon gelaufen, als auf einmal zwei Kilometer vor dem Ziel ein Streckenposten mitten im Peloton auftauchte. Das war auch so ziemlich das letzte Bild der Ungarn-Rundfahrt in meinem Kopf. Das nächste, an das ich mich erinnern kann, ist das Krankenhausbett drei Stunden später.

In der Zwischenzeit diagnostizierte Fabian, einer unserer Teamärzte, ein gebrochenes Schlüsselbein und eine dicke Gehirnerschütterung. 48 Stunden später wurde ich bereits in Hamburg operiert. Dieser schnellen und hervorragenden medizinischen Versorgung ist es zu verdanken, dass ich heute, knapp fünf Wochen später, schon wieder einsatzfähig bin und sogar bereits mein Comeback bei der Deutschen Meisterschaft in Stuttgart gegeben habe.

Dort lief es für uns als Team genauso, wie wir es geplant haben. Wir wollten den Deutschen Meister stellen, und das möglichst souverän und nichts anbrennen lassen. Nach der längeren Pause war es meine Aufgabe, das Rennen am Anfang möglichst schwer zu machen, damit es die anderen später leichter haben. Das habe ich, so lange der Motor lief, erledigt und dann wie geplant das Rennen verlassen.

Das Finale von außen zu sehen, wäre auf dem Mountainbike für mich bei einer DM die Höchststrafe gewesen. An diesem Tag in Stuttgart war ich sehr zufrieden mit meiner geleisteten Arbeit und auch ein bisschen stolz, dass ich es entgegen der ersten Einschätzung doch pünktlich zur DM geschafft hatte.

Jetzt geht es für mich in der Höhe in Livigno weiter, wo ich mich auf die spannende letzte Saisonphase vorbereite. Wie es weitergeht, erfahrt ihr dann im nächsten Blog.

Liebe Grüße und ride on,
Euer Ben

Weitere Radsportnachrichten

04.06.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die w

04.06.2025Tritt Almeida bei der Tour de Suisse in die Fußstapfen von Yates?

(rsn) – Das am 8. Juni beginnende 77. Critérium du Dauphiné kann mit dem letztjährigen Tour-de-Franc-Podium Tadej PoGacar (UAE – Emirates- XRG), Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike) und Re

04.06.2025Vingegaard: “Muss besser sein als vor zwei Jahren“

(rsn) – Sowohl im vergangenen Jahr als auch in dieser Saison wurde Jonas Vingegaards Vorbereitung auf die Tour de France durch Stürze kräftig aus dem Tritt gebracht. Doch konnte der Kapitän von V

04.06.2025Bauhaus kommt nicht mehr an Groenewegen vorbei

(rsn) - Phil Bauhaus (Bahrain Victorious) hat zum Auftakt der 31. Slowenien-Rundfahrt (2.Pro) knapp seinen ersten Saisonsieg verpasst. Der 30-jährige Kölner musste sich auf der 1. Etappe über 168,

04.06.2025Kanter: “Das war mein bisher erfolgreichster Giro“

(rsn) – Nach seinem vierten Giro d’Italia gönnte sich Max Kanter noch einen Tag “Sightseeing“ in der “Ewigen Stadt“. Am Sonntag hatte der XDS-Astana-Sprinter in Rom auf der abschließende

03.06.2025Kudus gibt in Slowenien Comeback nach vier Monaten

(rsn) - Merhawi Kudus wird am Mittwoch bei der Tour of Slovenia (2.Pro) ins Peloton zurückkehren. Der Eritreer, der am 2. Februar beim Grand Prix La Marseillaise in einer Abfahrt schwer gestürzt war

03.06.2025Evenepoel-Coach sieht seinen Schützling stärker als vor einem Jahr

(rsn) – Remco Evenepoel ist Anfang Juni 2025 vor seinem Start beim Critérium du Dauphiné (2.UWT) am kommenden Sonntag besser in Form, als Anfang Juni 2024. Das hat sein Trainer Koen Pelgrim in ein

03.06.2025Belgien schickt komplette Delegation zur WM nach Ruanda

(rsn) - Der Belgische Radsportverband wird an den Straßen-Weltmeisterschaften vom 20. bis 29. September in Ruanda in allen Kategorien - von Junioren und Juniorinnen über die U23 bis zur Elite - teil

03.06.2025Bauhaus in Slowenien Road Captain und Sprinter zugleich

(rsn) –18 Tage nach seinem krankheitsbedingten Ausscheiden bei der Ungarn-Rundfahrt (2.Pro) kehrt Phil Bauhaus (Bahrain Victorious) am Mittwoch ins Renngeschehen zurück und will bei der fünftägig

03.06.2025Groenewegen und Großschartner die Favoriten für Sprint und Berg

(rsn) – Mit der Tour of Slovenia (2.Pro) beginnt am Mittwoch die erste der verschiedenen ´Vorbereitungs-Rundfahrten´ für die Tour de France. Das fünftägige Event, das bislang Mitte Juni ausgetr

03.06.2025Jakobsen hofft nur noch ganz leise auf den Tour-Start

(rsn) – Fabio Jakobsen (Picnic – PostNL) ist seit knapp zwei Wochen wieder auf dem Rad unterwegs und trainiert – zuletzt auch auf Teneriffa. Doch ob der 28-jährigen Niederländer, der Ende Mär

03.06.2025Gee: “Toll, dass es noch viel Verbesserungspotential gibt“

(rsn) – Zwei Jahre nachdem er als Ausreißerkönig mit vier zweiten Etappenplätzen zum Shootingstar des Giro d´Italia 2023 geworden ist, hat Derek Gee (Israel – Premier Tech) bei seiner zweiten

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour du Cameroun (2.2, CMR)
  • Mercan Tour Classic (1.1, FRA)
  • Tour of Lithuania (2.2, LTU)
  • Tour de Gyeongnam (2.2, KOR)
  • Tour of Slovenia (2.Pro, SLO)