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03.01.2020 | (rsn) - Wie lief die vergangenen Saison, wie lauten die Ziele für das neue Jahr und welche Themen beschäftigen derzeit noch die deutschen Kontinental-Teams? radsport-news.com sprach mit den Verantwortlichen der heimischen Drittdivisionäre.
Teil 2: Jörg Scherf (Sauerland)
Herr Scherf, Wie fällt Ihre Saisonbilanz aus?
Jörg Scherf: Im Ganzen sieht die Bilanz gut aus. Wir hatten in der Bundesliga mit Jonas Härtig dauerhaft den Führenden in der Berg- und Sprintwertung, den ersten Einzel-Tagessieg durch Adam Toupalik in Sebnitz und standen zweimal als beste Mannschaft des Tages auf dem Podest. Trotzdem hat uns ein Formtief zur Mitte des Jahres eine bessere Platzierung in der Gesamtwertung gekostet. Weiter waren wir bei regionalen Rennen wie der NRW- und Westfalen-Meisterschaft vorn dabei. Das war wichtig für unsere regionalen Sponsoren. Bei internationalen Auftritten konnten wir einige Male unser Potential aufblitzen lassen, sind beispielsweise bei der Tour of Japan mehrmals knapp am ersten UCI-Sieg vorbeigefahren. Negativ wirkte sich bei den internationalen Rennen allerdings unsere schlechte “Chancenverwertung“ aus. Im Schnitt haben wir hier mit Ausnahme von Toupalik zu wenig Platzierungen eingefahren.
Was waren die sportlichen Highlights, welche Enttäuschungen musste Sie verkraften?
Scherf: Wie schon gesagt, waren die Siege in der Bundesliga super! Endlich hat es mal funktioniert und die Jungs sind als Mannschaft stark aufgetreten. Weiter war die Tour of Japan ein echtes Highlight. Wir konnten erstmals bei einer internationalen Rundfahrt ein Wörtchen mitreden. Eine riesige Enttäuschung war für uns natürlich die Nichtqualifizierung zur Deutschland Tour und in der Gesamtwertung der Bundesliga können wir uns auch noch steigern. Dass wir bei der Deutschland Tour nur zuschauen durften, war doppelt traurig, da wir in der zweiten Saisonhälfte unsere besten Rennen gefahren sind und die Jungs im August und September top in Form waren.
Welcher Fahrer hat 2019 im Team die positivste Entwicklung genommen?
Scherf: Einen einzigen Fahrer zu nennen ist gerade gar nicht so einfach. Die Jungs haben sich fast alle verbessert. Während Adam Toupalik schon auf hohem Niveau war, hat sich beispielsweise Johannes Hodapp im Laufe der Saison stark verbessert. Mit guten Leistungen wurde er zur EM nominiert und es fehlte nicht viel, dass der Knoten bei ihm mal richtig geplatzt wäre. Lars Kulbe, unser jüngster Fahrer, hat sich daneben auch super entwickelt und sich beispielsweise beim Münsterland Giro und der Tour of Okinawa in den Spitzengruppen des Tages gezeigt.
Mit Adam Toupalik verlässt der Ergebnislieferant das Team. Weshalb trennen sich die Wege nach einem Jahr wieder?
Scherf: Leider hat es ihn zu einem Team in seiner Heimat gezogen. Wir haben uns intern gut verstanden und waren super zufrieden mit Ihm. Der Reisestress zur Bundesliga und den UCI-Rennen war für ihn allerdings schon heftig. Mit unserem begrenzten Budget konnten wir ihm nicht immer die besten Flugverbindungen sichern und er hat einige Kilometer im Auto verbringen müssen. Sowohl als Mensch als auch als Fahrer ist Adam top. In den Rennen war er immer bissig, hat sich vorn gezeigt und Ergebnisse geliefert. Meiner Meinung nach muss er in ein höherklassiges Team und hat erst einen Teil seines tatsächlichen Potenzials zeigen können. Sollten wir irgendwann eine Kategorie höher sein, bekommt er auf jeden Fall ein Angebot von uns.
Insgesamt gab es doch einige personelle Veränderungen. Worauf haben Sie dabei besonders geachtet?
Scherf: Als erstes ist hier natürlich Johannes Adamietz zu nennen. Er soll sich bei den schwereren Rennen vorn zeigen und den Abgang von Adam Toupalik kompensieren. Weiter haben zwar gute Zeitfahrer, aber nach vorn hat uns seit Beginn des Teams noch jemand gefehlt. Als wir die letzte Saison analysiert haben ist uns aufgefallen, dass wir mit Julian Braun im Team bei der Zeitfahr-DM 2019 fast um den Tagessieg in der Mannschaftswertung der Bundesliga gefahren währen. Das hätte zur Folge gehabt, dass wir bei der Qualifikation zur Deutschland Tour nicht so im Abseits gestanden hätten. Als ich auf radsport-news.com gelesen hatte, dass er vertragslos ist, haben wir ihn direkt kontaktiert. Als Siegerländer ist er ja fast einer unserer Lokalmatadoren und seine Trainingstouren führen ihn oft ins Sauerland.
Lukas Baldinger haben wir eher zufällig entdeckt. Durch das bedauernswerte aus des Team Herrmanns wussten wir ja, dass die Jungs alle Alternativen brauchten. Mit ihm haben wir hoffentlich jemand gefunden, der bei den schwereren Rennen aktiv und motiviert fährt. Die beiden Belgier Abram und Michiel Stockman haben ihr Studium beendet und wollen sich kommende Saison voll auf das Radfahren konzentrieren. Sie kennen sich in Belgien aus und sollen uns bei den Rennen dort weiterhelfen. Die Zwillinge scheinen sehr motiviert und passen zu uns. Sie kamen über den gleichen Kontakt wie Adam Toupalik zu uns. Das gab uns ein gutes Gefühl und nebenbei haben wir ja mit den Gebrüdern Leinau ja bereits Zwillinge an Bord.
Was sind die Ziele für 2020?
Scherf: Bundesliga Top 3, Quali zur D Tour schaffen und bei internationalen UCI-Rennen mehr Erfolge einfahren. Das ist der Plan in Kurzversion. Gerade bei UCI-Rennen müssen wir uns abgewöhnen, einfach nur dabei zu sein. Hier müssen wir Zählbares einfahren. Am Ende der Saison wird die Sauerlandrundfahrt natürlich auch wieder ein Höhepunkt. Neben den Straßenrennen wollen wir einen Teil des NRW-Vierers bei der Bahn DM in Köln stellen. Das ist wichtig für den Radsportverband NRW (Nordrhein-Westfalen), mit dem wir ja eng zusammenarbeiten. Jon Knolle und Per Christian Münstermann sind auf dem Gebiet stark, werden sich gezielt vorbereiten.
In der neuen ProSeries sind de facto die bisherigen HC Rennen zusammengefasst. Für Kontinentalteams wird dafür eine Gebühr fällig, wenn sie teilnehmen wollen. Was halten Sie davon und werden Sie die Gebühr zahlen?
Scherf: Etwas mehr Struktur und ein paar Hürden für einige Teams auf “Kontoniveau“ sind eigentlich ganz gut. Wenn die Gebühr beispielsweise im Antidoping-Kampf gut investiert wird, passt das. Allerdings sind wir da ja schon durch die NADA auf hohem Niveau und zahlen dafür schon indirekt. Ich will aber nicht jammern. Wenn es so sein muss, ist es halt so und wir zahlen.
Wann und wo werden Sie in die Saison einsteigen und was werden nach aktuellem Stand die wichtigsten Rennen in ihrem Kalender sein?
Scherf: Als erstes kommt die Mallorca Challenge, gefolgt von der Tour of Rhodos und Tour of Taiwan. Das sind schon erste große Dinger. Richtig in Schwung wollen wir dann von April bis Juni kommen. Neben dem Bundesligastart haben wir gerade die erste Einladung zu einem Rennen in Italien bekommen. Aus dieser Richtung hoffen wir auf weitere Zusagen und bewegen uns dann auf die Japan-Rundfahrt, weitere Rundfahrten, nationalen Rennen und die Meisterschaften zu. 2020 werden sich unsere Fahrer gezielter auf ihre selnst ausgesuchten Höhepunkte vorbereiten, und wir wollen überall ein Wörtchen mitreden. Erreichen wir dann Ziel Nummer 1- die Deutschland Tour - wird das dann natürlich das Wichtigste. Daneben sind Sauerlandrundfahrt, Rund um Köln, Eschborn - Frankfurt (U23) und der Münsterland Giro immer Rennen, bei denen wir glänzen wollen.
Die Sauerland Rundfahrt hat in den letzten Jahren sehr positive Resonanz erfahren. Planen Sie, dass es einmal UCI-Status erhält?
Scherf: Wir haben mit der Rundfahrt mehrere Ideen: Die Strecke soll mal Teil einer Elite-DM werden und kann in Zukunft auch zum UCI-Wettbewerb aufsteigen. Gespräche dazu laufen auf Hochtouren. Zusammen mit der Region und gerade der Stadt Winterberg ist da einiges geplant. Die Rundfahrt macht uns allen richtig Spaß und wird weiterhin wachsen. Mit dem Status der Bundesliga haben wir bei uns ein gutes Format, das einfachzu verstehen ist. Unserer Meinung nach ist die nationale Serie noch unterbewertet und wir wollen weiter helfen, sie populärer zu machen. Deshalb ist zur Zeit ein UCI Rennen kein “Muss“. Vielleicht bekommen aber ja mal mit unserer Rundfahrt ein UCI-Rennen in die Bundesliga integriert.
Wie sind Sie insgesamt mit der Entwicklung des Teams in den letzten Jahren zufrieden und wie beurteilen Seine Perspektiven?
Scherf: Im Groben bin ich zufrieden und wir sind auf Kurs. Wir dürfen jetzt nur nicht stagnieren, sondern wollen mittelfristig den Sprung eine Kategorie höher weiterhin schaffen. Vor Weihnachten haben wir das Thema intern wieder angeschoben, geben weiter Gas. Mit Krombacher und Abus haben wir ja bereits Partner, die uns neben ihren Engagements bei WorldTour-Teams wie Movistar und Bora unterstützen. Vielleicht findet man ja weitere Unternehmen, die sich ebenfalls trauen, was eigenes aus Deutschland zu pushen, statt nur auf fahrende Züge aufzuspringen. Mit SKS haben wir jedenfalls einen starken Sponsor, der diesen Weg auf jeden Fall mit uns weitergehen will, wenn sich noch weitere Geldgeber finden.
Sie haben ein insgesamt sehr junges Aufgebot. Wem trauen Sie zu, dass er sich für 2021 für einen Vertrag bei einem ProKontinental-- oder WorldTour-Team empfehlen kann?
Scherf: Johannes Adamietz und Johannes Hodapp sehe ich auf dem Sprung. Auch Per Christian Münstermann hat gute Ansätze. Wenn im Frühjahr die passenden Resultate folgen, bin ich sicher, dass Teams bei ihnen anklopfen werden. Insgesamt kann es unsere gesamte junge Garde irgendwann schaffen. Alle sind wieder ein Jahr älter und werden weiter sein als letztes Jahr um diese Zeit.
(rsn) - Wie lief die vergangene Saison, wie lauten die Ziele für das neue Jahr und welche Themen beschäftigen derzeit noch die deutschen Kontinental-Teams? radsport-news.com sprach mit den Verantwo
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