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02.02.2021 | (rsn) - Der US-Rennstall mit dem selbstgeschaffenen Hipster-Image war eines der Teams, das im Frühjahr hart durch die Corona-Pandemie getroffen wurde. Da Hauptsponsor Education First in finanzielle Nöte kam, musste Teamchef Jonathan Vaughters Gehälter kürzen - und erstmal auch in den Vertrags-Verhandlungen für 2021 kleinere Brötchen backen. Die Konsequenz: Gleich vier wichtige Leistungsträger gehen von Bord.
Trotzdem aber könnte das gerettete und wieder auf solideren Füßen stehende Team seinen Aufwärtstrend der vergangenen Jahre vielleicht sogar fortsetzen. Übrigens: Das japanische Bau-Unternehmen Nippo ist neuer Co-Namenssponsor, sein Logo auf dem Trikot dafür aber nur sehr klein zu sehen. Wie kräftig die japanische Finanzspritze für Vaughters & Co. tatsächlich ist, wurde nicht bekannt gegeben.
Rückblick 2020: 17 Siege gelangen den Männern in Pink im vergangenen Jahr - trotz der coronabedingt verkürzten Saison so viele wie seit 2014 nicht mehr! Und des waren sogar Erfolge von großer Qualität: Daniel Felipe Martinez entschied das Critérium du Dauphiné für sich und gewann eine Etappe der Tour de France, Jonathan Caicedo und Ruben Guerreiro holten Tageserfolge beim Giro d'Italia während Michael Woods, Hugh Carthy und Magnus Cort dasselbe bei der Vuelta a Espana gelang - gekrönt vom dritten Gesamtrang durch Carthy bei der Spanien-Rundfahrt.
Zwar konnte Alberto Bettiol seinen Sensations-Sieg von der Flandern-Rundfahrt 2019 nicht wiederholen, doch zwei vierte Plätze bei Strade Bianche und Gent-Wevelgem waren für den Italiener in einer verschobenen Klassikersaison 2020 trotzdem ordentliche Ergebnisse.
Kommen: Daniel Arroyave (Team Novak), Will Barta (CCC), Fumiyuki Beppu, Simon Carr, Julien El Fares, Hideto Nakane (alle Nippo Delko One Provence), Diego Andres Camargo (Colombia Tierra de Atletas), Michael Valgren (NTT Pro Cycling)
Gehen: Sean Bennett, Simon Clarke (beide Qhubeka - Assos), Kristoffer Halvorsen (Uno-X), Tanel Kangert (BikeExchange), Daniel Felipe Martinez (Ineos Grenadiers), Sep Vanmarcke, Michael Woods (beide Israel Start-Up Nation), Luis Villalobos (offen)
Bleiben: Alberto Bettiol, Stefan Bissegger, Jonathan Caicedo, Hugh Carthy, Magnus Cort, Lawson Craddock, Mitchell Docker, Ruben Guerreiro, Sergio Higuita, Moreno Hofland, Alex Howes, Jens Keukeleire, Sebastian Langeveld, Lachlan Morton, Logan Owen, Neilson Powless, Jonas Rutsch, Tom Scully, Rigoberto Uran, Julius van den Berg, Tejay Van Garderen, James Whelan
Das Aufgebot von Education EF - Nippo
Analyse: Der Abschied von Woods und besonders Martinez wird Vaughters schmerzen. Gerade auf den jungen Kolumbianer hält der US-Amerikaner viel, doch wenn Ineos ruft, können nur wenige widerstehen. Am Berg und bei Rundfahrten ist das Team dadurch stark geschwächt - zumal keine der Neuverpflichtungen das auch nur annähernd kompensieren kann. Arroyave und Camargo sowie Carr und Barta sind talentiert, aber noch längst nicht auf dem nötigen Niveau, um die beiden zu ersetzen.
Während Beppu, El Fares und Nakane wohl lediglich als Mitbringsel des neuen japanischen Zweitsponsors Nippo von dessen südfranzösischen Ex-Team Nippo Delko One Provence zu betrachten sein dürften, die Vaughters Truppe nur bedingt weiterbringen, ist Valgren eine sehr interessante Verpflichtung. Der Däne war 2018 im Frühjahr für Astana bärenstark, gewann den Omloop Het Nieuwsblad und das Amstel Gold Race, kämpfte bei NTT in den vergangenen beiden Jahren aber mit Krankheiten und Verletzungen. Findet Valgren auf sein altes Niveau zurück, ist er bei den Klassikern an der Seite von Bettiol sogar mehr als nur ein Ersatz für den mit Woods nach Israel abgewanderten Vanmarcke.
Prognose: Die prominenten Abgänge schmerzen, doch EF Education - Nippo könnte Glück haben: Denn einige der im Team verbliebenen Fahrer haben 2019 und 2020 große Schritte gemacht und könnten nun in der Lage sein, die fehlenden Größen zu ersetzen. Vor allem Carthy, Caicedo, Guerreiro, Higuita und Powless deuteten zuletzt viel Potenzial an. Entwickeln sie sich weiter wie bisher, könnte 2021 für den Rennstall trotz des Fehlens von Martinez, Woods, Vanmarcke und Road Captain Simon Clarke vielleicht sogar noch erfolgreicher werden als die vergangenen beiden Saisons.
Schließlich gilt für die Frühjahrsklassiker quasi dasselbe wie für die Bergfahrer-Fraktion: Routinier Vanmarcke, der immer für Spitzenergebnisse in Flandern und Roubaix gut war, ist zwar weg. Doch Bettiol war ihm ohnehin längst ebenbürtig und mit Valgren kommt ein vielversprechender Ersatz in den Kader. Außerdem könnte - und das ist gerade aus deutschsprachiger Sicht interessant - Jonas Rutsch vor dem Sprung in Richtung erweiterte Weltspitze stehen, und auch den Schweizer Stefan Bissegger sollte man im Auge behalten.
Die größte Schwäche des Kaders liegt in den Sprints. Für Siege bei Massenankünften hat Vaughters überhaupt keinen Kandidaten im Team.
Eckdaten
Land: USA
Hauptsponsoren: EF Education, Nippo
Branche: Sprachreisen, Bauunternehmen
Manager: Jonathan Vaughters
Radausrüster: Cannondale
Gruppe: Shimano
Laufräder: Vision
Reifen: Vittoria
Teamranking 2020: 10.
Fahrer im Aufgebot: 30
Durchschnittsalter: 28,3
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