TV-Interview offenbart Seelenleben des Niederländers

Groenewegen unter Tränen: “Es war eindeutig meine Schuld“

Von Felix Mattis

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Dylan Groenewegen (Jumbo - Visma) im Interview mit dem TV-Sender NOS über den durch ihn verschuldeten Sprint-Unfall von Katowice. | Foto: Screenshot aus dem TV-Interview des NOS.

09.08.2020  |  (rsn) - Dylan Groenewegen (Jumbo - Visma) hat ganz großen Mist gebaut. Darüber gab es nach dem schlimmen Unfall am Ende der 1. Etappe der Polen-Rundfahrt in Katowice keinen Zweifel. Doch der 27-Jährige ist Täter und Opfer des Massensturzes von Katowice zugleich. Nicht nur, weil er selbst auch einen Schlüsselbeinbruch davongetragen hat, sondern viel mehr, weil ihm die schweren Folgen des Vorfalls psychisch arg zugesetzt haben. Das ist naheliegend, wurde durch ein emotionales Interview mit dem niederländischen TV-Sender NOS am Freitagabend aber nun auch für alle sichtbar festgehalten.

Dort erzählte er erstmals öffentlich, wie er den Unfall und die 48 Stunden seitdem erlebt hatte. "Ich habe nur an Fabio und seine Familie gedacht und hoffe, er erholt sich bald", so Groenewegen, der zum Unfall sagte: "Ich will klar sagen, dass ich niemals beabsichtige, andere Fahrer zu gefährden. Aber das war eindeutig meine Schuld. Ich bin von meiner Linie abgewichen und das ist nicht erlaubt."

Danach sei alles sehr schnell gegangen. "Du siehst ein großes Chaos und hörst viele Dinge, das sind keine schönen Dinge. Und dann siehst Du schnell, dass es nicht gut war", so Groenewegen zögernd und mit zittriger Stimme sowie unter Tränen im Rückblick auf die traumatisierenden Geschehnisse von zwei Tagen zuvor. "Und dann siehst Du seine Teamkollegen dort herumstehen und siehst eigentlich gleich, dass das nicht gut ist. Und dann kannst Du nur noch auf das Beste hoffen."

"Werde in den kommenden Monaten nicht einmal ans Radfahren denken"

Richard Plugge, Teamchef bei Groenewegens Team Jumbo - Visma hatte nach ersten Gesprächen mit seinem Fahrer ein Team-Statement veröffentlicht, in dem man sich für den Vorfall entschuldigte, gleichzeitig aber auch verurteilte, wie scharf Groenewegen öffentlich angegangen wurde. Plugge betonte außerdem gegenüber dem NOS, dass sein Team seinem Fahrer nun eine mentale Stütze sein müsse und auch professionelle Hilfe durch Psychologen heranziehen werde.

"Ich werde in den kommenden Monaten nicht einmal ans Radfahren denken. Und dann werden wir sehen, wie es danach weitergeht", ließ Groenewegen außerdem tief blicken, wie sehr ihm der Unfall und die Verantwortung für möglicherweise schwere gesundheitliche Schäden bei anderen Menschen zugesetzt hat. "Ans Sprinten zu denken, das ist sehr weit weg."

Staatsanwaltschaft ermittelt, aber nicht nur gegen Groenewegen

Groenewegen hatte im leicht bergabführenden Massensprint von Katowice bei rund 80 Stundenkilometern rechts an der Bande seinem Landsmann Fabio Jakobsen (Deceuninck - Quick-Step) die Tür zugemacht und den Niederländischen Meister so in die Absperrgitter gedrängt. Die Folge: Ein schrecklicher Massensturz mit herumfliegenden Gittern und zwei Menschenleben am seidenen Faden - das von Jakobsen, und das eines namentlich nicht bekannten Offiziellen, der hinter der Bande stand und mit dem Jakobsen zusammengeprallt war. Beide sind inzwischen wieder bei Bewusstsein und außer Lebensgefahr.

Groenewegen wurde disqualifiziert und es droht ihm eine Sperre, weil die UCI den Fall an ihre Disziplinarkommission gegeben hat. Jakobsens Teamchef Patrick Lefevere forderte im Eifer des Gefechts auf Twitter Sekunden nach dem Sturz sogar eine Haftstrafe für Groenewegen. Und tatsächlich ermittelt in Polen inzwischen sogar die Staatsanwaltschaft - allerdings nicht direkt gegen Groenewegen, sondern um herauszufinden, wer verantwortlich war für die schweren Konsequenzen des Unfalls, da möglicherweise auch die mangelhafte Befestigung der Absperrgitter großen Anteil daran hatte.

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