SpeedVilleBora-Profi über den Unfall am Gardasee

Schillinger: “Das Auto hat uns voll erwischt“

Foto zu dem Text "Schillinger: “Das Auto hat uns voll erwischt“"
Bora - hansgrohe im Trainingslager am Gardasee | Foto: Bora - hansgrohe / Christof Kreutzer

18.01.2021  |  (rsn) - Andreas Schillinger ist zwar wieder in seiner Amberger Heimat angekommen. Nach dem dramatischen Trainingsunfall am Gardasee, wo am Samstag ein SUV ungebremst in die siebenköpfige Trainingsgruppe seines Teams Bora - hansgrohe hineingefahren war und dabei die meisten Fahrer verletzt hatte, fühlt sich der 37-Jährige allerdings “ziemlich zerstört“, wie Schillinger im Gespräch mit radsport-news.com erklärte.

Den Routinier erwischte es neben Wilco Kelderman - Gehirnerschütterung und Rückenwirbelfraktur - und Rüdiger Selig - Gehirnerschütterung - bei dem Zusammenstoß am schlimmsten: Schillinger zog sich unter anderem Frakturen der Querfortsätze an der Hals- und Brustwirbelsäule zu. Er muss mindestens zehn Tage eine Halskrause tragen.

Mehr Klarheit wird er in den nächsten Tagen bekommen, denn die Bora-Teamärzte werden sich mit Kollegen im BG Krankenhaus Hamburg austauschen, mit dem der Raublinger Rennstall zusammenarbeitet und wo auch Jan Niklas Droste arbeitet, der zur medizinischen Crew bei Bora - hansgrohe zählt. “Dort oben werden sie sich die Befunde nochmal genauer anschauen. Ich werde abwarten müssen, was dabei herauskommt. Derzeit habe ich aber ziemlich starke Schmerzen“, sagte Schillinger, dem zudem ein geschwollenes Knie und die Schulter Probleme bereiten.

Zu dem Unfall war es gekommen, als unweit des Teamhotels in Peschiera eine Autofahrerin aus einem Seitenweg von links kommend die Straße überquerte und dabei in die siebenköpfige Trainingsgruppe hineinfuhr. “Wir waren auf einer langen, leicht abschüssigen Gerade mit etwa 40-45 km/h unterwegs. Die geplante Trainingseinheit war nach 180 Kilometern an unserem Teamhotel zu Ende gegangen. Da wir aber zügig unterwegs gewesen waren, wollten einige aus der Gruppe noch die 200 Kilometer voll machen und sind weitergefahren“, erklärte Schillinger.

Nur zwei Kilometer weiter kam es zu dem verhängnisvollen Crash. “Das Auto fuhr ohne zu bremsen über die Straße, wir waren einfach chancenlos. Ich habe es zwar gesehen, aber das Auto war wohl zwischen 30 und 40 km/h schnell. Das war unglaublich, ohne anzuhalten auf eine große Hauptstraße zu fahren. Und in dem Moment fuhr auf der anderen Straßenseite kein anderes Auto und so hat sie uns voll erwischt. Danach stand die Frau voll unter Schock“, schilderte er die Szene.

"Der Helm hat mir das Leben gerettet“

Neben Schillinger, Kelderman und Selig bestand die Gruppe noch aus Marcus Burghardt, Maximilian Schachmann, Michael Schwarzmann und Anton Palzer. Zudem wurde das Septett von einem Begleitfahrzeug mit eingeschaltetem Licht begleitet, in dem die Sportlichen Leiter Jens Zemke und Helmut Dollinger saßen. Burghardt und Schachmann zogen sich bei dem Unfall zwar ebenfalls Blessuren zu, konnten aber mit Schwarzmann und Palzer auf ihren Rädern wieder zum Hotel zurückfahren.

Nur wenige Minuten nach dem Unfall waren die Hilfskräfte am Ort, auch, weil sich das Krankenhaus in Peschiera ganz in der Nähe befand. “Das hat alles schnell funktioniert. Ich möchte mich auch bei den Leuten vom Krankenhaus bedanken. Zufälligerweise hatten wir zuvor auch noch ein Meeting darüber, wie wir uns im Fall eines Unfalls verhalten müssen“, berichtete Schillinger, der ebenso wie Kelderman bereits am Sonntag das Krankenhaus wieder verlassen und von Glück sagen konnte, dass nicht noch Schlimmere passiert war. “In meinem Helm sieht man den Einschnitt von einem Kettenblatt. Wenn ich mir vorstelle, dass es mein Kopf gewesen wäre…. Der Helm hat mir das Leben gerettet“, fügte er an.

Dabei war nach seinen Worten die erste gemeinschaftliche Saisonvorbereitung mit seinen Mannschaftskollegen bis zu den dramatischen Ereignissen am Samstag ein voller Erfolg. “Wir konnten unser Programm zehn oder elf Tage voll durchziehen, wir hatten super Wetter, auch wenn es kalt war, und die Stimmung im Team war super“, betonte er.

Wie es nun weitergeht, wird sich in den kommenden Tagen erweisen. Nachdem die ursprünglich zum Saisonstart für Ende Januar vorgesehene Mallorca Challenge abgesagt werden musste, hatte Schillinger das Eintagesrennen in Almeria und Ende Februar das Openingweekend in Belgien auf seinem Plan. “Aber derzeit kann ich mir nicht vorstellen, dass ich bis dahin wieder Rennen fahren kann. Ich lasse jetzt alles auf mich zukommen und warte das Ergebnis aus Hamburg ab. Das Wichtigste ist, dass ich wieder schmerzfrei werde und alles komplett ausheilt“, sagte Schillinger.

Weitere Radsportnachrichten

06.05.2024Roglic: Pyrenäen-Besichtigung, Höhen-Camp und Dauphiné geplant

(rsn) – Während Jonas Vingegaard aufgrund seiner schweren Verletzungen aus dem Massensturz auf der 4. Etappe der Baskenland-Rundfahrt im Mai nicht mit seinem Team Visma – Lease a Bike im Höhentr

06.05.2024Pogacar stellt wie im kindlichen Spiel historische Episoden nach

(rsn) - Tadej Pogacar kopiert beim 107. Giro d´Italia große Szenen der Vergangenheit. Das qualifiziert ihn für den Radsport-Oscar. Das Rosa Trikot könnte er mit zu viel Spielerei aber auch riskie

06.05.2024Thomas: “Der späte Angriff war sicher nicht der Plan“

(rsn) - Letztlich gab es auf der 3. Etappe des Giro d´Italia (2.UWT) zwar den erwarteten Massensprint, doch bis es dazu kam, mussten erst noch Tadej Pogacar und Geraint Thomas nach einem späten Angr

06.05.2024Bauernfeind beendet Vuelta besser als erwartet

(rsn) – Wer weiß, was alles möglich gewesen wäre. Wenn Ricarda Bauernfeind nicht zu Beginn der Vuelta Feminina (2.WWT) etwas gekränkelt hätte. Und wenn sie von Beginn an als Kapitänin von Cany

06.05.2024Highlight-Video der 3. Etappe des Giro d´Italia

(rsn) - Die 3. Etappe des Giro d´Italia 2024 galt es erster Tag für die Sprinter der diesjährigen Rundfahrt. Doch bevor die schnellen Männer auf der Zielgeradem zum Sprint ansetzen konnten, musste

06.05.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morgen

06.05.2024Ein Hauch von Mailand-Sanremo

(rsn / ProCycling) – Die Fahrt über die Po-Ebene, ein langer Anstieg in der Mitte der Strecke, das Erreichen der ligurischen Küste und Passagen durch malerische kleine Städtchen – es ist eine E

06.05.2024Merlier gewinnt nach später Attacke von Pogacar und Thomas

(rsn) – Am Ende einer komplett verrückten Etappe gewann Tim Merlier (Soudal – Quick-Step) auf dem dritten Teilstück des 107. Giro d’Italia (2.UWT) den erwarteten Massensprint. Der Belgier war

06.05.2024Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 3. Etappe

(rsn) - 176 Profis aus 22 Teams sind am 4. Mai zum 107. Giro d’Italia (2.UWT) angetreten, darunter auch zwölf Deutsche, vier Österreicher, zwei Schweizer und ein Luxemburger. Hier listen wir a

06.05.2024In Frankfurt und in Vorarlberg gab es wenig zu holen

(rsn) - Die deutschen KT-Teams hatten in dieser Woche ein volles Rennprogramm. Doch die erhofften Erfolge sprangen dabei gegen die internationale Konkurrenz nicht heraus.Die ereignisreichste Woche ha

06.05.2024Milan: “Wenn man das Trikot einmal hatte, will man es wieder“

(rsn) – So spät kommen die Sprinter selten bei einer Grand Tour zum Zug. Die heutige 3. Etappe bietet die erste Chance für die schnellen Männer, um einen Etappensieg zu kämpfen. Einfach wird es

06.05.2024O’Connor “muss jetzt die Konsequenzen tragen“

(rsn) – Wenn Ben O’Connor (Decathlon – AG2R La Mondiale) in diesem Jahr irgendwo an den Start ging, war es meistens von Erfolg gekrönt. Auf seinen Sieg bei seinem Saisonauftakt bei der Murcia-R

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)