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06.12.2020 | (rsn) – 2020 war für Michael Gogl ein Jahr des Umbruchs. Nach drei Jahren bei Trek – Segafredo wechselte er zum südafrikanischen Team NTT, weil er vor allem in den Pflasterrennen eine größere Rolle spielen und sich als Fahrer weiterentwickeln wollte. Doch die Corona-Pandemie veränderte nicht nur den Saisonplan, sondern brachte auch seine Mannschaft kräftig ins Wanken. Der Hauptsponsor verabschiedete sich, trotzdem geht es für den Österreicher weiter. Er verlängerte seinen Vertrag beim Team Qhubeka Assos, wie NTT künftig heißen wird, um zwei Jahre.
"Manchmal habe ich in dieser Saison gedacht, ich bin im falschen Film", verriet der 27-Jährige gegenüber radsport-news.com und meinte damit eine Achterbahnfahrt der Gefühle, die Corona mit sich brachte.
In die Saison startete Gogl im Februar in Frankreich. Grand Prix Marseille, Etoile de Bessèges sowie die Tour des Alpes Maritimes et du Var lauteten die ersten Rennstationen des Oberösterreichers. Bei letzterer belegte Gogl den achten Rang in der Bergwertung. Seine Mannschaft holte durch den Australier Ben O’Connor einen Etappensieg, der Resultat des offensiven NTT-Auftritts war.
"Mir hat es von Beginn an Spaß gemacht, die Rennen so zu bestreiten und zu fahren. Das hat auch das Reinfinden in das Team einfach gemacht und von Anfang an habe ich mich bei NTT wohlgefühlt", so Gogl, für den es danach zur Klassikereröffnung nach Belgien ging. Während es beim Omloop Het Nieuwsblad für NTT noch nicht berauschend lief, wäre am Tag darauf bei Kuurne-Brüssel-Kuurne fast der Sieg herausgesprungen. "Wir haben den Feldsprint (durch Giacomo Nizzolo, d. Red.) gewonnen, aber leider war Kasper Asgreen da schon im Ziel", bedauerte Gogl, den es danach zu Paris-Nizza verschlug.
"Das Rennen lief voll nach Plan und wir haben für viel Präsenz gesorgt. Der Weg war richtig, aber dann kam die unerwartete Saisonpause", erinnerte sich Gogl an die Fernfahrt durch Frankreich. Fast fünf Monate gab es kein Rennen für den Wolfsegger und somit verschob sich das Training und einiges an Renngeschehen auf die Rolle am Balkon. Gogl zeigte sich unter anderen bei der virtuellen Tour de Suisse und dies sogar im Spitzenfeld: "Ich hätte nie gedacht, dass ich mich auf der Walze so quälen kann."
Von der Rolle in die Toskana
Normalerweise sind Gogl zwei Stunden draußen bei Kälte lieber als die Indoor-Rolle, aber für die noch kommenden Aufgaben nahm er sogar diese “Qual“ in Kauf. Denn kurz vor dem Neustart der WorldTour ging es in die Toskana ins Trainingslager, danach folgte das Eintagesrennen Strade Bianche. "Ich war so gut in Form und es war eines meiner schönsten Ergebnisse", blickte Gogl zurück. Der Wiederauftakt auf den weißen Schotterpisten der Toskana hatte es in sich: heiße Temperaturen, staubige Straßen und ein extrem offensiv geführtes Rennen.
"Es war ein sehr spezielles Rennen. Alle Fahrer waren nervös, als hätte jeder in der Pause verlernt wie man mit dem Rad fährt", erzählte Gogl und fügte an: “Es war aber auch ein Rennen am Limit. Die Hitze war brutal und die Schottersektoren waren sowas von am Limit." Der NTT-Profi attackierte vor dem Finale, fuhr in einer Gruppe mit dem späteren Fünften Jakob Fuglsang (Astana) und erreichte am Ende die Piazza del Campo in Siena als Neunter. Doch die Anstrengungen forderten ihren Tribut. Gogl erlitt im Finale einen Hitzschlag und anstatt der Vorbereitung für Mailand-Sanremo stand Erholung an. Den ersten 300er im Rennmodus bestritt er dennoch eine Woche später, Gogl opferte sich bei der Primavera im August früh für seinen Teamkollegen Nizzolo auf, der Rang fünf auf der Via Roma belegte.
Pech bei der Frankreich-Rundfahrt und den Pflasterklassikern
Das Critérium du Dauphiné, die Generalprobe für die Tour de France, musste er vorzeitig beenden. Zu sehr spürte er noch die Folgen seines Hitzschlags. Bei den Nationalen Meisterschaften belegte Gogl im Massensprint im Finale dann den dritten Rang, war aber alles andere als glücklich darüber. Zu gerne wäre er, vor allem nach der Abwesenheit der Bora-Profis, im Meistertrikot zur Tour de France gereist.
Dort konzentrierte sich das NTT-Team vor allem auf die flacheren Abschnitte, hatte mit Edvald Boasson Hagen, Max Walscheid oder Nizzolo schnelle Fahrer für die Sprints mit dabei. So bekam Gogl auf den mittelschweren Etappen auch ab und zu die Chance, sich unter die Ausreißer zu mischen. "Ich hatte leider immer nur das Pech, gerade dann in der Fluchtgruppe zu sein, wenn sie nicht durchkam. Insgesamt war ich mit meinem Niveau bei der Tour hochzufrieden und als Team mussten wir uns die Chancen suchen und erarbeiten", schilderte Gogl, der am Ende krankheitsbedingt die Frankreich-Rundfahrt vorzeitig verlassen musste.
Gegen Jahresende ging es dann nochmals nach Belgien, zuerst zur BinckBank Tour, danach warteten die Pflasterklassiker. Diese liefen aber weder für Gogl noch für sein Team nach Wunsch. Obwohl die NTT-Profis sich immer offensiv zeigten, konnten sie kein Topergebnis erzielen. "In Summe war es ganz okay, aber wir haben leider ein paar Fehler gemacht. Bei der Flandern-Rundfahrt sind wir im Gemetzel am Kwaremont nicht weggekommen", bilanzierte er. Die Rennverläufe dort mochte er aber besonders: "Ich steh einfach auf ein frühes Finale. Ich mag und brauche die Action“, sagte Gogl, für den eine turbulente Saison mit 53 Renntagen Ende Oktober beim belgischen Eintagesrennen Driedaagse Brugge-De Panne zu Ende ging.
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