Van der Breggen opfert sich als Dank für Mittwoch

Déjà-vu: Lüttich bedeutet Freudentränen für Vollering

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Déjà-vu: Lüttich bedeutet Freudentränen für Vollering"
Demi Vollering (SD Worx) | Foto: Cor Vos

25.04.2021  |  (rsn) – Zwei Jahre ist es her: Demi Vollering stand, damals noch im Trikot von Parkhotel Valkenburg, bei ungemütlichem Wetter auf dem Podium an der Maas und hatte Tränen in den Augen. Die Niederländerin war gerade Dritte bei Lüttich-Bastogne-Lüttich geworden und weinte vor Glück. Auch mehrere Minuten später in der Interviewzone konnte sie sich die Freudentränen nicht verkneifen, schämte sich ein bisschen für ihre Emotionalität.

Zwei Jahre später flossen sie im Ziel desselben Rennens wieder. Doch Vollering ist zwei Jahre älter – und so, wie sie als Fahrerin seit ihrem Debütjahr im Profi-Peloton gereift ist, so hat sie auch medial mehr Erfahrung: Als sie am Sonntag als Siegerin des 5. Lüttich-Bastogne-Lüttich der Frauen wieder Interviews an der Maas geben durfte, waren ihr die Tränen nicht mehr peinlich:

"Anna und das ganze Team haben so einen tollen Job heute gemacht! Dass ich das zu Ende bringen konnte, das ist wunderbar", sagte sie freudestrahlend und mit erneut nassen Augen und nahm auch ohne zu zögern Bezug auf ihre ersten Tränen von Lüttich: "Vor zwei Jahren war ich hier in meinem ersten Profijahr schon Dritte. Dass ich jetzt gewinne, ist die Erfüllung eines Traums."

Großer Sieg bahnte sich seit Monaten an

Doch dieser Sieg war nicht nur das, sondern auch eine eigentlich logische Konsequenz aus einigen sehr starken Wochen und immer besseren Auftritten seit 2019: Nach ihrem Podestplatz damals in Lüttich gewann sie im Herbst das kleinere Rennen Giro dell'Emilia, ließ dann 2020 zwei dritte Plätze bei La Course und dem Fleche Wallonne folgen und wurde Siebte der Flandern-Rundfahrt, bevor 2021 die Tendenz weiter stark nach oben zeigte: Sechste bei Strade Bianche, Fünfte bei der Flandern-Rundfahrt und jweils Zweite beim Pfeil von Brabant sowie dem Amstel Gold Race. 

Aber vor allem war der Sieg in Lüttich nun auch die Folge einer selbstlosen Entscheidung am Mittwoch einige Kilometer weiter südwestlich in Huy. Dort nämlich opferte sich Vollering im Finale voll für Weltmeisterin Anna van der Breggen auf und machte die Tempoarbeit in der Favoritengruppe, so dass ihre Teamkollegin schließlich den siebten Fleche Wallonne-Sieg in Folge feiern konnte.

Vier Tage später nun zahlte ihr die Weltmeisterin das 1:1 zurück: Van der Breggen führte die fünfköpfige Spitzengruppe, in der SD Worx als einziges Team doppelt vertreten und Vollering auf dem Papier die Endschnellste war, auf den gesamten zehn Schlusskilometern mit Vollgas an. So sorgte sie dafür, dass die sehr sprintstarke WorldTour-Spitzenreiterin Marianne Vos (Jumbo – Visma) von hinten nicht mehr herankam, und servierte Vollering so die Siegchance auf dem Silbertablett. Die 24-Jährige setzte sich auf der Zielgeraden dann ans Hinterrad von Annemiek van Vleuten (Movistar), folgte ihr im Sprint und fuhr auf den letzten 100 Metern dann vorbei zum Sieg.

"Ich bin wirklich dankbar, dass sie das heute gemacht haben"

"Ich bin wirklich dankbar, dass sie das heute für mich gemacht haben. Das ist so ein tolles Team", so Vollering. Denn nicht nur Van der Breggen hatte sich zwischen Bastogne und Lüttich stark präsentiert und in Vollerings Dienst gestellt: Niamh Fisher-Black attakierte gleich mehrfach und verbrachte das gesamte zweite Renndrittel in unterschiedlichen Spitzengruppen oder als Solistin, bis sie am Fuß der berüchtigten Steigung La Redoute eingeholt wurde. Dort lancierte dann Ashleigh Moolman-Pasio die nächste SD-Worx-Attacke und zwang die Konkurrenz zur Arbeit.

Am letzten klassifizierten Berg, dem Cote de la Roche-aux-Faucon, drückte dann Van der Breggen aufs Tempo und nur noch Vollering sowie van Vleuten, Elisa Longo Borghini (Trek – Segafredo) und Kasia Niewiadoma (Canyon – SRAM) konnten mithalten. Kurzzeitig fiel dann aber das Tempo nochmal ab, weil Vollering und van der Breggen auf Moolman-Pasio warten wollten. Doch wenige Sekunden hinter der Südafrikanerin kamen auch Vos und Cecilie Uttrup Ludwig (FDJ Nouvelle Aquitaine Futuroscope) noch einmal heran – ein kritischer Moment:

Van Vleutens Attacke, Niewiadoma und Van der Breggen als Wegbereiter

"Zuerst kam Vos zurück, und es ist besser, nicht gegen sie sprinten zu müssen", schilderte Vollering die Situation später. "Deshalb war ich sehr froh, dass es dann nochmal riss." In einer nicht klassifizierten Gegensteigung attackierte Van Vleuten elf Kilometer vor dem Ziel und zunächst konnten nur van der Breggen und Longo Borghini mitgehen. Dann aber schlossen über die Kuppe auch Niewiadoma und Vollering, dank der Arbeit der Polin, wieder auf – während Vos die Konkurrenz endgültig ziehen lassen musste. Nun reagierte van der Breggen sofort, spannte sich vor die Spitzengruppe und zog bis 250 Meter vor dem Zielstrich konsequent durch, wo dann Vollering zum Sieg spurtete.

Diesmal musste man, anders als beim Pfeil von Brabant vor zehn Tagen, auch nicht genau aufs Zielfoto schauen: Dort hatte Vollering und die gesamte Radsport-Welt geglaubt, die Niederländerin hätte gewonnen. Doch die Analyse des Zielfotos bewies einen Sieg von Ruth Winder (Trek – Segafredo). Diesmal aber war es sofort klar: Vollering feierte ihren größten Karriere-Sieg und machte den nächsten Schritt auf dem Weg zur Nachfolge von Van der Breggen. Die Weltmeisterin nämlich wird Ende 2021 ihre Karriere beenden und will Vollering dann als Sportliche Leiterin weiter ausbilden, damit die in ihre Fußstapfen treten kann.

Das emotionale Sieger-Interview von Demi Vollering im Video:

Mehr Informationen zu diesem Thema

01.05.2024Faulkner landet als Ausreißerin Coup in Zaragoza

(rsn) – Kristen Faulkner hat bei der 10. Vuelta Femenina für den zweiten Sieg einer Fahrerin von EF Education – Cannondale gesorgt. Nachdem ihre Teamkollegin Alison Jackson die 2. Etappe für si

30.04.2024Highlight-Video der 3. Etappe der Vuelta Femenina

(rsn) – Marianne Vos (Visma – Lease a Bike) hat die 3. Etappe der Vuelta Espana Feminina (2.UWT) für sich entschieden. Die 36-jährige Niederländerin verwies nach 1302 Kilometern zwischen Lucen

30.04.2024Vos feiert Sprintsieg in Teruel

(rsn) – Die Gewinnerin der 3. Etappe der Vuelta Espana Feminina by Carrefour.es ist Marianne Vos (Visma – Lease a Bike). Die Niederländerin sicherte sich den Tageserfolg nach 130,2 Kilometern in

30.04.2024Vollering unterschreibt Sponsoren-Deal mit Nike

(rsn) – Anna Henderson (Visma – Lease a Bike) wird nicht mehr zur 3. Etappe der Vuelta Espana Femenina antreten. Die Britin war im Finale des zweiten Teilstücks an der 3-Kilometer-Marke an den er

29.04.2024Jackson siegt nach Sturz-Chaos um Vollering, Vos und Lippert

(rsn) – Alison Jackson (EF Education – Cannondale) hat in einem chaotischen Finale in Moncófar die 2. Etappe der Vuelta Espana Femenina gewonnen. Die Kanadische Meisterin setzte sich im Sprint au

28.04.2024Highlight-Video der 1. Etappe der Vuelta Femenina

(rsn) – Mit einer beeindruckenden Vorstellung hat Lidl – Trek das Teamzeitfahren zum Auftakt der 10. Vuelta Femenina (2.WWT) für sich entscheiden können. Das von der Italienerin Elisa Longo Borg

28.04.2024Lechner lässt in Tschechien nichts mehr anbrennen

(rsn) – Am letzten Tag der Gracia-Rundfahrt (2.2) hat Corinna Lechner (Wheel Divas) nichts mehr anbrennen lassen und sich den Gesamtsieg der tschechischen Rundfahrt gesichert. Auf der 5. Etappe, di

27.04.2024Reusser zurück im Feld und auf dem Weg zu Olympia

(rsn) - Knapp ein Monat ist seit dem schweren Sturz bei der Flandern-Rundfahrt vergangen, der für die 32-jährige Marlen Reusser (SD Worx - Protime) schwere Folgen hatte. Ober- und Unterkiefer, die

27.04.2024Huys saust im Zeitfahren allen davon

(rsn) – So schnell wie Tabea Huys (Maxx Solar Rose Women Racing) war noch nie eine Athletin auf dem 13,5 Kilometer langen Zeitfahrparcours der Gracia-Rundfahrt in der Tschechischen Republik. Seit 20

26.04.2024Vollering, ´ELB´ & Niewiadoma kämpfen um erste GT der Saison

(rsn) – Die erste Grand Tour der Saison beginnt nicht erst am 4. Mai in Italien, sondern bereits am Sonntag in Valencia. Zugegeben: Die Vuelta Espana Femenina (28. April - 5. Mai) ist keine dreiwöc

26.04.2024Helferrolle bei der Vuelta: Vorjahresfünfte Bauernfeind kränkelt

(rsn) – Im vergangenen Jahr hat eine Deutsche bei der Vuelta Espana Femenina die Weltspitze überrascht und ist bei den Bergankünften am Mirador de Penas Llanas und an den Lagos de Covadonga mit de

25.04.2024Lechner sorgt für den ersten UCI-Saisonsieg einer Deutschen

(rsn) – Corinna Lechner vom Bundesliga-Team Wheel Divas aus Berlin hat für den ersten Saisonsieg einer deutschen Frau auf UCI-Niveau gesorgt. Die 29-Jährige, die am 14. April bereits Dritte beim e

Weitere Radsportnachrichten

01.05.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morg

01.05.2024Highlight-Video des 61. Eschborn-Frankfurt

(rsn) – Maxim Van Gils (Lotto – Dstny) hat die 61. Ausgabe von Eschborn – Frankfurt (1.UWT) gewonnen. Der 24-jährige Belgier setzte sich über 203,8 Kilometer von Eschborn nach Frankfurt im Spr

01.05.2024Bergkönig Degenkolb feiert in Frankfurt erst nach tiefem Frust

(rsn) - Neben Sieger Maxim Van Gils (Lotto Dstny) war John Degenkolb (dsm–firmenich - PostNL) der Mann des 61. Eschborn - Frankfurt. Der Lokalmatador war 150 Kilometer als Ausreißer unterwegs und k

01.05.2024In der Übersicht: Die Aufgebote für den 107. Giro d´Italia

(rsn) – Am 4. Mai beginnt in Venaria Reale nördlich von Turin mit dem Giro d’Italia (2.UWT) die erste Grand Tour des Jahres. Insgesamt 176 Fahrer aus 22 Teams nehmen die 107. Ausgabe der Italien-

01.05.2024Schachmann düste von der Alten Oper direkt zum Flughafen

(rsn) - Nach dem hessischen Klassiker ist vor dem Giro – zumindest für Maximilian Schachmann (Bora – hansgrohe). Der zweimalige Deutsche Meister musste sich nach der Zieleinfahrt in Frankfurt, be

01.05.2024Deutsche Talente verpassen es, sich in Szene zu setzen

(rsn) - Für die deutschen Fahrer und Teams gab es bei der U23-Variante von Eschborn - Frankfurt (1.2u) nichts zu holen. Nach 129 Kilometern und zwei Feldberg-Überquerungen machte eine international

01.05.2024Highlight-Video der 4. Etappe der Vuelta Femenina

(rsn) – Kristen Faulkner hat bei der 10. Vuelta Femenina für den zweiten Sieg einer Fahrerin von EF Education – Cannondale gesorgt. Nachdem ihre Teamkollegin Alison Jackson den zweiten Abschnit

01.05.2024Bénin: Bike Aid holt sich mit einem Tag Verspätung Gelb

(rsn) - Nachdem Bike-Aid-Fahrer Yoel Habteab zum Auftakt der Tour du Bénin (2.2) das Gelbe Trikot noch verwehrt blieb, weil ihm der Etappensieg genommen und er hinter Azzedine Lagab auf Platz zwei z

01.05.2024Faulkner landet als Ausreißerin Coup in Zaragoza

(rsn) – Kristen Faulkner hat bei der 10. Vuelta Femenina für den zweiten Sieg einer Fahrerin von EF Education – Cannondale gesorgt. Nachdem ihre Teamkollegin Alison Jackson die 2. Etappe für si

01.05.2024Van Gils krönt im Sprint vor der Alten Oper sein Frühjahr

(rsn) – Im Sprint einer rund 35-köpfigen Spitzengruppe hat Maxim Van Gils (Lotto – Dstny) das 61. Frankfurt-Eschborn (1.UWT) für sich entschieden und damit sein großartiges Frühjahr gekrönt.

01.05.2024Slowene Primozic fängt Vorjahressieger Boros noch ab

(rsn) - Der aktuell Führende und Titelverteidiger der Road Cycling League Austria, Jaka Primozic (Hrinkow Advarics), hat den Grand Prix Vorarlberg in Nenzing, den dritten Stopp der heimischen Radbund

01.05.2024Rick Zabel beendet nach Rund um Köln seine Karriere

(rsn) - Rick Zabel (Israel - Premier Tech) wird am 26. Mai bei Rund um Köln (1.1) das letzten Rennen als Radprofi bestreiten. Den zum Saisonende auslaufenden Vertrag hat der 30-Jährige in Absprache

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine