Schachmann feiert hart erkämpften Meistertitel

Zimmermann und Koch brachten Bora gehörig ins Schwitzen

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Zimmermann und Koch brachten Bora gehörig ins Schwitzen"
Die Spitzengruppe im Maximilian Schachmann (Bora - hansgrohe, re.) im Straßenrennen der Deutschen Meisterschaften | Foto: Cor Vos

20.06.2021  |  (rsn) – Es ist bei Deutschen Meisterschaften immer schwer, das zahlenmäßig weit überlegene Team zu schlagen. Doch in Suttgart wäre es dem Duo Jonas Koch und Georg Zimmermann (beide Intermarché – Wanty – Gobert) beinahe gelungen, den zehn Mann von Bora – hansgrohe ein Schnippchen zu schlagen. Die Beiden belegten am Fernsehturm in Degerloch die Plätze zwei und drei und brachten die Top-Favoriten zwischenzeitlich gehörig ins Schwitzen.

"Ich dachte schon: Hoffentlich läuft es uns jetzt nicht aus dem Ruder", gab auch Sieger Maximilian Schachmann mit Blick auf die 2-gegen-2-Situation im Finale des Rennens später zu.

Denn obwohl Bora – hansgrohe das Rennen dominierte und von Beginn an im Griff zu haben schien, gelang es vor allem Zimmermann, den Favoriten auf den Zahn zu fühlen. Er folgte 94 Kilometer vor dem Ziel gemeinsam mit Nils Politt (Bora – hansgrohe) dem kurz zuvor im Schönberg-Anstieg weggefahrenen Schachmann und schlug sich von da an hervorragend. "Als Nils, Emu und ich mit Georg vorne waren, dachte ich: Okay, das haben wir schon gut gemacht. Aber als er dann so stark war, merkte ich: Das wird nicht einfach", sagte Schachmann.

Denn auch wenn Emanuel Buchmann Teamkollege Politt in der Spitzengruppe ersetzte und sich Zimmermann nun den beiden wohl besten Kletterern gegenübersah, die dann einige Runden lang beide versuchten, ihn abzuschütteln, zeigte er keine Schwäche.

"Max und ich haben versucht, den Georg loszuwerden, aber der war wirklich extrem zäh", erzählte Buchmann nach dem Rennen, und Schachmann ergänzte: "Es war ganz schön schwer mit Georg. Wir wussten nicht so richtig, wie wir ihn loswerden."

Da man das Problem Zimmermann im 2-gegen-1 nicht lösen konnte, entschied sich Bora - hansgrohe dann für einen taktischen Schachzug: Die Sportliche Leitung wies Buchmann und Schachmann rund 40 Kilometer vor dem Ziel an, auf die nächsten Verfolger zu warten. Dort nämlich hatten sich Politt und Marcus Burghardt der Konkurrenz entledigt– fast jedenfalls. Nur Zimmermanns Teamkollege Koch war noch bei ihnen.

Bora: Im 2-gegen-1 ratlos, im 2-gegen-2 gewonnen

"Es hieß aus dem Auto, dass Nils und Marcus von hinten kommen. Deshalb haben wir dann gewartet, damit wir zahlenmäßig noch überlegener sind", schilderte Schachmann die Situation. "Aber ich wusste nicht, dass Jonas dabei ist. Da war ich etwas überrascht, als er von hinten vorbeigeschossen kam."

So entstand eine 4-gegen-2-Situation, die aber nicht lange hielt, weil Burghardt und Politt schon im nächsten Anstieg nicht mehr mitfahren konnten – und so hatte der taktische Bora-Schachzug aus dem 2-gegen-1 ein 2-gegen-2 gemacht, aus dem sich die Favoriten dann paradoxerweise trotzdem besser befreien konnten als aus dem 2-gegen-1 zuvor.

Denn als Schachmann in der drittletzten Runde über die Kuppe des Schönberg-Anstiegs hinweg attackierte, war er Zimmermann plötzlich los. Der nämlich hatte sich auf Buchmann konzentriert, während Koch sich an Schachmanns Hinterrad klemmte.

"Als wir zu viert waren, mussten wir uns auch ein bisschen entscheiden, was wir machen. Deshalb haben wir gesagt, wenn wir im Flachen attackiert werden, dass ich dann mit Max mitgehe und er mit Emu. Dann ist Max losgefahren…", schilderte Koch die Situation, die das Rennen vorentschied. Und während Schachmann Zimmermann vorher am Berg nie abschütteln konnte, gelang es gegen den 27-jährigen Koch eine Runde später dann doch.

"Das war schon ein richtiges Radrennen!"

So fuhr Schachmann dem Sieg als Solist entgegen und war am Ende happy: "Ich bin froh, dass ich es nach Hause fahren konnte, nachdem es sich nochmal durchgewürfelt hat. Georg war sehr, sehr stark, hatte einen sehr guten Tag – und ich hatte nicht meinen Besten. Und sprinten wollte ich gegen beide nicht", so der nun zweimalige Deutsche Meister, der an diesem Tag in Stuttgart richtig tief gehen musste. 300 Watt habe seine Durchschnittsleistung betragen, 360 Watt normalisierte Leistung, berichtete er.

"Es war ein harter Tag für mich, ich hatte wirklich richtig Schmerzen. Das war schon ein richtiges Radrennen", strahlte Schachmann dann doch erleichtert. Denn genau das hatte er sich vor dem Start gewünscht: "Ich wollte, dass wir früh anfangen, Rennen zu fahren, anstatt abzuwarten. Ich gewinne lieber mit Schmerzen, als dass ich entspannt Vierter oder Fünfter werde."

Und auch Zimmermann und Koch waren zufrieden mit ihren Podestplätzen. "Ganz aufgegangen ist es nicht. Mir war klar, dass es schier unmöglich sein würde, die beiden Jungs zu schlagen. Aber mir blieb ja nichts anderes übrig, als es zu probieren", sagte der 23-jährige Zimmermann zu seiner langen Gegenwehr gegen Buchmann und Schachmann und schloss: "Ich bin stolz auf meinen dritten Platz und froh, dass ich mich so gut gefühlt habe."

Mehr Informationen zu diesem Thema

21.06.2021Heidemann nach der Zeitfahrmeisterschaft WM-Kandidat?

(rsn) – Auch wenn er mit der Empfehlung von zwei Deutschen Meistertiteln (2019/20) im U23-Zeitfahren angetreten war, so war Miguel Heidemanns zweiter Platz im Eliterennen von Öschelbronn eine groÃ

21.06.2021Einzelkämpfer Steimle ist stolz auf sein Ergebnis

(rsn) - Die blanken Zahlen täuschen etwas: Rang sieben bei den Deutschen Meisterschaften und 2:46 Minuten Rückstand auf den neuen Titelträger Maximilian Schachmann (Bora - hansgrohe) geben nicht an

20.06.2021Zeitfahrmeisterin Brennauer triumphiert auch im Straßenrennen

(rsn) - Lisa Brennauer (Ceratizit – WNT) hat nach dem Zeitfahren auch das Straßenrennen der Deutschen Meisterschaften gewonnen. Die 33-jährige Allgäuerin setzte sich auf dem Rundkurs in Stuttgart

20.06.2021Schachmann löst in Stuttgart eine schwere Aufgabe mit Bravour

(rsn) - Nachdem das Team Bora - hansgrohe im vergangenen Jahr auf dem Sachsenring im Kampf um das Deutsche Meistertrikot eine überraschende Niederlage einstecken musste, weil Marcel Meisen (Alpecin -

20.06.2021Schachmann holt sich als Solist sein zweites Meistertrikot

(rsn) - Maximilian Schachmann (Bora - hansgrohe) ist in überlegener Manier zum zweiten Mal Deutscher Meister im Straßenrennen geworden. Der zweimalige Paris-Nizza-Gewinner setzte sich in Stuttgart

20.06.2021Tony Martin hält die Konkurrenz ein weiteres Mal auf Distanz

(rsn) - Tony Martin (Jumbo - Visma) hat in seiner Paradedisziplin den Ansturm der Jugend ein weiteres Mal abgewehrt und bewiesen, dass er nach wie vor Deutschlands bester Zeitfahrer ist. Mit einem imp

19.06.2021Ein Rennen ums Meistertrikot und zwei Olympia-Startplätze

(rsn) – Einen Vorteil hat es, am Sonntagmorgen um 8 Uhr in Filderstadt an der Startlinie stehen zu müssen: Wenn die Frauen ihr Meisterschaftsrennen in Angriff nehmen, dürfen sie darauf hoffen, das

19.06.2021Mit Tipps von Martin: Heßmann wird U23-Zeitfahrmeister

(rsn) - Nur wenige Minuten, nachdem sich Tony Martin in Öschelbronn seinen zehnten Zeitfahrtitel geholt hatte, konnte das niederländische Jumbo-Visma-Team ein weiteres Mal bei den Deutschen Meisters

19.06.2021Tony Martin holt sich seinen zehnten Zeitfahrtitel

(rsn) - Tony Martin (Jumbo - Visma) hat seine Rekordserie ausgebaut: Der Titelverteidiger fuhr seinen insgesamt zehnten Sieg bei Deutschen Zeitfahrmeisterschaften ein, neun davon in Serie. In Öschelb

19.06.2021Titelverteidiger Tony Martin droht die Wachablösung

(rsn) - War in der Vergangenheit der Ausgang der Deutschen Zeitfahrmeisterschaften aufgrund der Überlegenheit von Tony Martin (Jumbo - Visma) leicht vorhersehbar, so könnten der Titelkampf am Samst

18.06.2021Politt rechnet in Öschelbronn mit einer “engen Geschichte“

(rsn) – In den vergangenen Jahren biss sich Nils Politt (Bora – hansgrohe) bei den Deutschen Zeitfahrmeisterschaften die Zähne an Seriensieger Tony Martin (Jumbo – Visma) aus. Bei den letzten

18.06.2021Walscheid: “Tony Martin ist der Mann, den man schlagen muss“

(rsn) – Bei der letzten Zeitfahr-DM vor zwei Jahren war Max Walscheids vierter Rang eine kleine Überraschung. In Spremberg verpasste der Heidelberger damals das Podium um zehn Sekunden. In Öschel

Weitere Radsportnachrichten

10.05.2025Ullrich im Training angefahren

(rsn) – Laut Berichten von Eurosport wurde Jan Ullrich am Freitag beim Training von einem Auto angefahren, das ihm die Vorfahrt genommen habe. Wie das Management des einzigen deutschen Toursieger

10.05.2025Märkl geht vor Brenner als Erster ins Rennen

(rsn) - Der Letzte wird der Erste sein, das war schon nach dem Auftakt zum 108. Giro d´Italia deutlich. Da Niklas Märkl (Picnic - PostNL) am Freitag mit 26:08 Minuten Rückstand auf Position 182 ins

09.05.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die wic

09.05.2025Kurviger Kampf gegen die Uhr

(rsn / ProCycling) – Die 2. Etappe beginnt in Tirana, wo am Vortag die erste endete. Auf den kürzesten Transfer des diesjähirgen Giro d´Italia folgt auch die kürzeste Etappe: 13,7 Kilometer müs

09.05.2025Landa zieht sich bei Giro-Sturz Wirbelfraktur zu

(rsn) – Mikel Landa hat sich bei seinem Sturz fünf Kilometer vor dem Ziel der 1. Etappe des Giro d’Italia eine Wirbelfraktur zugezogen. Das teilte Soudal – Quick-Step am Abend noch mit. Der Spa

09.05.2025Nach perfektem Auftritt in Tirana will Pedersen mehr

(rsn) – Ob es nun läuft oder nicht: Für einen lockeren Spruch ist Mads Pedersen (Lidl – Trek) immer zu haben. Wenn es läuft, dann vielleicht noch ein bisschen mehr. Und es könnte gerade nicht

09.05.2025Roglic freut sich über Giro-Auftakt ohne Pannen

(rsn) - Der erste Tag im Giro-Büro verlief für Primoz Roglic (Red Bull – Bora – hansgrohe) unspektakulär. Das allerdings ist eine gute Nachricht. Er hielt sich aus Stürzen heraus, anders als M

09.05.2025Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 1. Etappe

(rsn) - 184 Profis aus 23 Teams sind am 9. Mai im albanischen Durres zum 108. Giro d‘Italia (2.UWT) angetreten, darunter zehn Deutsche, zwei Luxemburger sowie je ein Österreicher und Schweizer.

09.05.2025Van Aert: “Das war deutlich mehr, als ich erwartet hatte“

(rsn) – Der Auftakt in die erste Grand Tour des Jahres ist gemacht. Und er endete mit einem Feuerwerk von Lidl – Trek. Als einer der Favoriten auf den Tagessieg war Mads Pedersen ins Rennen gegang

09.05.2025Highlight-Video der 1. Etappe des Giro d´Italia

(rsn) – Mads Pedersen (Lidl - Trek) hat den Auftakt des 108. Giro d’Italia gewonnen und sich mit seinem zweiten Tagessieg bei einer Italien-Rundfahrt das erste Rosa Trikot des Gesamtführenden ges

09.05.2025Pedersen sprintet zum Giro-Auftakt ins Rosa Trikot

(rsn) - Der Däne Mads Pedersen (Lidl – Trek) hat den Auftakt des 108. Giro d´Italia gewonnen und damit auch das erste Rosa Trikot dieser Italien-Rundfahrt übernommen. Im Sprint eines von Lidl –

09.05.2025Landa nach Sturz schon am ersten Giro-Tag ausgeschieden

(rsn) – Schon nach dem ersten Tag ist der 108. Giro d’Italia für Mikel Landa (Soudal Quick-Step) beendet. Der Spanier schied nach einem Sturz in einer Abfahrt fünf Kilometer vor dem Ziel der 1.

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d`Italia (2.UWT, ITA)
  • Radrennen Männer

  • Beskid Classic (1.2, POL)
  • Sundvolden GP (1.2, NOR)
  • Tour de Kumano (2.2, JPN)
  • Grand Prix du Morbihan (1.Pro, FRA)